Nero, der Alpha - 27
Nero löst das Halsband, auf dem mein Name steht, um meinen Hals und nimmt es an sich. Ich habe ganz vergessen, dass ich es überhaupt noch trage. So sehr habe ich mich bereits gewöhnt, dass es da ist. Und jetzt, wo es weg ist, fühlt sich mein Hals so ungewohnt nackt an. Es ist fast so, als fehle nun ein Teil von ihm, dass mir gehört hat. Was total bizarr ist. Kein Mann sollte einer Frau ein Halsband umlegen und sie als seinen Besitz kennzeichnen. Und trotzdem spüre ich ein Stechen in meiner Brust, was unglaublich weh tut. Und als ich auch noch realisiere, dass Nero mir das Halsband mit voller Absicht vor Johannas Augen abgenommen hat, tut es nur noch mehr weh. Er hätte es mir jederzeit abnehmen können, aber es direkt vor ihr zu tun, ist ein Statement. Die Frage ist nur, was für eins und was will er damit bezwecken? Johanna verunsichern? Mich verunsichern? Irgendeinen Plan verfolgt Nero und er wird mich garantiert nicht einweihen, weil er mir ganz offensichtlich immer noch misstraut.
Und dann setzt Nero dem ganzen auch noch das Krönchen auf. Er beugt sich zu mir hinunter und kommt mir ganz nah. Der Abstand zwischen uns schrumpft auf wenige Millimeter und dann... küsst mich der Alpha…. auf die Stirn. Die Welt bleibt stehen. Sie bleibt einfach stehen, während ich lichterloh in Flammen stehe und verbrenne. Von innen nach außen. Bis der Mann mir wieder einmal mehr eine eiskalte Dusche verpasst und mich in die frostige und bittere Realität zurückholt. “Ich liebe dich”, raunt er an meiner Stirn und es ist das falscheste ‘Ich liebe dich’, was ich jemals gehört habe. Nero hat die Lüge schamlos mit seinen Lippen an meine Stirn geheftet, einzig allein zu dem Zweck, Johanna glauben zu lassen, unser perfider Plan, Nero rumzukriegen, wäre aufgegangen und mit dieser Aktion stellt mich der Alpha vor eine Wahl. Die Wahl, bei seiner Lüge mitzuspielen oder ihm zu zeigen, dass sein Misstrauen in mich gerechtfertigt ist. Die Tränen lassen sich nicht mehr aufhalten. Ich weine. Ich weine so bitterlich, dass ich schluchzen muss. Zu allem Überfluss fängt Nero die Tränen mit seinen Finger auf und als wäre das nicht schon abscheulich genug, leckt er den Finger auch noch genüsslich ab und labt sich regelrecht an meinem Leid.
Der Mann ist böse. Eiskalt und böse. Ich will ihn von mir wegstoßen und ihn treten. Auf ihn einschlagen und ihm sagen, was für ein elendes Schwein er ist, doch da hat er bereits wieder Abstand zwischen uns gebracht und sich aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebracht. Nero begibt sich mit unheilvollen Schritten zur Tür. Tür 16 und öffnet sie, bleibt aber vor der Tür stehen, als würde er auf etwas warten. Wahrscheinlich auf mich.
Johanna starrt mich derweil an und ich sehe ihr an, dass sie irgendeine Reaktion von mir erwartet. Sie will wissen, was da gerade zwischen Nero und mir passiert ist. Will wissen, ob ich ihn nun rumgekriegt habe, will wissen, was hier gespielt wird, was das alles zu bedeuten hat und alles, was ich tue, ist heulen wie ein kleines Mädchen, ein Mädchen, dem soeben klar geworden ist, dass es hätte gehen sollen, als es die Gelegenheit dazu hatte.
“Was hast du mit ihr gemacht, du verschissenes Arschloch?”, kläfft Johanna aus einer Verzweiflung heraus Nero an und angesichts der Tatsache, dass Drae sie nicht mehr schützen kann, überrascht mich ihr Mut. Nero hingegen zeigt sich gänzlich unbeeindruckt, lehnt sich lässig gegen die Wand und lächelt kühl. “Kommst du, Erika?”
