Kittykat671 - 2
(Haarbüschel/strähne, Telefonsex)
Als Lenny sich aus dem Staub gemacht hat, greife ich nach der Hand des auf sich allein gestellten Mädchens und ziehe sie auf die andere Seite. Tür auf, Mädchen rein, Tür zu. Unser Etablissement besteht aus 36 Türen und eine davon, kann ich die meine nennen. Zumindest jetzt wieder. Eigentlich hatte ich die Koffer schon gepackt, die letzte Miete bezahlt und war kurz davor dem Milieu den Rücken zu zu drehen, hätte Lenny heute Abend nicht meine Pläne durchkreuzt und mich wieder zum Käufer werden lassen. Hinter meiner Tür befindet sich ein kleines Räumchen mit wenig Schnickschnack. Eine Matratze liegt auf den Boden an der Wand, gegenüber steht ein Tischchen mit vier Stühlen, direkt daneben eine kleine Küchenzeile mit Kühlschrank und Mikrowelle. Keine Herdplatte, damit habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. An einer anderen Wand steht ein volles Bücherregal und das wars. Das einzig Interessante, was sich vom Rest, der ansonst unspektakulären Einrichtung abhebt, hat das Reh bereits ins Visier genommen. Neugierig bleiben ihre Augen an den von mir geschossenen Bildern an den Wänden haften. In ihrem Blick spiegelt sich Interesse sowie Abscheu wieder. Vielen Betrachtern meiner Werke ergeht es ähnlich, also ist das für mich nicht neu.
“Gefallen sie dir?”, frage ich das Reh und schließe die Tür hinter mir ab. Der Schlüsselbund wandert sogleich in meine Hose und dort wird er für eine längere Zeit bleiben. Dafür sorge ich.
“Ich weiss nicht, wer sind die Mädchen?” Der Klang ihrer Stimme kitzelt in meinem Ohr und ich kann es kaum abwarten, alle Nuancen davon bald erforschen zu können. Ich überlege, ob ich auf ihre Frage mit der unschönen Wahrheit antworten soll, verwerfe aber den Gedanken. Noch darf ihr Herz für Lenny schlagen. Vielleicht ist es so für sie einfacher, diese Tage überstehen zu können, wenn sie glaubt, es für ihren Geliebten zu tun. Zumindest anfangs.
“Falls du dich für ihre Namen interessierst, die stehen unter den Bildern.” Ich gehe an ihr vorbei auf das kleine Tischchen zu und setze mich auf einen der Stühle.
“Haben Sie die gemacht?”, erkundigt sie sich schüchtern. Dass sie mich siezt, überrascht mich doch tatsächlich. Eine äußerst willkommene Abwechslung. Das bringt meine These mit dem kaputten Elternhaus etwas ins Wanken. Aber man kann auch eine gute Erziehung genießen, während der Rest der vorgegaukelten Familienidylle in Flammen aufgeht.
“Setz dich”, fordere ich sie in einem herrischen Tonfall auf und spare es mir, diese Frage zu beantworten. Sie zuckt kurz zusammen, fügt sich aber, löst ihren Blick von dem Foto von Johanna und nimmt mir gegenüber zögerlich Platz. Ihre grünen Augen fixieren irgendeinen Punkt auf dem Tischchen und ihre Schultern wirken angespannt. Ich könnte ihr was zu Trinken anbieten, um ein bisschen Normalität in die Abnormalität zu bringen, stattdessen lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und fange mit dem Verhör an.
“Wie heisst du?”
“Susan.”
“Okay Susan, wird dich jemand vermissen?”
“Was?” Das Reh hebt ihren Kopf und zwei irritierte Augen starren mich an. Ich ringe mich zu einem vertrauenswürdigen Lächeln durch.
“Du gehörst dreissig Tage lang mir und für gewöhnlich lasse ich meine Mädchen in der Zeit nicht mehr aus dieser Tür spazieren. Verstehst du?”
Sie schüttelt mit dem Kopf, auch wenn ich mir sicher bin, dass sie es verstanden hat.
“Das geht nicht”, erwidert sie leise und erinnert mich an eine Porzellantasse. Hübsch, aber auch zerbrechlich, wenn man sie fallen lässt.
“Also würde dich jemand vermissen, wenn du länger wegbleibst?”, hake ich nach. Ich mag es nicht, wenn die Sache komplizierter wird, als sie sein müsste.
“Meine Oma.”
“Wohnst du bei ihr?”
Wieder dieses nichtssagende Kopfschütteln. Du bist doch kein Wackeldackel, Susan. Lass die Scheisse.
“Nein. Aber ich rufe sie jeden Abend von meinem Handy aus an.”
