Kittykat671 - 21
Schlafen / Beißen
Ich liebe ihren Geschmack, sauge an ihrem Finger, diese Frau weiß einfach, an welchen Fäden sie bei mir ziehen muss. Ich bin irgendwo bei drei Minuten. Vielleicht. Keine Ahnung. Kann mich nicht mehr konzentrieren, aber meine Hand funktioniert. Sie funktioniert und pumpt einfach weiter. Auch, als mein Puma ihren Finger aus meinem Mund holt und meine andere Hand unter ihr Kleid schiebt. Das hat sie noch nie gemacht. Zumindest nicht bei diesem Spielchen. Sie zieht alle Register, damit ich die vier Minuten und 32 Sekunden nicht durchhalte. Ich grinse und genieße ihre Verzweiflungstat, in dem ich zwei Finger in ihre verdammt feuchte Pussy gleiten lasse und sie im gleichen Rhythmus ficke wie mich selbst. Rein raus. Rein raus. Ihre Lust tropft über meine Finger auf meine Handinnenfläche. Ich bringe die Raubkatze zum Schnurren, jage die Jägerin wie Beute und erlege sie mit meinen Fingern. Mittlerweile ist es kein Spiel mehr, sondern ein Kampf. Ein Kampf darum, wer zuerst kommt und wer versagen wird.
„Fynn“, wimmert sie und drängt ihr Becken willig gegen meine Hand. Mmmhh… ja, sie macht es mir schwer. Meinen Namen aus ihrem Mund zu hören, kitzelt in meiner Lende. Kitzelt beinahe einen Orgasmus heraus. Der beschissene Song ist noch nicht vorbei. Hämmert weiter. Wie meine Hand. Wie meine Finger in ihr. Das Tempo bringt mich wie damals an meine Grenze. Treibt mich schnell die Spitze hoch und ich will fallen. Mich fallen lassen und endlich kommen, weil der Druck immens ist. Ich platze beinahe. Platze gleich…. Und dann geschieht es. Ihre Pussy verkrampft sich um meine Finger und ich spüre ihren zuckersüßen Höhepunkt. Die Wellen, die mich mitreißen wollen und das Schauspiel dass mein Puma mir dabei liefert, verlangen alles von mir ab. Sie bäumt sich auf ihrem Sitz auf, die prallen Brüste drängen sich gegen ihr Kleid und ihre Lust schießt aus ihr heraus. Sie ist eine von den Frauen, die spritzen, wenn sie kommen und fuck… ich stehe drauf von ihr angespritzt zu werden. Ihre Lust auf ihren Schenkel, auf dem Sitz, auf meiner Hand, überall und mein Sieg über diese Frau ist so köstlich wie ihr Anblick. Gerötete Wangen, violettfarbener Lippenstift, und dieses Glitzern in ihren Smokey Eyes. Ihre Brüste heben und senken sich. Ihre Beine schaudern noch immer und ihre gierige Pussy will meine Finger nicht mehr hergeben. Nackt würde mir mein Puma besser gefallen. Ich habe sie noch nie wirklich nackt gesehen. Sie spielt gerne mit ihren Reizen. Behält immer irgendetwas an, damit sie einen necken kann. Damit sie die Zügel in der Hand behalten kann. Damit sie einen dazu bringen kann, alles zu tun, um auch nur ein Stückchen mehr von ihr zu sehen. Ich hasse und liebe sie dafür.
Der Song verebbt und mit dem letzten Beat auch meine Folter. Ich verlangsame das Tempo meiner Hand und lasse mein Schwanz unerledigter Dinge los. Er pulsiert. Ist geladen. Die Eichel ist so prall und rot, dass ich froh bin, dass die Fenster geschlossen sind. Selbst ein verdammter Windhauch könnte mich jetzt zum Orgasmus bringen, denn… auch wenn es nicht zu mir passt, komme ich eher, wenn man sanft zu mir ist. Grob halte ich lange durch, aber sanft und langsam,… keine Minute. Keine einzige Minute. Naja. Vielleicht doch. Kommt drauf an, wer sanft zu mir ist.
Selbstgefällig hole ich meine Finger aus meinem Puma heraus und koste den Sieg, der auf ihnen klebt. Mein Puma beobachtet mich lächelnd. Sie lehnt sich auf ihrem Sitz zurück und spielt mit ihrem roten Haarzopf herum. Ihre harten Nippel zeichnen sich noch immer unter dem zarten Stoff des Kleidchens ab, als wollten sie mehr Aufmerksamkeit.
„Ich bin stolz auf dich“, kichert sie und genießt es sichtlich, wie ich ihre Lust von meinen Fingern lecke. „Du hast durchgehalten.“
„Woran könnte das bloß liegen“, sage ich kühl und hebe eine Augenbraue in die Höhe. Ihr Lächeln zerbricht, doch nicht für lange. Sie fängt sich schnell wieder und pflastert ein Neues auf ihren hübsch geschminkten Mund. „Willst du deine Belohnung?“, fragt sie und deutet mit ihrem Zopf auf die Rückbank, die sehr geräumig ist. Mein Teenager-ich wäre aus dem Auto gesprungen und hinten eingestiegen, um sich endlich die lang ersehnte Belohnung abzuholen, doch mein Gegenwarts-ich bleibt sitzen und starrt aus der Windschutzscheibe.
„Wie geht es eigentlich Edgar?“, frage ich und sehe den Bastard vor mir. Der Mann vor meinem Puma. Der, der sie haben konnte und der, der lange Zeit so getan hat, als wüsste er nicht, was sie hinter seinem Rücken abzieht.
„Gut“, antwortet mein Puma knapp. Nicht die gewünschte Antwort auch wenn ich keine Ahnung habe, was mir als Antwort lieber gewesen wäre. Dass sie ihn in den Wind geschossen hat? Dass er ins Gras gebissen hat? Es würde keinen Unterschied machen.