Seine eisblauen Augen ruhen auf mir und beobachten mich aufmerksam. Warten geduldig darauf, ob ich ihn verrate oder bei seinem fiesen Spiel mitspiele. Und ich spiele mit, obwohl ich mich dafür hasse. Habe ich überhaupt eine andere Wahl?
Vor der Tür treffen wir Peyton, der wie Nero wie ausgewechselt aussieht. Sein feuerroter Irokese ist versteckt unter einer blauen Wollmütze. Auf der schiefen Nase thront eine runde Brille, die den Mann wie ein Streber hätte wirken lassen können, hätte dieser weichere und weniger markante sowie männliche Gesichtszüge. Peyton trägt im Gegensatz zu Nero eine weite Jeans mit hellblauen Hosenträgern und dazu ein marineblaues Hemd mit passender Fliege. Die Füße stecken in weißen Turnschuhen und über seine Schulter hat Peyton sich eine aquamarinblaue Daunenjacke geworfen. Ich bin so baff über die komplette Typveränderung, dass ich nicht anders kann, als den Mann anzuglotzen. Einzig allein die Piercings in seiner Augenbraue und die Narben in seinem Gesicht erinnern noch an den Mann aus dem Etablissement mit der Tür 7. Und natürlich die Tattoos.
“Ich komme mir irgendwie verkleidet vor”, begrüßt Peyton uns grinsend und zieht dabei verspielt an seinen Hosenträgern rum. Das Lächeln in seinem Gesicht trübt sich schlagartig, als sein Blick von Nero zu mir überschwappt. “Was ist denn mit dir passiert, Süße?"
“Nichts”, sage ich und wische mir die verräterischen Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. “Pollenallergie”, füge ich kurzerhand hinzu, hätte mir die Lüge aber auch sparen können. Peyton wirkt kurz verwundert, tut meine Notlüge aber mit einem Nicken ab und holt das Lächeln auf seine Lippen zurück. “Ich bin allergisch gegen Bienen. Und gegen Nüsse. Und Schalentiere. Und Pferde. Ganz besonders Pferde”, witzelt er und wuschelt mir, als wäre ich ein Kind, durch die Haare.
“Pferde?”, frage ich nach und bin mir unsicher, ob das irgendein Insider ist.
“Die Viecher, die auf vier Hufen stehen und wiehern”, nimmt Peyton mich auf den Arm, wiehrt einmal kräftig und lacht. “Ashleys Mutter hat einen Reiterhof. Man könnte fast meinen, sie hat sich diesen nur zugelegt, um mich von meiner Tochter fernzuhalten.” Peyton hebt mahnend einen Finger in die Luft. “Und meistens klappt es auch. Aber eben halt nur meistens.” Und da ist es wieder, dieses Grinsen, was Peyton zu eigen ist.
“Was?”, rutscht es aus meinem Mund heraus.
“Unser Verhältnis ist nicht das Beste. Aber ich nehme das Ashleys Mutter nicht übel”, erklärt Peyton fröhlich, als würde ihn die Tatsache, dass die Mutter seiner Tochter ihn nicht der Nähe seines Kindes haben will, so überhaupt gar nicht stören. Am liebsten hätte ich ihn über die Hintergründe ausgequetscht, aber das steht mir nicht zu und geht mich auch nichts an.
“Hast du es dabei?”, erkundigt sich Nero und sieht Peyton fragend an. “Yepp”, bestätigt dieser und bückt sich zu der Sporttasche neben seinen Füßen herunter. Er holt ein silberfarbenes Döschen heraus und schraubt es sogleich auf. In dem Döschen befindet sich eine hautfarbene, zähflüssige Masse, was mich im ersten Moment ein bisschen an sowas wie Foundation zum Abdecken von Unreinheiten erinnert. Und damit liege ich gar nicht so falsch. Peyton verteilt ein wenig von der Masse zwischen seinen Fingern und beginnt das unglückliche Smiley auf seinem Handrücken mit dem Inhalt des Döschchens zu überdecken. Das Tattoo verschwindet beinahe komplett unter der Masse und ist kaum mehr erkennbar. “Zauberei!”, scherzt Peyton und richtet sich wieder auf. “So und jetzt einmal schön den Hals freilegen für Doktor Peyton, mein Hübscher”, fordert er Nero auf, dieser rollt mit den Augen, fügt sich aber. Nun verschwindet auch der Dämonenschädel auf Neros Hals unter der Döschen-Fondation. Das Döschen wechselt den Besitzer und jetzt ist Nero dran, das Tattoo an Peytons Hals weg zu zaubern. Irgendwie ist der Moment zwischen den Männern auf eine seltsame Art und Weise so intim, dass ich mir vorkomme, wie ein Störenfried oder ein Spanner. Als alle Tattoos entfernt sind, landet das Döschen wieder in der Sporttasche.
