Kittykat671 - 9
(werfen / weinen beim Sex)
Das Pills ist selbst zur späten Stunde reichlich besucht. Wir parken etwas abseits und Darwin besorgt sich aus dem Automaten vor dem Schuppen eine Packung Kondome. Die sind ihm zwar zu klein, aber das ist ihm egal. Ich bewundere seinen Ehrgeiz und gebe mich mit einer Tüte Chips zufrieden, in der Hoffnung meinen Alkoholpegel mit etwas Nahrung zu senken, da mir meine spontanen Lachanfälle auf die Nerven gehen. Vor dem Eingang stehen zwei Türsteher und obwohl ich seit Jahren keinen Fuß mehr in dieses Lokal gesetzt habe, fühlt es sich so an, als hätte sich der Ort kein Stück verändert, im Gegensatz zu mir. Die Augen der Türsteher weiten sich, als sie unsere Tattoos erkennen, was bedeutet, dass sie das Etablissement kennen und sie entweder als Kunden oder Lieferanten bereits damit in Berührung gekommen sind. Wahrscheinlich Ersteres. Was für ein Zufall. Kommentarlos wird uns Einlass gewährt und prompt ziehen wir ein paar Blicke auf uns. Auch ich bin erstaunt Lenny so schnell wieder zu begegnen. Direkt neben dem Eingang steht er mit ein paar anderen Junkies herum und amüsiert sich prächtig. Zumindest bis er Darwin und mich sieht. Die Fassungslosigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Blitzschnell zieht er die Zunge aus dem Mund einer Rothaarigen heraus und reibt sich irritiert über die Augen, als würde er fest damit rechnen, dass er sich das, was sich gerade vor seiner Nase abspielt nur einbildet. Was nicht weiter verwunderlich wäre bei seinem Drogenkonsum. Aber ich muss ihn enttäuschen. Ein Grinsen schmiegt sich auf meine Lippen, diesmal nicht dem Alkohol geschuldet, sondern der Tatsache wie schnell sich der Junge ein neues Häschen angelacht hat und dieses unterscheidet sich kein bisschen von dem, was er sonst so bei uns anschleppt. Kaputt, verbraucht und leicht zu handhaben. Nicht so wie Susan, die mit ihrer Art und vor allem ihrem Erscheinungsbild aus der Reihe tanzt. Aus Neugier halte ich Ausschau nach ihr, werde aber nicht fündig. Vielleicht ist sie doch ein kluges Mädchen und hat eingesehen, dass es sich nicht lohnt, zu einem Junkie wie Lenny zurück zu kehren. Ich hoffe es für sie.
“Sie ist nicht hier”, stellt auch Darwin fest, als hätte er meine Gedanken gelesen. Ich nicke und folge ihm zur Bar. Wir bestellen uns aus Höflichkeit jeweils ein Getränk, dass keiner von uns trinken wird.
“Meinst du, sie wird uns Probleme bereiten?”, erkundigt sich Darwin und spricht aus, was ich bisher versucht habe zu verdrängen. Falls Susan uns wirklich Probleme bescheren sollte, werde ich das Problem lösen müssen. Andererseits habe ich bisher nichts getan, wofür sie Anzeige erstatten könnte. Ich habe sie gehen lassen und sie hat zu wenig vom Etablissement gesehen, um die Komplexität dahinter zu verstehen.
Ehe ich die Frage beantworten kann, taucht der Ursprung allen Übels vor uns auf.
“Wo ist Sue?” Lenny wirkt, als hätte er in eine Steckdose gefasst. Sein kompletter Körper zittert wie Espenlaub und als wäre das nicht genug, verlagert er im Sekundentakt sein Gewicht vom linken auf den rechten Fuss und wieder zurück, was aussieht wie der lächerliche Versuch Walzer ohne Partnerin zu tanzen.
“Nicht hier”, spreche ich das Offensichtliche aus und bekomme unweigerlich wieder einen meiner behinderten Lachanfälle. Wie ich es hasse.
“Bist du besoffen?!” Lenny geht einen Schritt zurück und als er von mir keine Antwort bekommt, wendet er sich verunsichert an Darwin.
“Geht’s Sue gut?!”
“Das geht dich nichts mehr an, Kumpel”, erwidert dieser trocken und hätte Lenny auch einen Hieb in den Magen verpassen können, denn dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu urteilen, hat sich diese Aussage für ihn genauso angefühlt.
