Kittykat671 - 22
Chef / an den Haaren reissen
Manchmal passieren Dinge, mit denen man so gar nicht rechnet, wie dass man wie völlig aus dem Nichts von einer Frau abgestochen oder von einem Angsthasen umarmt wird. Ersteres habe ich knapp überlebt und letzteres… kritisch. Pumas neues Spielzeug lag gerade noch im Bett und schwupps, steht der Winzling vor mir und schlingt wie selbstverständlich seine Babyarme um meine Hüfte. Die Zigarrenbox an meinen Rücken gedrückt. Und ich… tja, ich brauche gefühlt eine halbe Ewigkeit, um zu checken, wer zur Hölle gerade die Vorspultaste gedrückt hat und wie es zu dieser Situation gekommen ist? Doch selbst nach einer halben Ewigkeit stehe ich noch auf dem Schlauch.
„Okay?“, ich schiebe den Knirps etwas von mir weg und komme gar nicht damit klar, dass der Angsthase klammert wie ein Klammeräffchen. „Du kennst mich nicht und ich kenne dich nicht und das hier, ist schräg. Also lass das“, sage ich und deute mit dem Buch in meiner Hand auf die paar Zentimeter Abstand zwischen der Mini-Kuschelkeule und mir.
“Husch, husch, noch ein bisschen weiter zurück mit dir.”
Der Kleine tut das, was er zuvor bei mir gemacht hat, nun der Zigarrenbox an. Er drückt sie wie ein Schild an sich und sieht mich an, als hätte ich ihm eine gescheuert, statt ihn lediglich zurechtgewiesen. Erst jetzt, als der Kleine unmittelbar vor mir steht und mich mit seinen dunkelblauen Kulleraugen anglotzt, fällt mir auf, dass das Blau in seinen Augen mich irgendwie an das meiner eigenen erinnert. Ja, könnte das gleiche Blau sein. Sogar die Haarfarbe passt. Dunkel, fast schwarz, wie meine. Es ist, als würde ich durch einen Spiegel in die Vergangenheit blicken und mich selbst sehen. Mein erster Gedanke - mein Puma hat mich geklont. Mein zweiter Gedanke - die Frau hat nach einem 1 zu 1 Ersatz für mich gesucht und ist wohl fündig geworden. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Es ist so abartig, dass man eigentlich darüber lachen sollte. Aber ich verkneife es mir.
“Bist du nicht ein bisschen zu jung dafür?”, frage ich stattdessen und zeige auf die Zigarrenbox, in der vermutlich keine Zigarren sind. Der Kleine zuckt lediglich mit den Achseln. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Heimkinder die eigenartigsten Marotten haben und irgendetwas sagt mir, dass das auch bei dem Knirps der Fall sein könnte. Irgendeinen Knacks hat er. Mein Verdacht bestätigt sich, als der Kleine mir die Zigarrenbox hinhält und den Deckel herunter zieht. Zum Vorschein kommen zusammengefaltete Briefchen. Schon wieder Briefchen, echt jetzt? Doch als ich einen genaueren Blick auf die Briefchen werfe, macht es Klick.
Ich schaue hinunter auf mein Buch und klappe wieder Seite 69 auf. “Du hast es also gelesen, das Buch - und meine Geheimnisse darin gefunden, hm?”, ich streiche über die Seite. Der Knirps nickt. Seine blauen Kulleraugen kleben an mir, als wäre ich der Weihnachtsmann und als hätte ich Geschenke in meinem Sack. Doch weder mit dem einen noch mit dem anderen kann ich dienen. Ich lege das Buch zur Seite und hole eines der Briefchen aus der Box heraus. Das Papier raschelt in meinen zittrigen Fingern, was wahrscheinlich für den Kleinen den Anschein macht, als würde mich das, was ich soeben aus seiner Box gefischt habe, erschüttern. Tut es aber nicht, schließlich habe ich diese Briefchen damals eigenhändig verfasst und mich darin kreativ ausgetobt. Ansich war ich ein ziemlich talentloses Kind, doch Zeichnen konnte ich schon immer verdammt gut. Selbst damals mit 13, als diese Briefchen entstanden sind.
Die Zeichnung zeigt meinen Puma, wie sie in ihrem knallengen Bleistiftrock über mir ragt, ich auf den Knien, den Hintern entblößt, über einen Schemmel gebeugt, und sie hat einen Gürtel in der Hand. Ich erinnere mich an das Geräusch, wenn Leder auf nackte Haut trifft und den brennenden Schmerz, der darauf folgt. Fuck. Der Titel der Zeichnung ist schlicht. ***Liebe tut weh.***
Ja tut sie, bestätige ich im Kopf und grinse. Wie weise ich damals bereits war. Und die Zeilen darunter wären für jeden Kinderpsychologen ein gefundenes Fressen.
***Ich bin ein böser Junge und sie liebt böse Jungs. Immer wenn ich unartig bin, bekomme ich ganz besonders viel Liebe von ihr und irgendwie brauche ich diese Liebe. Es ist die einzige Art von Liebe, die ich kenne und am liebsten hat sie es, wenn sie mir dabei weh tun kann.***
“Und, macht sie dasselbe mit dir?”, frage ich unverblümt und blicke vom Briefchen hoch, direkt in die blauen Kulleraugen des Knirps’. Die Kulleraugen weiten sich, genauso wie mein Drang, dem Jungen endlich die bescheuerte blaue Pyjamahose herunter zu reissen und mich selbst davon zu überzeugen, dass ich recht habe und der Kleine Puma’s neues Lieblingsspielzeug ist. Violettfarbener Lippenstift. Ich überlege kurz, an wessen Schwanz mich die Farbe mehr aufregen würde, an Edgar’s oder an dem des Knirps’, verwerfe aber den Gedanken so schnell wie er gekommen ist. Es macht keinen Unterschied und im Prinzip geht es mich nichts an. Ich sollte sowieso nicht hier sein. Das hier war ein Fehler. Was habe ich mir nur dabei gedacht hier aufzukreuzen? Vergangenheit sollte man hinter sich lassen und nicht wie ein Rucksack mit sich rumtragen. Hört sich an wie ein 1A-Kalenderspruch. Könnte vielleicht etwas dran sein.
Der Knirps zieht die Zigarrenbox wieder zurück, wirft einen Blick hinein und scheint nach etwas Bestimmten zu suchen. Ich sehe ihm zu, wie er einzelne Briefchen herausholt und mir schlussendlich eins davon reicht. Ich bugsiere eine Augenbraue nach oben und falte das besagte Briefchen auseinander. Auch an dieses Briefchen erinnere ich mich. Wie das andere trägt auch dieses einen Titel: ***„Das Monster unter und in meinem Bett.“*** und auch hier habe ich mich künstlerisch ausgetobt. Diesmal eine schlichte Karikatur von mir im Bett. Ich sitze aufrecht, neben mir mein Puma mit ihrer Hand in meiner Pyjamahose. Auf dem Nachttisch brennt eine Lampe und unter dem Bett funkeln böse Augen hervor, dieselben Augen, die ich auch meinem Puma verpasst habe. Keine Smokey Eyes sondern schwarze, leere Höhlen, die irgendwie - selbst viele Jahre später - ein komisches Gefühl in mir auslösen. Der Text darunter ist wieder ein Fall für den Kinderpsychologen.
***Mit dem Monster zusammen das Monster vertreiben.***
Eigentlich ist es ein Witz, dass mir damals niemals jemand zuhören wollte, obwohl ich zum Teufel genug Radau gemacht habe. Doch bösen Jungs glaubt man nicht, Pumas schon. Pumas können tun und lassen, was sie wollen, weil unter einem Rock keiner böse Absichten vermutet, hast du aber einen Schwanz, tja, herzlichen Glückwunsch, dann hast du verloren, ehe du ihn überhaupt rausholen konntest.
„Okay, also das macht sie mit dir, ja?“, frage ich plump und merke selbst, dass in meiner Stimme das Mitgefühl oder sowas in der Art fehlt. Der Knirps sieht mich für eine lange Zeit nur an, als würde er mit sich hadern, entschließt sich dann aber wohl doch zu nicken. Irgendwie muss ich an das Reh denken. Eins muss man ihr lassen. Sie war kommunikativer, als der Kleine hier, aber vermutlich will er nicht sprechen, weil er einfach nichts zu sagen hat. Ich kenne das, ich war schließlich auch einmal so. Wozu reden, wenn sowieso keiner zuhören will?
„Tja Kleiner, du weißt schon, dass da gar kein Monster unter deinem Bett ist“, sage ich und lege das Briefchen zurück in die Zigarrenbox, dann tue ich etwas, was mich selbst überrascht. Ich schlurfe auf das Kinderbett zu, gehe in die Hocke und hebe es an. „Siehst du? Kein Monster“, ich deute mit meinem Kopf unter das Bett. Da ist natürlich nichts außer Staub, mehr Staub und noch mehr Staub und ganz hinten eine verschollene Socke. Der Angsthase glotzt mich an, als wäre ich Herkules, der aus einem Comicheft gestiegen ist, aber in Wirklichkeit ist das Bett federleicht, so leicht, dass selbst mein zittriger, nutzloser Körper das Gewicht problemlos heben kann. Früher hätte ich mit dem alten Holzding ohne mich großartig anzustrengen Weitwurf machen können, doch jetzt beeindrucke ich sogar, wenn ich es nur anhebe. Zumindest Kinder. Zugegeben, die sind einfach zu beeindrucken.
Zögerlich kommt der Kleine näher, legt die Zigarrenbox auf dem Boden ab und guckt einmal unter das Bett und - Tadaaaa, kein Monster.
„Außerdem interessiert es die Monster einen Scheiss, ob du dir einen runterholst oder nicht“, füge ich hinzu und muss plötzlich lachen. „Naja, außer ein Monster. Die findet das geil, weil die gierig nach jungen, geilen Schwänzen ist. So einen, wie du einen in der Hose hast.“
Irgendetwas sagt mir, dass ich mit Kids nicht so reden sollte, andererseits bin ich so verdorben und geprägt durch die Jahre im Etablissement, dass mir das egal sein kann. Der Knirps hat sowieso schon einen Schaden durch meinen Puma erlitten, da mache ich mit meiner Ausdrucksweise den Braten auch nicht mehr feiss.
