Nero, der Alpha - 16

Nero, der Alpha 24. Jan. 2022

„Du bist wirklich ein besonderes Mädchen“, raunt Will an meinem Ohr und führt mich zum Bett. Die alte Rika in mir will sich wehren und dem Schwein in die Eier treten, aber die neue Rika… die hat aufgegeben. Widerstandslos lege ich mich aufs Bett. Die Matratze fühlt sich weich unter mir an. Gemütlich. Könnte ich ausblenden, was gleich mit mir passieren wird, dann wäre ich gerne hier. Ich würde mich in die Decke kuscheln und mich einfach fallen lassen. Einschlafen und nie wieder aufwachen. Das wäre schön. Will sagt irgendetwas, aber was auch immer es ist, ich will es nicht hören. Im Augenwinkel nehme wahr, wie sich der Mann auszieht. Ich will mich von ihm wegdrehen, aber dann könnte er sich ohne Probleme von hinten an mich drücken und…. nun kann ich sie doch nicht mehr zurückhalten. Die Tränen rieseln über mein Gesicht wie warmer Sommerregen. Ich schaue an die Decke und sehe mich selbst im Spiegel. Wie kann ein Mann sich an einem Mädchen vergehen, dass so aussieht wie ich gerade? Tränen im Gesicht, müde, kaputt und völlig verängstigt. Ist es wirklich das, was Männer anmacht?

Will legt sich nackt neben mich hin und blickt ebenfalls hoch zur Decke.

„Betrachtest du dich im Spiegel, Süsse? Siehst hübsch aus, Maus“, flüstert er. Sein Spiegelbild lächelt mich an. „Keine Sorge, wir fangen sanft an und steigern es langsam.“

Er dreht sich zu mir um und legt seine dicke Pranke auf meinen Bauch, mit der anderen massiert er sich selbst. Ich spüre seinen ekligen Schwanz an meiner Taille. Er reibt ihn an meiner Haut, macht sie klebrig nass mit dem, was aus seinem Schwanz kommt.

„Wurdest du schon mal so richtig geweitet?“, erkundigt sich Will bei mir und hechelt beinahe schon so laut und widerlich wie Kyr.

Ich schüttle mit dem Kopf und verkrampfe mich. Ich muss wegsehen, weil ich es nicht ertrage zu zusehen, wie Will sich an mir aufgeilt. Irgendwo weit hinten in meiner Erinnerung tauchen Schnipsel von Nero auf. Von der Show. Von dem, was er gesagt hat. Ich solle hinsehen, ansonsten fehle immer ein Puzzleteil. So oder so ähnlich. Ist mir aber egal. Ich will mich an kein winziges Detail hiervon erinnern. Alles vergessen.

„Die hier“, Will ballt die Hand auf meinem Bauch zur Faust und hält sie mir dann vor die Augen. „Die bringen wir heute in dich rein und dehnen dein zartes Fötzchen so richtig. Glaub mir, du wirst das mögen.“

Ein leises „Bitte“ entweicht mir, das ‚nicht‘ bleibt mir im Hals stecken. Flehen bringt doch sowieso nichts. Ich drehe meinen Kopf von Will weg und blicke in die entgegengesetzte Richtung. Tugas hellblaue Augen mustern mich interessiert. Die Augen von Tuga haben fast denselben Farbton wie die von Nero. So hell und blau. Ich will meine Hand ausstrecken und den Hund berühren, ihn zu mir ziehen. Ihn festhalten. Meine Nase in sein graues Fell drücken, schon nur, damit ich Wills hässlichen Aftershave-Tabak Gestank nicht mehr ertragen muss.