„Habe hier noch was für dich, Rika“, Peyton reicht mir aus seiner Tasche eine braune Lederjacke. „Gehört dem Mädchen, um das ich mich gerade kümmere und da sie aktuell keine Jacke braucht und es heute etwas kühl draußen ist, dachte ich mir, ich bring sie dir mit, falls Neros Pulli nicht ausreichen sollte“, Peyton zwinkert mir verschmitzt zu. Ich laufe natürlich wieder einmal rot an, nehme aber die Jacke an mich. „Danke“, sage ich leise und schiele zu Nero, der abgelenkt auf seinem Handy herum tippt. „Gerne, Süße“, Peyton lächelt und als ich die Jacke anziehe, die nach einem blumigen Parfum riecht, strahlt er sogar zufrieden. „Na sieh einer an, sie passt dir perfekt.“
„Irgendwie schon“, stimme ich zu und schaue an mir herab. Das Mädchen, das bei Peyton ist, muss ungefähr die gleiche Statur haben wie ich. Ein Kloß schwillt in meinem Hals an. Ob es ihr gut geht? Was passiert eigentlich hinter Tür 7? Ich richte meine Augen auf Peyton und kann mir kaum vorstellen, dass dieser Mann genauso böse und eiskalt sein soll wie Nero. Und in dem Outfit, das er nun trägt, fällt es mir nur umso schwerer, ihn als Teil des Etablissements zu sehen. Allein sein Vorschlag, wie wir mit Johanna verfahren sollen, sollte mir aber zeigen, dass auch in Peyton eine finstere Seite schlummert und dass alles hier nur eine aufgesetzte Fassade seinerseits ist. Gute Miene zum bösen Spiel. Und das deprimiert mich ungemein.
„Ich habe dir die SMS von Green weitergeleitet und ein paar Infos, Erika“, informiert mich Nero. Instinktiv will ich nach meinem neuen Handy greifen und greife dabei in die Jackentasche, was total dämlich ist. Die Jacke habe ich ja gerade erst bekommen. Irritiert taste ich mein Kleid ab und entlocke damit Peyton ein Kichern.
„Liegengelassen?“, erkundigt er sich und ich nicke beschämt. Ich habe es tatsächlich im Bett liegen gelassen.
„Kann ich es kurz holen gehen?“, frage ich an Nero gewandt. Dieser überlegt kurz und schüttelt den Kopf. „Ich hole es, du wartest hier.“ Neros Fokus wandert zu Peyton. „Lass sie nicht aus den Augen“, bittet er den Mann und macht sich auf den Weg, um mein Handy holen zu gehen. Ganz klar, Nero will mich nicht alleine in sein Reich lassen, weil ich mich dann ungestört mit Johanna austauschen und unterhalten könnte. Der Alpha ist nicht dumm. Er lässt sich nicht "nochmal" verarschen. Dabei wäre meine Intention wirklich nur gewesen, das doofe Handy zu holen. Mehr nicht. Denke ich zumindest.
„Und, wie gefällt es dir bisher bei uns?“, versucht Peyton die Stimmung zu lockern. Blöde Frage. Wie soll es mir schon gefallen? Es ist das Etablissement und ich gehöre hier nicht hin.
