Kittykat671 - 8
(Zähne / Sex in der Öffentlichkeit)
Natürlich lasse ich mich von Darwin überreden, ihn zu begleiten, beharre aber vorher auf eine Dusche und ein paar Wechselklamotten. Darwin leiht mir eine Jeans sowie einen Pullover und kleidet sich selbst neu ein. Als wir beide einigermassen akzeptabel aussehen, schnappen wir uns die Schlüssel vom Kastenwagen, holen die durchgedrehte, tote Nutte von Tür 4 ab, hieven Naomi und Oskar auf die Ladefläche und kümmern uns dann um Zeus, dem ich doch tatsächlich ein paar Rippen brechen muss, um ihn aus der Metallvorrichtung zu bekommen. Was einige Fragen aufwirft, aber wir sprechen nicht darüber. Als alle Toten im Wagen sind, setze ich mich auf den Beifahrersitz, weil ich definitiv zu betrunken bin, um zu fahren. Darwin schwingt sich hinters Lenkrad. Er sieht sowieso viel vertrauenswürdiger aus als ich, falls wir wider erwarten doch angehalten und kontrolliert werden. Sicherheitshalber nehmen wir den Umweg über die Landstraße. Links und rechts von uns nur Wiesen und Kuhmist, vor uns viel Schotter und ein sternenreicher Nachthimmel. Im Radio laufen die Hits aus den 80ern und Darwin kann es nicht lassen, dazu lauthals mitzusingen. Nicht ganz mein Geschmack, also lasse ich ihn alleine seine Ständchen trällern und schaue aus dem Fenster, während sich die Welt um mich herum langsam dreht. Ich hasse es betrunken zu sein.
Bei der ‘Deponie’ angekommen, tätigt Darwin einen Anruf. Wir entladen den Wagen und teilen unsere Mitbringsel auf zwei Schubkarren auf. Irgendwie kann ich es nicht lassen, ununterbrochen zu lachen und ernte von Darwin dafür ein paar ‘Du-bist-nicht-mehr-derselbe’-Blicke, die er sich getrost in den Arsch schieben kann. Was er wohl tun würde, wenn er es könnte. Weil ich ziemlich neben der Spur bin, bekomme ich die Schubkarre mit Naomi und der durchgedrehten Nutte von Tür 4, während Darwin sich mit Oskar und Zeus abmüht. Da wir aber direkt vor den Zäunen parken können, stellt das kein großes Problem dar.
Als das erledigt ist, verziehe ich mich zurück in den Wagen und schaue den Schweinen beim Fressen zu, während sich Darwin vom Bauernjungen im Schuppen einen blasen lässt. Und dann passiert es. Ich denke tatsächlich an Johanna. Ich weiss nicht, ob es an dem beschissenen Sternenhimmel liegt, oder an dem Alkohol in meinem Blut, aber ich denke an sie. An ihre kastanienbraunen Haare, die hellblauen Augen, die schönen Lippen und sogar an ihre mehrfach gebrochene Nase, die sie sich, wenn mir mal ehrlich sind, selbst zuzuschreiben hatte. Fuck. Ich reibe mir mit dem Ärmel des Pullovers über die Augen. In einem plötzlichen Anflug von Wut bearbeite ich meine Oberschenkel mit ein paar Fausthieben und bin froh, dass Darwin sich gerade anderweitig vergnügt und mich in diesem Zustand nicht sieht. Ich muss diese Frau aus meinem Kopf bekommen. Sie macht mich irre. Ich reisse die Beifahrertür auf und begrüsse die kühle Nachtluft, in der ein sanfter Hauch Tod liegt. Das Schmatzen der Schweine ist laut und schnell. Ich lehne mich über den Zaun und obwohl es dunkel ist, erkenne ich schemenhaft, wie sich die Biester um die besten Stücke raufen, als hätte es nicht genug für jede Sau. Ja. Schweine und Menschen haben so viel gemeinsam. Aus Jux halte ich meinen Arm in das Gehege und prompt kommt eine von vielen auf mich zu gerannt.
“Bist du irre?”
Darwin taucht hinter mir auf und zieht mich zurück. Etwas in seinem Blick sagt mir, dass er mir am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte, es aber aus guten Gründen nicht tut.
“Hast du geheult?” Der Mann mustert mich abschätzig und kneift die Augen zusammen.