„Macht sie auch das Ding mit dem Mund bei dir?“, frage ich und als seine blauen Kulleraugen sich zusammenkneifen, habe ich die Antwort. Trotzdem greife ich nach der Zigarrenbox und wühle mich durch meine Briefchen. Als ich das Richtige gefunden habe, halte ich es ihm unter die Nase.
„Und gefällts dir?“
Der Kleine wirft einen Blick auf das Briefchen und nimmt es an sich. Dieses Briefchen hat den schlichten Titel ***„das Ding mit dem Mund“*** und wie auf den anderen gibt es auch hier eine Zeichnung dazu. Diesmal keine schlichte Bleistiftzeichnung, sondern sogar mit ein bisschen Farbe. Genau genommen nur eine Farbe. Violett. Es zeigt meinen Puma, ihr Gesicht, ihre Hände und ihr einladendes Dekolleté und zwischen ihren prallen, violettfarbenen Lippen meinen Schwanz. Die Ansicht ist so, wie ich es damals erlebt habe, als sie bei mir das Ding mit dem Mund gemacht hat und irgendwie hat es was, bis man die Zeilen darunter liest und einem schlecht dabei wird.
***Hast du heute schon dein Schwanz-Tattoo bekommen, Loser?***
Der Kleine reicht mit das Briefchen zurück. Wir schauen uns an. Ich warte auf eine Reaktion, doch da kommt keine. Als hätte es ihm die Sprache verschlagen, was witzig ist, weil er bisher kein einziges Wort gesprochen hat. Also versuche ich es mit einer Frage, die einfacher zu beantworten ist, als die ob man es mag, als Kind einen geblasen zu bekommen. „Wie alt bist du?“
Er hält beide Hände hoch. Also zehn. Ziemlich jung. Aber jung ist halt voll Pumas Ding.
„Die hat das damals, als ich so jung war wie du, mit vielen gemacht. Wahrscheinlich ist das heute noch genauso. Oder bist du aktuell der Einzige mit sogenannten ‘Privilegien’?“
Bevor der Knirps dazu kommt, meine Frage auf irgendeine Art und Weise zu beantworten, zum Beispiel mit einem Nicken, schwingt die Tür vom Zimmer auf und der Teufel höchstpersönlich taucht in der Türschwelle auf. Und der Teufel ist ein Puma. Genau genommen mein Puma. Oder besser gesagt unser Puma. Wobei nein, sie bleibt mein Puma.
„Da steckst du ja“, begrüßt mich mein Puma. Sie sieht etwas gestresst aus und im ersten Moment frage ich mich, ob sie den Inhalt der Zigarrenbox kennt. Zumindest hat sie die Box noch nicht entdeckt, denn ihr Blick liegt auf mir. Nur auf mir.
„Glückwunsch, du hast mich gefunden“, sage ich knapp und hätte Beifall geklatscht, wenn mir danach gewesen wäre.
„Und wie ich sehe, habt ihr euch schon kennengelernt“, bemerkt sie mit einem falschen Lächeln auf den violetten Lippen und hat alle Hinweise, er und ich, zusammen vor seinem Bett, offenbar richtig kombiniert, genau so wie es sich für eine Meisterdetektivin gehört. Klasse, gut gemacht, Puma!
„Yep“, erwidere ich und weil ich ein Arschloch bin, füge ich hinzu: „Und wir waren auf Monsterjagd, haben aber keins unterm Bett gefunden, stimmt‘s, Kleiner?“
Ich schaue den Knirps an, aber der gibt weiterhin keine Reaktion von sich und steht da, als hätte man ihn so, wie er dort steht, einbetoniert.
„Sein Name ist Ari“, meint mein Puma leicht säuerlich und wirkt plötzlich etwas pikiert. Ich grinse und wuschele dem Knirps provokativ durch die fast schwarzen Haare. „Schön für dich, und ich hätte schwören können, dein Name ist Kleiner. Sachen gibt‘s.“
Jetzt habe ich meinen Puma so richtig sauer gemacht, denn immer wenn sie sauer wird, fängt ihr linkes Auge an zu zucken. Etwas, das ich an ihr immer irgendwie niedlich fand, obwohl mein Puma mehr herrisch und dominant als süß und niedlich ist. Auch das falsche Lächeln scheint schwer um die Mundwinkel zu werden und man sieht es ihr richtig an, dass sie sich sichtlich bemüht es aufrechtzuerhalten.
„Fynn, wir müssen reden“, sagt sie und schiebt die tonnenschweren Mundwinkel noch ein Stückchen weiter nach oben. Das wird ja immer besser. Spielen wir also unser Theaterstück weiter und tun auf heile Welt. Nun liegt es wohl an mir, zu entscheiden ob ich mitspielen oder eine Szene machen will. Ich tendiere zu der Szene, doch dann fällt mein Blick auf den Angsthasen, der immer kleiner wird und droht noch gänzlich wegzuschrumpfen.
Also antworte ich mit einem unspektakulären „Okay“ und kopiere das Fakelächeln meines Pumas. Jetzt, wo wir uns beide so toll anlächeln, frage ich mich, wozu dieses Schauspiel noch führen wird und platze beinahe vor Spannung, worüber mein Puma mit mir denn so dringend reden will.
„Kommst du?“, sie deutet mir mit einer Handbewegung das Zimmer zu verlassen, gleichzeitig schenkt sie dem Kleinen neben mir ein Lächeln der Sorte aufrichtig. „Ari, gehst du bitte ins Bett? Es ist schon spät.“
Ari neben mir gibt als Antwort wie gewohnt ein Kopfnicken von sich und schwupps ist der Kleine auch schon unter der Bettdecke. Wie brav. Viel zu brav, wenn man bedenkt, dass mein Puma auf böse Jungs steht. Ich setze mich ebenfalls brav in Bewegung und begleite meinen Puma vor die Tür. Als wir dann dort rumstehen und uns anstarren, kommt es fast so rüber, als hätten wir beide den Text in unserem Theaterspiel vergessen, bis mein Puma das Schweigen bricht.
„Edgar meinte, da hätte ein Mädchen angerufen und sich nach dir erkundigt. Sie meinte, ihr Name wäre Susan, du wärst ihr Freund und sie würde dir noch Zweihunderttausend Euro schulden.“
Tja, jetzt bin ich der, der einen Moment sprachlos ist und aus spontanen Mangel an Wortschatz am liebsten einfach nur mit dem Kopf genickt hätte. Doch statt mit dem Kopf zu nicken, rollt ein Lachanfall über mich drüber. Herrlich, das Reh ist einfach herrlich. Mir ist noch nie ein so dummes und naives und gleichzeitig göttlich unterhaltsames Mädchen untergekommen. Irgendwie mag ich ihre Art der Selbstzerstörung oder kann man das Humor nennen?
„Zweihunderttausend Euro, Fynn?“, mein Puma sieht mich total verdattert an, was nur dazu führt, dass ich noch mehr lachen muss. Irgendwann muss ich mir den Bauch halten, weil es echt anfängt weh zu tun.
„Kannst du mir das bitte erklären?“, bohrt mein Puma nach, die das nicht annähernd so witzig findet wie ich. Mal ausgenommen von der Tatsache, dass das Reh sich vermutlich bei Wicktoria mit W erkundigt hat, wo ich denn abgeblieben bin und meinen Anruf zurückverfolgt hat, trumpft das Reh auch noch damit auf, dass sie mich mit der Erwähnung der Zweihunderttausend Euro, die auf ihre Jungfräulichkeit ausgesetzt sind, ködern will, um zu ihr zurück zu kehren und ihr zu helfen, die lang verschollene Schwester aka Johanna zu finden.
„Da gibt es nichts zu erklären“, sage ich atemlos und muss mich dabei ziemlich zusammenreißen, um nicht gleich wieder loszulachen.
Mein Puma legt den Kopf schief und runzelt die Stirn. Erst jetzt bemerke ich, dass sie nur noch ein hauchdünnes, schwarzes Negligé trägt und ihre langen, roten Haare ihr in Wellen über die Schulter und den Rücken fallen. An den Füßen ist sie barfuß und die Nägel sind schwarz lackiert. Aber am schlimmsten ist, dass ich durch den hauchdünnen Stoff ihren schwarzen Tanga und ihre vollen Brüste erkennen kann. Und obwohl die ganze Story mit Susan eine einzige Lachnummer ist, reagiert mein Körper auf meinem Puma. Fuck.
„Edgar hat ihr unsere Adresse gegeben. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Warum schuldet dir dieses Mädchen so viel Geld und warum hast du mir nicht gesagt, dass du eine Freundin hast?“
Weil ich keine Freundin habe und weil wir beide nie reden sondern nur ficken. Und weil du nicht weißt, womit und wo ich mein Geld verdiene. Oder verdient habe.
„Ist jetzt später?“, frage ich stattdessen und höre mich an wie ein ausgehungerter Wolf, der ein Schäfchen vor sich hat, dass er unbedingt verspeisen möchte. Ich weiß, dass ich diese Frau vor mir eigentlich verachten und widerlich finden sollte, doch sie weiß ganz genau, wie sie meinen Verstand dazu bringt auszusetzen.
„Fynn“, sagt sie lediglich und sieht mich mit diesem ‚Nicht-jetzt-Blick‘ an. Der verschwindet, als ich mir in die Jogginghose greife und meinen harten Schwanz richte.
„Fynn“, wiederholt sie, diesmal liegt in ihrer Stimme das Schnurren einer Raubkatze.
„Warum ist das zwischen uns so?“, quetsche ich verbittert heraus. „Warum kann ich dich nicht einfach nur hassen? Warum will ich dich so sehr?“
Die Fragen stehen ihm Raum und werden mit einem Griff zwischen meine Beine versiegelt. Ihr Griff ist so hart und intensiv wie mein Verlangen nach ihr und als sie ihren Körper an meinen presst und mich gegen die Tür des Gästezimmers drängt, funktioniere ich einfach nur noch. Wir landen auf dem Bett. Sie unter mir, ich über ihr. Sie reißt mir die Jogginghose herunter, doch als sie sie mir auch noch mit dem Kapuzenpullover zur Hand gehen will, halte ich sie davon ab.
