Kittykat671 - 20
Vorzeitig kommen / Koralle
Lustlos drücke ich mit einer Hand auf der Fernbedienung rum und versuche mit Pay-TV klarzukommen, während die andere meinen Schwanz bearbeitet. Ja, ich könnte nochmal Wicktoria belästigen, doch selbst dazu fehlt mir die Motivation. Mein Ständer steht auch nur noch auf Halbmast, das Einzige, was in mir vor Eifer übersprudelt ist die Wut. Irgendwann gebe ich ganz auf und lasse Schwanz sowie Fernbedienung auf meinem Bauch liegen. Ich hätte springen sollen. Das Reh mit mir reißen. Wenn sie so unbedingt sterben will, sollte ich ihr nicht im Weg stehen. Von mir aus. Soll sie doch einen auf Bungee Jumping Einbahnstraße machen. So wie die Dinge jetzt stehen, hätte ich mein linkes Ei dafür verkauft, um mein Handy zurück zu bekommen. Ich hätte Abigail von Tür 3 die Adresse dieses schäbigen Hotels durchgeben können und darauf hoffen, dass sie ihre Peitsche mitnimmt und mir damit den Rest gibt. Und jedes Mal wenn ich an diese Frau denke, bereut ein winzig kleiner Teil von mir, dass ich irgendwann aufgehört habe, mit ihr zu rebellieren. Gegen alles und jeden. Besonders gegen die Regeln des Etablissements, die mir damals so unsinnig vorgekommen waren und die ich heute verstehe. Gefühle sind scheisse. Sie machen nur Probleme. Sie machen dich kaputt und deswegen ergibt es Sinn, sowas wie Gefühle zu verbieten, vor allem wenn man mit Menschen zu tun hat. Man funktioniert einfach nicht, wenn sich Herz und Kopf uneinig sind. Die meisten müssen das auf die harte Tour lernen, so wie Abby und ich. Seitdem habe ich erfolgreich alle Gefühle verdrängt und sogar vergessen, dass ich überhaupt imstande bin zu fühlen. Dann kam Johanna. Dann das Koma und jetzt geht die Scheisse mit Susan wieder von vorne los. Sehnsucht. Das beschissenste aller Gefühle. Ich muss die Mauer wieder hochziehen und anfangen mir einzureden, dass ich keine Gefühle habe. Für nichts und niemanden. Nicht einmal für mich selbst. Einfacher gesagt als getan. Mein Herz blutet. Es trieft wie Susans Schniefnase wenn sie mal wieder auf Regenwolke macht. Abby meinte einmal zu mir, dass sie es liebt, dass ich so emotional bin. War ich früher tatsächlich. Von all dem Abschaum, der für das Etablissement arbeitet, war ich der, der wegen jeder Ameise aus der Haut gefahren ist. Ich war schwach, ich war kitschig, war viel zu nett und viel zu weich. Und jetzt verwandle ich mich zurück in den Kerl, der nichts auf die Reihe bekommen hat. In den Mann, in den sich Abigail von Tür 3 damals verliebt und wegen dem sie so viel verloren hat. Ich habe mir geschworen niemals wieder so zu werden. Doch der Panzer bekommt immer mehr Splitter. Immer mehr Risse. Er ist so brüchig, dass ich irgendjemanden meine endlose Liebe gestehen will, in der Hoffnung, dass sich daraus ein schnulziger Liebesroman entwickelt mit viel Sex und Abenteuer und einem gewaltigen Happyend, das jeden zu Tränen rührt. Doch so laufen die Dinge nicht. Zumindest nicht bei mir.
Ein Rascheln lenkt meine Aufmerksamkeit auf den Türspalt. Susan hat ein Briefchen unten durchgeschoben. Ist das ihr verfluchter ernst? Sind wir jetzt wieder auf Kindergartenniveau angelangt? Ich starre eine Weile auf das bescheuerte Zettelchen und hasse mich, als ich doch tatsächlich vom Bett aufstehe und Susans Gekritzel an mich nehme. Irgendwann hätte mich die Neugier oder die Langeweile sowieso umgebracht, wozu es also unnötig in die Länge ziehen?
Ich falte das Quadrat auseinander und räuspere mich, als hätte ich vor das Ding laut vor zu lesen. Habe ich nicht. Schon als ich die formelle Anrede sehe, bin ich kurz davor, Susans Briefchen lachend in der Luft zu zerfetzen.
Lieber Fynn
Tut mir leid, dass ich dich immer anlügen muss.
In Wahrheit bin ich zu dir gekommen, weil ich Johanna nach Hause holen wollte. Extravaganza ist mein Freund. Wir sind in einer Beziehung. Es ist kompliziert. Ich würde gerne mit dir darüber reden, aber ich kann es nicht. Du würdest es nicht verstehen. Du würdest mich auslachen.
Danke, dass du mich getröstet hast.
Ich mag dich, obwohl ich dich nicht mögen sollte. Du bist der Böse in dieser Geschichte. Du hast meiner Schwester schreckliche Dinge angetan, doch jetzt wo ich dich kennengelernt habe, weiß ich nicht mehr, was ich von dir halten soll. Das alles ist zu viel für mich.
Verzeihst du mir?
Liebe Grüße, Susan
Extravaganza ist mein Freund. Keine Ahnung wie oft ich diesen Satz lese. Oft. Ziemlich oft. Bei den ganzen Lügen, die mir das Reh aufgetischt hat, stehen die Chancen gut, dass das nur eine weitere ihrer Lüge ist und wenn nicht, liegt Susan ganz richtig mit ihrer Annahme. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es überhaupt nicht. Nicht im geringsten. Und dann dieses Liebe Grüße am Schluss. Als wäre sie dort drin gerade auf Kreuzfahrt und dass da in meiner Hand ist eine ziemlich hässliche Postkarte. Fehlt nur noch, dass sie auf die Vorderseite einen Kreuzer und ein paar Wale, die ihre Flosse aus dem Meer strecken, gekritzelt hat. Doch da ist nichts. Nur weißes nacktes Papier. Nun ist mein Ständer völlig Geschichte. Bla bla bla, ich bin der böse in dieser Geschichte. Leck mich, Susan. Leck mich. Lutsch meinen verdammten Schwanz. Ich habe die Nase so gestrichen voll von diesem Reh. Von ihren Lügen. Von diesem Brief. Kurzerhand bastle ich einen Papierflieger daraus und lasse ihn einmal durch das beschissene Hotelzimmer fliegen. Als er neben der Tür auf den Boden segelt, sehe ich das als ein Zeichen. Ich muss gehen. Ich muss hier raus. Zweihunderttausend Euro sind mir der Quatsch nicht wert. Nope. Definitiv nicht. Ich sammle meine nassen Klamotten vom Boden auf und zwänge mich hinein. Allein das Gefühl von nassen Stoff auf überhitzter Haut ekelt mich an. Eigentlich ekelt mich alles an. Ich schüttle meine Haare aus und binde sie zusammen. Der Blick in den Spiegel an der Tür ist wie ein Schlag in die Fresse. Ich sah einmal richtig gut aus. Ich war ein Aufreißer. Wirklich. Ich hatte ein hübsches Gesicht. War trainiert. Sah aus wie der klassische Underground Badboy, doch jetzt sehe ich aus wie der abgefuckte Junkie von der Straße. Fahl, zerstreut, nur am Zittern und mit tiefen Kratern unter den Augen, als wäre ein beschissenes UFO in meinem Gesicht gelandet. Und meine Muskeln? Tja die, die liegen noch irgendwo im Koma. Witzigerweise entspricht das, was mir da im Spiegel entgegenblickt endlich einmal dem, wie es in meinem Inneren aussieht. Jahrelang konnte ich das geschickt verstecken. Doch in diesem Moment….blickt mir das Monster entgegen. Hätte ich mir ein Monster aussuchen können, wäre meine Wahl definitiv auf Godzilla gefallen, doch das da im Spiegel ist so weit entfernt von Godzilla wie Susan davon von mir entjungfert zu werden. Soll sie selbst machen. Kann es sich ja mit einem Kleiderbügel besorgen, danach zurück zum Etablissement dackeln und sich den nächsten Vollidioten suchen, den sie mit ihren Lügen füttern und mit ihren großen, grünen Rehaugen einlullen und bezirzen kann. Ich bin raus. Adios muchachos.