“So viel kann dir das Mädchen ja nicht bedeuten, wenn wir dich direkt wieder mit einer neuen erwischen.”
“Es ist nicht so wie es aussieht”, stammelt Lenny unbeholfen und wirft einen Blick über seine Schulter zu der Rothaarigen, die weiter hinten verloren auf der Tanzfläche herum steht und ihn für keine Sekunde aus den Augen lässt, als wäre sie besessen von ihm.
“Warum seid ihr eigentlich hier? Ich meine… ich habe euch hier noch nie..”
“Auch das geht dich absolut nichts an”, fällt Darwin Lenny harsch ins Wort. “Und jetzt verpiss dich oder muss ich nachhelfen?”
Lenny tut wie ihm geheissen und verzieht sich mit eingezogenem Schwanz zurück zu seinem rothaarigen Häschen. Der Typ hat so viel Rückgrat wie ein Wurm. Darwin lehnt sich gegen den Tresen und beobachtet die Menge auf der Tanzfläche. Ich tue es ihm gleich und verschaffe mir einen Überblick. Laute Dance-Musik sprudelt aus den Lautsprecherboxen über unseren Köpfen und das schwache Disco-Licht wechselt zwischen den Farben Violett, Blau, Grün und Rot hin und her. Weit und breit keine Kameras in Sicht und es ist von Vorteil für unser Vorhaben, dass der Club eher spärlich beleuchtet ist und die Besucher abgelenkt mit sich selbst sind.
“Immer noch offen für alles?”, frage ich Darwin und habe ein Ziel ins Auge gefasst. Blond, einigermassen hübsch, zierlich gebaut. Sie trägt ein süßes Trägerkleidchen in der Farbe orange, dass ihr knapp bis zu den Knien geht und dazu braune Cowboy-Stiefel. Mir gefällt, dass sie lediglich ihre Augen mit ein bisschen Make-Up betont hat und auch die Art, wie sie tanzt, spricht mich an. So frei und unbeschwert. Die Arme fliegen wild zum Rhythmus der Musik in der Luft hin und her, die Beine sind dem lockeren Tanzstil angepasst und nicht so lasziv aneinander gepresst, wie bei anderen Frauen, die es deutlich damit übertreiben. Das Mädchen ist hier, um Spass zu haben und ich bin gewillt herauszufinden, wie es ihr Freund finden wird, wenn sie Spass ohne ihn hat. Dieser weicht nämlich keinen Zentimeter von ihrer Seite und signalisiert klar und deutlich, dass sie, die seine ist. Vielleicht bin ich ein schlechter Mensch, aber ich will es Darwin auch nicht zu einfach machen. Das ‘Kerze auspusten’ überlasse ich dann doch lieber anderen.
“Wer ist die Auserwählte?” Darwin grinst mich verschmitzt an, was ich als ein eindeutiges Ja deute.
“Blond, oranges Kleidchen, vergeben”, sage ich und deute mit meinem Kinn die Richtung an.
“Hübsch, aber fies. Einen besonderen Wunsch?”
“Ich lasse mich überraschen.”
Darwin zieht sich ebenfalls die Kapuze seines Pullovers über den Kopf, holt die Packung Kondome heraus und reißt den Plastiküberzug von einem mit Vanille-Geschmack auf. Den Rest der Packung reicht er mir, während das angerissene Exemplar in seiner Hosentasche landet.
Ich bleibe an der Bar sitzen und schaue zu, wie er die Tanzfläche ansteuert. Im ersten Moment bin ich erstaunt, wie gut der Mann seinen Körper zur Musik bewegen kann und nicht nur mir fällt das auf. Er zieht immenses Interesse auf sich und einige Köpfe drehen sich nach ihm um. Seit wir uns kennen, habe ich Darwin noch nie tanzen gesehen. Der Tag schlägt dem Fass wirklich den Boden aus.
Eine Frau stellt sich in meine Sicht und lächelt mich an. Ich ignoriere sie und versuche, das Geschehen auf der Tanzfläche mitzuverfolgen, aber die Dame akzeptiert meine stille Abfuhr nicht. Sie rückt mir so nah auf die Pelle, dass ich ihr Parfum riechen kann. Irgendwas exotisches.
