Morbides Verlangen 6

Morbides Verlangen 12. Sep. 2022

Warnung:

Wir erinnern uns daran, dass dies nur eine fiktive Geschichte ist. Der Inhalt soll schockieren, abschrecken und Angst auslösen.  Das Leben ist kostbar. Das Leben ist ein Geschenk und man sollte andere so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Mit Respekt, Liebe und Verständnis. Solltest du dunkle Gedanken haben, die dich drohen einzunehmen, dann suche dir bitte Hilfe. Es gibt immer eine helfende Hand, man muss danach nur greifen wollen.

Achtung Triggerwarnung, enthält sensible Themen wie Depressionen/Selbstmord und erotische Inhalte, FSK +18

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Schatten: Und dann sagt er, er wäre ein Ehrenmann.

Nachtwolf: Und hat recht damit behalten.

Schatten: Du hättest es dir zu der alten Dame besorgen müssen, schon vergessen? DAS war deine Aufgabe.

Nachtwolf: Das habe ich auch. Aber ich konnte mich nach deinem Video nicht mehr zurückhalten und habe eine zweite Runde eingelegt. ;)

Er hat also eine zweite Runde eingelegt und es sich zu meinem Video besorgt. Das bedeutet, es hat ihm gefallen. Das verlockende Ziehen zwischen meinen Beinen wird beinahe unerträglich und ich verfluche mich, dass ich heute nur ein Kleid und eine dünne Strumpfhose trage, die reißen könnte, wenn ich nicht aufhöre, meine Beine wie eine Bescheuerte aneinander zu reiben. Also zwinge ich mich dazu, mich erstmal aufrecht hinzusetzen, lege das Handy beiseite und versuche, meine Excel Liste weiter zu bearbeiten, verliere mich aber in schlüpfrigen Gedanken an das Weinglas und an die weichen Lippen. Ich erlaube mir sogar, mir vorzustellen, wie Nachtwolf dabei wohl aussieht, wenn er es sich macht. Wie er in seinem Bett liegt, sich mein Video anschaut und seine gepflegten Hände dabei gemächlich über seinen Oberkörper tiefer und tiefer wandern lässt bis hinunter zu seinen engen Boxershorts. Vielleicht schläft der Admin aus dem Forum Grau nackt? Oh ja, das wäre noch besser als die Shorts.

Plötzlich fliegt ein Radiergummi gegen meine Stirn und ich schrecke wie von einer Wespe gestochen auf.

„Ey Em, merkst du eigentlich nicht, dass dein verdammtes Handy gefühlt seit einer halben Stunde non-stop vibriert? Oder hast du heute zufälligerweise einen Vibrator dabei und das Ding läuft in deiner Tasche Amok?“

Georgs Augenbrauen tanzen wild auf und ab und als wäre das nicht schon triezend genug, schenkt er mir zusätzlich zur Augenbrauenakrobatik ein neckisches Zwinkern. Moment. Was hat er gesagt? Mein Handy vibriert? Perplex lasse ich meinen Blick über meinen Arbeitsplatz schweifen. Wo ist es? Ich habe es doch neben meine Tastatur gelegt?! Doch ehe ich kapiere, wo das Vibrieren herkommt, ich bin so verpeilt, taucht Georg neben mir auf und sieht mich skeptisch an.

„Nicht dein Tag heute, was? Ist irgendetwas mit deiner Mom nicht in Ordnung oder warum bist du so neben der Spur?“

„Meine Mom? Nein? Wieso? Weisst du wo mein Handy ist?“

„Vielleicht in deiner Tasche? Hört sich zumindest so an. Ich hol mir einen Kaffee, willst du auch einen?“

Ich ignoriere seine Frage und stürze mich wie eine Besessene auf meine Handtasche auf dem Boden. Tatsächlich, dort ist es. Welch Wunder!

Ich starre auf das Display und kräusele irritiert die Stirn. Ein Unbekannter Teilnehmer ruft an. Schon zum fünften Mal sogar. Ich klicke frustriert den Anrufer weg und lege das Handy meinem Schoß ab. Dann widme ich mich Georg, der immer noch wie eine Säule neben mir steht und mich dabei beobachtet, wie ich mich völlig daneben benehme.

„Ich hätte lieber irgendetwas Alkoholisches“, sage ich mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen, was vermutlich ziemlich gequält aussieht.

„Etwas Alkoholisches. Na wenn das so ist. Ich schaue mal, was sich machen lässt“, mit einem Grinsen im Gesicht schnappt sich Georg meine Tasse vom Tisch, wirft die Schultern lässig nach hinten und stolziert mit einem breiten Gang auf den Lift zu. Als der Mann zwischen den Türen verschwunden ist, glotze ich wieder auf den Bildschirm meines Handys. Zwei Nachrichten von Nachtwolf.

Nachtwolf: Du willst also wirklich, dass ich diesen schönen Blumenstrauß der alten Dame von gegenüber schenke und nicht dir?

Nachtwolf: Ich stehe vor ihrer Tür. Ich warte noch zehn Minuten, wenn du also die Entschuldigung hören willst, geh ran, Schatten.