Ich reiße die Tür auf und sprinte die Stufen runter zur Rezeption. Dort treffe ich auf die einigermaßen hübsche und sehr ambitionierte Wicktoria. Wieder will sie ihr professionelles Herzlich-Willkommen-Lächeln aufsetzen, doch als sie erkennt, wer wie eine entgleiste Lokomotive auf sie zurast, lässt sie es bleiben. Statt zu Lächeln, verabschiedet sich ihr Kiefer nach unten und die Röte ergreift Besitz von ihr. Irgendwie scheine ich diesen Effekt wohl auf brave Mädchen zu haben. Oder es liegt daran, dass sie sich, obwohl sie es garantiert nicht will, gerade vorstellt, wie ich es mir zu dem tollen Analporno mit der gebleachten Rosette besorgt habe. Hätte ich gerne, doch mein Schwanz war irgendwann anderer Meinung und ich schlussendlich auch. Danke Susan.
Als ich vor Wicktoria zum Stillstand komme und mich auf dem Tresen mit den Ellenbogen abstütze, weicht sie instinktiv etwas zurück und richtet sich die Brille auf der Nase.
„Herr Langsteg, wie kann ich Ihnen helfen?“, erkundigt sie sich mit zaghafter Stimme. Ich sehe ihr an, dass sie überfordert mit meiner Anwesenheit ist, doch versucht sich nichts anmerken zu lassen. Wer auch immer ihr Boss ist, sollte ihr eine saftige Lohnerhöhung in die Hand drücken. Das Mädchen gibt sich echt Mühe. Ich lasse mir ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Eigentlich habe ich immer noch keinen Plan, was ich jetzt tun will. Ich war schon mein ganzes Leben irgendwie planlos, doch jetzt gipfelt dieser Zustand auf seinen Höhepunkt zu. Ich bin kurz davor die maximale Planlosigkeit zu erreichen. Ob auf der Bergspitze ein Typ auf mich wartet, um mir dafür ein Abzeichen zu geben? Fynn Trachtenberg, sie haben es endlich geschafft! Herzlichen Glückwunsch, sie sind nun offiziell planlos. Und nun bitte noch ein Foto für die Titelseite unseres Planlos-durchs-Leben-Magazins. Klick-Klick. Perfekt!
Ja. Sieht ganz so aus, als hätte ich meinen Verstand im Zimmer oben beim Reh liegen gelassen. Vielleicht hat mein Verstand auch rausgefunden, wie dieses Pay-TV funktioniert und genehmigt sich ohne mich noch einen Streifen. Ein dümmliches Grinsen schleicht sich auf meine Lippen und obwohl ich dagegen bin, springen meine Mundwinkel erquickt nach oben, was bei Wicktoria für noch mehr Unbehagen sorgt.
„Du willst mir also helfen“, starte ich um die Wartezeit zwischen ihrer Frage und meiner Antwort mit Nonsens zu überbrücken. Jetzt wird Wicktoria noch unruhiger. Sie verlagert ihr Gewicht von den einen auf den anderen Fuß und hadert mit sich, ob sie es doch mit einem Lächeln versuchen sollte. Ich hingegen studiere an ihrer Frage herum. Wie kann sie mir helfen? Mein Blick bleibt an ihrer weißen Bluse kleben und schnell stelle ich fest, dass ihr die Pumpe geht. Ihr Brustkorb hebt und senkt sich schnell und prompt brennt bei mir eine Synapse durch. Da in meinem Kopf der Verstand fehlt, weil der sich lieber Pornos reinzieht, statt mich daran zu hindern weiteren Blödsinn anzustellen, ist da nur noch der Trieb. Ja. Ich funktioniere einfach. Verstand und Trieb. Normalerweise wäge ich ab, bevor ich etwas tue. Denke über Konsequenzen nach, kalkuliere ob etwas Sinn ergibt und wie ich am besten zu meinem Ziel komme. Doch der Höhlenmensch in mir ist zu sehr damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie Wicktorias Titten aussehen. Ich lecke mir über Lippen. Vermutlich klein und fest. Süße rosafarbene Nippel, so wie die von Susan. Passen bestimmt gut in eine Hand.
„Herr Langsteg?“ Wicktoria's Stimme katapultiert mich für einen Moment aus meinem Kopfkino. Mein Fokus springt von ihren Titten auf ihre Augen. Ich sehe die Angst wie ein kleines Pflänzchen in ihnen aufkeimen. Das Grinsen in meinem Gesicht wird breiter. Der Höhlenmensch in mir jubelt und schwingt die Keule. Beute erlegen. Beute erlegen. Ich kratze das letzte bisschen übrig gebliebenen Verstands heraus, um nach Kameras Ausschau zu halten. Das hätte ich eigentlich tun sollten, als ich mit dem Reh zum ersten Mal das Hotel betreten habe. Eine Regel des Etablissements besagt: „Lass dich nicht schnappen, filmen oder aufzeichnen. Achte in der Öffentlichkeit darauf, dass dich keiner erkennt. Verschleiere dich. Hinterlasse keine Spuren. Sei kein Volltrottel.“
Ich bin ein Volltrottel. Über dem Empfang ist eine kleine Kamera, die meine Visage im Visier hat. Der Schuppen hier ist zwar schäbig, aber offenbar nicht schäbig genug, um auf Kameras zu verzichten. Also im Prinzip spielt es sowieso keine Rolle mehr. Die haben mich auf Band und die Tatsache, dass bisher kein Sicherheitsmann Wicktoria zur Hilfe geeilt ist, spricht dafür, dass kein Sicherheitspersonal vor Ort ist. Ich könnte also ohne Probleme die Kleine hinter ihrem Tresen überrumpeln und kaputt ficken, ohne dass mir jemand dafür eins über den Schädel zieht. Es gäbe halt einen Videobeweis. Sofern die Kamera überhaupt aufzeichnet.
Die Frage ist nur, will ich das? Will ich Wicktoria die Bluse herunterreißen, ihren bescheuerten Bleistiftrock nach oben schieben und sie zum Schreien bringen?
„Der Porno war ziemlich beschissen“, höre ich mich sagen und das kleine Angst-Pflänzchen in Wicktoria blüht auf.
„Möchten.. Sie sich.. einen anderen... ansehen?“, stottert Wicktoria, immer noch darum bemüht, professionell zu wirken. Dieses Mädchen verdient wirklich eine 0 mehr auf dem Gehaltsscheck.