„Und, hast du jemanden gefunden, der dir wichtig ist?“, erkundigt sie sich und lehnt sich zu mir rüber. Ihre Hand verschwindet neben meinem Sitz und zwei Sekunden später rollt er nach hinten. Ich bin überrascht, obwohl sie das früher oft gemacht hat, damit sie sich vor mir in den Fußraum knien konnte, um das Ding mit dem Mund zu machen. Meinen Schwanz zu blasen. Violettfarbene Abdrücke überall auf ihm zu hinterlassen.
Sie klettert zu mir herüber, darauf bedacht sich den Kopf nicht zu stoßen, doch statt im Fußraum zu verschwinden, setzt sie sich auf meinen Schoß. Mein Schwanz ist so schnell in ihrer nassen Pussy, dass ich gar nicht anders kann, als mich von dieser Frau benutzen zu lassen. Ja. Ich hätte sie einfach abwehren können, doch… ich brauche das. Ich brauche sie. Und als ich die Hitze von ihrem Geschlecht um meinen Schwanz spüre, fahre ich meine Gegenwehr komplett herunter und lasse es passieren. Scheiss auf die Rückbank, treiben wir es halt auf dem Beifahrersitz. Ich helfe ihr, sich aus dem Regenmantel zu schälen und sich die Gummistiefel abzustreifen.
„Und?“, haucht sie und beginnt mich zu reiten. Langsam, sanft. So wie ich es mag und obwohl ich es niemals zugeben würde. Mir treten die Tränen in die Augen und ich hasse mich dafür. Sie streichelt die Tränen weg und nimmt mein Gesicht in ihre warmen Hände. Zwingt mich sie anzusehen.
„Hast du jemanden gefunden, der dir wichtig ist, Fynn?“, wiederholt sie keuchend und ich sehe vor meinem inneren Auge Bilder aufflackern. Sehe Abigail, mit der ich mir eine Zukunft gewünscht hätte, dann Johanna und das Messer und sogar Susan und ihre grünen Rehaugen. Ich schüttle energisch mit dem Kopf, um all die Frauen aus meinen Gedanken zu verbannen. Es gibt niemanden, der mir wichtig ist. Ich bin allein und ich werde es immer bleiben. Und das ist gut so.
„Nein“, antworte ich und packe meinen Puma am Hintern, um das Tempo zu beschleunigen. Um sie härter zu ficken und obwohl sie es ist, die mich reitet, bin ich der, der sie fickt. Ich ramme meinen Schwanz in sie. Lege meinen ganzen Hass und die ganzen anderen beschissenen Gefühle in jeden Stoß. Mein Puma stöhnt und ich sehe das silberne Piercing in ihrer Zunge aufblitzen. Verdammt, diese Frau ist alles, was ich brauche, was ich will, was ich verdiene. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin und wie ich bin. Hat mich geformt, hat mich geprägt und auch wenn ich weiß, dass ich nur ihr Spielzeug bin, ist es mir in diesem Moment scheissegal. Denn wenn ich nur zu diesem Zweck da bin, dann soll es so sein. Dann soll es verdammt nochmal so sein. Eine Sache wird plötzlich ganz klar. Ich habe immer gerne Liebesromane gelesen, weil mein Leben ein Albtraum ist.
Als es vorbei ist, klettert mein Puma wieder von mir runter und holt eine Zigarettenpackung aus dem Armaturenbrett hervor. Camel. Meine Lieblingsmarke. Sie schiebt mir eine Zigarette zwischen die Lippe, zündet sie an und zündet sich selbst eine an. Die Fenster sind herunter gekurbelt. Es regnet hinein. Mein Puma trägt noch immer ihr Kleidchen. Mein Sperma fließt aus ihr heraus und ihr Saft klebt noch immer auf meinem Schwanz. Ich fühle mich schmutzig. Irgendwie geschändet. Etwas unzufrieden und scheisse, obwohl ich gekommen bin. Ungefähr so, wie all die Frauen, die das Pech haben hinter meiner Tür zu landen. Welch Ironie. Ich ziehe fester an meiner Zigarette und puste den Rauch aus dem Fenster hinaus. Zigaretten trösten normalerweise, doch gerade in diesem Moment lässt mich sogar Camel im Stich.
„Kannst du irgendwo unterkommen?“, fragt mich mein Puma nach einer Weile. Sie blickt zu mir herüber und sieht zufrieden und frisch gevögelt aus. Der violettfarbene Lippenstift ist verschmiert, die Smokey Eyes ebenso. Ihr langer Haarzopf ruht zwischen ihren Brüsten. Die Nippel blitzen noch immer unter dem Kleid hervor.
„Keine Ahnung“, antworte ich und muss an Susan denken, obwohl ich sie eigentlich aus meinen Gedanken geschüttelt und verbannt habe. Hat ja hervorragend geklappt. Nicht. Hartnäckiges kleines Reh. In dem schäbigen Hotel warten Zweihunderttausend Euro auf mich und ich sitze hier und weiß nicht wohin mit mir. Abwärtsspirale. Verfluchte Scheisse.
„Willst du mitkommen zu mir?“
Ich schaue meinen Puma an und als ich merke, dass sie ihr Angebot ernst meint, fange ich an zu lachen.
„Und Edgar?“
„Er wird es verstehen“, erwidert sie und startet den Motor, als hätte ich bereits zugestimmt, mit ihr mitzukommen.
„Was verstehen? Du meinst, er wird es verstehen, dass du mich nach all den Jahren zu euch einlädst, nach allem, was passiert ist? Tickst du noch ganz richtig?“ Ich tippe mir mit dem Finger gegen den Kopf. Mein Puma ist irre. Vielleicht habe ich ihr das Hirn rausgevögelt und es liegt nun hier irgendwo herum. Ich bin versucht, es unterm Sitz zu suchen, aber nehme stattdessen einfach einen weiteren Zug von meinem Sargnagel.
