Kittykat671 - 19
Schwindlig / Pet playing
“Bist du komplett bescheuert?” Ich lache und höre mich dabei an, als wäre ich der, der komplett bescheuert ist. Keine Ahnung, was das Reh im Schilde führt oder was sie sich dabei gedacht hat. “Verpiss dich, Susan.”
“Wir springen gemeinsam.” Das Reh legt vorsichtig ihre zittrige Hand auf meine, die sich mit Mühe und Not gerade noch so am Geländer festhalten kann. Was soll das? Ist das irgendein Psychospielchen? Lernt man sowas heutzutage in der Schule?
“Susan, das ist mein ernst. Hau verdammt nochmal ab und lass mich…” Das Klingeln meines Handys funkt dazwischen. Wahrscheinlich Darwin, der nun doch zu sich gekommen ist und die Zweihunderttausend Euro haben will. Die Zweihunderttausend Euro, die mit mir von der Brücke springen wollen. Kein Mensch mit Verstand würde so viel Geld einfach so in den Rachen des gähnenden Abgrunds springen lassen.
“Ich gehe nicht weg”, sagt das Reh mit fester Stimme. In ihren Augen sehe ich dieselbe Angst, die auch mich im Griff hat.
“Und ich kann dir nicht helfen, Johanna zu finden“, kontere ich und hoffe, dass Susan aufhört mit dem Mist und endlich die Beine in die Hand nimmt und sich verpisst. Aber das Mädchen denkt nicht einmal daran, meine Hand loszulassen. Ihre Finger klammern sich um meine. Bizarres Händchenhalten, wenn man bedenkt, dass es bei einer falschen Bewegung ganz steil nach unten geht.
„Wir springen auf Drei.“ Susans Tonfall ist so selbstsicher, als hätte sie wirklich vor auf Drei mit mir in den Abgrund zu springen und sinnlos zu sterben. Ihr Tod wäre wirklich sinnlos. Sie hat noch so viel vor sich, so viel zu erleben und mindestens einer, der sie verdient, sollte sie noch vögeln, ehe sie…
„Drei“, leitet das Reh den Countdown ein. Ihr Blick ist immer noch starr in den Abgrund gerichtet, als würde sie von ihm magisch angezogen werden. Irgendwie wirkt sie überzeugter davon, dass Selbstmord eine gute Sache ist, als ich. Und das verstehe ich nicht. Absolut nicht.
„Zwei.“
„Susan… lass den verfickt..“
„Eins.“
Scheisse. Ich drücke meinen Körper gegen das Geländer und halte mich so fest ich kann an der beschissenen Stange fest. Und als Susan springt, halte ich uns beide fest. Mit einer zittrigen Hand am Geländer, mit der anderen die Hand vom Reh und es kostet mich alle Kraft, die ich aufbringen kann, sie nicht loszulassen. Ich beiße mir so sehr auf die Lippe, dass mir Blut über das Kinn läuft, oder Spucke oder Schweiß, irgendetwas Warmes und Flüssiges. Mein Arm brennt vor Anstrengung und das Reh baumelt in der Luft.
„Du bist doch komplett irre“, quetsche ich heraus und versuche sie wieder zurück auf die Betonplatte der Brücke zu ziehen.
„Du bist nicht gesprungen“, hechelt das Mädchen, strampelnd in der Luft. Sie sieht zu mir hoch. Sherlock, denke ich und spanne jeden gottverdammten Muskel an, um sie nicht loszulassen und hochzuziehen. „Wehe du lässt los“, knurre ich angestrengt. Susan nickt. Zur Hölle, das Mädchen nickt. Als hätte sie nichts besseres zu tun, als in dieser Situation mal wieder auf Wackeldackel zu machen. Als ich Susan so weit hochgezogen habe, dass ihr Oberkörper auf Höhe der Platte ist, setze ich alles auf eine Karte und befördere sie mit einem Ruck hoch. Zu mir. An mich ran. Für einen kurzen Moment verliere ich das Gleichgewicht und komme ins Schwanken. Meine Füße verlieren den Halt. Doch bevor wir beide als Futter für hungrige Abgründe enden, schaffe ich es mein Gewicht so zu verlagern, dass wir statt nach vorne nach hinten fallen, mit dem Steißbein direkt mit Schwung gegen das Geländer. Eine Schmerzwelle durchflutet mich und lässt mich zusammenfahren. Das Mädchen reagiert blitzschnell. Sie greift mit der freien Hand um mich rum zur Strange, hält sich selbst fest und gibt mir zusätzliche Stabilität. So verharren wir wie frisch Verliebte für eine Weile. Hinter uns das Geländer, vor uns der Abgrund.