„Besser nicht“, knurre ich erregt, weil ich weiß, was sich darunter verbirgt. Ich habe mich nie für meinen Körper geschämt, doch die hässliche Narbe, die Johanna auf meiner Brust hinterlassen hat, will ich meinem Puma nicht zeigen. Keine Ahnung wieso und auch mein Puma ist kurz verwirrt, bis ich ihre Verwirrung auslösche, in dem ich ihr Negligé über ihre Hüfte und den Tanga zur Seite schiebe und mich dann in ihr versenke. In ihr zu sein, fühlt sich auf eine abstrakte Weise an wie nach Hause kommen und als ich anfange, sie grob zu ficken, ist es, wie wenn ich die Mauern dieses Zuhauses mit einem Vorschlaghammer einreiße und zu Trümmern verarbeite. Irgendwie gibt mir dieses Gefühl eine Art von Befriedigung, die keine andere Frau in mir auslösen kann. Es trifft mich da, wo die Seele blutet. Es tut weh und gleichzeitig turnt mich dieser Schmerz an. Besonders, als sie anfängt meinen Namen zu schreien und ich spüre, wie sich ihre gierige Pussy um meinen Schwanz schließt und ihn nicht mehr hergeben will. Sie kommt so schnell, dass ich beinahe enttäuscht bin, dass ich mir nicht einmal Mühe geben musste. Und dann ist sie an der Reihe. Wir tauschen die Rollen, ich liege unten, sie reitet mich. Ihre prallen Brüste wippen im Takt zu ihren Bewegungen und geben ein gutes Kino ab. Ich strecke meine Hand nach ihnen aus und quetsche sie. Alles Dinge, die ich als Junge niemals ohne Aufforderung hätte tun dürfen, ohne eine Ohrfeige zu kassieren, doch jetzt lässt mein Puma absolut alles zu und irgendwie bin ich schon fast enttäuscht, wie langweilig der Sex mit ihr ist. Während sie sich auf mir abmüht, kommt mir sogar der Gedanke, ob es am Etablissement liegen könnte. Vielleicht habe ich mich an so vielen Frauen vergangen, dass mir normaler, einvernehmlicher Sex nach zehn Minuten keinen Spaß mehr macht?
Mein Puma kommt wieder und diesmal so intensiv, dass sie auf mir zusammenbricht und um Atem ringt. Mein Schwanz steht zwar immer noch wie eine Eins, aber ich bin so fern von einem Orgasmus wie noch nie zuvor.
„Fynn“, wispert mein Puma, als sie sich einigermaßen von ihrem Höhepunkt erholt hat. Der Schweiß steht ihr auf der Stirn, die langen Haare sind zerzaust, der violettfarbene Lippenstift verschmiert, mein Schwanz noch immer in ihr und sie auf mir.
„Hm?“, erwidere ich und blicke zu ihr hoch.
„Was ist los?“
„Nichts.“
„Warum kommst du dann nicht? Liegt es an mir?“
Sowas wie Unsicherheit habe ich noch nie in der Stimme von meinem Puma gehört, wenn es um Sex geht. Geschweige denn hatte sie noch nie Selbstzweifel, aber die Zweifel bilden sich nun klar und deutlich in ihrem Gesicht ab. Sie wirkt beinahe gekränkt.
Eigentlich habe ich keine Lust auf ihre Frage zu antworten, aber sie würde ohnehin nicht locker geben, bis ich so etwas sage wie “es liegt nicht an dir”, doch eigentlich liegt es an ihr. Und an mir. Vielleicht auch an der Gesamtsituation.
Kurzerhand packe ich meinen Puma an der Hüfte und leite einen Stellungswechsel ein. Ich drücke sie aufs Bett und drehe sie, damit sie auf dem Bauch liegt und ich ihren prallen Hintern bewundern kann. Ich überlege, ob ich einfach auf ihrem Rücken abspritzen oder ob ich sie noch einmal nehmen soll - bin aber auch gleichzeitig unzufrieden darüber, wie widerstandslos sie alles mit sich machen lässt. Es fühlt sich an wie ein zahmes Kätzchen zu ficken und nicht einen Puma.
“Fuck”, knurre ich und lasse frustriert von ihr ab. Besser gesagt, ich stehe vom Bett auf und lasse sie zurück wie eine Nutte, mit der ich fertig bin. Ich nehme nur halb wahr, dass sie irgendetwas zu mir sagt, bin aber mehr damit beschäftigt, die Jogginghose wieder zu richten, als darauf zu achten, was die Frau zu beanstanden hat. Und ich glaube, wir sind beide gleich überrascht, als ich die Tür zum Gästezimmer hinter mir zuknalle und im Bad verschwinde. Wie mechanisch drehe ich den Schlüssel um und stelle die Dusche an.
Ich hatte selten das Bedürfnis mich von einer Frau sauber zu waschen, doch jetzt, als die Geilheit so langsam nachlässt und die Gedanken mich fluten, will ich nichts lieber, als alles, was mich an diese Frau erinnert, von meinem Körper zu kratzen.
Das heiße Wasser brennt auf meiner Haut und ich hätte viel getan, um das Wasser gegen Benzin zu tauschen. Benzin und ein brennendes Zündholz, um den beschissenen Ekel endlich den Gar auszumachen. Keine Ahnung, was genau mein Problem ist. Und ich weiss es auch nicht, als mein Puma gegen die Tür klopft und die Türklinke mehrmals runtergedrückt wird. Lange versucht sie nicht zu mir durch zu dringen und als die Klopferei aufhört, muss ich an den Ersatzspieler auf der Bank denken. Der Knirps aka Ari. Nicht, dass er alt genug wäre es meinem Puma zu besorgen, aber sein Alter würde meinen Puma nicht davon abhalten, ihre Spielchen mit ihm zu spielen und nach der Abfuhr, die sie von mir erhalten hat, sucht sie vielleicht bei ihm Trost. Geht mich nichts an, sollte mir egal sein. Ich sollte nicht hier sein.
Und trotzdem stehe ich fünf Minuten später vor der Zimmertür des Angsthasen und klopfe zaghaft an. Natürlich erhalten ich keine Antwort, also halte ich mein Ohr gegen die Tür und als ich keine Geräusche wahrnehme, trete ich vorsichtig ein. Das ist das zweite Mal, dass ich mich selbst einlade und wie zuvor löst mein Auftreten grosse Kinderaugen aus, die mich im spärlichen Licht der Nachttischlampe angucken, als wäre ich ein Spukgespenst. Der Schock weicht schnell der Erleichterung. Offenbar bin ich doch nicht so gruselig, wie ich dachte oder ich bin weniger gruselig, als die Person, die er eigentlich erwartet hat. Scheisse, mann.
Ich schließe die Tür vorsichtig hinter mir zu und tapse auf leisen Sohlen zum Bett. Vor dem Bett gehe ich in die Hocke und schaue den Kleinen an.
“Angst im Dunkeln, hm?”, frage ich und der Knirps nickt. Seine Haare sind verwuschelter als zuvor, wahrscheinlich hat er sich ein paar Mal im Bett hin und her gewälzt und versucht Schlaf zu finden, bevor ich einen auf Casper, das Spukgespenst gemacht habe.
“Ging mir auch mal so”, sage ich und lasse mich auf meinen Hintern fallen. “Ich schiebe heute Wache und glaub mir, an mir kommt kein Monster vorbei.”
Der Knirps sieht mich eine Weile an, als würde er abwägen, ob ich wirklich fähig bin, böse Monster fernzuhalten, doch dann schält sich der Kleine aus dem Bett und gesellt sich zu mir auf den Boden. Keine Ahnung was ich davon halten soll, ich bin ihm eigentlich so fremd wie er mir, aber aus irgendeinem Grund scheint er mich zu mögen und mir zu vertrauen. Vielleicht eine Spur zu sehr, denn seine kleinen Miniarme klammern sich an mich, als wäre ich ein überdimensionales Plüschtier.
“Hat dir eigentlich keiner beigebracht, dass man sich Fremden nicht so an den Hals werfen soll”, murmle ich und pflücke Bettdecke sowie Kissen vom Bett. Macht keinen Sinn mit einem stummen Kind zu diskutieren. Genau genommen macht es auch keinen Sinn mit einem stummen Kind auf dem Boden zu schlafen, wenn ein kuscheliges Bett daneben steht, in das er gehört und in das ich definitiv nicht mehr hinein passe.
Ich drapiere Kissen sowie Bettdecke so, dass ich den Winzling drin einpacken kann und dann tue ich etwas, was so untypisch für mich ist, dass ich mich frage, wer zum verfickten Teufel meinen Körper übernommen hat, denn ich ziehe den Knirps in meine Arme und drücke ihn an mich. Genau genommen liegen wir Löffelchen, nur ohne den sexuellen Part, mehr so der Ich-versaue-notgeilen-Pumas-die-Tour-Part. Hätte nie gedacht, dass ich jemals den Papa für ein mir total unbekanntes Kind mime oder dass ich generell einmal den Papa raushängen lasse, ist eigentlich nicht meine Art, doch zwischen dem Knirps und mir ist eine Verbindung und wenn’s nur die ist, dass wir beide demselben Puma zum Opfer gefallen sind. Puma-Leidensgenossen sozusagen. Aber die Tatsache, dass der Kleine so viel Nähe zulässt oder von selbst die Nähe sucht, bereitet mir ein ungutes Gefühl, eins dieser Sorte, das man selbst mit Vodka Pur nicht runterspülen kann. Ironischerweise bin ich es, der in dieser Konstellation unkontrolliert zittert, während der Kleine immer ruhiger wird, bis schlussendlich leise Schlafgeräusche darauf hinweisen, dass er eingeschlafen ist. Jetzt bin ich an der Reihe ihn wie ein Teddybären an mich zu drücken. Und was ganz anderes drückt in meinen Augen. Tränen. Bullshit. Als ob ich jetzt anfange zu heulen. Was ist nur los mit mir? Hat mich das Reh wirklich mit ihrer permanenten Heulerei angesteckt? Falls ja, gibt es ein Gegenmittel dagegen?
Manchmal schlagen Herzen im selben Takt und irgendwie hat dieses gleichmäßige Bumbum eine beruhigende Wirkung auf Geist und Körper. Oder ich bin kurz davor Tarotkarten zu legen, mir Ratgeber für alles mögliche zu kaufen und dem Esoterik Verein beizutreten. So oder so fühle ich seit langem so etwas wie Ruhe in meinem Innern. Eine Ruhe, die dort schon lange fehlt und von der ich geglaubt habe, dass sie vom permanenten Lärm, der in mir herrscht, unlängst in die Flucht geschlagen worden ist. Doch jetzt ist sie wieder da. Diese Ruhe. Und die Ruhe sorgt dafür, dass ich mir erlaube, den Stecker zu ziehen und einfach einzuschlafen. Erst fühlt es sich ein bisschen so an wie abtreten. Sterben. Den Löffel abgeben und über den Jordan treten. Aber der erste Eindruck täuscht. Es ist nur ein traumloses Schlafen, dass die Energiereserven wieder auffüllt und ein bisschen wie ein Zeitsprung ist, den man nicht wahrnimmt. Genau genommen ist es genau das. Ein Zeitsprung.