“Hast du vor, die heute Nacht zu benutzen?” Ihre Hand berührt mich sanft am Arm, während sie mit der anderen auf die Packung Kondome zeigt, die unpraktischerweise ein Stück aus meiner Hose gerutscht ist. Ich schlucke den Lachanfall mühsam herunter, der sich unerwünscht in meiner Kehle anbahnt. Wenn eine Sache sicher ist, dann ist es die, dass ich nie wieder einen Schluck von Darwins selbstgebrauten Fusel trinken werde. Nie wieder.
“Ich habe es nicht vor”, antworte ich und schaue an ihr vorbei auf die Tanzfläche. Darwin hat es geschafft, der Blondine im orange-farbigen Kleid verdächtig nahe zu kommen.
“Kann ich dich umstimmen?”
Ihre Finger streichen von meinem Arm hinauf zu meiner Schulter. Sehr aufdringlich, das Miststück. Ich nehme mir die Zeit, sie einmal von oben bis unten zu betrachten. Schwarzes, schulterlanges Haar, braune stark geschminkte Augen, feuerrote Lippen, passend dazu ein Kleid in derselben Farbe, so eng und kurz, dass kein Spielraum mehr für Fantasie übrig bleibt. An den Füssen trägt sie schwarze Boots. Ihre Beine sind tätowiert mit Ranken und anderen floralen Mustern.
“Ich glaube kaum.”
Verwirrung legt sich auf ihr Gesicht. Sie beendet abrupt den Körperkontakt, macht aber immer noch keine Anstalten, ihr Glück bei einem anderen zu versuchen. Im Gegenteil, sie nimmt auf dem Barhocker neben mir platz und bestellt sich einen Drink.
Wortlos führt sie das Glas zu ihren Lippen, dann folgt sie meinem Blick und meint den Grund für die Abfuhr auf der Tanzfläche gefunden zu haben.
“Gefällt er dir?”
“Du bist ziemlich forsch.”
“Ich weiss, was ich will”, erwidert sie und nimmt einen weiteren Schluck von ihrem Getränk. “Ist das ein Problem für dich? Stehst du nicht so drauf, wenn Frauen die Initiative ergreifen? Hm? Fühlst du dich dadurch deiner Männlichkeit beraubt?” Ihr Glas wandert auf den Tresen und ihre linke Hand in meinen Schritt. Sie greift zu. Fest und bestimmend. Ich verspüre einen unangenehmen Stich, gebe ihr aber nicht die Genugtuung es mir anmerken zu lassen. Stattdessen lege ich meine Hand auf ihre und verstärke den Druck auf meinen Hoden, um es auszukosten. Es passiert selten, dass eine Frau mir gegenüber handgreiflich wird, was ein Zeichen dafür ist, dass dieses Miststück jeglichen Respekt vor dem männlichen Geschlecht verloren hat und dringend eine Lektion erteilt bekommen sollte.
“Von mir aus kannst du woanders die Initiative ergreifen”, knurre ich, absolut nicht in der Stimmung meine Energie weiter an sie zu verschwenden. Ich drücke noch fester zu, bis das Miststück von sich aus nachgibt und sich zurückzieht.
“Leck mich”, faucht sie und streichelt sich über den schmerzenden Handrücken. In der Zwischenzeit hat Darwin die Blondine dazu gebracht mit ihm zu tanzen, was dem Freund, dem Ausdruck auf seiner Visage nach zu urteilen, mehr als missfällt. Besonders weil Darwin immer mehr Distanz zwischen Tanzmaus und ihrem Freund bringt und sie mit seinem Körper Richtung Bar drängt. Das Mädchen scheint sich daran aber nicht zu stören. Sie strahlt Darwin an und schwingt ihre Arme und Beine im Gleichtakt zu ihm und zu der Musik, die aus den Lautsprecherboxen dröhnt.
Das Miststück neben mir kippt ihr Glas in einem Zug herunter und rauscht angepisst an mir vorbei, was meine Mundwinkel direkt dazu bringt, vor Freude Luftsprünge zu machen. Ich bleibe aber nicht lange alleine. Darwin ergreift beim Songwechsel die Gelegenheit und führt das Mädchen zur Bar. Total aus der Puste kommen sie an. Die Wangen der Blondine leuchten rot vor Anstrengung und ihr Lächeln ist so breit wie ein Fussballfeld. Darwin bestellt für sie beide irgendetwas zu trinken und als sie ihre Ellbogen auf dem Tresen abstützt, um durchzuatmen, während sie auf ihr Getränk wartet, passiert es. Darwin schwingt sich ohne zu Zögern hinter sie und presst ihren Körper mit seinem eigenen fest gegen den Tresen. Sie ist im ersten Moment so überrascht, dass sie gar nicht realisiert, wie ihr geschieht, bis Darwin ihre Kehle umfasst und ihren Kopf ein bisschen nach hinten zieht.