„Gut“, lüge ich und Peyton lacht. „So schlimm also?“
Ich verziehe das Gesicht und wende meinen Blick von ihm ab. Bei Tageslicht wirkt das Etablissement wirklich wie ein hundsgewöhnliches Motel. Ein Motel mitten in der Pampa, umgeben von Grün und Wald. Von außen könnte man niemals erahnen, was für furchtbare Dinge hinter den Türen des Motels stattfinden. Es ist so ruhig und friedlich hier draußen. Nirgendwo züngeln sich Flammen oder tummeln sich Dämonen. Eine perfekt getarnte Hölle mitten im Nirgendwo mit verdammt guter Schallisolierung.
„Als ich hierher verschleppt wurde“, Peyton formt mit seinen Händen Gänsefüßchen. „Habe ich mir vor Angst beinahe in die Hose gemacht”, er grinst und zeigt in die Richtung, in die Nero und ich gegangen sind, als wir zur Chefetage beordert worden sind. „Die haben mich geknebelt und gefesselt vom Parkplatz bis zur Tür 2 geschleift. Die ist übrigens dort hinten”, Peytons zeigt in die andere Richtung. Ich ziehe die Stirn kraus. Veräppelt er mich jetzt etwa? Er ist gar nicht freiwillig hier?
„Du wurdest hierher verschleppt?“
„Ich war 19 und hatte keine Ahnung, was die hier von mir wollen. War nebenbei auch mein erstes Mal in Untersuchungshaft, hatte also keinen Plan von Nichts und plötzlich zieht dir einer von hinten eins über die Rübe und das erste, was du siehst, als du die Äuglein wieder aufmachst, ist das hier. Nicht bei Tag, sondern bei Nacht“, Peytons Mundwinkel springen amüsiert nach oben. „Und ich dachte, Scheisse, Mann, was auch immer die mit mir vorhaben, ist bestimmt schlimmer als der Knast.“
Ich klimpere mit den Wimpern und glotze den Mann verwundert an, was diesen nur umso mehr zu amüsieren scheint. „Ja, Süße, also, ich kann ganz gut verstehen, wie du dich fühlst. Auch ich hatte anfangs Schwierigkeiten, mich hier zurechtzufinden. Das ist völlig normal.“
„Ich dachte, die Meister sind alle freiwillig hier, weil sie hier sein wollen.“
„Manche bestimmt“, Peyton schmunzelt. „Viele Wege führen ins Etablissement und nur wenige wieder heraus“, fügt er hinzu, legt plötzlich die Stirn in Falten und scheint hinter mir etwas entdeckt zu haben. Als ich seinem Blick folge, erspähe ich die Frau, die mich mit sich mitnehmen wollte, als die Dominafrau hinter Neros Tür gewütet hat. Feuerrote Haare, schwarzes hautenges Kleid. Die Frau lehnt gemütlich an der Wand vor einer der Türen, die Augenlider geschlossen, als würde sie gerade die Sonnenstrahlen, die auf ihr bleiches und makelloses Gesicht fallen, genießen. Irgendwie sieht die Frau viel zu schön aus, um auch zum Etablissement zu zu gehören.
„Kennst du sie?“, frage ich und kaum hat die Frage meinen Mund verlassen, komme ich mir doof vor. Natürlich kennt Peyton die Frau. Sie sind ja sozusagen "Arbeitskollegen".
„Mhh, nicht so richtig. Tür 3, ihr Name ist Abigail. Man sieht es der Schönheit dort drüben vielleicht nicht an, aber sie ist knüppelhart und gnadenlos. Und deswegen denke ich, dass vielleicht auch in dir irgendwo verborgen ein kleines Monster stecken könnte, Princessa. Man muss das Monster in dir nur wecken“, Peyton wuschelt mir abermals durch die Haare und ruiniert meine Frisur komplett. Nicht, dass ich mir sonderlich Mühe damit gegeben hätte. „Du bist einfach so niedlich, ich kann nicht anders, sorry“, quietscht er und stupst mir zu allem Überfluss auch noch auf die Nase, als wäre ich ein kleines Mädchen und keine erwachsene Frau.
Im selben Moment taucht Nero auf und kommt auf uns zu. „Hier“, der Alpha reicht mir mein Handy und richtet seine Aufmerksamkeit dann auf Peyton. „Also wie besprochen?“
„Bist du dir sicher?“
„Ich vertraue ihr nicht und es ist zu ihrem Besten.“
„Na gut, dann machen wir es so. Rika, ich verbinde dir jetzt die Augen und fessle deine Hände hinter deinem Rücken. Das ist nur eine kleine Sicherheitsvorkehrung. Dir passiert nichts. Versprochen“, Peyton geht in die Hocke und holt eine Augenbinde sowie ein Seil aus seiner Sporttasche heraus.