„Bist wohl doch eher schüchtern. Aber ich mag das. Vorlaute Schlampen machen mich immer aggro. Aber so ruhige Mäuschen wie du, da hab ich gleich doppelt Spaß. So, Süße, fangen wir mal an.“ Will zieht sich ein Kondom drüber und rutscht auf mich drauf. Sein muskelbepackter und schwerer Körper drückt mich tiefer in die Matratze hinein. Nun reibt sein widerlicher Schwanz an meinem Bauch. Es würde der erste Schwanz überhaupt sein, der in mich eindringt und allein die Vorstellung einen Teil von diesem Mann gleich in mir zu haben, zerbricht mich. In tausend irreparabel geschädigte Teile. Nero hatte recht. Er wusste wie er mich brechen kann und dafür hat er nicht einmal mehr fünf weitere Tage gebraucht, sondern lediglich ein paar Stunden. Oder einen Tag. Keine Ahnung. Spielt das überhaupt eine Rolle?

„Mach die Beine auseinander“, herrscht mich der Widerling über mir an. Ich füge mich und tue, was er will. Verhindern kann ich es sowieso nicht. Nicht mehr. Der Mann positioniert sich etwas tiefer und packt meine Oberschenkel grob an, um mich näher an sich heranzuziehen. Ich kann nicht hinsehen und halte meinen Blick starr auf Tuga gerichtet. Der Hund legt den Kopf schief, als würde ihn das, was auf dem Bett passiert, irritieren. Als wäre es nicht richtig, was der Mann mit mir macht. Ich weiß, dass ich mir nur einbilde, aber ich hoffe, dass zumindest Tuga meine Meinung teilt und es für falsch empfindet. Dass er das, was Will mit mir macht für ein Verbrechen hält, was es eigentlich auch ist und dass man das verhindern sollte. Und obwohl ich selbst schuld daran bin, jetzt hier zu liegen, formen meine Lippen aus lauter Verzweiflung ein lautloses „Hilf mir“ in Tugas Richtung. Wie nicht anders zu erwarten, versteht mich der Hund nicht. Lässt mich aber auch nicht aus den wachsamen Augen. Beobachtet mich. Ich will schreien, um mich strampeln, auf den Mann über mir einschlagen. Er verdient mich nicht. Ich will ihn nicht. Ich gehöre ihm nicht. Nicht für zwei Stunden, und nicht einmal für eine Sekunde. Und als Will das Höschen beiseite schiebt und seinen dicken, hässlichen Schwanz gegen meine Schamlippen drücken und in mich eindringen will, setze ich alles auf eine Karte. Auf eine einzige Karte. Auf Tuga. Auf Neros Hunde. Ein schriller Pfiff löst sich aus meinem Mund. Ein Pfiff…. und Tuga schießt los. Der graue Wolfshund stürzt sich ohne auch nur eine Millisekunde zu Zögern aufs Bett. Auf den Mann auf mir. Verankert die scharfen Zähne in den bulligen Körper. Will stöhnt vor Schmerz auf und will den Hund abschütteln, will ihn packen und wegschleudern, da preschen auch Farg und Kyr los. Und Farg ist brutal. Bohrt seine Fänge direkt in Wills dicken Nacken. Kyr zerrt an Wills Beinen, rupft an ihnen und drängt den Mann von mir runter. Ich bin so geschockt, dass ich einen Moment brauche, um unter dem Fleischkoloss von Mann hervor zu kriechen und vom Bett zu springen. Keine Ahnung wohin. Irgendwohin. Irgendeine Ecke. Die Rechte. Einfach nur weg. Ich mache mich ganz klein und halte mir die Ohren zu, während Wills Schreie und Flüche durch das Zimmer hallen. Neros Stiefel mischen sich unter die Geräuschkulisse und als er in der Tür auftaucht und sieht, was ich angerichtet habe, bleibt er wie angewurzelt stehen. Die Überraschung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Mund ist sperrangelweit offen. Es verstreichen ein paar Sekunden, bis er sich aus seiner Starre lösen kann. Und dann überrascht der Alpha mich komplett. Anstelle die Hunde zurück zu pfeifen und Will zu helfen, der sichtlich um sein Leben kämpft, kommt Nero auf mich zu geeilt und geht vor mir in die Hocke. Instinktiv will ich zurückweichen, aber hinter mir sind nur zwei unnachgiebige Wände.