„Nein, Wicktoria“, zische ich und schlage mit der flachen Hand auf den Tresen. Das Mädchen zuckt sichtlich zusammen. Jetzt treten sie hervor. Die Tränen. Wicktorias Augen werden feucht und das Pflänzchen aus Angst schlägt tiefe Wurzeln und befällt ihren ganzen Körper. Amüsiert sehe ich der professionellen Fassade zu wie sie auseinander bröckelt und das kleine scheue Ding dahinter zum Vorschein bringt. Zwei Dinge werden klar. Erstens, Wicktoria würde sich ohne Gegenwehr von mir ficken lassen. Sie ist keine, die strampelt oder wegrennt. Sie ist eine von dieser Sorte, die Stillhalten und hoffen, dass es schnell vorbeigeht. Und Zweitens, selbst in meinem jetzigen Zustand könnte ich die Kleine ohne Probleme überwältigen. Am Überwältigen scheitert es nicht, aber spielt mein hinterhältiger Körper mit, wenn’s darum geht, das zu tun, was ich mit den Frauen, die hinter meiner Tür landen, sonst immer tue? Bei Susan hat es nicht geklappt, doch wie steht es bei Wicktoria? Allzugerne würde ich es herausfinden, doch der Blick auf meine Hand auf dem Tresen ist ernüchternd. Sie zittert. Sie zittert, als hätte sie Schiss vor dem Höhlenmenschen der in meinem Kopf tobt und gedanklich schon dabei ist, Wicktorias langweiliges Businessoutfit zu zerfetzen.
„Ich will telefonieren“, quetsche ich heraus und ziehe die Hand vom Tresen zurück. Wicktoria glotzt mich verdattert an. Verdattert und immer noch ängstlich, als würde sie meinen Schwanz schon in sich spüren.
„Kannst du mir dein Handy leihen? Oder gibt’s ein Münztelefon? Irgendwas?“, plappere ich weiter, während der Höhlenmensch in meinem Kopf alles kurz und klein schlägt. Chill mal, Kumpel.
„Ehhh“, Wicktoria blinzelt ein paar Mal und wirkt sichtlich, als wäre sie im falschen Film gelandet. Wahrscheinlich läuft in ihrem Kopf immer noch der Vergewaltigungsporno rauf und runter. Mit bibbernden Händen reicht sie mir ein Schnurtelefon. Wie Retro, denke ich und nehme es dankend an mich. „Bisschen Privatsphäre wäre schick“, sage ich und hamstere den Hörer, dessen Kabel so knapp bemessen ist, dass mir keine andere Wahl bleibt, als direkt am Tresen meinen Anruf zu tätigen. Wicktoria nickt und scheint heilfroh zu sein, Abstand zwischen sie und mich bringen zu können. Als sie außer Hörweite ist, starre ich auf das Ziffernblatt des Telefons. Meine Hand zittert. Meine Beine zittern. Selbst meine beschissene Unterlippe bebt, als würde ich nackt seit drei Tagen in einem Iglu festsitzen. Als meine Finger die Tasten drücken, weiß ich, dass es besser für mich gewesen wäre, einfach Wicktoria zu vögeln und ins Nirgendwo abzuhauen. Vielleicht nochmal einen Sprung von der Brücke zu wagen. Keine Ahnung, warum ich überhaupt mitten in meinem Ficken-oder-nicht-Ficken-Zwiespalt auf die absurde Idee komme, dass ich jetzt lieber telefonieren möchte. Ich kenne nur eine einzige Nummer auswendig. Ich kenne nicht einmal meine eigene Nummer auswendig. Aber diese, die hier, die ich wähle, hat sich eingeprägt. Hat sich für immer eingeprägt. Diese würde ich bis zu meinem letzten Atemzug niemals vergessen. Als es tatsächlich klingelt und ich das erste Läuten höre, geht mir der Arsch auf Grundeis. Mein Herz kollabiert in meiner Brust, alle Narben reißen auf, fangen an wieder zu bluten, selbst der Höhlenmensch in meinem Kopf hält inne und ergreift die Flucht. Wie automatisch gleitet meine Hand in meine nasse Hose und ich bin nicht überrascht, dass ich steinhart bin. Ich hasse mich dafür, ich hasse mich so sehr dafür, und der Hass sitzt so tief, dass die Tränen nun von meinem Gesicht tropfen. Nach dem fünften Mal Läuten hebt sie ab. Ihre Stimme zu hören ist wie von einem Tsunami mitgerissen zu werden, wie unter heißer Lava zu ertrinken, wie in einem Tornado herumzuwirbeln und wie von einem Haifisch gefressen zu werden. Noch mehr Tränen bahnen sich ihren Weg von meinem Gesicht herunter. Ich tue das, was ich immer getan habe, wenn ich sie anrufe. Ich sage nichts. Ich sage solange nichts, bis sie weiß, wer sie angerufen hat und als sie meinen Namen sagt, schreie ich innerlich.
„Fynn, bist das du?“
Mein Puma. Sie hat mich nicht vergessen. Wie auch. Ich habe vor Jahren dafür gesorgt, dass sie mich niemals vergessen wird, so wie sie jahrelang dafür gesorgt hat, dass ich sie niemals vergessen kann.
“Ich habe Mist gebaut”, imitiere ich mein 14-jähriges Ich von damals und werde direkt zurück in die Vergangenheit geschleudert. Damals bin ich öfters einmal aus dem Heim ausgebüxt, habe extra Unsinn angestellt und sie angerufen, damit sie mich wieder nach Hause bringt. Zurück ins Heim. Sie mochte die bösen Jungs am liebsten, die haben von ihr stets eine Sonderbehandlung bekommen und ihre Sonderbehandlungen waren mein Lebenselixier. So verworren wie es klingt, war es auch. Ein endlos langer Schrei nach Aufmerksamkeit und Liebe, die sie mir nur gab, wenn ich sie mir verdiente. Egal wie. Je schlimmer desto besser.
“Fynn”, wiederholt sie nochmals und ich höre das Seufzen in ihrer Stimme. Ich liebe ihre Stimme, auch wenn sie in mir das pure Chaos auslöst.
“Holst du mich ab?”, imitiere ich weiter mein Teenager-Ich, in der Hoffnung mein Erwachsenes-Ich würde endlich aufhören zu existieren. Ich will wieder 14 Jahre alt sein. Ich will wieder zwischen ihren Schenkeln liegen und denken, dass wäre der Platz an dem ich hingehöre, weil ich keine Ahnung habe, wo ich sonst hin gehören soll. Ins Etablissement? In den Knast? Ins verdammte Nirgendwo?
“Was hast du angestellt?”, spielt mein Puma mit und sorgt dafür, dass die Tränen noch mehr auf meiner Wange brennen und ich mir vorkomme, wie der größte Waschlappen des Universums. Hektisch reibe ich mir mit dem Unterarm über die undichten Augen, auch wenn das bedeutet, dass ich meinen Schwanz dafür loslassen muss. Die Erektion pocht in meiner Hose und allein das zeigt mir, wie verdammt verfallen ich ihr noch immer bin. Sie ist wie Viagra, scheissegal wie impotent ich bin, sie löst das Problem. Sie löst alle Probleme. Selbst wenn ich das Problem bin.
“So dies und das”, druckse ich herum.