Als ich die Augen wieder öffne, liegt der Kleine noch immer in meinen Armen und wir beide auf dem Boden. Tageslicht dringt vom Fenster ins Zimmer und ist für meine Verhältnisse eine Spur zu hell. Ich muss ein paar Mal blinzeln, um mich daran zu gewöhnen und als es soweit ist, wünschte ich, ich würde zu den Vollidioten gehören, die eine Armbanduhr am Handgelenk tragen, um genau zu wissen wie spät es ist und wie viel Zeit ihnen noch bleibt. Aber solche Dinge braucht man im Etablissement nicht. Zeit ist dort relativ, da jeder Tag gleich abläuft und es keine Rolle spielt, wann du irgendwas machst. Einzig alleine die Kohle, die du mit dem, was du machst, verdienst, muss stimmen.
Ari schläft noch immer tief und fest. Irgendwann in der Nacht haben sich seine Kinderhände verirrt und halten sich jetzt an meinem Arm fest, als wollte der Knirps sichergehen, dass ich nicht abhaue und ihn alleine lasse. Ich drücke meine Nase in seine beinahe schwarzen Haare und seufze leise. Kinder riechen irgendwie immer gleich. So der typische Kind-Duft und dieser Geruch erinnert mich an meine Zeit im Heim. Nachdem mich mal ein kleiner Asiate vor Günni, dem perversen Hausmeister, gerettet hat, kam es öfters vor, dass wir kleiner Bruder großer Bruder gespielt haben. Ich war der große Bruder und er der Kleine und weil er eben so klein war, bekam er öfters mal von den großen Jungs eine Abreibung verpasst, bis ich angefangen habe es zu verhindern und manchmal haben wir uns eben auch umarmt. Natürlich heimlich. Wobei das immer von ihm ausging. Umarmungen waren nicht so mein Ding. Trotzdem war es eine Form der Nähe, die in so einem Heim rar ist und die man aufsaugen muss, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ari riecht genauso wie Kim, der Mini-Asiate.
Ich verfrachte den Knirps in sein Bett bevor ich vollends in Melancholie versinke und bin dabei so vorsichtig, als wäre der Kleine aus Glas und könnte jederzeit zerbrechen. Nach einem Abstecher ins Bad begebe ich mich wie selbstverständlich und obwohl ich hier nicht wohne nach unten, weil es nach Frühstück riecht und mein Magen bereits mit dem Verdauungsprozess angefangen hat. Wahrscheinlich vergreift sich der hungrige Bastard gerade an irgendeinem überlebenswichtigen Organ. Würde zumindest die Schmerzen erklären. Weiter so, mein Freund und Verdauer.
Unten angekommen höre ich meinen Puma und Edgar bereits aus der Küche streiten. Was für ein Begrüßungskomitee. Ich liebe es. Weitermachen, bitte. Und natürlich geht der Streit um mich und verklingt auch nicht, als ich mich gegen der Türrahmen lehne. Im Gegenteil, Edgar dreht sich zu mir um und zeigt anprangernd mit seinem Finger auf mich. Grade der Lackaffe, der früher immer zu mir meinte ‘Fynn, man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezogene Leute!’ Tja, offenbar hat sich seine Meinung diesbezüglich geändert oder diese Anstandsregel setzt sich bei ihm außer Kraft. Nicht das es mich stören würde, ich würde ihm den Finger einfach gerne brechen.
“Ich kann einfach nicht fassen, dass du ihn im Zimmer unseres Sohnes schlafen lassen hast!”, speit Edgar herum wie einer dieser bescheuerten Drachen aus einem seiner geliebten Fantasy Romanen. Ein ziemlich mickriges Exemplar an Drache.
Puma, in korallfarbenen Morgenmantel und mit hübsch geflochtenem Haar, blickt in meine Richtung und als ihre Smokey-Eyes auf meine nicht Smokey-Eyes treffen, sehe ich Schmerz in den grün-braunen Augen aufleuchten. Die unsanfte Abfuhr von gestern scheint sie wirklich getroffen zu haben. Eigentlich sollte es mich kalt lassen, doch da regt sich etwas in meiner Brustgegend. Etwas, das ich gerne herausreißen und unter meinen Füßen zermalmen würde.
Mein Puma schenkt mir ein trauriges Lächeln und richtet ihren Fokus wieder auf Edgar, der noch immer mit ausgestrecktem Finger und brodelnder Zornesfalte nutzlos in der Küche herumsteht, als würde er für ein hässliches Kunstwerk im Stil des Surrealismus’ Modell stehen.
“Fynn würde niemals einem Kind etwas zuleide tun”, verteidigt mich mein Puma, die mich wohl für einen Heiligen hält, obwohl ich ihr oft genug den bösen Jungen gezeigt habe. Ich bin zwar Scheisse und ein Schwein, aber in einem Punkt muss ich ihr zustimmen, Kindern würde ich niemals etwas zu leide tun. Das ist mehr so ihr Fachgebiet.
Edgar schnaubt los. Der Wurm gibt im Normalzustand schon kein gutes Bild ab, aber mit hochrotem Kopf und der absurden Gesichtsakrobatik in seiner abartigen Visage verstehe ich plötzlich die Vorteile, die Blinde geniessen.
“Du wolltest noch nie wahrhaben, was für einer er ist”, kläfft Edgar, so ausser sich, das die Spucke in der Luft herumfliegt. Was für ein Regenschauer, da bereut man es doch glatt, keinen Regenschirm zur Hand zu haben. „Hast du wirklich vergessen, was der Bastard dir angetan hat? Ja? Kannst du wirklich ruhigen Gewissens mit ihm unter einem Dach schlafen? Und dann lässt du ihn auch noch in das Zimmer unseres Sohns!”
Und zwischen ihre Schenkel.
“Olga, ich kann mir das nicht mehr länger ansehen!“
Dann mach doch einfach die Augen zu.
„Du brauchst professionelle Hilfe!“
Gut an diesem Punkt ist etwas dran. Da stimme ich ausnahmsweise Edgar zu.
„Hör auf immer alle retten zu wollen! Der Bastard ist schon lange verloren! Wir hätten ihn damals im Heim lassen sollen! Das hätte uns so viel leid erspart und heute machst du genau denselben Fehler. Du holst ihn schon wieder in unser Haus, weil du immer alle retten willst! Aber dieser Bastard hat deine Hilfe und deine Liebe gar nicht verdient!“
Die letzten Worte treiben meinem Puma die Tränen in die Augen und als sie so verloren zwischen mir und Edgar hin und her blickt und dabei auch noch ihr hübscher violettfarbener Mund anfängt zu zittern, ist das Bild einer heiligen Samariterin perfekt. Einer Mutter, die sich um die Kleinen und Hilfsbedürftigen sorgt und nichts Böses im Kopf hat. Jetzt hat sich die Sache mit meinem Appetit erledigt. Mir ist zum Kotzen zu Mute.
„Er hat Ari nichts angetan. Das könnte er nicht, sowas würde er nicht tun“, verteidigt sie sich nun irgendwie selbst und hört sich so weinerlich an, wie all die Frauen, die hinter meiner Tür landen.
„Und wenn doch? Was ist wenn er unserem Sohn etwas angetan hat?! Du weißt, zu was dieser Bastard fähig ist! Du weißt es ganz genau!“, flucht Edgar weiter, doch auch seine Stimme nimmt diesen weinerlichen Unterton an. Die Beiden sind wie zwei Sirenen, die rumheulen und allmählich sollte sich das Blaulicht doch dazu gesellen. Es würde mich wirklich nicht überraschen, wenn Edgar die Bullen gerufen hat und die gleich die Tür mit einem Rammbock aufbrechen, um mich abzuführen.
Puma will etwas sagen, doch die Worte scheinen ihr im Hals steckengeblieben zu sein. Wie um den Knoten zu lösen, wandert ihre schlanke Hand zu besagter Stelle. Die Smokey-Eyes richten sich auf mich und sehen mich mit diesem Blick an, als würde sie doch tatsächlich abwägen, ob ich dem Jungen etwas hätte antun können. Ich sehe sie mit einem ist-das-dein-ernst-Ausdruck auf dem Gesicht an, der daraus besteht, dass ich eine Augenbraue kurz anhebe und mir größte Mühe gebe, nicht direkt loszulachen, weil die ganze Diskussion hier so lächerlich ist. Die Einzige, die sich hier an Kindern vergreift, steht in einem korallfarbenen Morgenmantel herum und drückt gerade auf die Tränendrüse.
Wie auf Bestellung taucht Ari hinter mir auf, aber statt zu Edgar oder meinem Puma zu laufen, schlingt der Kleine seine Miniarme um meine Hüfte und tut wieder so, als wäre ich ein überdimensional großer Teddybär, hinter dem man sich im Notfall auch gut verstecken könnte. Ich nutze den Moment und wuschele dem Knirps durch die zerzausten Haare, dann setze ich dem Ganzen die Kirsche auf. „War schön mit dir letzte Nacht“, sage ich grinsend und liebe es, wie mein Puma und Edgar synchron zusammenzucken, als hätte ich den Beiden gleichzeitig eine Ohrfeige verpasst.
Ari hingegen blickt mit seinen Kulleraugen einfach zu mir hoch und nickt. Er lächelt sogar, als hätten wir die Nummer hier zusammen vorher einstudiert. Zufrieden richte ich meine Aufmerksamkeit auf Edgar und genieße, wie der Wurm sich in Brechreiz windet. „Kassierst du ab oder macht das die da drüben?“, frage ich und schiebe passend dazu eine Hand in die Tasche meiner geliehenen Jogginghose, als wollte ich ein paar Scheine herausholen.