„Du hast keine Bleibe. Dir geht es ganz offensichtlich nicht gut und du brauchst Hilfe. Er wird es verstehen. Er weiß, dass du wie ein Sohn für mich bist“, rechtfertigt sie sich und sieht mich ernst an. Ich lache noch mehr.
„Ich bin wie ein Sohn für dich? Ja? Jetzt wird es ja noch schräger. Wir haben vor fünf Minuten gerade noch gefickt.“
„Du weißt, wie ich das meine.“
„Ach ja? Wie denn?“
Wieder dieser ernste Blick, dann fährt sie einfach los, als wäre alles besprochen, was besprochen werden muss. Ich könnte die Tür aufreißen und abhauen, doch ich bleibe sitzen und lache weiter. Du weißt, wie ich das meine. Genau. Ich habe absolut keine Ahnung, wie sie das meint.
Wir führen keine tiefsinnigen Gespräche. Haben wir noch nie. Spielen ja, reden nein. Irgendwann habe ich meine Zigarette fertig geraucht und das Fenster hochgekurbelt und mein Puma hat an einer Tankstelle gewartet, um sich auf der Toilette sauber zu machen. Hätte beinahe wieder angefangen loszulachen, als sie ihren Sitz ebenfalls mit ein paar Taschentüchern auf Status es-ist-nie-was-passiert gebracht hat. Als sie wieder hinterm Steuer sitzt und mich betrachtet, als hätte sie sich noch nicht an mir satt gesehen, stellt sie etwas sehr Banales fest.
„Du brauchst was Neues zum Anziehen.“
Ich erwidere nichts darauf. Starre einfach nur aus dieser verfluchten Windschutzscheibe, während ich darüber nachdenke, was zum Teufel nun mein Plan ist. Ich sollte zurück zum Etablissement. Oder doch die Brücke. Brücke oder Etablissement. Es ist beides wie ein Sprung vom Zehnmeterturm. Die Frage ist nur, was unten auf einen wartet. Wasser oder knallharter Asphalt.
„Warum blendest du aus, was ich dir angetan habe?“, höre ich mich fragen. Sie blickt mich an, als wären wir in einer Quizshow und als hätte ich ihr gerade die eine Million Dollar Frage gestellt. Ich helfe ihr auf die Sprünge. „Du weißt schon, vor zehn Jahren, als ich dich in meine Wohnung verschleppt und dich zwei Wochen lang nicht mehr gehen lassen habe.“ Es ist mehr so ein vorsichtiges Herantasten von mir. Ich könnte jetzt auch knallhart aufzählen, was ich ihr alles angetan habe, aber wir beide kennen die Story. Wozu also unnötig ausholen.
„Warum sollte ich dir das übelnehmen?“, entgegnet sie unbekümmert und macht es sich unglaublich einfach. Sie hat auf der Toilette ihren violetten Lippenstift nachgezogen und ihre Smokey Eyes wieder schön gemacht. Sie hat schon immer viel wert auf ihr Äußeres gelegt. Kein Wunder hatte sie uns damals alle in der Hand.
„Weil es falsch war?“, sage ich und kann selbst nicht fassen, dass es sich anhört, als würde ich eingestehen, dass mein Puma diese Retourkutsche nicht verdient hat. Hat sie. Sie hat alles verdient, was ich ihr angetan habe. Die Wut flackert in meinen Fäusten auf, doch der Rest von mir zittert und macht auf Angsthase. Jetzt kann ich das Zittern nicht einmal mehr auf die Kälte schieben, denn die Heizung hat das Auto mittlerweile in eine Blechsauna auf vier Rädern verwandelt. Meine Klamotten sind zwar noch feucht, aber es ist beschissen warm hier drin. Entweder das, oder es liegt daran, dass mein Puma mich gerade zur Weißglut bringt und ich ihr am liebsten eine reinhauen würde, damit sie endlich merkt, dass das, was wir hier abziehen, einfach abstrus ist.
„Ich kenne deine Hintergrundgeschichte, Fynn. Es war deine Art zu rebellieren. Deine Art, damit fertig zu werden, mit allem was passiert ist. Das mit deiner Mutter und deinem Vater und dass dich deine Mutter deshalb nicht haben wollte - und lieber lässt du deine Gewaltfantasien an mir aus, als an anderen.“ Sie streckt ihre Hand nach mir aus und ich lasse zu, dass sie mir über die Wange streichelt. „Du bist kein böser Junge, du bist…“, sie hält inne und legt ihren Kopf schief, während sie mein Gesicht studiert. „Ich bin was?“, dränge ich und will die Pointe von der Scheisse, die sie verzapft, endlich hören.
„Du bist ein armer und alleingelassener Junge, der das Beste aus seiner Situation gemacht hat“, beendet sie ihre Aussage. Mir haben schon viele Leute in den Bauch geboxt, aber was diese Frau mit Worten anrichten kann, ist damit nicht zu vergleichen. Ich kotze innerlich, während ihre Finger mein Gesicht abtasten, als würde sie darauf irgendetwas suchen und verflucht nochmal nicht finden.
Ein Teil von mir will ihre Hand wegschlagen, ausreißen und in ihren Arsch stopfen, doch der andere Teil von mir, lässt sie ihr Suchspiel zu Ende führen. Bei meinen Lippen scheint sie fündig geworden zu sein, denn sie lächelt, als sie mit meinen Snakebites herum spielt, als wäre ich irgendeine billige Puppe. Fehlt nur noch, dass sie anfängt meine Haare zu flechten und mich zu schminken. Nein, danke.
