Red Rooms? Red Door!

Creepypasta 15. Nov. 2022

Warnung:

Wir erinnern uns daran, dass dies nur eine fiktive Geschichte ist. Der Inhalt soll schockieren, abschrecken und Angst auslösen.  Das Leben ist kostbar. Das Leben ist ein Geschenk und man sollte andere so behandeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte. Mit Respekt, Liebe und Verständnis. Solltest du dunkle Gedanken haben, die dich drohen einzunehmen, dann suche dir bitte Hilfe. Es gibt immer eine helfende Hand, man muss danach nur greifen wollen.

FSK 18

Der Haussegen hängt schon seit geraumer Zeit schief, doch seit diese rote Tür in unserem Schlafzimmer aufgetaucht ist, ist es zwischen uns schlimmer geworden. Meine Frau und ich streiten nun täglich. Meistens fangen wir erst abends damit an, wenn sie genervt von ihrem Bürojob und ich überarbeitet von meinem eigenen Job nach Hause komme und Welten aufeinander treffen. Eigentlich passen wir nicht zusammen. Sie ist eine Schicki-Micki-Braut, die sich selbst mit dem Teuersten vom Teuersten nicht zufrieden gibt und ich bin ein einfach gestrickter Mann. Genau das war es, was uns anfangs aneinander angemacht hatte. Sie wollte einen Kerl, der sich gerne die Hände schmutzig macht, anpacken kann und ausgefranste Holzfäller-Hemden trägt und ich ein Püppchen zum Verwöhnen und Beschützen, einfach eine, die gut neben mir aussieht und ein bisschen hohl in der Birne ist.

Hohl in der Birne ist meine Frau zwar nicht, doch Püppchen ist sie durch und durch.
Jedenfalls ist diese rote Tür nun das Epizentrum unseres Streits, denn ich sehe sie und meine Frau sieht sie nicht. Tatsächlich denkt meine Frau von mir, ich würde sie verarschen oder gar mit dieser roten Tür in den Wahnsinn treiben wollen. Ersteres ist völlig an den Haaren herbeigezogen, gegen Letzteres hätte ich nichts einzuwenden. Von mir aus darf meine Frau wahnsinnig sein, sofern sie wahnsinnig verrückt nach mir ist. Doch wie das so ist, wenn man sich ständig streitet, bleibt auch sowas wie das Sexleben völlig auf der Strecke. Seit diese Tür in unserem Schlafzimmer aufgetaucht ist, dreht sich alles nur noch um sie. Ich meine, es ist schon ungewöhnlich, wenn man von einem Tag auf den anderen plötzlich eine Tür mehr im Schlafzimmer vorfindet. Besonders, wenn sie sich von allen anderen Türen im Haus unterscheidet. Mal davon abgesehen, dass die Tür rot und aus Metall ist, ist sie auch noch an einer Wand erschienen, hinter der sich kein anderer Raum befindet.

Ich habe in den Bauplänen nachgesehen. Hinter dieser Wand ist erstens nichts und zweitens ist sie viel zu dick. Die Tür könnte allerhöchstens nach draußen führen, aber auch dort habe ich nachgesehen. An der Außenwand fehlt jegliche Spur von einer Tür. Die rote Tür ist ausschließlich in unserem Schlafzimmer zu sehen und ich bin der einzige Mensch, der sie sehen kann. Ja, ich habe sogar die Tür meinen Arbeitskollegen und Freunden gezeigt, nachdem meine Frau felsenfest behauptet hat, sie würde sie nicht sehen und selbst in Internetforen kann keiner auf dem Foto, was ich von der Tür geschossen habe, die Tür ausmachen.