“Dies und das”, wiederholt sie. Ich bilde mir ein so etwas wie Sehnsucht in ihrer Stimme zu hören, doch nachdem, was ich ihr vor 10 Jahren angetan habe, sollte sie mich hassen. Ich habe sie vernichtet. Ich habe mich für alles gerächt, was sie mir jahrelang angetan und vorgespielt hat und ich wollte sie töten. Ich wollte sie verfickt nochmal töten, doch irgendetwas in mir war anderer Meinung und dann habe ich mir eine ganze Nacht lang eingeredet, dass es viel schlimmer für sie wäre, den Rest ihres Lebens mit der Erinnerung an die zwei Wochen zu verbringen, in denen sie in meiner Gewalt war. Mit 14 haben sie mich weggesperrt, weil ich kurz vor meinem 15 Geburtstag meinen Puma zum ersten Mal aus purer Verzweiflung vergewaltigt habe. Ich dachte überall anders wäre es besser, als bei ihr, doch überall anders war es genauso schlimm und als ich dann mit 19 aus der Jugendstrafanstalt entlassen worden war, bestand meine erste Amtshandlung daraus, meinen Puma zu entführen und in meiner Wohnung festzuhalten, so wie es damals mein Vater mit meiner Mutter getan hat. Ich habe es eins zu eins kopiert. Ich habe sie vergewaltigt, geschlagen, misshandelt, gedemütigt und alles auf Videokamera festgehalten. Ich habe meinen Puma behandelt wie eine Katze. Habe sie Katzenfutter fressen lassen und sie dazu gezwungen in einem Karton zu schlafen und ins Katzenklo zu machen. Die Videos habe ich ihrem Mann geschickt. Edgar. Mit purer Absicht. Ich wollte kaputt machen, was sie miteinander hatten. Und als ich meinen Puma in die Freiheit entlassen habe, wollte sie mich dafür nicht einmal anzeigen, er war es. Er hat dafür gesorgt, dass ich wieder in den Knast komme und schlussendlich im Etablissement gelandet bin. Immerhin die fanden meine Videos gut. Die haben Potenzial in mir gesehen. Haben mir ein neues Zuhause gegeben. Eins ohne Gitterstäbe. Eins ohne Liebe. Eins, bei dem ich dafür bezahlt werde, Bullshit mit Frauen anzustellen. Ein Leben wofür ich für den Bullshit, den ich mit den Frauen anstelle, gefeiert und geschätzt werde. Doch eigentlich ist es Bullshit. Dieses Leben ist genauso Bullshit wie das andere. Wie absolut jedes Leben, das ich bisher hatte.
“Wie geht es dir, Fynn?”
Beschissen. Total beschissen.
“Gut”, lüge ich und erinnere mich daran, dass ich früher immer mit “Gut” geantwortet habe. Wenn es einem gut geht, hakt niemand weiter nach. Reden war noch nie mein Ding. Ist es auch heute nicht.
“Ich habe dich vermisst”, lügt mein Puma. Ich bin mir sicher, dass sie lügen muss. Warum sollte sie mich vermissen? Sie hat keinen Grund mich zu vermissen und doch ist da dieses Kratzen in ihrer Stimme, als würde sie leiden. Als würde sie sich tatsächlich nach mir sehnen. Entweder das, oder mein Schwanz will einfach, dass es so ist.
“Holst du mich ab?”, frage ich energischer. Ja, nach so vielen Jahren anzurufen und nach allem was passiert ist, so zu tun, als wäre ich 14 und sie noch immer für mich verantwortlich, ist so falsch, wie in der Kirche Weihwasser mit Pisse auszutauschen.
Für eine Weile ist es still am anderen Ende der Leitung. Dann höre ich das Klimpern von Autoschlüsseln. Fuck, bilde ich mir das gerade nur ein? Träume ich?
“Wo bist du?”
Denk nach, Fynn. Denk verschissen nochmal nach bevor du ihr… ich tue es, ohne nachzudenken, ich gebe ihr die Adresse. Ich gebe ihr die verfluchte Adresse und die Möglichkeit, sich an mir zu rächen, für die Rache, die ihr widerfahren ist. Ich gebe ihr die beschissene Möglichkeit die Kavallerie auf mich zu hetzen. Und warum tue ich es? Hoffnung. Dieses Wort habe ich jahrelang aus meinem Wortschatz ausradiert. Hoffnung ist wie Gift schlucken. Irgendwann erstickt man an oder wegen ihr.
“Warte auf mich, bis ich da bin”, sagt mein Puma noch und dann hat sie aufgelegt. Einfach so. So wie sie es früher getan hat. Jetzt sollten bei mir eigentlich die Glücksgefühle einsetzen, doch sie bleiben aus. Stattdessen lasse ich meine Wut am Telefonhörer aus. Ich schlage ihn auf den Tresen und bringe Wicktoria dazu, ihre Diskretion aufzugeben und zu mir zu eilen. Ich sehe ihr an, dass sie mir den Hörer entreißen will, sich aber nicht traut. Also tue ich ihr den Gefallen und knalle das Ding ein letztes Mal auf den Tresen, ehe ich mich wortlos abwende, mich umdrehe und schreie. Nicht mehr innerlich. Nein. Ich brülle sämtliche Gefühle aus mir heraus. Wenn mein Puma die Bullen nicht ruft, dann nun garantiert Wicktoria. Ich bin völlig neben der Spur. Vielleicht bin ich doch wieder 14 und kapiere nicht, dass alles, was ich tue, beschissene Konsequenzen hat. Auch das Herumbrüllen. Ich. Will. Nicht. Mehr. Existieren. Verdammt.
Plötzlich legt sich eine warme Hand auf meine Schulter und als ich mich umdrehe, steht das kleine verängstigte Ding mit dem Bleistiftrock und der weissen Bluse hinter mir. Mutig, denke ich oder dumm. Oder vielleicht eine Mischung aus beidem. Doch da ist etwas ausser Angst in ihrem Blick und es ist das, was ich noch weniger ausstehen kann als Hoffnung. Mitleid. Fick dich, Wicktoria. Ich reiße mich von ihr frei und stampfe Richtung Parkhaus. Vom Parkhaus geht es weiter und als ich auf dem Gehweg angelangt bin, höre ich die Engel Hallelujah singen, als ich einen Zigarettenautomaten auf der anderen Strassenseite erspähe. Wie einer, der was geklaut hat, sprinte ich über die Straße und füttere den Automaten mit dem Geld, dass ich mir in die nasse Hose gestopft habe. Eine Packung Camel und die Welt sieht tausendmal besser aus. Nicht mehr so farbig, sondern grau und grau ist verdammt gut. So richtig gut. Ich will die Welt nur noch durch den Rauch einer Zigarette sehen. Statt noch einen weiteren Schritt zu machen, sinke ich direkt neben dem Automaten in die Knie. Starre auf den Asphalt und warte darauf endlich die Sirenen zu hören. Im Etablissement legen einige von uns den Mädchen gerne Handschellen an. Ich bevorzuge Seile. Doch Handschellen haben auch ihren Reiz und ihren Sinn. Ich hatte Handschellen an, als ich zum ersten Mal Sex mit der schönsten Frau des Etablissements hatte. Abigail. Mein Wildkätzchen. Fuck, bin ich verloren. Ich hole mir eine weitere Zigarette aus der Schachtel und stecke sie neben Zigarette eins in den Mund. Effizienter Rauchen. Wenn schon nicht von der Brücke springen, dann bringe ich eben meine Lunge zum Kollabieren. Das Wetter ist noch genauso beschissen wie zuvor. Es regnet in Strömen, es ist kalt und ich friere. Kein Wetter, um mit nassen Klamotten neben einem Zigarettenautomaten zu campieren und darauf zu warten, endlich abgeführt zu werden. Zigarettenautomat und ich sind zwar überdacht, so dass der Regen mir nichts anhaben kann, aber wenn ich zu lange hier in der Kälte rumsitze, hole ich mir garantiert eine Lungenentzündung. Die Frage ist nur, kriegt mich das Wetter oder die Zigaretten zuerst?
