Schmutziger Oktober - Passen

Schmutziger Oktober 9. Okt. 2022


Im Jetzt

„Nael?“, Hoku‘s Stimme dringt an mein Ohr, wenig später spüre ich, wie sich die Matratze senkt, als sich mein Komplize zu mir aufs Bett legt.

„Alles in Ordnung? Warum liegst du im Dunkeln rum? Ist bisschen früh um zu schlafen, was?“

„Ich habe Kopfschmerzen“, lüge ich und wünsche mir, es wären nur harmlose Kopfschmerzen. Doch eigentlich pocht der Schmerz ganz woanders. Vielleicht hätte ich nicht aufhören sollen, jeden Dienstag zum Straßenstrich zu fahren. Klar, anfangs hatte mich diese Prozedur mit den Nutten vom Strich angewidert, sie waren nur Mittel zum Zweck. Doch irgendwann habe ich mich daran gewöhnt, fürs Vögeln zu bezahlen und mit Frauen zu schlafen, die ich nicht sonderlich attraktiv finde. Man tut es einfach, weil man es tun muss und es zur Routine gehört und geworden ist. Und dann vor drei Monaten hatte ich die Schnauze plötzlich voll davon. Von den Nutten, dem Strich, der Routine. Meine jetzige Notgeilheit ist nun die Quittung dafür, dass ich aus meiner Rolle falle. Ich will Sex. Ich will so unbedingt Sex, dass mir Rachel‘s Peepshow heute einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Ich sehe sie immer noch auf der Bettkante sitzen, wie sie das Bändchen ihres Tangas zur Seite schiebt und mich so ansieht, als wäre sie bereit für mich. Das macht mich fertig. Und vor allem macht es mich an.

„Was ist mit dem Vögelchen?“, erkundigt sich Hoku und reißt mich aus meinen Gedanken.

„Hab ihr was gegeben. Sie schläft.“

Hoku stöhnt neben mir auf und berührt dabei sanft meinen Arm. „Das ist gut. Ich habe nämlich gerade absolut keinen Nerv auf die Kleine aufzupassen. Cleo und ich haben Stress. Wieder einmal.“

„Stress im Sinne von? Will sie immer noch ein Baby?“

Wieder ein Stöhnen seitens Hoku, dieses Mal noch eine Spur genervter. „Sie will so viele Dinge von mir. Nun soll ich auch noch mit ihr zusammenziehen und ach ja, einen Hund will sie auch noch haben.“

„Einen Hund“, wiederhole ich mit hochgezogenen Augenbrauen und denke an den Betrag, der auf dem Konto fehlt und der Grund dafür ist, dass wir die Sache mit Rachel nicht beenden können. Wir wollten oder wollen eine Million Euro. Das ist unser Ziel. Doch nun wirkt die Million so fern. So schrecklich fern.

„Hoku?“

„Hm?“

„Willst du vorzeitig abbrechen?“, frage ich und erhalte prompt als Antwort einen Schlag gegen meinen Oberarm. „Niemals im Leben. Wir haben zu viel in die Sache investiert, um jetzt aufzugeben.“

Hoku hat recht. Wir haben viel investiert. Doch ist es das wert? Normalerweise ist Hoku der Zweifler, nicht ich. Vielleicht haben wir die Plätze getauscht, das würde auch erklären, warum ich mich nicht mehr im Griff habe und nun so geil bin.

„Rachel hat mir heute ihre Pussy gezeigt“, platzt es unverhohlen aus mir heraus. Ich höre, wie Hoku neben mir scharf die Luft einzieht.

„Sie hat was? Moment mal. Läuft da nun was zwischen euch beiden oder ist das dieses Stockholm-Syndrom von dem alle reden?“

„Weder noch. Sie will einfach nur nach Hause und denkt, so kommen wir alle schneller ans Ziel.“

„Hat sie nicht unrecht damit, und wenn sie es will, warum nicht? Legen wir halt eine Schippe drauf. Fertig mit der Kinderkacke und hallo Extraknete!“

Ich merke, wie Hoku neben mir zufrieden grinst, auch wenn ich sein Gesicht in der Dunkelheit nicht sehen kann.

„Negativ. Selbst wenn sie es wollen würde und sie nun volljährig ist, würde sowas vor Gericht dennoch als schwerer Missbrauch gewertet werden.“

„Und wenn schon. Die erwischen uns eh nicht.“

Die erwischen eh uns nicht, hallt es in meinem Kopf wider. Bisher ist mein Plan aufgegangen. Alles hat funktioniert, so wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist alles wie am Schnürchen gelaufen. Kaum hatten wir das Vögelchen im Käfig, haben wir Profile im Internet für sie angelegt und diese für sie verwaltet. Anfangs haben wir uns auf Fußfotos von Rachel beschränkt, um erstmal den Fußfetisch zu bedienen und natürlich auch auf Rücksicht vor Rachel‘s zartem Alter. Wir haben uns sozusagen von unten nach oben vorgearbeitet. Erst Füße, dann Strümpfe und später Unterhöschen. Softe und nur leicht pornografische Bilder, die zwar die Fantasie anregen sollen, aber keinem weh tun und die keine explizit sexuellen Handlungen zeigen. Diese Bilder und Videos haben wir auf diversen Plattformen für Cash angeboten. Später haben wir auch Socken, Strümpfe und Slips verkauft, die Rachel auf Wunsch oder nicht auf Wunsch getragen hat. Tun wir noch immer, bloß sind die Fotos und Videos nun eindeutiger geworden. Brüste, aufreizende Posen, Teasing, sogenannte Dickratings und Privattalks. Doch alles immer noch im Rahmen, weil ich Rachel wie eine Puppe behandele, die jederzeit zerbrechen könnte und ich will nicht, dass sie zerbricht. Zumindest noch nicht. Zusätzlich und aus Sicherheitsgründen, sowie aus Schutz der Privatsphäre achte ich akribisch darauf, dass man auf den Aufnahmen nie Rachel's komplettes Gesicht erkennen kann oder schminke das Mädchen so, dass sie nicht nach dem Mädchen aussieht, die wir vor zwei Jahren entführt haben.

Außerdem verzichte ich bisher auf Gewalt. Ich habe zwar eine Knarre, um das Mädchen, wenn nötig, zur Vernunft zu bringen, aber geschlagen habe ich sie in den zwei Jahren noch nie. Werde ich auch nicht. Bloß auf so Dinge wie Fesseln, Handschellen und Betäubungsmittel muss ich gelegentlich zurückgreifen, weil es nicht anders geht.

Und eigentlich ist die schüchterne und introvertierte Rachel die perfekte Marionette für unseren perfiden Plan und das Internet die perfekte Plattform. Es passt alles hervorragend zueinander. Man braucht nur eine Ware und Abnehmer, um reich zu werden. Und Hoku und ich sind so kurz davor, so richtig reich zu werden. Ich muss mich nur wieder unter Kontrolle bringen.

„Hoku?“

„Hm?“

„Ich besorge mir was zum ficken. Kannst du solange auf sie aufpassen?“

Ein letztes Aufstöhnen von Hoku, ehe ich seine Hand in meiner spüre und den leichten Druck erwidere. „Du bist zu gut für diese Welt, Nael.“

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