„Was lässt dich annehmen, dass du die Einzige bist, an der ich…“, ich beiße ihr sanft in den Finger und sie zuckt vor Überraschung kurz zusammen. „… meine Gewaltfantasien ausgelassen habe?“
Sie sieht ihren Finger zurück und pustet auf die Bissstelle, als würde diese weh tun, was totaler Schwachsinn ist. Dann ist da wieder dieses Lächeln auf ihrem violettfarbenen Mund. „Weil unter dieser harten Schale ein weicher Kern steckt. Das war schon immer so, du wolltest es nur nie zeigen. Doch in Wirklichkeit hast du ein gutes Herz.“
Bullshit.
„Und wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich das mehr wissen lassen sollen. Ich hätte dich zu mir nach Hause nehmen sollen. Ich hätte so viel anders machen sollen. Die ganzen Jahre über konnte ich nie aufhören, an dich zu denken und habe mich gefragt, was aus dir geworden ist.“ Auf das Lächeln schleicht sich eine traurige Note, als würde mein Puma wirklich bedauern, dass es letzten Endes so rausgekommen ist, wie es eben rausgekommen ist. „Doch wenn ich dich bei mir zuhause aufgenommen hätte, dann hätten das die anderen Kinder nicht verstanden. Verstehst du? Ich kann nicht einen retten und die anderen im Stich lassen. Das geht einfach nicht.“
Prompt muss ich an all die violettfarbenen Abdrücke auf den Schwänzen der anderen Jungs denken und wie wir uns in den Duschräumen teilweise an die Gurgel gegangen sind deswegen. Lächerlich. Richtig lächerlich. Das alles ist lächerlich. Das alles ist zum Kotzen.
Ich schlucke den Kloss in meinem Hals herunter und sage nichts dazu. Manchmal ist es besser die Fresse zu halten. Also lehne ich mich auf dem Beifahrersitz zurück und schließe die Augen. Vielleicht sollte ich meinen Puma umbringen, bevor ich mir selbst das Licht ausknipse. Ja. Das sollte ich tun.
Als mein Puma in die Einfahrt zu ihrem Haus einbiegt, steht Edgar schon am Fenster, als hätte der Vollidiot die ganze Zeit auf sie gewartet. Es dauert auch nicht lange, da steht er unten an der Tür mit einem Handy in der Hand, als wäre das Ding eine Knarre und als wäre er mehr als bereit dazu, mit dem Ding gleich herum zu ballern.
Mein Puma hechtet aus dem Auto und sprintet im Galopp auf den Vollversager zu, den sie vor etlichen Jahren einmal geheiratet hat. Ich höre die beiden streiten, doch meine Aufmerksamkeit liegt vollkommen auf dem Fenster im ersten Stock. In dem Zimmer habe ich manchmal gewohnt, als mich mein Puma aus Mitleid mit zu sich nach Hause genommen hat, damit ich nicht die ganze Zeit im Heim versauere, weil mich nie jemand Freitagabend zum gemeinsamen Wochenende abgeholt hat. Offenbar hat dieses Zimmer nun eine neue einsame Seele zum Beherbergen gefunden, denn in dem Zimmer brennt Licht.
Irgendwann kommt mein Puma zurück zum Auto und öffnet unerwartet die Beifahrertür. Sie wirkt gestresst und so, als hätte sie gerade gegen eine Horde widerspenstige Schwiegermütter gekämpft und entgegen aller Erwartungen gewonnen.
„Er versteht es. Du kannst hier übernachten“, sagt sie und legt so viel Fürsorge und Nettigkeit in ihre Stimme, dass ich für einen Moment glaube, dass wir hier ein Theater aufführen und sie in ihrer Rolle als barmherzige Samariterin eine Spur zu sehr aufgeht. Ich schaue an ihrem roten Haarzopf vorbei zu Edgar, der noch immer wie angewachsen vor der Tür steht und sein Handy in der Hand hält. Diesmal wirkt es mehr so, als wäre das Handy ein Fernzünder und die dazugehörige Bombe unter dem Auto von meinem Puma platziert. Seine Miene (haha Mine) spricht Bände. Doch der Fernzünder in seiner Hand ist halt doch nur ein Handy. Tja. Was für ein Pech. Armer nutzloser Edgar. Auch wenn mein Puma was anderes behauptet, versteht dieser Kerl dort drüben ganz offensichtlich überhaupt nicht, warum sie mich nach allem was passiert ist wieder angeschleppt hat und wenn ich seine Mimik richtig deute, wäre er lieber einer tödlichen Krankheit ausgesetzt als eine Nacht mit mir unter demselben Dach zu verbringen. Wie einladend. An seine Stelle würde es mir selbstverständlich genauso gehen und scheisse, wie oft habe ich mir gewünscht seine Stelle als Mann an der Seite meines Pumas einzunehmen? Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Mein Puma hängt an diesem Kerl wie ein Fisch an der Angel und ich habe bis heute nicht herausgefunden weshalb. Irgendetwas hat der Vollidiot an sich, wogegen keiner ankommen kann. Ein Superköder sozusagen. Der Beste Wurm im Dreckhaufen. Vielleicht ist es seine Unterwürfigkeit, weil kein normaler Mann mit Eiern in der Hose würde seiner Frau erlauben einen Serienvergewaltiger in das gemeinsame Heim zu holen. Schon gar nicht, wenn der Serienvergewaltiger irgendwie sowas wie eine Langzeitaffäre gewesen ist und zwei Wochen abscheuliche Dinge mit ihr angestellt hat. Wobei das ja auf Gegenseitigkeit beruht. Sie hat angefangen, ich habe irgendwann mitgemacht. Quid pro Quo.
