Morbides Verlangen 2

Morbides Verlangen 3. Mai 2022

Warnung:

Wir erinnern uns daran, dass dies nur eine fiktive Geschichte ist. Der Inhalt soll schockieren, abschrecken und Angst auslösen.  Das Leben ist kostbar. Das Leben ist ein Geschenk und man sollte andere so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Mit Respekt, Liebe und Verständnis. Solltest du dunkle Gedanken haben, die dich drohen einzunehmen, dann suche dir bitte Hilfe. Es gibt immer eine helfende Hand, man muss danach nur greifen wollen.

Achtung Triggerwarnung, enthält sensible Themen wie Depressionen/Selbstmord und erotische Inhalte, FSK +18

Ich werfe einen Blick auf die Uhr, lehne mich auf dem Bürostuhl zurück und ziehe meine Knie eng an meinen Oberkörper heran. Ob er es sich jetzt wirklich zu der alten Dame auf dem Laufband macht? Wohl eher nicht. Wahrscheinlich tröpfelt er, langweilig wie er ist, ein bisschen Seife in ein Weinglas und verkauft mir das dann als das Endergebnis. Ich könnte es ihm nicht einmal verübeln, schließlich ist er der langweiligste und wortkargste Admin, der das Forum Grau zu bieten hat. Ich muss zugeben, ein bisschen neugierig macht mich der ominöse Herr Nachtwolf schon. Stille Gewässer sind ja bekanntlich tief, wie man so schön sagt. Wie Nachtwolf wohl aussieht und viel wichtiger - was wird er von mir als Gegenleistung verlangen? Nacktfotos? Nein. Das wäre langweilig.

Die Zeit geht schleppend voran und Minuten fühlen sich plötzlich wie Stunden an. Zusätzlich werden meine Augenlider immer schwerer, als hätte jemand heimlich Betonklötzchen an meine Wimpern geheftet. Warum bin ich ausgerechnet jetzt so müde? Aber Schlafen kommt nicht in die Tüte, ohne zu wissen, ob Nachtwolf tatsächlich seine Aufgabe erfüllt und einen, plump ausgedrückt, „Sperma-Cocktail“ für mich aus seinem Schwanz schüttelt. Wow, Emily. Wie porno-poetisch von dir. Ja. Vielleicht sollte ich wirklich lieber ins Bett gehen, bevor noch weitere peinliche Porno-Ergüsse meine mitternächtliche Gedankenwelt beherbergen. Porno-Ergüsse? Wirklich, Emily? Okay, es wird nicht besser.

Nach zehn Minuten ununterbrochen auf den Bildschirm Starrens und Hin-und-Her-Wippens, lehne ich mich erwartungsvoll vor und stütze meine Ellbogen auf dem Schreibtisch ab. Gleich ist es so weit. Bestimmt. Gleich. Ungeduldig lese ich zum tausendsten Mal den allerletzten Satz von Nachtwolf. 1001 Mal. 1002 Mal und dann noch einmal, bis ich mir selbst dabei blöd vorkomme. Eigentlich müsste er doch schon längst fertig sein. Mensch, es kann doch nicht so lange dauern ein bisschen Seife in ein Weinglas träufeln zu lassen.
“Du holst dir garantiert keinen runter, weil du nämlich viel zu langweilig bist, du  blöder Langweiler, du”, debattiere ich im Stillen vor mich hin, obwohl debattieren in diesem Kontext das falsche Wort dafür ist und lasse freudlos dabei den Saum meines Slips gegen meinen Bauch spicken.

Du bist fünf Minuten zu spät, Wolf.

Er will meine Handynummer? Eigentlich nur logisch. Ich meine, warum nicht? Nach einem kurzen Moment des Zögerns nehme ich mein Handy in die Hand, entferne sicherheitshalber, obwohl der Zug eigentlich bereits abgefahren ist, mein Profilbild bei WhatsApp und tippe danach meine Handynummer in den Chat des Forums ein.

Und.. offenbar hat er es tatsächlich gemacht. Auf dem Foto ist wie gewünscht ein Weinglas zu sehen, in dem sich noch ein letzter Rest Rotwein befindet. An der Glaswand haften winzige Spritzspuren und direkt neben dem Daumen seiner Hand, die das Glas hält, läuft eine weiße, fast durchsichtige Flüssigkeit herunter, die sich mit dem Überbleibsel des Weins vermischt. Er könnte es wirklich gemacht haben. Die Konsistenz, die Farbe und der Fakt, dass die restlichen Finger, die das Glas halten, genauso wie der Daumen etwas feucht sind, untermauern diese These. Und… Nachtwolf hat wirklich sehr schöne Finger. Gepflegt. Männlich.
Und als ich das Foto noch etwas genauer unter die Lupe nehme, erkenne ich doch tatsächlich durch Nachtwolfs Fenster winzig klein und schemenhaft eine Person, die einen pinken Trainingsanzug tragen und auf einem Laufband stehen könnte. Er hat es wirklich gemacht. Für mich, weil ich es so wollte. Ich spüre, wie mein Körper auf diese Erkenntnis reagiert, wie mir plötzlich warm wird und als ich nochmals einen Blick auf das besudelte Weinglas werfe, ertappe ich mich sogar dabei, wie ich anfange, meine Beine aneinander zu pressen und ruhelos auf meinem Stuhl herum zu rutschen. Warum gefällt mir das bloß so sehr?

Ich schaue nochmals auf mein Handy hinunter und betrachte das Foto, das Nachtwolf mir geschickt hat. Ob ich das will? Soll er das Glas wirklich austrinken? Ich stelle es mir im Kopf vor, wie er seine Lippen an das besudelte Glas führt und die lauwarme Flüssigkeit langsam in seinem Mund verschwindet. Das Kribbeln, Pochen und Ziehen zwischen meinen Beinen ist Antwort genug. Ja. Ich will es. Auch wenn es mich selbst überrascht, dass mich ausgerechnet so etwas anmacht. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit oder einfach nur daran, dass sich das, was wir hier tun, von meiner Normalität so sehr abhebt, dass ich unbedingt mehr davon haben will. Es ausreizen will. Nur für diese eine Nacht. Was ist schon dabei?

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