Während ich mir über diese Frage Gedanken mache, zähle ich das Geld aus meiner Hose und rechne aus, wie viele Packungen ich mir davon kaufen könnte. Ich war noch nie ein Ass in Mathe, daher schätzungsweise für fünfzehn Packungen würde es reichen. Vielleicht auch mehr. Irgendwann wird das Zittern und Bibbern so stark, dass ich mich doch dazu aufraffen kann, aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Die Bullen lassen sich echt Zeit. Viel zu viel Zeit. So viel Zeit, dass mir trockene Knastkleidung und ein paar Gitterstäbe zum Dranfesthalten plötzlich wie Etwas erscheinen, worauf ich Bock hätte. Als ich nach einem kleinen Spaziergang wieder vor meinem Lieblingsautomaten lande und weitere Geldscheine darin verschwinden lasse, fällt mein Blick auf das Hotel, in dem Susan noch immer auf Kreuzfahrt ist. Wahrscheinlich sitzt sie in der warmen Wanne und lacht sich ins Fäustchen, dass sie und Extravaganza mich so richtig kaputt gemacht haben. Allein bei dem Gedanken daran, dass dieser Hurensohn und dieses Unschuldslamm zusammen auf Liebespaar machen, kriecht mir die Kotze hoch. Ich stecke mir Zigarette-keine-Ahnung-die-wievielte in den Mund und als ich sie anzünden will, blenden mich ein paar Scheinwerfer. Verfluchter Wichser. Ich strecke die Hand mit dem Feuerzeug aus und zeige dem Vollidioten den Mittelfinger, dann sinke ich erneut neben dem Automaten auf den Boden, lehne mich gegen die Wand und schließe die Augen. Mittlerweile ist mir so kalt, dass meine Fingerkuppen sowie die Zehen allmählich anfangen zu brennen. Erfrieren ist auch nicht schlecht. Dann erfriere ich halt eben.
“Fynn?”
Warme Hände berühren mich. Nicht an der Schulter, nein. Sondern am Gesicht. Finger, die sanft über meine Wange streicheln, hinunter zu meinem Kinn, es anheben und mich dazu verleiten, zu wem auch immer hochzusehen. Meine Augenlider sind so schwer wie Beton, als ich versuche sie zu öffnen. Es kostet mich mehrere Anläufe, doch dann sehe ich dieses Rot. Dieses leuchtende Rot in all dem Grau.
“Fynn. Ich bin da.”
Ja. Das bist du. Das spüre ich, als mein Herz wieder anfängt zu schlagen. Bumbum. Bumbum. Bumbum. Ist das echt? Bin ich tot? Habe ich es doch irgendwie in den Himmel geschafft und falls ja, wie zur Hölle habe ich das hinbekommen?
“Du bist nicht echt”, höre ich mich sagen und höre mich dabei an, als hätte ich zu viel geraucht. Was ich auch habe. Ich klinge heiser. Kaputt. Verloren.
Meine Augen brauchen einen Moment, um zu fokussieren, doch dann sehe ich sie. Meinen Puma. Egal wie viele Jahren verstrichen sind, ich würde sie immer erkennen. Ich frage mich kurz, wie sie mich gefunden und wie sie es geschafft hat, in dem Trümmerhaufen, der ich nun bin, mich wiederzuerkennen. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon immer irgendwie kaputt gewesen bin. Meine Sicht verschwimmt hinter einem Ozean aus Tränen. Da steht sie, die Frau, die mein Leben ruiniert und bereichert hat. Die feuerroten Haare trägt sie zu einem endlos langen Zopf gebunden. Die grün braunen Augen sind stark geschminkt. Smokey Eyes; und ehrlich gesagt, ich stehe auf Smokey Eyes. Und dann ist da noch dieser Lippenstift. Dieser violettfarbener Lippenstift, den ich niemals vergessen könnte und der auch nun auf ihren vollen Lippen glänzt. Mein Puma ist nicht mehr so in Form wie damals, bisschen Speckröllchen, mehr Hüfte, mehr Oberschenkel, ein bisschen mehr Falten, aber dennoch ist diese Frau eine Wucht. Anders als vor vielen Jahren trägt sie heute nicht ihr Schicki-Micki-Businessfrauen-Outfit, sondern eine blaue Regenjacke und darunter ein luftiges Kleidchen in der Farbe Koralle und Gummistiefel in derselben Farbe. Ja, Koralle. Ihre Lieblingsfarbe, die habe ich mir eingeprägt, so wie ich mir alles an dieser Frau eingeprägt habe. Ich weiß sogar, wie sie ihr Frühstücksei isst und dass sie Koalabären von all den Tieren, die es auf diesem Planeten gibt, am liebsten mag. Und ich weiß, dass wenn sie lacht ihr geiles Zungenpiercing hervorblitzt, dass mir als Teenager jedes Mal einen Ständer beschert hat und dass sie auf ihrer linken Pobacken ein Muttermal besitzt, das ein bisschen so aussieht wie ein Tintenklecks. Die Frau ist anfangs 50 und bringt mich dazu mich wieder wie 14 zu fühlen. 14 und ihr hilflos ausgeliefert. Naja, fast. Anders als vor Jahren überrage ich sie nun um einiges und als ich mich vom Boden aufrichte, fällt mir auf wie verdammt winzig sie im Gegensatz zu mir ist. Ich könnte sie zerquetschen. Wie ein Kakerlake. Und prompt schießt eine Mischung aus Wut und Verlangen in meinen vom Regen durchnässten Körper. Ein Teil von mir will diese Frau zerreißen und ein anderer Teil von mir… will was ganz anderes. Ich sehe mich wieder in meinem Bett im Heim liegen. Blaue Laken. Durchgelegene Matratze. Das Nachtlicht brennt, weil ich verschissen viel Angst vor dem Monster unter meinem Bett habe und da kommt sie. Mein Puma. Schleicht sich rein wie ein Raubtier, setzt sitzt zu mir ans Bett. Zeigt mir diesen Trick, wie man Monster besiegen kann. Ihre Hand in meiner blauen Pyjamahose. Unser Geheimnis. Und ich bin beschissene acht Jahre alt. Geheimnisse waren mir damals noch wichtig. Muxmäuschenstill muss man sein, wenn man danach gefragt wird. Sonst kommen die Monster. Nehmen mich ihr weg. Dann bin ich wieder allein. Allein, allein, verdammtes Hurenschwein.
„Fynn.“ Mein Puma blickt zu mir hoch. Verdammt diese Augen. Diese Smokey-Eyes. Habe vorher schon gezittert, aber jetzt? Jetzt ist es schlimmer. Ich bebe. Ich bin ein Erdbeben mit der Zerstörungswut Stufe 10. Keine Ahnung, wie viele Stufen es gibt. Mir egal. Stufe 10. Reiße alles nieder. Schutt und Asche.