“Ich gebe dir zehn Sekunden, um nein zu mir zu sagen”, raunt er ihr ins Ohr und in ihren Augen kann ich klar und deutlich erkennen, dass sie völlig überrumpelt aber auch nicht gänzlich abgeneigt ist. In meinem Kopf starte ich den Countdown und muss grinsen.
“Ich habe einen Freund”, erwidert sie leise und presst ihre Beine demonstrativ zusammen. Könnte man als Nein interpretieren, ist aber kein eindeutiges Nein für Darwin.
“5.”
Darwins Mund kitzelt an ihrem Ohrläppchen und als die 4 folgt, kneift das Mädchen ihre Augen zusammen und versteift sich.
“3,...2….1.”
Darwins Stimme ist so rau und erregt, dass ich gespannt bin, ob er aufhören wird, wenn ein Nein über ihre Lippen huschen sollte.
“0.”
Die Beine des Mädchens öffnen sich zögerlich und mit ihnen auch der Reißverschluss von Darwins Hose. Flink wird das Kondom drüberzogen, der Rock hoch- und der Slip zur Seite geschoben.
“Du wirst es nicht bereuen”, versichert er dem Mädchen und versenkt sich hart und rücksichtslos in ihr. Meine Auserwählte stöhnt vor Schmerz auf und hält sich die zu Fäusten geballten Hände vor den Mund. Tränen sammeln sich in ihren Augen und rinnen über ihre roten Wangen, als ein paar grobe Stöße ihren zierlichen Körper erschaudern lassen. Verdammter Wichser. Er hat es tatsächlich geschafft.
Darwin grinst frech, als er siegreich über seine Schulter zu mir rüber sieht und seine Hüften vor und zurück bewegt. Ich fahre den Mittelfinger aus und lache. Verdammte Scheisse. Ich habe zu hoch gepokert. Das Stell-Dich-Ein bleibt nicht lange unbemerkt. Offenbar hat der Freund sein Mädchen nur kurzzeitig aus den Augen gelassen, um Verstärkung zu holen, mit der Absicht dem Nebenbuhler eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Hätte er wohl lieber einmal sein gelassen, dann wäre Darwin nicht so einfach zum Zug gekommen und ich müsste keine Geburtstagskerzen auspusten.
Ich signalisiere Darwin, dass es an der Zeit ist, sich aus dem Staub zu machen. Er nickt, bemüht sich noch um ein paar letzte Stöße und beendet den Fick mit einem sanften Danke-Kuss in den Nacken. Wie liebreizend. Weniger liebreizend sind die vier Halbstarken, die sich im Halbkreis vor uns auftürmen und meinen einen auf dicke Hose machen zu müssen. Und als die Blondine sich umdreht und sieht, was für ein Hurrikan an Gefühlen und Problemen auf sie zufegt, sackt sie neben dem Tresen zusammen und heult.
“Du widerlicher Hurensohn”, brüllt der Freund der Tanzmaus uns schroff entgegen und läutet die Kampfglocken. Weil Darwin schon immer einen komischen Hang zum Humor hatte, pflückt er das benutze Vanille-Kondom aus seiner Hose und wirft es im steilen Bogen dem Streithahn entgegen. Ich rolle mit den Augen und bin froh, dass mich ausnahmsweise, wie so oft heute, kein Lachanfall überwältigt. Reicht wenn einer von uns Benzin ins lodernde Feuer gießt.
Die anderen drei Halbstarken gehen in Angriffsstellung. Ich muss an Charon denken und an seine Harpune und wünsche mir im Stillen, wir hätten den Kerl doch auf unseren Trip mitgenommen. Das würde die Sache hier deutlich vereinfachen. Aber eigentlich habe ich es mir selbst zuzuschreiben. Es war meine Idee, Darwin auf die Blondine loszulassen. Jetzt muss ich die Suppe auslöffeln.