“Nein, es hat geregnet”, sage ich trocken und hätte fast wieder angefangen zu lachen, weil Darwin doch tatsächlich in den Himmel hinauf schaut, die Hand ausstreckt, und prüft, ob es regnet. Vollidiot.
Wortlos pflanze ich mich wieder auf den Beifahrersitz und wenig später tut Darwin es mir gleich und nimmt hinter dem Lenkrad platz.
“Trevor hat heute Geburtstag. Ist zwanzig geworden, übernimmt bald den Hof.”
“Und du lässt ihn die Kerze ausblasen, nett von dir.”
“Das mit dem Blasen muss er noch üben. Bin nicht zum Abschluss gekommen. Willst du übernehmen? Nicht? Schade.” Auf Darwins Mundwinkel schleicht sich ein Schmunzeln, dann startet er den Motor und befördert uns wieder auf die Schotterstrasse.
“Was hättest du jetzt gemacht, wenn ich die Kerze wirklich hätte auspusten wollen?”, frage ich und ziehe mir die Kapuze vom Pulli über den Kopf.
“Einen Besen gefressen, schätze ich”, witzelt er, sieht dann aber doch zu mir herüber, als wolle er ganz sicher gehen, dass ich auch wirklich kein Interesse habe, seine Kerze zu blasen.
“Hast du denn schon mal eine Kerze ausgepustet?”, erkundigt er sich schüchtern und beisst sich dabei kaum merklich auf die Unterlippe. Was alles natürlich nur Show ist, aber ich bin gewillt mitzuspielen.
“Natürlich”, erwidere ich und grinse.
“Ach ja?” Darwin befördert spöttisch eine Augenbraue in die Höhe und fängt an zu lachen. “Du hast also schon Kerzen ausgepustet?”
“Kerzen schon, aber wenn du einen Schwanz meinst, da wärst du mein Erster.”
“Fuck.”
“Was?”
“Lass das, ich bin zu notgeil, für solche Scherze.”
Nun verschwindet die Unterlippe ganz im Mund und wird von Zähnen malträtiert und als wäre das nicht genug, richtet Darwin sich mit der freien Hand seinen Schwanz, der, der Beule in der Hose nach zu urteilen, unbedingt rausgelassen werden will.
“Und was ist, wenn ich keine Scherze mache?”, necke ich ihn unbeeindruckt weiter. Ich könnte es auf die Spitze treiben und ihm über den Oberschenkel streicheln, aber das ginge mir persönlich zu weit.
“Komm schon, Fynn. Das ist nicht fair.”
“Bist du so richtig geil, hm?”
“Ja”, stöhnt Darwin leise und sieht zu mir rüber. “Und wenn du nicht willst, dass ich uns in einen Graben fahre, dann hörst du mit der Scheisse jetzt auf.”
“Dann fahr doch rechts ran.”
“Und dann?”
“Könnte ich zu Ende bringen, was der Bauernjunge nicht geschafft hat.”
“Fynn…” Wieder dieses leise Stöhnen. Männer funktionieren genauso wie Frauen. Man muss nur an den richtigen Rädchen drehen und schwupp, hat man sie genau da, wo man sie haben will. Meine Gedanken schweifen zu Susan und zu ihrer Frage. Was wohl passiert wäre, wenn Darwin uns nicht unterbrochen hätte? Ich werde es wohl nie erfahren. Vielleicht hätte ich sie gleich am ersten Tag gefickt und damit gegen meine Prinzipien und gegen meinen Kodex verstoßen. Ich bin so ehrenlos. Ich sollte mich schämen.
“Soll ich rechts ranfahren?”, hakt Darwin nach und wirkt dabei so verzweifelt, wie ein kleines Mädchen, das unbedingt einen Lollipop haben will, aber diesen nicht bekommt.
“Ich habe eine bessere Idee”, höre ich mich sagen und kann meinen eigenen Worten keinen Glauben schenken.
“Bist du offen für alles?”
“Ja? Ja, verdammt. Scheisse, Fynn. Ja”
“Na gut, dann fahren wir ins Pills und du fickst vor meinen Augen ein Mädchen meiner Wahl. Mir scheissegal, wie du es anstellst. Und solltest du es schaffen, meine Auserwählte zu einem öffentlichen Stell-Dich-Ein zu bringen, puste ich dir deine Kerze aus. Deal?”