„Fynn“, zischt mein Puma, plötzlich nicht mehr traurig sondern schockiert, doch da ist es schon zu spät. Edgar dampft auf mich zu und donnert mir eine, so fest, dass mein Kopf zurück fliegt und ich Sterne sehe. Okay. Damit habe ich nicht gerechnet. Und schon gar nicht damit, mein eigenes Blut in meinem Mund zu schmecken. Jetzt bin ich es, der sich überrascht ans Kinn fasst und erstmal ein paar Sekunden braucht, um zu blicken, dass Edgar Eier bekommen hat. Statt mir aber nochmal eine zu geben, packt er Ari und zieht ihn unsanft von mir weg. Und zu sich in ‘Sicherheit’.
„Spinnst du, Eddy?“, mein Puma löst sich schneller von ihrer Schockstarre, als ich von meiner. Sie rast auf mich zu und drückt mir ihre Finger ins Gesicht. Ich will ihre Hand wegschlagen, aber da ist dieses Brodeln in mir, was auf Rache aus ist. Mein Blick fällt auf den Wurm, der Ari in eine Umarmung gezogen hat, obwohl der Kleine das gar nicht will und sogar mit seinen Miniarmen um sich schlägt.
„Geht’s dir gut, Fynn?“, erkundigt sich mein Puma und bettet mein Gesicht in ihre Hände. Ich will sie zwar nicht ansehen, und tue es trotzdem. Smokey-Eyes. Violette Lippen. Und dieses elendige Mitleid, was von ihr zu mir herüber schwappt. Fuck.
Ich könnte sowas sagen wie „Ja, dein Mann schlägt wie ein Mädchen“, entscheide mich aber für ein einfaches und leicht geknurrtes „Ja“. Das reicht meinem Puma nicht. Sie tastet nochmals behutsam jeden Zentimeter meines Gesichts mit ihren Fingern ab, ehe sie mir Luft zum Atmen gibt und sich Edgar zuwendet.
„Bist du komplett bescheuert?“, faucht sie und bemerkt zu spät, dass sie Ari damit einen Schrecken einjagt. Es tut ihr in derselben Sekunde leid. Wie ein Hündchen mit eingezogenem Schwanz dackelt sie auf Edgar und Ari zu und macht mit Ari‘s Gesicht dasselbe, was sie zuvor mit meinem getan hat. „Tut mir leid, Mama wollte nicht schreien.“
Erst jetzt macht es bei mir Klick. Es hätte eigentlich schon bei „Sohn“ Klick machen sollen, aber auf das Wort „Mama“ reagiere ich aggressiv allergisch. Ist das jetzt…. Ich starre den Kleinen an, der wie ein Häufchen Elend in Edgar‘s Umarmung festsitzt. Entweder tun die hier nur auf heile Familie und stehen plötzlich auf Kosenamen wie Mama und Papa und Sohn, oder…, ich muss Kotzen, bevor ich den Gedanken zu Ende bringe. Diesmal nicht nur innerlich. Ein Schwall aus Magensäure und Blut ergießt sich auf den gekachelten Fußboden und zieht mehr Aufmerksamkeit auf sich, als mir lieb ist. Denn kaum habe ich meinen Magen ausgeschüttet, steht mein Puma wieder besorgt vor mir, als würden wir hier ein Mitleids-Pingpong spielen und sie ist der Ball, der übers Spielfeld hüpft. Ich halte abwehrend eine Hand in die Luft und flüchte vor meinem Puma ins Wohnzimmer. Dort angekommen wird mir das volle Ausmaß dieser Katastrophe und meiner selektiven Wahrnehmung erst richtig bewusst. Eingerahmte Babyfotos und friedvolle Familienidylle stehen über dem Kamin, in den Regalen, hängen an den Wänden und winken mir zu, als würden sie alle um meine Aufmerksamkeit betteln. Ich stolpere auf eines der Regale zu, eine Hand auf meinem Bauch, der unglaublich Bock darauf hätte, das komplette Wohnzimmer unter Kotze zu setzen. Mit der anderen Hand reiße ich ein Familienalbum aus dem Regal heraus. Klappe es auf. Und bin entsetzt. Ich habe schon viel abgefuckten Mist in meiner Zeit im Etablissement gesehen und erlebt, wie zum Beispiel Schamlippen, die mit Ohrläppchen den Platz getauscht haben und umgekehrt, aber das, was mir in diesem Familienalbum entgegen strahlt, ist abartig. Richtig abartig. Das Album segelt mit mir zu Boden und gemeinsam schaukeln wir vor und zurück. Und vor und zurück. Und zum ersten Mal in meinem ganzen Leben bin ich der, der gerne die Bullen rufen würde.
Mein Puma gleitet neben mir auf die Knie und ihre Hand brennt wie Feuer auf meinem Rücken. „Ich wollte es dir sagen“, meint sie leise und in einem Ton, als wäre irgendjemand, der ihr wichtig ist, gestorben.
„Was sagen?“, flüstere ich und starre auf das Foto von ihr mit einem Baby im Arm. Edgar steht daneben und verunstaltet das Foto mit seiner hässlichen und glücklichen Fratze.
„Dass du ihn adoptiert hast?“, ich tippe mit meinem Finger auf das Baby auf dem Foto, unfähig meinen Blick davon zu lösen. Mein Puma seufzt und schmiegt sich an mich wie ein tödlicher Parasit.
„Ari ist nicht adoptiert, Fynn“, flüstert sie und mir wäre es lieber gewesen, sie hätte mir ein stumpfes Küchenmesser in den Rücken gerammt und mein Herz getroffen.
Ich gebe ein Geräusch von mir, dass ich nicht beschreiben kann und so erbärmlich klingt, dass ich mich eigentlich dafür schämen sollte. „Du fickst deinen eigenen Sohn“, ich sage es mehr zu mir selbst, als zu ihr, doch sie hat es gehört und versteift sich neben mir. Sie hält sogar kurz damit inne damit, mir tröstend über den verdammten Rücken zu streicheln.
„Tue ich nicht“, streitet sie es dann schlussendlich ab. Mhm. Tut sie nicht. Noch nicht. Aber bald. Wenn er in der Lage ist, es ihr zu besorgen, dann tut sie es. Und sie tut es gerne und oft. Fuck. Ist das widerlich. Noch widerlicher als die Tatsache, dass da ein Mensch ist, der aus ihr und Edgar entstanden ist und den ich irgendwie mag. Der Kleine kann nichts dafür, dass seine Eltern Schweine sind. Genauso wenig wie ich etwas dafür kann, dass meine leiblichen Eltern Schweine sind. Sie hat wirklich einen Klon von mir erschaffen. Fuck, ich will das nicht wahrhaben. Wäre ich doch nur von dieser verfluchten Brücke gesprungen.
„Fynn, da gibt es noch etwas, dass du…“, startet sie, hält aber abrupt inne, als es an der Tür klingelt. Edgar stampft an uns vorbei und mein Puma steht wie mechanisch neben mir auf. Ich schaue zu ihr hoch und frage mich, wer von uns beiden eigentlich wirklich das Monster ist. Ja. Ich bin kein Unschuldslamm, aber sie… sie ist...
„Fynn“, mein Name durch Edgars widerlichen Mund zu hören, treibt mir abermals die Kotze hoch.
„Du hast Besuch.“
Ich bin kurz irritiert, der Boden rutscht unter meinen Knien weg, das Zimmer dreht sich, ich sehe meinen Puma doppelt und dreifach, doch dann ist die Sache auf einmal ganz klar. Glasklar. Bullen. Handschellen. Gitterstäbe. Kabelfernsehen. Und das alles mit dem Wissen, dass mein Puma sich eine neue Version von mir heran gezüchtet hat, eine, die sie besser kontrollieren kann. Und dass sie sich jeden Tag an dieser Version vergehen wird, weil Edgar, der elende Wurm, sie nicht befriedigen kann. Und es ist scheissegal, was ich den Behörden sagen werde, mit meiner Vergangenheit und meinem Strafregister wird mir absolut keiner glauben. So wie mir niemals jemand geglaubt hat. Der Kleine wird genau die gleiche Scheisse durchmachen wie ich. Bullshit.
„Nein“, sage ich und stehe schwankend auf. „Nein“, wiederhole ich harscher und balle die Hände zu Fäusten. Mein Puma sieht mich fragend an und mimt die Unwissende. Sie weicht nicht einmal zurück, als ich mich vor ihr aufbaue und sie anknurre wie ein Pitbull. „Das machst du nicht nochmal“, ich weiß, dass ich diese Frau jetzt umbringen muss und dass mir dafür nicht viel Zeit bleibt. Erwürgen dauert länger als zwei Minuten. Doch habe ich die? Meine Augen suchen hektisch den Raum ab. Hinter meinem Puma entdecke ich eine Katzenfigur aus Messing. Perfekt. Gerade als ich an der Frau, die mein Leben ruiniert hat und noch viele Leben ruinieren wird, vorbeilaufen will, hält mich eine vertraute Stimme davon ab.
„Fynn?“
Ich wirbele so schnell herum, dass es an ein Wunder grenzt, dass ich dabei keinen Tornado auslöse. Da steht sie. Neben dem widerlichen Edgar in der Türschwelle. Das Reh. In all ihrer Pracht. Ich muss mir mehrmals über die Augen reiben, um zu kapieren, dass Susan wirklich dort steht und nicht nur ein Hirngespinst ist, weil in mir alles durchdreht. Doch als das Reh auf mich zu galoppiert und sich mir wie selbstverständlich in die Arme wirft, als hätten wir uns seit einem Jahrhundert nicht mehr gesehen und als würden wir uns voll gut verstehen, sind alle Zweifel wie weggefegt. Das Mädchen ist verdammt real. Und offenbar hat sie sich auf der Fahrt hierher ein paar neue Klamotten besorgt. Weiße Bluse mit Ärmeln und dazu einen karierten Faltenrock in der Farbe rotschwarz. Plus irgendwelche Mädchenschuhe auch in einem unschuldigem Weiß. Ich bin nicht der Einzige, der verdutzt aus der Wäsche schaut. Edgars Kinnlade liegt auf dem Boden, während er in seiner Hand irgendeine Jacke hält und einen auf geschmacklosen Kleiderständer macht. Mein Puma sieht das Reh an wie Frauen einander immer ansehen, mit diesem prüfenden Blick, in dem eine leichte Prise Verachtung mitschwingt. Als die Überraschung allmählich wie trockener Verputz von mir abbröckelt, schiebe ich das Reh eine Armlänge von mir weg und hätte ihr für diesen grandiosen Auftritt gerne die Hand gereicht und so etwas gesagt wie „echt steile Nummer, Mädchen“, doch das bin nicht ich. Ich fange einfach an zu lachen und komme nicht drauf klar, dass plötzlich ein Reh in Porno-Schulmädchen-Uniform vor mir steht, statt die Cops mit ein paar Handschellen. Ich vergesse auch kurzzeitig, dass ich meinen Puma erschlagen wollte, doch eben nur kurzzeitig. Ich sollte ihr immer noch eins mit der Messingkatze überziehen. Am besten sofort.