Man könnte nun die steile These aufstellen, dass ich der bin, der in den Wahnsinn getrieben wird und allmählich den Verstand verliert. Keine Ahnung, ob dem so ist, aber diese Tür macht mich fertig. Hauptsächlich, weil ich wissen will, was sich hinter ihr verbirgt und warum nur ich sie sehen kann. Die Verlockung ist groß gewesen, sie einfach einmal zu öffnen. Ich hatte meine Hand auch schon an der Klinke, wäre da nicht diese Skepsis, die an mir nagt wie ein ausgehungerter Wolf an einem Knochen. Die Angst vor dem Ungewissen. Wer weiss, was passieren wird, wenn ich diese Tür öffne. Vielleicht werde ich in sie hineingezogen und ende so wie in einem dieser Science Fiction-Filme. Irgendwo gefangen zwischen Raum und Zeit und treibend im ewigen Nichts. Oder dahinter lauert irgendein ominöses Monster, was mich fressen will. Die Möglichkeiten sind endlos, genauso wie meine Neugier und der Drang, diesem verschlingenden Sog endlich nachzugeben und es zu tun. Die verdammte Tür zu öffnen, verdammt zur Hölle nochmal.
“Starrst du schon wieder die Wand an”, begrüßt mich meine Frau mit einem genervten Stöhnen, als sie das Schlafzimmer betritt und sich die teuren Pumps, Metallic Design von Gucci, von den Füßen streift.
Ich rolle mit den Augen und gebe ein genervtes “die rote Tür” von mir. Das reicht aus, um meine Frau auf die Palme zu bringen.
“Wie oft noch”, keift Wiebke mich an und wirft mir einen finsteren Blick zu, während sie mit ihrem engen Bleistiftrock von Prada das gleiche macht, wie mit den Pumps. Nämlich ihn abstreifen. Besser gesagt, ihn über ihre straffen Beine abrollen, die in überteuerten Strümpfen von der Marke Falke stecken und echt gut an ihr aussehen. Ich beiße ungewollt auf meine Unterlippe, weil ich meine Frau nach wie vor attraktiv finde und Lust auf sie verspüre, besonders in der Aufmache, wäre da bloß nicht diese Tür und all unsere sinnlosen Streitereien, die mit ihr zusammenhängen..
“Leif, da ist keine Tür. Da wird nie eine Tür sein, scheißegal wie oft du Löcher in diese Wand starrst. Und sag bloß, du hast heute schon wieder blau gemacht?”, erkundigt sich Wiebke bei mir und das in einem Ton, als wäre sie sich der Antwort bereits sicher.

“Ich bin krankgeschrieben”, erwidere ich leicht knurrig und funkele meine Frau böse an. Diese aber strafft ihre Schultern und beginnt mit empor gerichteter Nase, provokativ ihre Bluse vor mir aufzuknöpfen. “Krankgeschrieben? Ha! Krank im Kopf vielleicht. Also hast du den ganzen Tag nichts anderes gemacht, außer hier rumzusitzen? Weißt du Leif, andere bauen Luftschlösser, du hingegen”, Wiebke hält kurz inne und legt eine dramatische Pause inklusive Seufzer ein. “Du holst dir auf imaginäre Türen einen runter.”
“Sie ist da, die Tür”, beharre ich eisern und deute mit meinem Kinn in Richtung der Tür. Wiebke macht sich nicht einmal die Mühe, zur Tür zu blicken.
“Ich bin bald nicht mehr da, wenn du so weitermachst”, droht sie mir und stolziert leicht bekleidet an mir vorbei ins Bad. Wenig später vernehme ich das Rauschen der Dusche. Wiebkes Worte hallen nach, spuken in meinem Kopf herum. Sie sind nicht neu, auch ich habe eine Trennung in Betracht gezogen. Nicht, weil ich meine Frau nicht mehr liebe, sondern weil wir uns unsere Liebe nicht mehr zeigen können. Was bringt eine Beziehung, wenn sie einem nicht mehr gut tut, sondern das Gegenteil der Fall ist?
Ich starre die rote Tür voller Verachtung an. Ich hasse sie. Nein, ich hasse es, dass sie in mein Leben getreten ist. In unser Leben. Wie kann eine einzelne Tür überhaupt so viel kaputt machen? Und warum bin ich so besessen von ihr? Das ergibt doch alles keinen Sinn.