„Willst du das wirklich?“, frage ich und schaue meinem Puma in ihre Smokey Eyes. „Du willst, dass ich über Nacht bleibe?“
„Natürlich will ich das, Fynn. Komm. Es ist okay. Du bist hier sicher.“ Sie hält mir eine Hand hin, als bräuchte ich Hilfe, um aus dem Auto zu kommen. Doch eigentlich studiere ich noch an dem Wörtchen „sicher“ herum. Ich traue weder ihr noch Edgar über den Weg. Andererseits habe ich nichts mehr zu verlieren oder die Optionen gehen mir allmählich aus. Ich ergreife die Hand von meinem Puma und lasse mich von ihr aus dem Auto ziehen. Als ich stehe und wir gemeinsam Hand in Hand, als wären wir ein Pärchen, auf Edgar zu schreiten, frage ich mich wirklich, welcher Komiker das Drehbuch zu diesem Theater geschrieben hat. Das ist, als würde man Edgar nicht nur die Eier ausreißen, sondern ihn auch noch zwingen, sie zu essen. Mein Mitleid hält sich in Grenzen, erstens, weil ich den Kerl noch nie wirklich ausstehen konnte. Zweitens, weil er versucht hat, sowas wie ein Vater für mich zu sein, obwohl er wusste, was mein Puma mit mir trieb. Und drittens, hat er einen beschissenen Büchergeschmack. Wirklich. Der Mann hat absolut keine Ahnung von guten Büchern. So gar nicht.
„Fynn“, begrüßt mich Edgar zerknirscht und gibt sich nicht einmal Mühe seine Missgunst hinter einem Lächeln zu verstecken. Nein. Er spuckt mir seinen Hass auf mich regelrecht entgegen.
„Edgar“, erwidere ich und stelle fest, dass mir das Fakelächeln besser über die Lippen geht, als gedacht. Ich grinse ihn sogar an, was nicht unbedingt seine Stimmung aufhellt. Ich sehe die Finsternis in seine Gesichtszüge einziehen. Fuck, irgendjemand muss mir Stift und Papier geben oder ein Handy. Es grenzt an ein Verbrechen diesen Anblick nicht für die Ewigkeit festzuhalten.
„Nun vertragt euch bitte, wir sind doch alle erwachsen“, mischt sich mein Puma in unseren unerbittlichen Anstarr-Wettkampf ein und ich kann nicht glauben, dass sie das soeben wirklich gesagt hat. Erwachsen. Wir alle drei - erwachsen. Ja, ich glaube, das ist der Moment, in dem mein lang verschollener Humor mal kurz vorbeischaut, um mir die Komik dieser Aussage vor Augen zu halten. Innerlich zerberstet es mich vor Lachen, doch äußerlich tue ich so, als wäre ich ‚erwachsen‘. Schließlich ist es das allererste Mal, dass mein Puma, Edgar und ich vor diesem Haus stehen und wir alle drei volljährig und ‘erwachsen’ sind. Der Beginn einer wunderbaren ausnahmsweise total legalen Swingerparty. Am besten laden wir gleich die ganze Nachbarschaft mit ein, um dieses seltene Ereignis würdig zu feiern.
„Ich lasse dich nicht aus den Augen, mein Freund“, knurrt Edgar wie so eine Fußhupe, die viel Radau macht, aber keiner ernst nehmen kann.
„Du willst mir beim Duschen zusehen?“, kontere ich und hebe eine Augenbraue in die Höhe. „Hätte ja nicht gedacht, dass du so gestrickt bist. Aber hey, ich kenne es ja schon aus dem Knast, in den du mich übrigens hinein gebracht hast. Hab mich nie dafür bedankt. Du Held.“
„Gern Geschehen“, Edgar hebt triumphierend die Mundwinkel und ignoriert gekonnt meinen Seitenhieb. Was für ein Arschloch. Ich weiß noch, wie er mir immer Fantasy und Science-Fiction Romane mit Superhelden andrehen wollte, die fiese Superschurken in die Mangel nehmen. Ich war als Jugendlicher schon kriminell und erst jetzt wird mir bewusst, wie barbarisch diese Aktion von ihm war. Als hätte er mir schon damals zeigen wollen, dass die Guten immer über die Bösen triumphieren und er mich irgendwann dran kriegen wird. Jetzt gönne ich ihm den Sieg noch weniger als zuvor. Außerdem hat Edgar so wenig mit einem klassischen Superhelden gemein, wie eine Schuhsohle mit einer Gummiente. Er ist zirka einen Kopf kleiner als ich, so schmal wie ein russisches Topmodel, so muskulös wie jemand mit Muskelschwund und so beeindruckend wie ein Regenwurm. Und als wäre das nicht schon Anti-Superheld genug, trägt er auf seinem Kopf eine Glatze und auf der Nase die geschmackloseste Brille, die ein Mensch überhaupt tragen kann. Kein Cape, keine Superkräfte und auch kein Sixpack. Mein Puma könnte jeden Kerl haben, doch ausgerechnet dieses widerwärtige Exemplar hat sie sich als Mann an ihrer Seite ausgesucht. Es ist zum Kotzen.
„Kommt schon, Jungs. Reißt euch zusammen“, mein Puma tätschelt uns die Oberarme und schubst uns zur Tür hinein. Drinnen angekommen geht die Zeitreise für mich weiter. Es sieht noch alles haargenau so aus, wie ich es in Erinnerung habe. Der Eingangsbereich ist klein und überschaulich. Hellblaue Tapete, weißer Holzboden. Eine kleine Kommode mit altmodischer bunter Tischlampe, ein paar Katzenfiguren nebendran plus ein Festnetzanschluss. Links von der Tür eine Garderobe mit diversen Jacken und Mäntel. Weiter unten Kinder-Kleiderhaken in allen Farben des Regenbogens und darunter stehen Schuhe, Stiefel, Gummistiefel und ich bin nicht überrascht, dass ich auch Kinderschuhe und Kinder-Gummistiefel entdecke, sowie eine dazu passende Jacke und Regenjacke in der Farbe grün. Ich bin mir sicher weder mein Puma noch Edgar passen in die Sachen rein, was soviel heißt, dass in meinem alten Zimmer jetzt ein neuer Junge wohnt. Ich überlege kurz, welchen Wochentag wir haben, habe aber absolut keine Ahnung. Könnte Donnerstag, Freitag oder sonst irgendein Tag sein. Aber vermutlich haben wir Samstag. Mein Puma nimmt nur selten Kinder unter der Woche mit nach Hause. Ich streife mir nie nassen Treter von den Füßen und tue so, als wäre mir nicht soeben klar geworden, dass sie dieselbe Scheisse, die sie damals mit mir abgezogen hat, noch immer abzieht, nur diesmal mit einem anderen armen Schwein, das keiner lieb hat und das niemand haben will.