„Ist es später?“, frage ich, mich daran erinnernd, dass sie mich, je älter ich wurde, immer länger warten lassen hat. Hat mir Briefchen geschrieben, meinte sie komme später vorbei. Später. Ich hasse später. Später hat immer bedeutet, dass ich von all ihren Jungs noch nicht an der Reihe war. Ja. Im Heim lernt man um Aufmerksamkeit zu betteln, weil es das ist, was einem fehlt. Das und Liebe. Liebe bekommt man nicht. Also lernt man, sich zumindest Aufmerksamkeit zu verdienen. Scheissegal, wie viel dafür nötig ist. Selbst wenn man dafür was anzünden muss. Jemanden kaputt hauen. Danach gab es immer Aufmerksamkeit, ganz besonders von ihr. In ihrem Büro. Hinknien, weil man böse war. Dann dieser Gürtel, den sie in der obersten Schublade von ihrem Schreibtisch versteckt hatte.
„Ich bin über eine Stunde gefahren. Warst du die ganze Zeit…“, sie stoppt und schlingt die Arme um ihren Körper. „Hier draußen?“
„War in guter Gesellschaft“, antworte ich und deute auf meinen neuen besten Freund. Hallo Zigarettenautomat.
Sie lächelt, doch es ist so ein vorsichtiges Lächeln, was Frauen Lächeln, wenn sie nicht wissen, ob sie einem trauen können.
„Hast du ein Zuhause?“, erkundigt sie sich schüchtern, als wäre ich irgendein entlaufener Köter. Wahrscheinlich sehe ich auch genau so aus. Hätte sie gerne gefragt, ob ich für sie mit dem Schwanz wedeln soll und sie mir dann ein Leckerli gibt, doch stattdessen schüttle ich den Kopf und schlinge ebenfalls meine Arme um mich. Mir ist scheissekalt, obwohl es in meinem Innern ein Vulkan brodelt.
„Also lebst du auf der Straße?“, bohrt sie nach, um die Situation noch unangenehmer zu machen. Ich grinse, weil ich weiß, dass sie nicht weiß, wo ich wegen ihr gelandet bin. Wahrscheinlich weiß sie nicht einmal, was das Etablissement ist, geschweige denn, dass es so Orte wie das Etablissement überhaupt gibt. Also mime ich den Unschuldigen. Das arme, arme straffällig gewordene Heimkind, dass auf der Straße gelandet ist und nicht mehr von dort wegkommt. Vielleicht sollte ich sie um Geld anpumpen, so tun, als wäre ich von irgendwas anderem abhängig als von ihr.
„Ist es nicht schlimm genug für dich zu wissen, dass ich überhaupt noch lebe?“, frage ich und bin mir in dem Moment tatsächlich nicht sicher, ob ich lebe. Oder träume. Irgendwo auf einem Obduktionstisch liege und irgendjemand in meinen Organen herumfummelt und schaut, ob davon noch etwas brauchbar ist. Wahrscheinlich nicht. Habe zwar aufgehört zu saufen, doch die Sargnägel allein richten genug Unheil an.
„Ich hasse dich nicht, Fynn.“ Ihre Worte klingen aufrichtig doch in meinen Ohren kamen ihre Lügen immer gut an. Wenn man verzweifelt ist, hört man immer das, was man hören will und blendet den Rest einfach aus. Ist so. War schon immer so. Wird so bleiben.
„Hast du Lust auf eine Spritztour?“, lenkt mein Puma ab und spielt unser Zurück-in-die-Vergangenheit-Spiel weiter, weil die Gegenwart wohl ganz offensichtlich nicht unser Ding ist. Spritztour. Ja, die finden bei meinem Puma so wie bei jedem anderen auch in einem Auto statt, doch bei ihr sind sie genau das, was das Wort verspricht. Spritzig. Und mit 14 habe ich diesen Wortwitz geliebt. Wie ich Bücher geliebt habe und wie ich diese Frau… nein. Verdammte Scheisse. Fuck. Ich will mir den Kopf abreißen und jede verfluchte Erinnerung, die mit dieser Frau aufflammt, verdammt nochmal auslöschen und wenn ich dafür ein beschissenes Feuerwehrauto durch meinen Gehörgang hineinschieben muss. Vielleicht tut‘s auch ein Gartenschlauch. Oder eine Gießkanne. Oder ich ertränke mich einfach im Ozean. Ozean klingt gut. Hawaii, ich komme.
„Fuck“, fluche ich, weil ich weiß, dass ich dieser Frau, wie der entlaufene Strassenköter der ich bin, hinterherlaufen werde, als hätte sie ein Stück Schinken an ihrem Tintenklecks-Arsch kleben. „Warum bist du überhaupt hier?!“
„Weil du angerufen hast und mich brauchst“, erwidert sie und streckt ihre Hand nach mir aus. Die Fingernägel sind lackiert. Ebenfalls Farbe Koralle. Wieder eine Erinnerung. Ihre Hand. Mein Schwanz. Acht Jahre alt. Acht Jahre alt. Acht Jahre alt. Merkst du noch was? Die Schlampe ist krank, du bist krank,... und Kranke brauchen Heilung. Fuck.
„Du hast keine Ahnung, was ich brauche!“, keife ich sie an und schlage ihre Hand weg. Sanft. So sanft wie ein Wimpernkuss. Weil ich ihr nicht weh tun will. Obwohl ich es eigentlich doch will. Ihr die Hand brechen. Abreißen. In ihren Arsch stossen. Wieder eine Erinnerung, ich 19 Jahre alt, frisch aus der Jugendhaftanstalt. In meiner Wohnung. Hab meinen Puma entführt. Sie kauert vor mir. Hat Angst. Ich ramme ihr meine Faust in ihren Arsch. Immer und immer wieder, bis sie endlich still ist. Bis sie aufhört … womit eigentlich? Vergessen. Alles vergessen. Ich. Will. Alles. Vergessen.
„Ich weiß ganz genau, was du brauchst. Ich wusste es schon immer. Ich kenne dich“, sagt sie.
Fuck. You.
„Ich habe da hinten geparkt“, sie zeigt mit ihrer Hand irgendwohin. Mir egal wohin. Ich gehe nicht mit. Ich gehe zurück zu Susan und lasse mir noch ein bisschen von ihr ins Gesicht lügen. Hat doch Spaß gemacht. Und dann, bringe ich sie zu ihrem Freund und kaufe mir von den Zweihunderttausend Euro so viel Koks, dass ich mir damit ein Iglu mitten im Frühling bauen kann.
„Komm“, mein Puma lächelt wieder in vorsichtiges Lächeln und greift nach meinem Arm, der zittert und an meinem Pullover klebt, als hätte er beschlossen, auf ewig ein Teil von mir zu werden. Ich starre auf die Gummistiefel in der Farbe Koralle und wünsche mir, ich hätte meine Männlichkeit nicht verloren. Ja. Der Ständer in meiner Hose zeigt mehr als deutlich, dass da noch was da ist. Aber Eier? Hat Johanna Rührei daraus gemacht.
Ohne Leine ohne Halsband dackele ich neben meinen Puma her und lasse mich zu ihrem Auto führen, damit wir eine Spritztour machen können. Ich sage kein Wort. Früher habe ich auch nicht viel gesprochen. Spielen wir das Spiel also weiter.
