Traumsequenz
Wir fahren in deinem Truck. Die Straße unter uns ist uneben und rau. Wir werden durchgeschüttelt, doch das ist uns egal. „Nicht mehr lange“, sage ich mir im Kopf und schiele zu dir hinüber. Du trägst dein Lächeln im Gesicht wie eine Waffe und ich muss mir auf die Lippe beißen, um die paar Kilometer neben dir und auf deinem Beifahrersitz unbeschadet durchzustehen. In meinen Gedanken habe ich dich schon hundert mal ausgezogen. Meine Hand zu dir hinüber gestreckt. Mich auf dich gesetzt. Dich geküsst. Und viele andere Dinge getan, die wir nicht tun sollten. Dürfen. Wollen. Doch eigentlich will ich es doch, denn wenn es verboten ist, ist es reizvoll und tut ein bisschen weh. Manchmal will man, dass es ein bisschen weh tut, weil Schmerz ein guter Katalysator ist, um viele Dinge zu vergessen - sie auszublenden. Zumindest für eine Weile.
„Was würdest du jetzt gerne machen?“, dringt es plötzlich aus dir heraus. Instinktiv halte ich die Luft an, was dein Lächeln nur umso breiter macht.
„Wie meinst du das?“, frage ich, völlig überrumpelt und ertappt. Du blickst über deine Schulter zu mir herüber und grinst.
„Soll ich dir zeigen, was ich gerne machen würde?“, neckst du mich. Ich merke, wie ich rot anlaufe und nicht nur mein Gesicht vor Röte prickelt. Zwischen meinen Beinen ist Feuer ausgebrochen und dieses Feuer weckt den Feuerwehrmann in dir - du fährst rechts ran. Löst deinen Gurt. Du öffnest die Tür und ohne meine Antwort abzuwarten, gehst du wie selbstverständlich um den Truck herum zu mir.
„Achtung!", warnst du mich vor und hebst mich vom Sitz. Ich wehre mich, obwohl ich mich gar nicht wehren will, es bringt dich zum Lachen und du steckst mich damit an.
Am Ende befinden wir uns auf der Ladefläche deines Trucks. Ich unter dir, du über mir. Du ziehst meine Schuhe und meine Strumpfhose aus. Das Röckchen rutscht wie automatisch nach oben. Wir sehen uns an und da ist wieder dieses Lächeln in deinem Gesicht, was alles niederstreckt, was auf zwei Beinen steht. Und so versinkst du zwischen meinen. Deine Hände streicheln sanft und gemächlich über meine Unterschenkel hinauf zu meinen Oberschenkeln, dann berühren deine warmen Lippen meine vor Kälte empfindliche Haut. Du küsst mich. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dein Mund geht auf meinen Beinen auf Wanderschaft, stoppt kurz vor dem Ziel. Dein Blick schweift zu mir. „Das muss reichen“, flüsterst du und ziehst dich zurück. Ich will dich festhalten. Will mehr, doch von einem Wimpernschlag auf den nächsten, befinden wir uns wieder im Bunker. Im Bunker, aus dem es kein Entkommen gibt. Vor uns steht die Frau ohne Augen und sie trägt dein Lächeln in ihrem abartigen, von vielen Fäden durchzogenen Gesicht.