Mein Blick fällt zu der weißen Wendeltreppe neben der Garderobe, die in den ersten Stock führt und selbst die Bilder an der Wand sind noch dieselben. Irgendwelche Urlaubsfotos von meinem Puma und Edgar, die in mir Brechreiz auslösen. Haben sie damals schon. An den Anblick von den beiden glücklich verliebt werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Ist doch eh alles nur aufgesetzt. Muss es. Schließlich steht mein Puma ja auf junge, geile Schwänze.
„Olga, bist du dir wirklich sicher…“
„Ich bin mir sicher“, unterbricht mein Puma ihren Versager von Mann und gibt ihm einen zaghaften Anstandskuss auf die Lippen. Wieder kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich habe die beiden noch nie richtig rummachen gesehen, dabei weiß ich, wie gerne mein Puma mit ihrer Zunge in meinem Mund herum spielt. „Mach dir keine Sorgen.“ Mein Puma schiebt Anstandskuss Nummer zwei hinterher. Edgar wirft mir derweil einen Pass-Bloß-auf-Jungchen-Blick zu, den ich noch von früher kenne und der jetzt genauso wenig Effekt auf mich hat, wie damals. Nämlich so gar keinen.
„Ich gehe mal nach oben“, klinke ich mich aus, als würde ich hier schon seit Jahren wohnen. „Warte, Fynn! Ich muss noch das Gästezimmer für dich vorbereiten und dir etwas zum Anziehen besorgen“, ruft mir mein Puma hinterher. Ich halte auf der ersten Treppenstufe an und werfe einen Blick über die Schulter. „Kein Ding, ich gehe duschen. Leg mir das Zeug einfach vor die Tür.“
Mit diesen Worten erklimme ich die Treppen wie ein Bergsteiger und verschwinde oben hinter der Badezimmertür.
Als ich fertig mit Duschen bin, liegt tatsächlich ein Häufchen frisch gewaschener Kleidung vor dem Badezimmer auf dem Boden. Ich bücke mich danach und hebe eine graue Jogginghose, ein paar weiße Socken sowie einen schwarzen Kapuzenpullover auf. Keine Boxershorts. Aber ich brauche nicht unbedingt eine. Ausgerüstet mit meinem neuen super sexy Stubenhockeroutfit schleiche ich mich nur mit Handtuch über dem Schritt ins Gästezimmer und werfe mich in Schale. Dabei fliegt mir ein kleines Notizzettelchen entgegen, dass sich wohl zwischen Pullover und Jogginghose versteckt hat.
„Ist von den Nachbarn geliehen, hoffe es passt. Komme später vorbei xxx“
Da tut sie es schon wieder. Mich auf irgendetwas heiss machen, was später irgendwann stattfinden soll. Sie mit mir in diesem Zimmer. Auf mir, unter mir, vor mir, über mir. Alleine bei dem Gedanken werde ich hart, fehlt nur noch, dass ich wie ein Hund mit dem Schwanz wedele, weil ich mich so sehr auf mein Frauchen freue. Oder kaum abwarten kann, dass mein Frauchen kommt. Auf alle erdenklichen Arten und Weisen und sämtliche Deutungen, die man in dieses Wort „kommt“ hineininterpretieren kann. Und das Gute ist, wenn ich meinen Puma ficke, ficke ich Edgar gleich mit, besonders wenn ich meinen Puma zum Schreien bringe. Vorzugsweise, wenn sie meinen Namen durch das ganze Haus brüllt und dabei Edgars Mini-Eier zu zwei winzig kleinen vertrockneten Rosinen macht. Das Problem bei der Sache ist, dass meine eigenen Eier bei so einer Aktion ebenfalls in Mitleidenschaft geraten, weil meinen Puma nochmals zu ficken ein Zeugnis dafür ist, wie wenig von meinem Rückgrat noch übrig ist. Was zur verfickten Scheisshölle mache ich hier überhaupt?!
Angewidert von mir selbst lasse ich Pumas Papierbriefchen, wie zuvor das von Susan, durch die Luft segeln. Das wäre dann Papierflugzeug Nummer zwei, dass heute meinen überragenden Bastelkünsten erliegen ist. Als ob nun alle Frauen nur noch per Briefpost mit mir kommunizieren wollen, als könnte man mit mir nicht von Angesicht zu Angesicht kommunizieren, ohne sich eine zu fangen.
Da ich keine Lust habe auf dieses “später” - wann auch immer das sein soll - Spielchen habe und zu wach bin, um mich hinzulegen und zu schlafen, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir eine Beschäftigung zu suchen. Irgendeine Beschäftigung. Am Besten eine, die mich umbringt. Bungee Jumping aus dem Fenster zum Bespiel oder Bleiche trinken. Das Haus anzünden. Jonglieren mit den Messern aus dem Messerblock. Sich mit dem Pitbull der Nachbarn anlegen. Ob Frankyboy überhaupt noch lebt oder bereits ins Gras gebissen hat? Die blutrünstige Bestie war damals schon nicht mehr der Jüngste. Keine Ahnung, wie alt Pitbulls werden können, aber falls die Killermaschine noch atmen sollte, wäre sie jetzt wohl so gefährlich wie Susan, wenn sie mir böse Blicke zuwirft. Das kleine Reh. Völlig verloren in einer billigen Absteige. Zweihunderttausend Euro einfach mal so stehen gelassen.