„Ja also“, Edgar ist der Erste, der seine Kinnlade vom Boden auffischt und nach passenden Worten sucht. Mein Puma streckt Susan die Hand hin. „Ich bin Olga“, stellt sie sich vor und pflastert ein Fakelächeln auf ihren violettfarbenen Mund.
„Susan“, erwidert das Reh ebenso freundlich lächelnd und schiebt nach einer Pause ein „seine Freundin“ hinterher. Ihr Finger zeigt auf mich, als wäre da eine Auswahl an Kandidaten vorhanden. „Ich habe gestern angerufen.“
„Bist du nicht etwas zu jung, um seine Freundin zu sein?“, Edgar gesellt sich skeptisch zu uns in die Mitte des Wohnzimmers. Vor unseren Füßen das aufgeschlagene Familienalbum auf dem Boden. Ich kann nicht mehr und lache wieder los. Und als Susan dann noch sagt „ich bin 20“ ist es vorbei mit mir. Meine Knie werden weich und ich klappe unter Lachkrämpfen wie ein Klappmesser zusammen. Edgar glotzt völlig verdattert aus der Wäsche, während mein Puma ihr besorgtes Gesicht aufsetzt und doch ernsthaft beruhigend meine Schulter tätscheln will, doch ich drehe mich provokativ weg.
„Verzeih mir die Frage…“, mein Puma macht eine Pause und ich spüre ihren Blick in meinem Nacken. „Eddy meinte, du schuldest Fynn Zweihunderttausend Euro? Stimmt das?“
„Ja, genau“, bestätigt Susan in einem Tonfall, als wäre es die normalste Sache der Welt, jemandem Zweihunderttausend Euro zu schulden. Eigentlich sollte ich mich in das Gespräch einmischen und Susan davon abhalten, zu erwähnen was es wirklich mit den Zweihunderttausend Euro auf sich hat oder zumindest meinen Puma killen, doch ich kann nicht aufhören zu lachen. Es ist so lächerlich. Das alles.
„Haben diese Zweihunderttausend Euro etwas mit Drogen zu tun? Ich meine, es geht zwar uns nichts an, aber Fynn ist wie ein Sohn für uns...“
Oh fuck. Ich sterbe. Ich kann nicht mehr. Ich platze gleich.
„…und ich mache mir Sorgen um ihn. Er war gestern in keinem guten Zustand, als ich ihn aufgegabelt habe“, mein Puma klingt aufrichtig, Edgar und ich scheinen hingegen gleicher Meinung zu sein. Und zwar dass sie einfach aufhören sollte so einen verdammten Bullshit von sich zu geben.
„Nein nein, keine Drogen. Er hat mir das Geld geliehen, damit ich mir einen grossen Traum erfüllen kann“, meint das Reh scheinheilig und lächelt dabei ihr Lächeln. „Er hat so ein großes Herz.“
Ich schlucke den Lachanfall unter Krämpfen endlich herunter und richte mich auf, bereit die Scheisse hier zu beenden. Bevor ich dazu komme etwas zu sagen oder zu tun, macht das Reh etwas, womit ich überhaupt nicht rechne. Sie ergreift die Gelegenheit und überrumpelt mich, in dem sie mir wieder in die Arme springt, sich dann auf die Zehenspitzen stellt und mich küsst. Im Grunde presst sie nur ihre samtig weichen Lippen auf meine, die garantiert nach einer Mischung aus Kotze und Blut schmecken. Doch das warme und leichte Gefühl, dass dieses Mädchen auf meinem Mund hinterlässt, haut mich mehr um, als es eine Abrissbirne jemals tun könnte. Besser gesagt, das Reh haut mich um. Dieses Mädchen, das eindeutig komplett den Verstand verloren hat und so unberechenbar ist, raubt mir den Atem. Und wieder rutscht die Messingkatze in den Hintergrund und auch alles andere, denn da ist nur noch mein Reh, dass ununterbrochen Herumheulen kann und vielmehr mit einem Wackeldackel gemein hat, als einem Reh. Das Mädchen, dass in Badewannen Kreuzfahrten macht, mir dumme Briefchen schreibt, ihre Schwester retten will, angeblich so unberührt und unschuldig ist wie eine Nonne und 20 Jahre alt sein soll. Und ihre Lippen auf meinen. Fuck. Ist das gut. So verdammt gut. Was ist nur in dieses Mädchen gefahren? Im Grunde ergibt dieser Kuss keinen Sinn, so wie es auch keinen Sinn ergibt, dass sie hier ist und schon wieder herum lügt. Dieses Reh macht mich fertig. So richtig fertig. Und irgendwie liebe ich diesen Schwachsinn, aber nicht genug, um den Kuss zu erwidern. Zumindest nicht jetzt. Und nicht so. Fertig damit.
„Wenn wir ehrlich sind, schuldest du mir noch einen Blowjob“, sage ich kühl und leise an ihren Lippen, doch natürlich haben es alle Anwesenden gehört. Von mir sowas zu hören, überrascht nur keinen, außer Susan, die wohl damit gerechnet hat, dass ich ihr Spielchen einfach mitspiele. Sie zieht sich abrupt zurück und sieht mich mit großen Rehaugen an. Ich grinse, obwohl in mir alles tobt. Und mein Herz, das brennt. Es steht in Flammen und nicht mehr lange und alles in mir drin, ist nur noch Asche. Ein Windhauch und ich bin leer.
„Susan, wir wollten gerade frühstücken. Wie wäre es, wenn du dich zu uns gesellst? Ja?“, schlägt mein Puma völlig willkürlich vor, um die entstandene Stille mit irgendwas zu füllen. Edgar platzt innerlich und die Tatsache, dass es mir genauso geht, macht mich krank.
Als hätte jemand wieder einmal die Vorspultaste gedrückt, sitzen wir zu fünft am Frühstückstisch. Vor uns alles Mögliche wie Brot, Speck, Eier, Müsli, etc. und dazu betretenes Schweigen der Sorge Unangenehm hoch Zehntausend. Susan sitzt direkt neben mir, ihr gegenüber der Puma, mir gegenüber der Wurm und Ari muss sich mit dem Platz am Tischende zufrieden geben. Ganz nah bei meinem Puma, die ihm so viel Frühstück auf den Teller schaufelt, als wäre der Kleine dem Hungertod nahe, und für ihn den Kakao umrührt, als wäre er unfähig selbst mit dem Löffel ein paar Runden in der braunen Milchbrühe zu drehen. Auf meinem Teller liegt ein Stück Brot. Keine Ahnung, wie es dorthin gekommen ist und Susan schlürft verhalten an einer Tasse Kaffee herum und gibt sich größte Mühe keinem hier in die Augen zu sehen. Edgar schmiert sich zerknirscht eine Stulle, während die Zornesfalte auf seiner runzligen Stirn immer noch Hochbetrieb hat.
„Und Susan, wie habt ihr euch denn kennengelernt. Du und Fynn?“, erkundigt sich mein Puma nach einer Weile und in einem Tonfall als würde sie das ernsthaft interessieren. Tut es vielleicht auch, aber es geht sie einen Scheiss an.
Susan zuckt wie auf Knopfdruck zusammen und stellt die Kaffeetasse unsicher auf dem Tisch ab. Sie zögert und blickt kurz zu mir rüber, doch wozu soll ich einschreiten, im Lügen ist das Mädchen schließlich erste Sahne. Bekommt sie schon alleine hin. Und wenn sie die Wahrheit erzählt,… ich habe Ahnung, was ich dann tun würde. Wahrscheinlich lachen. Die Messingkatze aus dem Wohnzimmer holen und meinem Puma eins überziehen.
„Also wir“, startet das Reh und sieht nochmal hilfesuchend in meine Richtung. Ich nehme einen Bissen von meinem Brot. Kaue. Könnte den Brei direkt wieder ausspucken. Lasse es aber und schlucke ihn demonstrativ runter.
„Ich... bin auf der Suche nach meiner Schwester, sie ist… verschwunden und Fynn… er ist… eine große Stütze für mich. Wir haben uns in einem Forum kennengelernt für Menschen, die…“, Susan bricht ab und wischt sich theatralisch mit dem Handrücken über das Gesicht. „Tut mir leid“, schnieft sie und beeindruckt selbst mich mit der Nummer. „Sie ist jetzt schon so lange weg und…“
„Ist schon okay. Mir tut es leid, dass ich so neugierig war“, unterbricht sie mein Puma mit so viel Mitgefühl in der Stimme, dass ich im Strahl kotzen könnte.
„Aha. Und, Fynn, warum treibst du dich in so einem Forum rum?“, mischt sich Edgar ein und spießt mich mit seinem Blick auf.
Weil ich meine Eier verloren habe und sie gerne wiederfinden möchte.
Ich grinse. Vielleicht sollte ich, natürlich erst nachdem ich meinen Puma erschlagen habe, Edgar einen Account in dem von Susan erfundenen Forum anlegen lassen, dann kann er dort betrauen, dass er nie sowas wie Eier hatte.
„Geht dich einen Scheiss an“, sage ich zuckersüß und beiße nochmal in mein Brot. Edgar‘s Visage pulsiert vor Zorn. Gut so. Hätte nichts dagegen, wenn der Wurm einen auf Tischbombe macht, mit einem erbärmlichen Knall in die Luft geht und anschließend in Fetzen vor uns liegt.