Als ich die Karre erblicke, fühlt es sich so an, als gäbe es so etwas wie Zeitreisen wirklich. Sie fährt noch immer ihren schneeweißen Porsche mit den knallroten Ledersitzen. Und weil mir das von ihr so eingetrichtert worden ist, erwische ich mich doch tatsächlich dabei, wie ich dieser Hure….meinen Puma die Tür öffne und ihr, wie damals, unter den Rock blicken will, während sie einsteigt. Schwarzer Tanga. Und fuck, ich habe diesen schwarzen Tanga geliebt. Noch immer. Wie mechanisch laufe ich um das Auto herum und nehme auf dem Beifahrersitz Platz. Manchmal hat sie mich den Flitzer nach unseren „Spritztouren“ auch fahren lassen, irgendwo abgelegen. Ein paar Runden drehen. Gas und Vollbremse. Adrenalin. Meine Hand am Schaltknüppel, ihre Hand um meinen Knüppel. Ich eliminiere die Erinnerung und quietsche wie eine Gummiente, als meine nassen Klamotten mit dem roten Leder des Sitzes Bekanntschaft machen. Mein Puma schaltet den Motor an und dreht die Heizung auf herzlich Willkommen in der Hölle, dann schiebt sie eine CD in das Radio und als Techno aus den Boxen dröhnt, erkenne ich, wie sehr mich diese Frau geprägt hat.
Ich lasse mich tiefer in den Sitz sinken. Halte Ausschau nach dem Zigaretten Brandfleck auf dem Polster und finde ihn, als ich meine Beine auseinander schiebe. Denke daran, wie er entstanden ist. Meine Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Zigarette zwischen meinen Lippen. Ihre Hände an meinem Schwanz. Ich musste weiter rauchen, während sie es mir besorgt hat und irgendwann ist mir die Zigarette aus dem Mund gerutscht, als sie mich richtig hart angepackt hat. Diese Frau. Ihre Spielchen. Fuck.
„Du siehst jetzt ganz anders aus“, sagt sie leise und sieht zu mir rüber.
„Du meinst erwachsen?“, ziehe ich sie auf und hasse mich. Hasse, hasse, hasse mich.
„Anders“, neckt sie mich. „Mehr Piercings.“ Sie lacht und zeigt dabei ihr Zungenpiercing, dass der Auslöser dafür war, dass ich Piercings haben wollte. Ein Zungenpiercing habe ich mir trotzdem nie machen lassen. Wie beiläufig schiebt sie ihr Koralle-farbenes Kleidchen etwas höher und zeigt mehr von ihren Oberschenkeln, zwischen denen ich nur allzu gerne abtauchen würde. Provokativ starre ich geradeaus aus der Windschutzscheibe und fühle mich wie Susan, die dieselbe Scheisse bei mir abgezogen hat. Als ob nicht hinsehen, verhindern würde, dass man ausblenden könnte, wer neben einem sitzt. Klappt nie. Niemals. Schon gar nicht, wenn einem das vertraute Parfum in die Nase steigt. Immer noch dasselbe wie damals oder sie hat es extra für mich aufgelegt. Amor Amor Cacharel. Süß. Lockend und schmerzend wie ein Pfeil mitten ins Herz. Ich versuche an den Geruch von Pisse zu denken. Oder Kotze. Oder an den Gestank von den Schweinen, die Probleme verschwinden lassen. Daran, dass ich Darwin einen Blowjob schulde und daran, dass Andriel's Kiefer bei seinem unfreiwilligen Blowjob zermalmt wurde.
„Vieles ist anders jetzt“, mein Puma seufzt und im Augenwinkel nehme ich wahr, dass sie an ihrem roten Zopf herum spielt.
„Was du nicht sagst“, stimme ich ihr zu und frage mich immer noch, warum zum Teufel ich sie angerufen habe und warum sie überhaupt gekommen ist. Bin nie weit von ihr weggekommen. Und jetzt hat es mich wieder in ihre Nähe getrieben. Noch näher als ohnehin schon. Das Etablissement ist zwei Stunden und zirka zwanzig Minuten von ihrem Haus entfernt. Warum ich das weiß? Ich habe es gegoogelt. Zwei Stunden und zwanzig Minuten sind eigentlich genug Abstand, um sich nie zufällig über den Weg zu laufen. Schon nur, weil das Etablissement so abgeschieden und verborgen ist, als handelt es sich bei dem Schuppen um Atlantis, nur mit dem Unterschied, dass der Laden über statt unter der Wasseroberfläche ist. In der Regel verlässt man das Etablissement auch nicht. Man wohnt dort. Man lebt dort. Man ist dort. Ist man mal nicht dort, ist das ein Sonderfall. Eine Ausnahme sozusagen.
„Hast du mich aus einem bestimmten Grund angerufen?“
Koks. Sag Koks. Sag einfach Koks. Du brauchst Koks. Eine Nase Koks wäre wirklich nicht schlecht. Wobei… doch lieber Meth. Crystal Meth.
„Brauche ich einen Grund?“, entgegne ich stattdessen und hätte es als ein Gotteszeichen gesehen, wenn in diesem Moment ein Vogel auf die Windschutzscheibe geschissen hätte. Tja. Nur Regen, so viel dazu. Gott gibt es nicht oder er hat einfach keinen Humor. So wie ich.
Mein Puma streckt ihre Hand nach dem Radio aus und skippt ein paar Songs weiter, bis sie bei einem ganz bestimmten Song ankommt. Es ist DER Song. Der Song, mit dem sie mich früher gerne so richtig… an meine Grenzen gebracht hat.
„Meinst du, du bist dem Song jetzt gewachsen?“, flüstert sie leise und in mir knistert es wie ein Lagerfeuerchen. Da ist etwas verheißungsvolles in ihrer Stimme und ich erinnere mich an das erste Mal, als sie diesen Song abgespielt hat. Ich 13 Jahre alt. Mal wieder ausgebüxt aus dem Heim. Sie hat mich mit dem Auto von irgendeiner Party abgeholt. Hat mich zu einer Lichtung gefahren. War eine klare Nacht, mitten im Sommer. Heiss. Sie hatte auch damals ein luftiges Sommerkleidchen an. Weiß. Keinen BH. Ich konnte ihre harten Nippel durch den leichten Stoff sehen. Und dann hat sie diesen Song angemacht und mich gefragt, ob ich das Tempo halten könne. Der Song geht vier Minuten und 32 Sekunden. Ich hatte keine Ahnung, was sie mit Tempo halten meinen könnte, doch dann hat sie den Reißverschluss meiner Jeans aufgemacht. Und da wusste ich, was sie wollte. Trotzdem hat sie es mir gesagt. Es sozusagen eingefordert. „Nimm ihn in die Hand und halte das Tempo, Fynn. Schaffst du das? Hältst du bis zum Ende des Songs durch? Wenn du es schaffst, erhältst du eine Belohnung auf der Rückbank.“ Ich wollte die Belohnung so unbedingt haben. Habe meinen Schwanz in die Hand genommen. Losgelegt. Versucht das Tempo zu halten, was schwer war. Es ist ein schneller Song. Und während ich das Tempo gehalten habe, hoch, runter, hoch, runter, pumpen, hat mein Puma mich beobachtet. Hat ihren linken Nippel durch das dünne Kleidchen gerieben. Ihre Hand ist dabei zwischen ihre Beine gewandert. Sie hat mich zusehen lassen, wie sie sich streichelt, während sie mir dabei zugesehen hat, wie ich versucht habe, dem Tempo standzuhalten ohne zu kommen. Sie hat es mir so verdammt schwer gemacht und als sie dann mit ihren nassen Fingern ihr Kleid hochgezogen hat, um mir ihre Brüste zu zeigen, habe ich versagt. Nicht mal zwei Minuten habe ich durchgehalten und mein Orgasmus war hart. Intensiv. Hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Es war das erste Mal, dass ich mich selbst Stöhnen gehört habe und das erste Mal, dass meine Hose komplett eingesaut war. Bis zu dem Zeitpunkt habe ich mein Stöhnen immer herunter geschluckt. Absolut immer, doch ihr dabei zuzusehen, wie sie es sich zu mir besorgt, war wie pures Kryptonit. Und der Frust über mein Versagen war gewaltig. Doch wer hätte da standhalten können? Vier Minuten und 32 Sekunden können verdammt lange sein, wirklich verdammt lange. Dieses Spiel haben wir so oft gespielt und ich habe nie durchgehalten. Nie meine Belohnung auf der Rückbank bekommen und sie hat es geliebt, mich damit zu triezen.