Das ist doch mal eine Information, mit der ich arbeiten kann.
“Das wirst du weiterhin tun. Aber gut, dass du es ansprichst. Dein Handy wird ab sofort mir gehören.”
Ich strecke die Hand aus, in der Erwartung, dass sie mir ihr Telefon ohne grosses hin und her aushändigen wird. Und das ist auch der Fall. Sie pflückt ihr Handy aus der engen Hose und reicht es mir. Mit ein paar Griffen entferne ich die Simkarte und verstaue Handy sowie Simkarte vorerst in einer kleinen Schublade mit Vorhängeschloss unter dem Tisch. Als das erledigt ist, klopft es unerwartet an der Tür. Sag bloss, Lenny hat es sich nochmal anders überlegt.
“Entschuldige mich einen Moment”, sage ich und stehe leicht gereizt von meinem Stuhl auf. Soviel dazu, dass mein Schlüsselbund die nächsten Tage meine Hose nicht verlassen wird. Ich schließe die Tür auf und…
“Mmmmhh, ja. Ich mache es mir grade, machst du es dir auch?”, stöhnt Darwin und hält sich sein Handy ans Ohr. Grinsend rauscht er an mir vorbei und lädt sich selbst zur Teeparty ein. Ich seufze und schließe die Tür hinter uns zu. Darwin begrüßt Susan, die ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, absolut nicht einordnen kann, was hier gerade passiert. Darwin hingegen lässt sich nicht aufhalten und macht sich an meinem Kühlschrank zu schaffen.
“Oh ja, ja, Baby…. hol ihn für mich raus”, knurrt er verführerisch, während er eine Milch herausholt, das Ablaufdatum überprüft und sich einen großzügigen Schluck davon genehmigt.
“Stell dir vor, wie ich dir einen blase und du dein ganzes Sperma in meinen Mund pumpst”, schmatzt er und gibt ein paar gurgelnde Geräusche von sich. Jetzt bin ich an der Reihe meinen Kopf zu schütteln. Wenig begeistert von meinem ‘Freund’ setze ich mich wieder zu Susan an den Tisch, stütze meine Ellenbogen darauf ab und warte, bis die Piepshow endlich vorbei ist. Das Mädchen sieht mich fragend an, aber ich winke nur ab.
“Fuck, fuck, fuck… dein Schwanz ist so riesig. So riesig, Günther. Ich glaube, der passt nicht ganz in mich rein.”
Darwin stellt die Milch zurück in den Kühlschrank und gesellt sich zu uns an den Tisch. Als er sitzt, wandert seine Hand ungehemmt in seine Jogginghose, was Susans Wangen direkt wieder die Farbe von reifen Tomaten beschert. Beschämt wendet sie den Blick von unserem Besucher ab. Das ist dir schon zu viel, Susan?
“Was soll ich tun, Günther? Bitte, sag mir, was ich tun soll”, hechelt Darwin weiter und beginnt seinen Schwanz in der Hose zu massieren. Ich hingegen beobachte Susan, wie sie nervös eine ihrer langen Haarsträhnen um ihren Zeigefinger wickelt, während sie sich versucht, auf eines meiner Bilder zu konzentrieren und nicht auf Darwin, der absolut keine Rücksicht auf sie nimmt. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Normalerweise halten sich meine Mädchen im Räumchen dahinter auf, getrennt von meinem privaten Bereich, in dem wir uns gerade befinden.
“Ja, ich massiere ihn für dich und es fühlt sich so gut an.” Darwin keucht und für eine Sekunde kaufe ich ihm doch tatsächlich ab, dass er den Telefonsex mit diesem ominösen Günther genießt. Ein Grund mehr, diesem Treiben ein Ende zu setzen. Ich löse mich von Susan und ihrer Haarsträhne und reisse Darwin das Handy vom Ohr. Bevor er sich beschweren kann, habe ich aufgelegt.
“Hey!”, protestiert Darwin und befördert seine Hand aus der Hose.
“Wage es nicht, mich anzufassen”, drohe ich, als Darwin Anstalten macht, sein Handy zurück zu erobern. Darwin hält entwaffnend die schmutzigen Wichsgriffel vor sich und lacht laut auf.
“Sorry, Günther ist anhänglich, der lässt sich nicht so einfach abwimmeln, aber er füllt meine Taschen. Also was will ich mehr. Wollte nur kurz vorbeikommen, um Tschüss zu sagen. Und wie ich sehe, hast du die Koffer schon gepackt und… du hast Besuch.”
Darwin nimmt mein Mädchen genauer unter die Lupe und zieht scharf die Luft ein.
“Privat oder geschäftlich?”, erkundigt er sich und bugsiert verschmitzt eine Augenbraue in die Höhe.