„Hat er dich…“, startet Nero und wirkt irgendwie besorgt. Ich hadere einen Moment mit mir, ob ich Nero anlügen soll. Ich könnte einfach Will die Schuld in die Schuhe schieben und sagen, dass er mich anal nehmen wollte, obwohl es ihm verboten worden ist und dass deshalb die Hunde auf ihn losgegangen sind. Doch ich schüttle mit dem Kopf. Nero mustert mich, als wüsste er nicht, ob er mir glauben soll oder kann. Oder was er überhaupt von dieser Szenerie halten soll. Ich weiß nicht, ob er meinen Pfiff gehört hat, keine Ahnung ob er in Hörweite gewesen ist oder nicht. Ein schüchterner Blick über Neros Schulter verrät mir, dass Will keine Chance hat. Da ist so viel Blut. Alles voller Blut. Prompt wird mir übel und ich muss mir die Hand vor den Mund halten, um mich nicht zu übergeben. „Habe ich ihn umgebracht?“, fiepe ich leise. Jetzt dreht sich auch Nero zu dem Blutbad um, beobachtet es kurz, ehe er sich wieder mir widmet und immer noch keine Anstalten macht, die Hunde zurückzuziehen. „Eigentlich hast du mich umgebracht“, korrigiert mich Nero und lässt sein Eisschild vor mir schmelzen. Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen und in seinen Augen erblicke ich Resignation. „Das war nicht irgendein Freier, Erika. Der Mann, den du soeben kalt gemacht hast, war einer vom Etablissement und hier, um mich zu testen. Genau genommen um zu testen, ob ich noch würdig bin, eine Tür hier zu haben. Alles hat Konsequenzen, Erika. Auch für mich. Der Ausrutscher in der Liveshow und das, was danach passiert ist. Deswegen die Kamera dort oben. Aber du hast es wieder gemacht. Du hast mich vernichtet. Game over. Endgültig. Du hast gewonnen.“ Mit diesen Worten steht Nero auf und geht mit langsamen Schritten auf das Bett zu. Für eine Weile betrachtet er das Gemetzel, dann hebt er die Hand und formt mit ihr eine Pistole. Hält sie Richtung Kamera und feuert symbolisch ab. Die Hunde werden auf Nero aufmerksam und Farg ist der Erste, der ohne ein Kommando zu erhalten, blutüberströmt vom Bett hüpft und sich an Neros Seite stellt. Kyr folgt und auch Tuga lässt von dem mittlerweile leblosen Will ab, der nun mehr mit Gulasch aus der Dose gemein hat als mit einem Menschen. Nero geht in die Knie und schließt seine Hunde in die Arme. Alle Drei drängen sich an den Alpha. Schmusen sich an ihn, besudeln ihn mit dem widerlichen Blut des Widerlings.

Mein Kopf kommt ganz und gar nicht mit der Gesamtsituation klar. Das war alles nur ein Test? Ein Test, ob er sich selbst oder mich noch unter Kontrolle hat? Warum hat er nichts gesagt? Er hat doch geahnt, dass Johanna und ich etwas geplant haben? Warum hat er… Warum habe ich das getan? Ich wollte Nero nicht schaden. Ich wollte Johanna und mich retten. Ich wusste nicht, dass das ein Test war, hätte ich es gewusst dann… ja was dann, Rika? Warum bin ich so zwiegespalten zwischen dem Wunsch Nero zu helfen und Nero das Handwerk zu legen? Warum kann ich diesen Mann nicht genauso sehr hassen, wie er mich? Wann hört dieses verfluchte Stockholmsyndrom endlich auf und lässt mich wieder klar denken.? Johanna und ich haben es doch geschafft. Ich sollte mich freuen. Wir haben Nero vernichtet. Genau das wollten wir doch. Warum fühlt es sich dann so scheisse an? Warum tut es weh und bin ich jetzt eine Mörderin? Eine Doppelmörderin?

Obwohl mein Kopf völlig überlastet ist, machen sich meine Beine selbstständig. Wie ein Passagier beobachte ich mich, wie ich mich aufrapple und auf Nero zu stolpere.. und dann vor ihm zusammenbreche.

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