Susan und mein Puma hingegen geben sich Mühe, dieses Frühstück wie normale Menschen hinter sich zu bringen, obwohl hier absolut nichts normal ist. Ich schaue rüber zu Ari, der in seinem Teller herum stochert und so verloren aussieht, wie ich mich innerlich fühle. Kaum zu glauben, dass der Kleine aus Edgar und meinem Puma entstanden ist. Sein Glück, dass er offensichtlich rein optisch nichts von Ed…. Ich verschlucke mich und muss husten. Mehrmals, was das Reh als Anlass nimmt, mir über den Rücken zu streicheln und mich besorgt anzusehen und sowas zu fragen wie „Geht‘s?“, ich antworte mit einem knappen „Geht schon“, nicht im Stande meinen Blick von Ari zu lösen, dessen blauen Kulleraugen sich auf mich gerichtet haben. Blaue Augen. Die beinahe schwarzen Haare und dieses unschuldige Gesicht, dass mich so verdammt an mein eigenes erinnert, bevor die Pubertät ihre Wunder entfaltet hat. Er sieht aus wie ich…. In dem Alter. Mein Fokus springt auf meinen Puma über und in meinem Kopf beginnt es zu rattern. Vor ungefähr 10 Jahren habe ich sie entführt und zwei Wochen lang vernichtet. Ari ist 10 Finger alt. Es könnte hinkommen. Fuck. Fuck….. mir fällt das Brot aus der Hand und auf den Tisch und mein Puma kapiert, dass ich es kapiert habe. Sie steht vorsichtig vom Tisch auf. Sagt meinen Namen. Zweimal, weil ich bin ersten Mal nicht reagiere. Mein Körper zittert noch mehr als sonst und das Ding in meiner Brust… plant wohl gerade den nächsten Herzinfarkt, der in wenigen Sekunden…
„Ari, geh doch bitte auf dein Zimmer“, mein Puma nestelt an dem Kleinen rum, der verwirrt zu ihr hoch sieht, dann zu mir. Diese Ähnlichkeit bringt mich um. Wahrscheinlich wortwörtlich, denn mein Herz rast so schnell, dass ich sicher bin, gleich abkratzen zu müssen. Mein Puma rupft ungeduldig an Ari‘s Arm herum und als der Kleine aufsteht und nochmals zu mir rüber sieht mit diesen Augen, die meinen wie aus dem Gesicht geschnitten sind, kann ich nicht mehr. Ich fange an zu heulen. Keine Ahnung, wieso. Meine Gefühle spielen verrückt, komplett verrückt.
„Weiß er, dass ich…“, frage ich brabbelnd, kann den Satz aber nicht zu Ende bringen. Das Reh neben mir kapiert nichts, Edgar hingegen hat sich das Brotmesser gesichert und umklammert es, als wäre es sein Ticket, um noch ein paar Jahre länger auf Mutter Erde bleiben zu dürfen.
„Lass uns später darüber reden, Fynn“, meint mein Puma und verschwindet mit dem Kleinen aus der Küche.
Später.
Sie tut es schon wieder. Sie foltert mich. Mit einem einzigen Wort. Später.
„Nur dass es klar ist, er ist MEIN Sohn“, faucht Edgar mich an, als mein Puma und Ari außer Hörweite sind. „Ich habe ihn großgezogen! Ich bin sein Vater.“
Edgar war vorher schon ein erbärmlicher elender Wurm und Vollversager, doch jetzt hat er es geschafft, dass ich noch weniger von ihm halte, als zuvor. Hätte nicht gedacht, dass das überhaupt möglich ist. Chapeau, Wurm, Chapeau.
Das Reh blinzelt und im Augenwinkel erkenne ich, dass es wieder in ihrem Gesicht regnet und sie die Scheibenwischer angeworfen hat. Warum sie heult, ist mir schleierhaft. Vielleicht habe ich sie angesteckt, so wie sie sonst mich ansteckt. Ich habe hinter Tränen nie viel Sinn gesehen und immer mehr halte ich sie für eine Seuche.
Ich brauche zwei Anläufe, um meine Stimme wiederzufinden. Zwei verdammte Anläufe, weil die Erkenntnis wie ein Kloß in meinem Hals feststeckt. „Weißt du eigentlich, was sie hinter deinem Rücken mit ihm treibt?“
„Was meinst du?“, Edgar‘s widerliche Wichsgriffel verkrampfen sich um das Brotmesser.
Ich muss Luft holen. Erstens, weil der Wichser mich aufregt, und zweitens, weil mein Herz noch immer gegen meinen Brustkorb trommelt und schwer damit beschäftigt ist mich umzubringen.
„Sie fickt ihn“, quetsche ich heraus und hasse es, dass meine Mundwinkel sich wie automatisch nach oben schieben. Ich grinse, obwohl ich es nicht will. Vielleicht weil ein Teil in mir so bitterböse ist, dass ich nicht anders kann, als auch in dieser Situation das Arschloch raushängen zu lassen.
„Red doch keinen Unsinn“, zischt Edgar und ich bin mir sicher, würde das Reh nicht neben mir sitzen, hätte er mir jetzt sein blödes Brotmesser zwischen die Rippen gestoßen.
„Das hat sie damals schon bei mir gemacht. Jeden Abend ist sie in mein Zimmer gekom…“
„Nein, Fynn“, unterbricht mich der Wichser in einem harschen Tonfall und hält das Brotmesser nun wirklich wie eine Waffe vor sich. „Das hast du dir schon damals ausgedacht, aber wir beide kennen die Wahrheit! Du bist über meine Frau hergefallen, nicht umgekehrt! Du hast sie vergewaltigt. Eine Frau, die dich behandelt hat wie ihren eigenen Sohn und immer nett zu dir war. Ich habe ihr gesagt, dass sie vorsichtig bei euch Heimkindern sein muss, aber sie hat euch geliebt, als wärt ihr ihre Kinder und sie wollte nie das Böse in euch sehen, obwohl ihr alle schon so verdorben wart!“
Ich starre den Versager von Mann an. Fassungslos.
„Nett also. Sie war nett zu mir“, ich lache und schlage mit der flachen Hand auf den Tisch. Susan zuckt zusammen, ist mir aber egal. Sowas von egal.
„Bist du blind oder willst du es einfach nicht wahrhaben?! Ich war beschissene acht Jahre alt, als sie..“
„Nein, Fynn. Du verdrehst hier die Tatsachen“, unterbricht mich der Hurensohn abermals. „Du hast meine Frau zum ersten Mal vergewaltigt, da warst du gerade einmal 14 Jahre alt und weil du nicht zu deiner abscheulichen Tat stehen kannst, denkst du dir Dinge aus, die nie passiert sind! Es gibt einen Fachbegriff für sowas.“
„Ach ja. Da bin ich mal gespannt.“
„Verdrängungsmechanismus.“
Ich lache los, während Abertausende beschissene Tränen über meine Wangen kullern. „Willst du mir also weismachen, dass du nie mitbekommen hast, wie sie in mein Schlafzimmer gekommen ist, als ich hier war?“
„Um dir gute Nacht zu sagen.“
Das wird ja immer lächerlicher. „Und ihre Hand in meine Hose zu schieben.“
„Das ist nie passiert“, beharrt er weiter und wüsste ich es nicht besser, hätte ich ihm den Schwachsinn vielleicht sogar abgekauft, denn sein Gesicht ist so eisern, als würde der Mistkerl sich den Scheiss sogar selbst abkaufen.
„Mhm. Genau“, ich stehe vom Tisch auf und schlage abermals mit der Hand auf die Tischplatte. Das Geschirr klirrt und das Reh zuckt. „Ist nie passiert. Habe ich mir alles ausgedacht. Richtig. Sorry. Mein Fehler. Deine Frau ist eine beschissene Heilige. Wie konnte ich nur?!“
Edgar sieht zu mir hoch und zum ersten Mal in meinem Leben dringt von diesem Mann etwas zu mir herüber, dass bisher von ihm noch nie zu mir herüber gedrungen ist. Mitleid. Der Wichser hat doch tatsächlich Mitleid mit mir. Ich glaub's ja nicht. Ist denn schon Weihnachten?
„Es tut mir wirklich leid, dass du nie eine echte Familie hattest und in diesem furchtbaren Heim aufwachsen musstest. Das muss schrecklich gewesen sein. Aber das gibt dir nicht die Berechtigung andere für dein Leid büßen zu lassen oder sie Dinge zu beschuldigen, die nie passiert sind, oder dich an ihnen zu vergehen.“
Pause.
Er meint das wirklich ernst. Todernst. Als ob er all die Jahre mit einem verdammten Brett vor der Nase herumgelaufen ist. Ha. Haha. Hahahaha.
„Fynn?“, meldet sich das Reh zaghaft und berührt mich mit ihren sanften Fingern an der Hüfte. Ich wische mir die Schande aus dem Gesicht und recke das Kinn. „Verpiss dich doch einfach wieder dorthin, wo du hergekommen bist“, maule ich das Mädchen an, dass für all das hier, was hier abgeht, wohl am wenigsten kann. Zu allem Überfluss beschließt auch noch meine Nase mitzuheulen, was zu einem unangenehmen Schniefen ausartet. Mir wäre wirklich das Brotmesser zwischen den Rippen lieber gewesen, als das hier. Vor Edgar, diesem Vollversager, zu weinen, ist schlimmer und niederträchtiger als sich im Etablissement von Nero‘s kompletten Hunderudel durchficken zu lassen.
Irgendwie habe ich es von der Küche ins Gästezimmer geschafft. Auf derselben Etage fummelt mein Puma wahrscheinlich gerade in diesem Moment an unserem Sohn rum. Fröhlicher Inzest, nur Papa hat kein Bock darauf. Oh nein, warte. Papa bildet sich die fröhliche Inzestparty ja nur ein. Alles klar, Chef. Ich und meine lebhafte Fantasie. Wie kann ich mir sowas nur aus dem Finger saugen?! Fuck. You. Edgar. Und fick den Puma gleich mit. Diesmal richtig, damit sie es sich nicht woanders besorgen muss.