Alleine der Gedanke an das Mädchen sorgt dafür, dass meine Laune in den Keller kriecht, um sich dort mit ein paar Bierchen vollends die Kante zu geben.
Ich lasse meinen Blick durchs Gästezimmer streifen und bleibe am Fernseher kleben, der auf einer weiß lackierten Kommode steht, die mit ein paar Blumenvasen geschmückt ist. Im Fach unter dem Fernseher entdecke ich einen DVD Rekorder und direkt daneben zwei DVDs. Ich gehe vor der Kommode in die Hocke und inspiziere die Filme. Ich lache beinahe schon los, als ich den ersten Titel lese. ‚Grandmom presents: Bad boys bossed‘. Das Cover vernichtet mich komplett. Mehrere junge Kerle, die eine alte Schachtel beglücken. Mit dem Lachen kriecht auch ein bisschen Kotze hoch. Und DVD Nummer zwei macht es nicht besser. ‚Teacher Seductions, the teacher and the bad boy.‘ Das Cover sieht weniger amateurhaft aus, als das andere und auch deutlich ansehnlicher. Heiße Lehrerin und irgendein Kerl, der an ihrem Ohr herum leckt und richtig Bock zu haben scheint. Standard eben. Trotzdem fühlt es sich so an, als würde ich das Handbuch oder die Vorlage von dem, was mein Puma mit mir abgezogen hat, in den Händen halten. Ich ihr Badboy und sie meine Lehrerin. Sie hat mir alles beigebracht. Von Küssen zu Petting zum Sex. Wegen ihr weiß ich, wie man Frauen. ob sie wollen oder nicht, zum Höhepunkt treiben kann. Und irgendwie kotzt es mich so richtig an, nur eine wahrgewordene Fantasie von meinem Puma zu sein. Ein selbstgeschaffenes Sexobjekt um ihre unbefriedigten Gelüste zu befriedigen. Mein Blick schweift von den DVDs zum Gästebett, von dem aus man perfekt auf die Flimmerkiste sehen kann. Ob sie es sich hier zu diesem Filmchen besorgt hat? Nackt, ausgebreitet auf dem Bett, die Schenkel gespreizt, ihre Finger tief in sich drin, während sie sich ansieht, wie irgendwelche Badboys reife Frauen besteigen. Und ob sie sich dabei vorgestellt hat, wie sie auf dieselbe Weise von den jungen Badboys aus dem Heim bestiegen wird? Solche Badboys wie ich einer war oder noch bin? Ist mein Leben ein Desaster, weil mein Puma auf junge geile Schwänze steht und sich die Pornos hier vielleicht ein paar Mal zu viel reingezogen hat? Lachhaft.
Kurzerhand werfe ich die zwei Filmchen aus dem Fenster und schaue ihnen zu, wie sie im Vorgarten des Nachbarn landen, von dem ich vermutlich Jogginghose sowie Kapuzenpullover spendiert bekommen habe. Da Hundegebell ausbleibt, wird Frankyboy wohl bereits in den Hundehimmel eingezogen sein und beißt von nun an dort oben nervigen Kids in den Arsch. Rest in Peace, mein Freund.
Ich klopfe mir gegen die Brust und zolle dem Tier Tribut. Kaum trifft meine Faust auf die verhängnisvolle Narbe, sinkt meine Laune vom Keller wie ein U-Boot auf den Grund des Marianengrabens. Aus Gewohnheit greife ich mir in die Hosentasche und als meine Finger auf Nichts ausser Stoff treffen, wird mir mein Notstand klarer denn je. Ich habe keine Zigaretten mehr. Somit hat sich das Thema Beschäftigung finden schon einmal geklärt. Neue Zigaretten besorgen. Und wie es der Zufall so will, schliesslich war ich früher oft genug bei meinem Puma zu Besuch, weiss ich ganz genau, wo die Frau ihre Camel’s gebunkert hat. Bleibt nur zu hoffen, dass sie diese Gewohnheit nicht abgelegt hat. Junge geile Schwänze mag sie schließlich auch immer noch, also stehen meine Chancen verdammt gut.
Ich verlasse das Gästezimmer und will mich auf den Weg ins Wohnzimmer machen, dass sich eine Etage tiefer im Erdgeschoss befindet, doch als ich bei der Treppe ankomme und kurz davor bin, sie hinunter zu steigen, klingelt das bescheuerte Telefon und ich höre Edgar’s Stimme durch den Flur krächzen. “Ich geh schon, Schatzi!”
Wieder kitzelt die Kotze an meinem Gaumen und dann erscheint Pumas schlechtere Hälfte auch schon am Treppenabsatz. Unsere Blicke kreuzen sich und es wird echt kritisch. Die Kotze will raus und bleibt doch irgendwie im Hals stecken. Unangenehm, genauso unangenehm wie Edgar, der sich seinen Warmduscher-Morgenmantel in der Farbe babyblau übergestreift hat und in genau diesem Augenblick natürlich, wie soll es auch anders sein, den Drang verspürt, den Exhibitionisten raushängen zu lassen und mir seinen Wiener, Marke Mini-Winnie, zu präsentieren. Der Pimmel ist so spannend wie die Todesanzeigen in der Zeitung, aber der violette Lippenstiftabdruck auf der Spitze gibt mir dennoch zu schaffen. Und weil das Unglück mich verfolgt, als hätte ich Schokolade am Arsch kleben, bemerkt der Pisser, was für Spuren seine kleine Striptease Einlage auf meinem Gesicht hinterlassen. Wahrscheinlich eine Mischung aus Abscheu, Ekel, Belustigung und Schmerz. Widerlicher Schmerz, der mich dazu bringt, die Kotze hinunter zu schlucken und mich abzuwenden. Fuck, fühlt sich genauso an, als wäre ich wieder 14 Jahre alt und komplett verschossen in meinen Puma. Und da predigt dir jeder Ratgeber der Welt, dass Gefühle irgendwann nachlassen und man besser damit umzugehen lernt. Offenbar ist diese Fähigkeit bei mir deaktiviert oder war gar nie vorhanden. Entweder das oder ich bin wirklich das, was Autoren in Liebesromanen als hoffnungslosen Romantiker betiteln respektive beschimpfen. So ganz nach dem Motto, die erste große Liebe wird die Wahrhaftige und gleichzeitig die für die Ewigkeit sein. Das mit der Ewigkeit haben meine Gefühle echt drauf, der Rest ist für die Tonne. Außerdem ist der Gedanke jemanden für immer zu lieben so selbstzerstörerisch wie die Hölle oder zumindest so gefährlich wie ein Tauchgang mit einem Haifisch ohne Schutzkäfig und Harpune.