Aus einem Impuls heraus stehe ich vom Bett auf und finde mich vor der Tür wieder. Die Hand an der Klinke. Die Finger zittern und das Metall vom Griff fühlt sich kühl unter den Kuppen an. Für einen kurzen Moment frage ich mich, wie das für meine Frau aussehen muss, wenn sie die Tür nicht sehen, aber mich sehen kann. Greife ich dann einfach ins Leere hinein? Ich lache und schüttele den Kopf. Natürlich muss die Tür da sein, wenn ich sie anfassen und spüren kann. Das ist doch lächerlich. Wenn etwas stofflich ist, ist es real und kein Hirngespinst. Aber warum sollten alle um mich herum und im Internet mich verarschen, wenn es um diese vermaledeite Tür geht? Was für ein Geheimnis entdecke ich dahinter? Als ob die alle einem Club beigetreten sind, dessen Einladung ich gerade in der Hand halte. Ich muss sie nur annehmen, respektive öffnen. Es sei denn, meine Frau und alle anderen wollen mich warnen und beschützen, vor dem, was auch immer mich hinter dieser Tür erwarten könnte. Vielleicht verändert sich etwas, wenn man erstmal diese Tür geöffnet hat. Etwas, was nicht mehr rückgängig zu machen ist. Irreparabel sozusagen.
Ich spähe über meine Schulter zum Bad. Die Dusche ist immer noch zu hören. Ich glaube, ich drehe wirklich durch, wenn ich jetzt diese Tür nicht öffne. Es macht mich irre, nicht zu wissen, was es mit dieser Tür auf sich hat und wieso ist sie überhaupt rot? Hat dieses Rot etwas zu bedeuten? Ich überlege. Rot ist eine Signalfarbe, eine Warnfarbe. Eventuell sollte ich lieber doch die Finger von dieser Klinke lassen. Doch was dann? Tja, ich könnte einen Schrank vor die Tür stellen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und wäre sie fürs Erste aus meinem Sichtfeld verschwunden, könnte ich anfangen, zu ignorieren, dass sie da ist. Sie einfach ausblenden. Mein Leben weiterleben wie zuvor und versuchen, meine Beziehung zu retten. Oder ich öffne sie und lüfte das Rätsel. Die Beziehung ist ohnehin zum Scheitern verurteilt, spätestens dann, wenn Wiebke erfährt, dass ich heute meinen Job wegen dieser Tür verloren habe. Korrigiere, wegen meiner Obsession an dieser Tür. Ohne Job kann ich Wiebkes Schicki-Micki-Scheiss nicht mehr finanzieren, den sie sich mit ihrem Bürojob niemals leisten könnte. Und manchmal habe ich das Gefühl, sie mag ihren Schicki-Micki-Scheiss mehr als mich.
Ach egal, wie heißt es so schön? No Risk, no Fun und was dich nicht tötet, macht dich stärker.
Gerade als ich die Klinke herunterdrücken will, taucht Wiebke hinter mir auf.