Zurück in der Gegenwart riskiere ich einen Blick über meine Schulter zu ihr und denke an die Belohnung, die ich nie bekommen habe. Mein Blick schweift hinunter zu ihren Brüsten. Ich könnte sie einfach anpacken. Etwas, dass ich mich früher niemals getraut hätte. Ich war zwar ein Rebell, aber ihr total unterwürfig. Naja, bis zu diesem Vorfall in ihrem Büro, als sie die erste von zwei Retourkutschen für absolut alles erhalten hat.
„Forderst du mich heraus?“, frage ich schroff. Das Pulsieren in meiner Schwanzspitze macht mich wahnsinnig und ich weiß, dass mein Schwanz mehr als bereit dazu ist, ihr Spiel mitzuspielen. Natürlich schaffe ich es heute locker in einem schnellen Tempo meinen Schwanz vier Minuten und 32 Sekunden zu pumpen ohne auch nur Ansatzweise zum Höhepunkt zu kommen. Doch das Funkeln in ihren grün braunen Smokey Eyes gibt mir das Gefühl, als wäre sie sich verdammt sicher, dass ich auch heute wieder versagen würde und wir nicht auf der Rückbank landen werden.
„Ich will sehen, wie gut du geworden bist“, sagt sie und wirft den Köder aus. Ich fühle mich wie ein Fisch im Goldfischglas und da ist dieser unstillbare Hunger in mir. Ich will zu beißen, auch wenn ich weiß, dass am Ende der Angel der Tod auf mich wartet.
„Fuck“, fluche ich. Nicht einmal 10 Minuten und ich bin wieder 14 verschissene Jahre alt und fresse ihr aus der Hand. Anstatt dass sie den Reißverschluss öffnet, tue ich es diesmal selbst. Die nasse Hose klebt an mir wie eine zweite Haut und als ich meinen Schwanz befreit habe, höre ich ihn Halleluja singen. Mein Puma stöhnt neben mir auf. Ihre Smokey Eyes kleben förmlich an meinem besten Stück und als ihre gepiercte Zunge hungrig über ihre Lippen gleitet, will ich ihren violettfarbenen Lippenstift wie damals wieder an meinem Schwanz haben.
„Und ich dachte, du magst nur junge geile Schwänze“, knurre ich, eine Mischung aus wütend und geil. Ja. Im Gegensatz zu ihr bin ich immer noch jung. Aber nicht so jung wie damals. Jetzt ist das hier, was wir tun, zwar beschissen falsch aber zumindest verdammt legal.
„An dir ist alles so… groß geworden. So… männlich“, haucht sie, als würde sie das hier wirklich anmachen und ignoriert dabei meinen Seitenhieb komplett.
„Hm“, entgegne ich und würde gerne nachdenken, doch der Höhlenmensch hat sich wieder ans Steuer gesetzt. Männlich. Ich bin jetzt männlich. Ich lache innerlich. Es ist ein bitteres Lachen.
Mein Puma lehnt sich zum Radio vor und stoppt den Song. Sie blickt über ihre Schulter zu mir. „Bist du bereit?“
Als Antwort fahre ich mit meiner zittrigen Hand über meinen Schaft. Das Zittern nervt. Es lässt es so wirken, als würde diese Frau mich einschüchtern. Sie weiß nichts von meinem Unfall. Könnte es missinterpretieren. Doch vielleicht schiebt sie es auf meine nassen Klamotten und die Kälte. Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt Gedanken über sowas mache. Kann mir doch scheissegal sein. Ist es aber nicht. Und das kratzt gewaltig an meinem Ego.
„Zeig mir, was du drauf hast“, raunt mein Puma. Meine Eier ziehen sich zusammen und mein Schwanz… fuck. Doch dann geht der Song los. Ich versuche mich auf das Tempo zu konzentrieren und den Rhythmus herauszuhören. Was unnötig ist, ich kenne den beschissenen Song in und auswendig. Meine Hand passt sich automatisch an, als würden die Beats einen eingepferchten Mechanismus auslösen. Ich massiere mich. Hoch und runter. Nach ein paar Mal ist meine Spitze so nass, dass mir schlagartig bewusst wird, wie verdammt geladen ich bin. Vier Minuten und 32 Sekunden. Das ist nichts. Ich schaffe das locker. Verdammte Scheisse, ich habe die Tür 27 im Etablissement. Ich bin ein Monster. Ein Profi. Ich habe so viele Frauen kaputt gemacht. Der Song läuft unerbittlich weiter und ich halte das Tempo. Pumpe meinen Schwanz. Meine Muskeln spannen sich an. Nein. Mein ganzer Körper spannt sich an. Ich bin wie unter Strom. Wie ein Vogel, der sich in einer Hochspannungsleitung verheddert hat. Fuck. Ich presse meine Lippen aufeinander, um mein Stöhnen herunterzuschlucken. Ich gönne meinen Puma diesen Sieg nicht. Ich bin kein Teenager mehr. Doch dann legt mein Puma los. Wie damals. Ihre Finger spielen an der linken Brustwarze herum. Necken ihn. Ziehen an ihm und ich sehe durch das dünne Kleid hindurch, dass ihre Nippel aufgerichtet und steinhart sind. So wie mein Schwanz in meiner Hand. Ihre andere Hand gleitet ihren Oberschenkel hinauf, zieht den Stoff des Kleides mit sich mit und entblößt den schwarzen Tanga. Da ist dieses fiese Lächeln auf ihrem violettfarbenen Mund, als sie das schwarze Bändchen beiseite schiebt und ihren Mittelfinger über ihre feuchte Pussy streicheln lässt. Die Frau ist über 50 Jahre alt und bringt mich noch immer völlig um den Verstand, der mich sowieso bereits verlassen haben muss, als ich diese Frau angerufen habe.
„Tempo halten, Fynn“, ärgert sie mich, als ich aus dem Rhythmus falle. Meine Spitze pulsiert, mein ganzer Schwanz kribbelt und obwohl mir vorher noch beschissen kalt war, schwitze ich jetzt. Ich mache den Fehler und öffne den Mund, um etwas zu entgegnen, doch anstatt dass mir ein cooler Spruch über die Lippen geht, löst sich nur ein Stöhnen. Fuck. Fuuuck…
Mein Puma kichert erregt und schiebt mir den Finger, mit dem sie sich gestreichelt hat, in den Mund. Lässt ihn mich sauber lecken. Ihr Geschmack breitet sich auf meiner Zunge aus und ich stelle fest, dass sie noch immer gleich schmeckt wie damals. So süss wie Pfirsich und so scharf wie Ingwer.