Jedenfalls müssen die Sargnägel erstmal warten, da mich keine zehn Pferde runter zu Edgar und seinen geschmückten Kronjuwelen bringen. Ich will schon zurück zum Gästezimmer gehen, als ich wie magisch von meinem alten ‚Kinderzimmer‘ angezogen werde und mich vor dessen Tür wiederfinde. Licht dringt durch den schmalen Türschlitz hindurch und macht mir einmal mehr bewusst, dass dort drin nun ein neues Kind/Opfer haust. Irgendein Junge, der irgendwann, wenn er Pech hat, genauso enden wird wie ich. Es sei denn, mein Puma behütet diesen Winzling ausnahmsweise wirklich so wie es eine Heimleiterin/Mutter tun sollte, statt ihn lediglich nur für ihre sexy Spielchen zu benutzen.
Ich überlege, ob ich anklopfen oder ob ich einfach die Tür aufreißen und laut „Überraschung“ schreien soll. Will ich mir das überhaupt antun? Nachschauen, wer als Nächster an der Reihe ist, von meinem Puma vernascht und wieder ausgespuckt zu werden? Aber sowas von.
Die Wahl fällt anstandshalber auf Variante eins, also klopfe ich zweimal, warte kurz und als keine Antwort kommt, lade ich mich einfach selbst ein und drücke die Türklinke hinunter. Zum Vorschein kommt mein altes Kinderzimmer so, wie ich es verlassen habe. Zwei Bücherregale voll mit Büchern, ein kleiner Schreibtisch mit einer scheußlichen Tischlampe, die gefühlt aus dem zweiten Weltkrieg stammt und einem Bürostuhl, der schon bessere Zeiten hinter sich hatte, ein Teppich so flauschig wie ein Schafrücken, ein paar Plüschbären in XXL plus ein Bett, dass so aussieht wie ein Fischerboot. Und in dem Fischerboot liegt ein kleiner Junge mit einem Buch in der Hand und so weit aufgerissenen Augen, als wäre gerade der Leibhaftige in sein Zimmer getreten. Ich sehe zwar nicht unbedingt anständig und nett aus, aber zum wahren Satan fehlt es mir dennoch ein bisschen an optischer Grausamkeit. Wobei ich vermutlich in diesem Moment, trotz frisch geduscht und neuen Klamotten, kein gutes Bild abgebe. Definitiv nicht mein bester Auftritt. Aber was soll‘s. Schließlich will ich den Kleinen nicht aufreißen, ganz im Gegensatz zu meinem Puma, die vermutlich ihre Krallen schon in ihn gefahren hat.
„Na Kleiner“, begrüße ich den Angsthasen und widerstehe dem Drang, die Decke von ihm runter zu reißen und nachzusehen, ob er genauso einen schicken violetten Lippenstiftabdruck vorzuweisen hat, wie Edgar, die Ratte.
Der Kleine schiebt sein Buch etwas höher in sein Gesicht und linst schüchtern über den Rand zu mir herüber, als wollte er sich vor mir verstecken, doch die Neugier überwiegt. Ich schließe die Tür hinter mir zu und schiebe meinen Arsch vor eines der Bücherregale. „Ich lese auch gerne“, sage ich und lasse meinen Blick über die Bücher im Regal schweifen, während ich versuche auszublenden, dass ich mich vermutlich genau so wie jeder Bilderbuchpädophile verhalte, der die Stimmung aufhellen will, bevor es zum Schiffe versenken übergeht. Schiffe versenken ist aber zu seinem Glück nicht so mein Ding.
Mein Blick bleibt an einem ganz bestimmten Buch haften, was lange Zeit mein Lieblingsbuch war, bevor es von einem anderen abgelöst wurde. Die unendliche Geschichte. Ein wahrer Klassiker. Ich hole das Buch heraus und klappe es auf Seite 69 auf. Doch das, was ich damals zwischen Seite 68 und 69 versteckt habe, ist nicht mehr da. Ich streife mit der flachen Hand über die bedruckte Seite und eine leichte Melancholie erfasst mich. Irgendein Junge nach mir, der dieses Buch gelesen hat und bis zu Seite 69 gekommen ist, hat vermutlich mein Geheimnis herausgeholt und was auch immer damit angestellt. Gelesen, weggeworfen oder es vielleicht sogar meinem Puma gezeigt. Wäre letzteres der Fall hätte ich gerne ihr Gesicht dabei gesehen.
Plötzlich raschelt es hinter mir und als ich mich mit dem Buch in der Hand umdrehe, sehe ich, wie der Angsthase, plötzlich mutig, etwas aus der Schublade des Nachttischchens neben dem Bett herausholt. Wäre der Knirps älter, hätte es mich nicht gewundert, wenn er gleich eine Knarre herauszieht, um der Tapete hinter mir einen neuen Anstrich zu verpassen. Farbe Rot gemischt mit ein bisschen Glibber-Gehirn. Trifft er die Lunge, dann Farbe Schwarz, so schwarz wie Teer. Doch stattdessen entdecke ich eine hölzerne Zigarrenbox in seiner Hand.