“Ach du heilige”, haucht sie in mein Ohr, während ihre gemachten und spitzen Fingernägel sich an meiner Schulter festkrallen.
“Was?”, hauche ich erregt zurück.
“Die Tür”, antwortet sie leise und drängt sich neben mich. “Jetzt sehe ich sie auch. Aber sie ist schwarz.”
“Schwarz? Spinnst du? Die Tür ist ganz eindeutig rot”, sage ich, nicht sicher, ob mich meine Frau gerade, wie so oft, nur auf den Arm nehmen will, doch ein Blick in ihr Gesicht verrät mir, dass Wiebke ihren eigenen Augen nicht trauen will. Kurz darauf reibt sie sie auch, blinzelt einige Male, während ihre Unterlippe leicht zittert und es in ihrem Kopf rattert.
“Wie hast du das gemacht?”, flüstert sie nach einer Weile.
“Was gemacht?”, erwidere ich, die Hand noch immer um die Klinke geschlossen.
“Na das!”, knurrt Wiebke plötzlich und fuchtelt mit ihren Händen vor uns beiden herum. “Die verdammte Tür. Wie hast du die…”, meine Frau hält inne und gibt ein Geräusch von sich, als könnte sie immer noch nicht fassen, was sie da vor sich sieht. “Wie hast du die dorthin gemacht? Und warum sagst du immer, sie wäre rot, wenn sie doch eigentlich schwarz ist?”, blafft Wiebke mich an.
Ich lasse die Klinke genervt los und drehe mich zu meiner Frau. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie nur ein Handtuch trägt und ihre Haare nass sind. Mir würden tausend Dinge einfallen, die ich jetzt lieber mit meiner Frau tun würde, als zu streiten, aber ich kann einfach nicht anders.
“Die Tür ist rot.”
“Schwarz.”

“Rot.”
“Schwarz, gottverdammt!'', faucht mich meine Frau an und stemmt dabei ihre Hände in die Hüften. Das Handtuch verrutscht etwas und ich muss schlucken. “Rot”, sage ich kleinlaut und schlucke wieder, als Wiebke ihre Finger nach der Türklinke ausstreckt und das Handtuch daraufhin herunterfällt. Meine Frau sieht mich triumphierend an. “Schwarz”, behauptet sie ein letztes Mal. bevor sie mit Schwung die rote Tür aufreißt.

Es gibt Momente, in denen die Zeit schneller läuft und dieser Moment ist so einer. Von einer Sekunde auf die Nächste zerbricht meine Ehe in winzig kleine Scherbenteile - wie ein Spiegel, der von einer Faust getroffen wird. Ich spüre den Schlag in meiner Magengrube und sinke in die Knie. Die Tränen sind da, bevor ich sie aufhalten kann.