Ich starre auf die Messingkatze, die neben mir auf dem Bett liegt. Ich hätte all meine Organe dafür hergegeben, wenn an dem scheußlichen Teil jetzt Blut kleben würde. Die Gedanken in meinem Kopf rasen. Ich dachte immer, das Etablissement wäre der schlimmste Ort auf der Welt, doch wer hätte gedacht, dass der schlimmste Ort der Welt sich in einem Kinderzimmer befinden kann? Und wer hätte ahnen können, dass aus dem Bullshit, den ich damals meinem Puma angetan habe, ein Kind entsteht? Und der Kleine ist so traumatisiert, dass er nicht einmal sprechen kann. Zumindest nehme ich das an. Vielleicht ist er auch einfach nur behindert. Ob er jemals ein Wort gesprochen hat und war sein erstes Wort Mama? Fuck. Alleine bei der Vorstellung wird mir schlecht. Fakt ist, ich muss meinen Puma töten. Edgar zu töten würde mir ebenfalls Freude bereiten. Doch dann wäre Ari allein. Würde in ein Heim kommen. Pflegeeltern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das ist, wie bei einer Lotterie. Du musst Glück haben, aber in der Regel hat man Pech. Und ich? Ich kann den Kleinen nicht großziehen. Kann ich einfach nicht. Ich kann ihn schlecht mitnehmen ins Etablissement und dort meinen Mist durchziehen, während er auf einer Matratze sitzt und darauf wartet, dass Papa Zeit für ihn hat. Das Etablissement ist kein Ort für Kinder und mit dem Wort Papa kann ich nicht so gar nicht anfreunden. Ich mache den Kleinen mehr kaputt, als dass ich ihn heilen könnte. Und für alle Außenstehenden würde es so wirken, als hätte ich die ach so liebenden ‚Eltern‘ abgemurkst und den Kleinen entführt. Mir ist egal, was die denken, aber Ari könnte so nicht aufwachsen. Das geht einfach nicht. Der Kleine hat ein Recht auf ein verdammt gutes Leben, was ich ihm nicht bieten kann.
Das Klopfen an der Tür ist so zurückhaltend, dass eigentlich nur das Reh davor stehen kann. Dann geht die Tür auf, wieder zu und das Reh steht im Raum. Wortlos kommt sie mit vorsichtigen Schritten auf mich zu. Legt sich sogar zu mir aufs Bett. Dieses Mädchen ist wirklich lebensmüde. Und wie um zu beweisen, dass sie gerne mit dem Feuer spielt, kuschelt sie sich an mich. Die Stelle, an der wir sich unsere Körper berühren wird warm, obwohl in mir gerade Permafrost herrscht. Einzig alleine mein Herz brennt, doch der Rest von mir ist eiskalt. Wir liegen eine Weile still so da - ich, weil ich mit meinen Gedanken beschäftigt bin und sie, weil sie nicht alle Latten im Zaun hat.
Irgendwann durchbricht sie die Stille, in dem sie es neben mir Rascheln lässt. Ich lenke meinen Fokus von der Decke auf das Mädchen. Sie hat sich aufgerichtet und schaut zum Fernseher, der ausgeschaltet ist.
„Willst du vielleicht etwas gucken?“, fragt sie vorsichtig und wirft einen Blick über ihre Schultern zu mir. Die grünen Augen wirken etwas schläfrig und dennoch hellwach. Schlafzimmerblick, denke ich, doch sowas passt nicht zu der heiligen und unschuldigen Susan.
„Nein“, erwidere ich. Als ob ich mir jetzt einen Film reinziehen möchte oder am besten einen von Pumas ekelhaften Pornos. Susan nickt nur, dann spüre ich ihre Hand an meinem Handgelenk. Sie schiebt den Haargummi von meiner Hand und als sie ihn hat, schüttelt sie ihre langen braunen Haare auf und bindet sich einen Pferdeschwanz. Keine Ahnung, was das soll, aber als sie auch noch anfängt, an den Knöpfen ihrer Bluse herum zu werkeln, macht sich der primitive Teil von mir selbstständig. Wie um alles in der Welt, kann ich jetzt geil werden?
Genervt von mir selbst richte ich mir den Schwanz in der Hose und hätte mich gerne selbst mit der Messingkatze erschlagen. Aber ich kann nicht abkratzen, bevor ich dieses Problem mit meinem Puma und meinem…. Ari gelöst habe. Ich wünschte, es wäre mir egal, so wie mir vieles egal ist, aber ich kann ihn nicht im Stich las…
Das Reh schwingt sich unbeholfen auf meinen Schoß und zum ersten Mal heute muss ich nicht schlucken, weil sie Kotze raus will, sondern weil… die weiße unschuldige Bluse ist zur Hälfte aufgeknöpft und Susans kleine Brüste mit den hübschen rosafarbenen Knospen blitzen hervor. Mein Schwanz drängt sich wie automatisch gegen den Schritt des Mädchens, der sich, wie der Zufall es so will, genau über ihm befindet, als hätte dieses Mädchen es genauso beabsichtigt.
„Was wird das?“, knurre ich das Reh an, einerseits wütend und andererseits irrational erregt, von dem, was sie da treibt.
„Ich mache, dass du dich besser fühlst“, sagt sie in einem Flüsterton und sieht mir in die Augen. Ein Funkeln liegt in dem Grasgrün und die Lippen von Susan‘s süßen Mund sind leicht geöffnet. Auch das Rot hat Heimkehr auf ihre Wangen gefunden. Und dieser Pferdeschwanz dazu, plus das Porno-Schulmädchen Outfit. Fuck, eigentlich stehe ich nicht auf so einen Scheiss, aber jetzt irgendwie schon. Ich sollte keinen Bock auf dieses Mädchen haben, schon gar nicht nachdem, was in der Küche passiert ist und nun in meinem Kopf herumgeistert. Ist meinem Schwanz aber scheissegal. Der pulsiert, ist geladen und verdammt bereit, sich auf dieses abgefuckte Spielchen vom Reh einzulassen.
„Ich ficke dich nicht, Susan“, stelle ich klar, als wollte ich mir selbst einreden, dass es so ist. Offenbar bin ich überzeugend, denn das Reh rutscht von mir runter, besser gesagt, sie hebt ihren niedlichen Po an und kniet sich zwischen meine Oberschenkel. Ihr Blick streift von meinem Gesicht über meinen Körper und verharrt auf meiner Lende. „Ich habe sowas noch nie gemacht“, betont sie, zögerlich aber dennoch bestimmt, und als sie ihre Hand auf die riesige Beule legt, ahne ich, was sie vorhat.
„Du willst mir einen Blasen?“, hake ich nach und das Mädchen nickt.
„Warum?“
Auf mein Warum antwortet sie mit ihrer Hand, die über meinen Schwanz streichelt und dafür sorgt, dass sämtliche Gedanken aus meinen Ohren sickern.
„Warum, Susan?“, wiederhole ich meine Frage. Vielleicht einerseits, weil ich sicherstellen will, dass es kein Mitleid ist und andererseits, weil ich will, dass sie einen Rückzieher macht. Tut sie aber nicht. Sie befreit ihr Spielzeug aus meiner Hose und ich helfe ihr sogar dabei, in dem ich meine Hüfte anhebe und es zulasse, dass sie die Jogginghose runterzieht. Als sie das volle Ausmaß ihrer Tat realisiert, sehe ich die Unsicherheit in ihren Augen aufblitzen. Dicht gefolgt von einer kleinen spitzen Zunge, die beinahe schon vorfreudig über die Unterlippe leckt. Vielleicht hat Edgar recht und ich bilde mir gerne Dinge ein, die gar nicht sind, doch in diesem Fall gefällt mir meine kleine Fata Morgana von einem Reh, das unbedingt meinen Schwanz in ihrem süßen Mund haben will. Susans Mund ist klein und ihre Lippen voll und die Kombination erinnert mich an eine Disney Prinzessin, genauer gesagt an Schneewittchen, und für eine Sekunde sehe ich eingerissene Mundwinkel, meine Hände die sich an Susans Haaren vergreifen, sie ihr ausreissen und höre Würgegeräusche, die gar nicht da sind. Ich könnte dieses zarte Mädchen zerstören. Doch ich bleibe einfach liegen und beobachte, wie mein Reh mit meinem Schwanz völlig überfordert ist. Es ist beinahe schon witzig, ihr zuzusehen, wie sie ihre Hand so unbeholfen über den Schaft streichen lässt und dennoch fühlt es sich verdammt gut an. So zärtlich und zurückhaltend hat mich noch nie eine Frau vor ihr angefasst und sie ist die Erste, der ich das erlaube. Sie scheint sich auch nicht zu trauen, ihn fester in die Hand zu nehmen, als ob er kaputt gehen könnte, wenn sie es tut. Was Schwachsinn ist. Er ist groß, dick und pulsiert in ihrer Hand. Vielleicht brauche ich aber gerade diese Softy Tour. Dieses sanfte Streicheln, während ich zusehen kann, wie Susans süße harte Knospen an dem Stoff ihrer Bluse reiben, dazu dieses gesunde Rot auf den Wangen sowie das leichte Knabbern auf der Unterlippe, von der ich weiß, wie sie sich auf meinen Lippen anfühlt. Das Reh ist in diesem Augenblick atemberaubend schön. Die schönste Fata Morgana, die man sich einbilden kann.
„Mache ich das richtig?“, sie hebt schüchtern ihren Blick und als ich grinse, hält sie kurz inne und sieht total verunsichert aus. „Ich weiß nicht, lass mich mal fühlen“, sage ich und richte mich auf meinem linken Ellenbogen auf, um mit der rechten Hand unter das Röckchen von Susan zu greifen. Sie ist so überrascht, dass sie meinen Schwanz loslässt. Aber das spielt keine Rolle. Als meine Finger in ihr nasses Höschen finden, ist das alles, was ich brauche. Das Reh ist verdammt feucht und als Belohnung streichle ich über ihre Lieblingsstelle und lasse das Mädchen aufstöhnen. Wie gerne würde ich sie jetzt mit meinen Fingern ficken. Zwei tief in sie hinein schieben und sie mit meiner Hand nehmen. Wäre da nicht dieser Bullshit mit ihrer Jungfräulichkeit und mein Wissen, dass diese Jungfräulichkeit Zweihunderttausend Euro wert ist und sie sie nur loshaben möchte, um ins Etablissement zurückzukehren und dort Johanna zu suchen. Schlagartig verdunkelt sich meine Laune und ich ziehe mich zurück, als wäre ein Piranha aus Susan süßer Pussy geschossen und hätte mich in den Finger gebissen. Als ich wieder liege, lasse ich es mir trotzdem nicht nehmen, meinen Finger abzulecken und das Mädchen zu schmecken. Susan beobachtet mich dabei, richtet dann aber beschämt ihren Blick auf das Bett.
„Du machst es richtig“, bekräftige ich sie und das kleine Lächeln, was sich daraufhin auf ihren Disneylippen bildet, ist märchenhaft.
Wieder finden ihre Hände zu meinem Schwanz, diesmal selbstsicherer. Sie traut sich sogar ihn richtig in ihre Hände zu nehmen, die sie langsam und sanft hoch und runter gleiten lässt.