Die letzte Nachricht ist acht Minuten her. Verdammt. Er war also der unbekannte Anrufer, doch warum ruft er mich unterdrückt an? Egal. Anrufen! Los schnell, Emily! Nach dem siebten Mal Klingeln geht Nachtwolf endlich ran, aber statt eine Stimme zu hören, höre ich nur ein Rauschen. Gerade als ich ein schüchternes Hallo von mir geben will, erklingt ein Geräusch, das an eine Türklingel erinnert, durch das Telefon. Wenig später vernehme ich Schritte und dann eine Türklinke, die herunter gedrückt wird.

„Hallo? Ja bitte?“

„Guten Tag, Frau Ackermann, ich weiss, sie kennen mich nicht, aber ich habe sie gestern Nacht von meiner Wohnung aus beobachtet. Ich habe sie auf dem Laufband trainieren sehen und sie haben dabei einen pinken Trainingsanzug getragen, der ihnen übrigens fabelhaft steht und… es tut mir leid, aber ich muss mich bei Ihnen entschuldigen.“

„Sie haben was?!“

„Bitte, schlagen Sie mir die Tür nicht vor der Nase zu. Es tut mir wirklich sehr leid. Sie sahen einfach so unverschämt gut aus, ich konnte meine Augen nicht von Ihnen lassen und… das ist mir jetzt etwas peinlich. Aber ich… ich habe dem Drang nicht widerstehen können und habe es mir gestern Nacht zu Ihnen besorgt.“

„Wie bitte?! Sagen Sie mal! Sie Schwein! Ich rufe die Polizei!“

„Selbstverständlich können Sie das tun. Es tut mir wirklich ausserordentlich leid. Bitte nehmen Sie diesen Strauss als Entschuldigung an.“

„Sind sie noch ganz bei Trost?“

„Ich bin auch nur ein Mann, Frau Ackermann… und Sie sind eine wirklich sehr attraktive Frau und sehr… sportlich für ihr Alter. Ich hatte schon immer eine Schwäche für reifere Frauen, wissen Sie?“

„Sie verarschen mich doch! Ich kann das nicht glauben! So etwas ist mir in meinem ganzen Leben noch nie untergekommen. So ein flegelhaftes Verhalten! Einfach unerhört!“

„Frau Ackermann, bitte, verzeihen Sie mir. Ich werde es nie wieder tun.“

„Ich…. Oh… sie.. Nun stehen sie wieder auf. Ich bitte Sie…“

„Nein. Ich bitte Sie, mir zu verzeihen. Es tut mir wirklich sehr leid. Sie können gerne die Polizei rufen, aber bitte nehmen Sie diesen Blumenstrauß als Zeichen meiner Hingabe für Sie an.“

„Sie meinen das wirklich ernst, oder?“

„Ja. Jedes einzelne Wort meine ich genauso, wie ich es sage.“

„Nun,… ich weiss ja nicht. So etwas ist mir wirklich noch nie untergekommen und ich toleriere so ein perverses Verhalten eigentlich nicht. Aber… nicht jeder würde hier auftauchen und um Entschuldigung bitten. Ähm… kommen Sie doch rein. Nicht, dass die ganzen Nachbarn mitbekommen, wie Sie hier vor mir knien. Das ist doch unangenehm! Was sollen die nur denken?! Wie heißen Sie eigentlich Jungchen?“

Tut, tut, tut. Und da hat Nachtwolf einfach aufgelegt. Nicht zu fassen. Der Mann hat sich doch tatsächlich bei der alten Schachtel im pinken Jogginganzug entschuldigt und ist sogar vor ihr in die Knie gefallen. Oh Gott. Allein die Vorstellung löst einen Lachanfall bei mir aus. Filmreif. Ob Nachtwolf nebenberuflich zu seiner Funktion als Admin im langweiligen Forum Grau auch noch  Schauspieler ist? Zutrauen würde ich ihm sowas nach dieser Nummer garantiert. Mann. Ich hätte ihn die Aktion filmen lassen sollen. Wobei Frau Ackermann bestimmt nicht erfreut gewesen wäre, wenn Nachtwolf die ganze Zeit über die Handykamera auf sie gerichtet hätte. Aber anscheinend hat sie die Entschuldigung angenommen, ich meine, warum sonst sollte sie den Herren zu sich herein bitten? Ob die beiden jetzt zusammen ein Nümmerchen schieben? Bitte nicht. Wieder stiehlt sich ein Schmunzeln auf meine Lippen. Gut, ist Georg nicht da. Der hätte mich bestimmt mit Fragen gelöchert, die ich garantiert nicht gewillt gewesen wäre, zu beantworten. Aber ich glaube, wäre ich Frau Ackermann gewesen, hätte ich Nachtwolf ebenfalls in meine Wohnung gezerrt. Gott, hat dieser Mann eine schöne und angenehme Stimme. Tief, männlich, rau.

Schatten: Viel Spass mit Frau Ackermann ;)

Kaum habe ich die Nachricht in mein Handy getippt, taucht Georg hinter mir auf und streckt mir eine Tasse vors Gesicht. Ich nehme sie entgegen, rieche einmal kurz daran und puste einmal in die heiße Flüssigkeit hinein.

„Was ist das?“

„Kaffee mit Schuss“

„Woher hast du…“

“Geheimnis.“

Georg zwinkert mir zu und begibt sich zu seinem Arbeitsplatz. Wenig später höre ich das Klackern seiner Tastatur und schließe mich an, kann mir aber ein Lächeln nicht verkneifen.

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