“Wie kannst du uns das nur antun?”, dringt es aus meinem Mund, hört sich aber mehr an wie das Heulen eines Seehunds als wie meine eigene Stimme.
“Was antun?”, stellt sich meine Frau dumm und macht einen Schritt in die Tür hinein. “Das!”, kläffe ich sie an und deute auf das Ebenbild von ihr, denn nun weiss ich, was sich die ganze Zeit hinter dieser roten Tür verborgen hat. Das dunkle Geheimnis meiner Frau. Die Tür scheint offenbar eine Pforte zur Wahrheit zu sein. Ja, das muss es sein. Das, was Wiebke die ganze Zeit vor mir versteckt hat. Die Affäre mit ihrem Boss. Hinter dieser Tür sehe ich meine Frau in ihrem Bleistiftrock, der bis zu ihrer Hüfte hochgeschoben ist und ihren Chef, wie er sie auf seinem Schreibtisch von hinten fickt.
“Hier ist ja gar nichts, einfach nur ein leerer, schwarzer Raum”, meint die nackte Version meiner Frau, klingt beinahe schon enttäuscht und läuft auf den Schreibtisch zu, auf der die andere Version von ihr unter ihrem Chef liegt. Mein Hirn kommt nicht ganz damit klar, meine Frau doppelt zu sehen und schon gar nicht mit dem, was hinter dieser Tür abläuft.
“Das ist also für dich gar nichts?”, knurre ich, wische mir die Tränen aus dem Gesicht und rappele mich auf.
Die nackte Wiebke sieht mich verwirrt an. “Was zum Teufel läuft mit dir nur falsch, Leif?!”
“Was mit mir falsch läuft?!”, zische ich und stampfe auf die nackte Version meiner Frau zu. “Was mit mir falsch läuft, fragst du? Wer von uns beiden lässt sich denn hier von seinem Chef durchficken? Hm?”, die Verbitterung schwingt in meiner Stimme mit und ich verfluche mich dafür, nicht hart bleiben zu können. Warum kann ich nicht einfach nur wütend sein? Von mir aus auch gleichgültig. Ich komme mir vor wie ein Weichei, wie ein halber Kerl, der seine Frau nicht befriedigen kann und sie es sich deshalb woanders besorgen lassen muss. Es tut weh in meiner Brust, so weh, als hätte diese Tür mir mein Herz rausgerissen. Vielleicht ist sie deshalb rot, die Tür. Weil sie Herzen killt.
“Wa…a…as meinst du, Leif?”, stammelt meine Frau, als ich mich vor ihr aufbaue wie eine undurchdringbare Wand. Ihre zarten Augen sehen mich angsterfüllt an und von der starken Frau, die ich liebe und begehre, ist plötzlich nicht mehr viel übrig. Sie schaudert und macht sich ganz klein.
“Was hast du da gesagt, Leif”, wiederholt Wiebke leise, weil von mir nichts mehr kommt. Ich starre meine Frau an. “Du hast mich schon verstanden”, sage ich tonlos.
“Das ist nicht so, wie du denkst”, bekomme ich die Standardphrase von ihr zu hören. Nicht. So. Wie. Ich. Denke. Haha! Ich beginne zu lachen und deute auf den Schreibtisch, auf dem die andere Version meiner Frau noch immer gefickt wird.
“Ich muss nicht denken, wenn ich es deutlich vor mir sehe.”
Wiebke blickt schüchtern an mir vorbei zur Stelle, auf die ich zeige.
“Dort ist nichts, Leif”, piepst sie wie ein Mäuschen. Jetzt sind wir wieder an diesem Punkt angelangt. Ich sage, dort sei etwas, sie bestreitet es.
“Ich bin es leid, mit dir zu streiten”, murmle ich, drehe mich resigniert von der nackten Version meiner Frau weg und werde gleichzeitig Zeuge davon, wie die andere Version meiner Frau auf dem Tisch liegen bleibt, als das Arschloch mit ihr fertig ist. Der Reißverschluss der Hose ist zu hören und das Weinen meiner Frau. Ich brauche einen langen Augenblick, um zu realisieren, wobei ich gerade zugesehen habe und der Stein fällt erst, als der Wichser meine Frau als eine billige Hure betitelt. Doch dann brennen alle meine Sicherungen durch und es passiert genau das, was Wiebke an mir liebt. Ich mache mir die Hände für sie schmutzig - und wie ich sie schmutzig mache. Ich packe das Arschloch von einem Chef am Kragen und donnere seine selbstgefällige Visage gegen die Tischkante. Ich liebe das Geräusch, das seine Knochen machen, als ich seinen Arm nach hinten reiße und ihm die Schulter auskugele. Und ja, ich stehe auch drauf, dem Mistkerle zwischen die Beine zu greifen, obwohl ich nicht schwul bin. Seine Eier zwischen meinen Fingern zu zermalmen, macht mir trotzdem Spass. Aber das reicht mir nicht. Für das, was dieser Hurensohn meiner Frau angetan hat, soll der Bastard bluten. Ich schnappe mir den Tacker vom Tisch, nehme den Kopf des Idioten in den Schwitzkasten und verpasse seinen Augenlidern ein paar Klammern. Und weil aus dem Mund sowieso nur Scheisse raus kommt, stopfe ich dem Schwein mit den übrigen Klammern das Maul und lasse ihn schön schlucken. Wer röchelt, hat noch nicht genug gehabt, also schiebe ich den Tacker hinterher, ehe ich den Herren noch einige Male die Tischplatte knutschen lassen.
Ich suche den Tisch nach weiteren Spielzeugen ab, weil es an dem Idioten noch mehr Löcher zu füllen gibt, aus denen nur Scheisse rauskommt. Ich werde fündig und rupfe den Lampenschirm von der Tischlampe runter. Außerdem bin ich gnädig, obwohl ich es nicht sein sollte und spucke erst auf die Glühbirne, ehe ich der Missgeburt die Lampe tief, ganz tief in den Arsch ramme. Wieder und wieder, weil einmal einfach nicht reicht.
Es ist Wiebke, die mich schlussendlich davon abhält, diesen Armleuchter komplett auseinander zu nehmen, indem sie mich zurück ins Schlafzimmer zieht.