„Was? Wieso?“, frage ich und starre Nero an, der seinen gewohnt gelangweilten Ausdruck auf sein Gesicht gezimmert hat. Die altbekannte Panik kehrt zurück und zieht mich in ihre Arme hinein. „Wenn du nicht weißt, wo sich das Etablissement befindet, hast du vielleicht die Chance, hier wieder heil wegzukommen, Erika”, Neros Tonfall ist schroff. Das Wort ‚vielleicht‘ hallt in meinem Kopf wieder. Was heißt denn hier vielleicht!? Nach den 60 Tagen müssen die mich doch wieder gehen lassen. So sind die Regeln! Ich taumle einen Schritt von den beiden Männern rückwärts, aber Nero reagiert schnell und stellt sich wie eine unüberbrückbare Mauer hinter mir auf. Seine Hände umfassen meine Handgelenke und halten sie fest, während Peyton mir die Augenbinde überstreift und sie so auf meinem Gesicht platziert, dass ich garantiert nichts mehr sehen kann. Das Letzte, was ich noch sehe, ist ein mitfühlendes Lächeln auf den Lippen des Mannes, der wenig später meine Hände wie angedroht hinter meinem Rücken verfrachtet und fesselt, oder ist es Nero, dessen Hände das Seil festziehen? Ich weiß es nicht.
Die beiden Männer eskortieren mich eine gefühlte Ewigkeit lang geradeaus, einer steht links von mir, der andere rechts und weil ich nichts sehen kann, stolpere ich mehrmals, bis der Mann links von mir mich unsanft packt und über seine Schulter wirft. Ich kann mich nicht einmal großartig dagegen wehren, strample aber trotzdem mit den Füssen, als hätte ich so eine Chance zu entkommen.
“Sscch… Süße, wir sind gleich da”, flüstert Peyton leise und streichelt mit seinen Daumen sanft und beruhigend über meinen Oberarm. Peyton trägt mich also. Nicht Nero. Ich stelle meine kläglichen Befreiungsversuche widerwillig ein und ergebe mich meinem Schicksal. Hat sowieso keinen Zweck.
“Du kleines Federgewicht”, schmunzelt der Mann mit dem Irokesen und drückt mich fester an sich heran respektive verändert seinen Griff. Dabei steigt mir Peytons Geruch in die Nase. Eine Mischung aus Tabak, Apfel und Zimt. Ein bisschen wie Weihnachten mit einer leichten Nikotintote. Anders als bei Will stört mich der Zigarettengeruch bei Peyton aber so gar nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Peyton einfach anders als Will ist. Irgendwie netter. Und vor allem kein Freier.
“Fritz! Schicker Smoking, steht dir, alter Mann”, begrüßt Peyton wenig später freundlich jemanden, der offenbar Fritz heißt, der aber nur eine Woche lang Fritz heißen wird und alle Erledigungen erledigt, die man selbst nicht erledigen will. Peyton setzt mich vorsichtig auf dem Boden ab und stützt mich, als ich nicht auf Anhieb mein Gleichgewicht finde.
“Vielen Dank, Sieben. Mir gefällt ihre neue Garderobe. Und Sechzehn, es ist mir eine Ehre, auch sie einmal chauffieren zu dürfen, wir hatten bisher noch nicht das Vergnügen”, erklingt eine mir unbekannte, ältere Männerstimme und drückt sich ungewohnt gewählt aus. Prompt stelle ich mir Fritz wie so den typischen Butler aus Filmen und Serien vor und hätte beinahe angefangen zu kichern, kann mich aber im letzten Moment noch zusammenreißen.
“Danke Fritz, dass es so kurzfristig geklappt hat”, erwidert Nero in seinem üblichen Tonfall. “Jederzeit, Sechzehn. Wohin darf ich die Herrschaften und die Dame fahren?”, erkundigt sich der Mann.