Wir sitzen auf dem Bett, beide außer Atem. Ich starre auf die Tür und sehe immer noch rot. Ich fühle mich wie ein Stier, nicht zu zähmen und voller Zerstörungswut. Und dann fängt meine Frau an, zu erzählen, was an der Weihnachtsfeier passiert ist. Ihr Chef habe ihr etwas in ihr Getränk getan. Er habe sie daraufhin in seinem Büro missbraucht und die Tat gefilmt. Er habe ihr gedroht, mir das Video von ihnen beiden unter die Nase zu reiben, es anschließend  ins Internet zu stellen, und noch mit vielen anderen Dingen, die passieren würden, wenn sie sich nicht regelmäßig von ihm durchnehmen lasse. Sie beichtet mir auch, dass sie zu stolz und zu ängstlich gewesen sei, sich einzugestehen, dass gerade ihr so etwas zugestoßen sei. Sie wollte kein Opfer sein und sie wollte auch nicht, dass alle sie für eines halten würden. Sie wollte die Sache für sich behalten und alleine durchstehen. Die Starke sein und einfach mitspielen, ihren Kummer unter teuren Kleidern verstecken, so wie sie es immer schon getan hat, denn wenn niemand davon wisse, wie zerbrechlich sie im Innern ist, dann könnte sie auch keiner wahrhaftig verletzen. Und sie vertraut mir auch an, dass ihr doch sowieso keiner geglaubt hätte, hätte sie jemandem davon erzählt, man hätte sie als Lügnerin und als eine Schlampe abgestempelt. Als eine, die es nötig hat, mit ihrem Chef zu schlafen. Als das dumme, naive Püppchen, dass sie nicht ist, aber sie dann für alle anderen wäre.

Und das Video würde auch nichts beweisen. Es würde nur zeigen, wie sie und ihr Chef vermeintlich Spass miteinander haben.
Das Schlimmste sei aber für sie gewesen, dass ich kurz nach dieser Weihnachtsfeier mit dieser roten Tür angefangen und sie damit verunsichert habe. Irgendwie hatte sie die ganze Zeit über das Gefühl, ich würde sie mit dieser Tür von mir wegstoßen wollen und ich solle sie mit dieser Tür auch ganz paranoid gemacht haben. Sie hatte die Befürchtung, ich würde von ihr und ihrem Chef wissen, weshalb sie sich mir gegenüber auch so ekelhaft verhalten habe. Sie wollte nicht schwach wirken und wie eine, die keine eigenen Entscheidungen treffen könne. Sie wollte nach wie vor die attraktive und selbstbewusste Frau sein, die ich damals geheiratet habe. Sie wollte mich nicht verlieren, aber sie wollte sich selbst auch nicht verlieren.

Ich verstehe nur die Hälfte dessen, was meine Frau mir anvertraut und kann noch weniger davon nachvollziehen. Das spielt auch keine Rolle. Am nächsten Morgen erhalten wir einen Anruf, dass ihr Chef tot in seinem Büro aufgefunden worden sei und nun ist in unserem Schlafzimmer eine weitere Tür aufgetaucht. Sie ist blau und meine Frau behauptet schon wieder, sie könne sie nicht sehen. Ich weiss, dass sich hinter dieser Tür ein Geheimnis verbirgt, doch ich traue mich noch nicht, die vermaledeite Tür zu öffnen.

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