„Du bist nicht gesprungen“, murmelt das Mädchen an meiner Brust zufrieden.
„Du schon“, spreche ich das Offensichtliche an, lasse ihre Hand zögerlich los und schlinge meinen Arm um sie. Fuck, ich wusste vorher schon, dass das Mädchen total verrückt ist, aber so verrückt? Scheisse. Irgendwann hören wir auf mit dem selbstmörderischen Kuscheln und klettern über das Geländer. Wieder mit sicherem Stand auf der Brücke ist mir flau und schwindelig.
„Wir hätten jetzt Matsch sein können“, quietscht Susan fröhlich, während dicke Regentropfen auf uns herunterprasseln. Den Regen habe ich komplett ausgeblendet. Eigentlich hätten wir sterben sollen. So eine Aktion durchzuziehen, wenn es nass und rutschig ist, ist kompletter Wahnsinn. Es zu überleben total unfair. Meine Hand oder meine Füße hätten abrutschen sollen, sind sie aber nicht. Ich habe mich so auf das Reh konzentriert, dass plötzlich alles andere nebensächlich wurde. Wie das Zittern oder der Regen, selbst das Sterben. Sanfte Wölkchen dringen aus Susans Mund. Ihre Wangen sind vor Kälte gerötet und ihr Lächeln wirkt zwar aufrichtig, aber angesichts der derzeitigen Lage völlig fehl am Platz.
„Wir leben!“ Das Mädchen sieht aus als hätte sie eine Sonne verschluckt und als würde sie nun aus sämtlichen Körperöffnungen strahlen.
„Toll und jetzt holen wir uns eine Erkältung“, erwidere ich mies gelaunt. „Was zur Hölle hast du dir überhaupt dabei gedacht?“
Susan zuckt mit den Schultern. „Was habe ich schon zu verlieren?“
„Dein Leben? Zum Beispiel.“
„So toll ist das nicht“, sagt sie und blickt auf den Boden. Die Sonne ist erloschen.
„Ach“, entgegne ich und hebe die Augenbrauen. „Und was soll daran nicht toll sein?“
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum das Mädchen vor mir ihr Leben verteufeln sollte. Mal ausgenommen von der Tatsache, dass ihre Schwester im Etablissement gelandet ist. Aber ansonsten? Sie ist ein junges, hübsches Mädchen, bestimmt klug, wenn sie keine bescheuerten Entscheidungen trifft, und… höchstwahrscheinlich gut aufgewachsen. Zumindest scheint sie vorher nie mit Drogen oder dem Milieu zu tun gehabt zu haben. Und schließlich hat sie es sogar geschafft, bisher keinen Schwanz in ihr unberührtes Döschen zu lassen, was so viel bedeutet wie, dass sie auch keine sexuelle Gewalt erfahren hat. Mit Ausnahme von dem, was ich ihr angetan habe.
„So einiges“, murrt sie und scharrt mit ihren Füßen auf dem Asphalt rum.
„Aha“, erwidere ich in einem ironischen Tonfall. „Hat dich irgendein toller Schönling mit voller Brieftasche und abgeschlossenem Studium abblitzen lassen oder so etwas in der Art?“
„Du kannst das nicht beurteilen. Du kennst mich gar nicht“, schmollt Susan und vermittelt mir den Eindruck, als hätte ich mitten ins Schwarze mit meiner Behauptung getroffen.
„Tja, könnte daran liegen, dass du mich bisher nur angelogen hast.“
Susan hebt den Kopf und wirft mit einen giftigen Blick zu. „Siehst du! Und das gibt dir auch gar nicht das recht, über mich und mein Leben zu urteilen. Es ist scheisse.“
Ich kann das Mädchen absolut nicht ernst nehmen und fange an zu lachen, was ihren Blick nur noch böser werden lässt, was so niedlich aussieht, dass ich noch mehr lachen muss.
„Fuck, Susan. Du killst mich“, stöhne ich unter Schmerzen, weil mein Bauch so langsam anfängt, weh zu tun vor lachen.
„Das ist nicht lustig!“, schnaubt sie. Sie dreht sich beleidigt von mir weg. Kurz darauf höre ich ein leises Schluchzen, was sich unter das Konzert des Regens mischt.
„Doch schon ein bisschen“, ärgere ich sie, ehe ich sie von hinten in den Arm nehme und mein Kinn auf ihrem Kopf ablege. „Soll ich dir etwas verraten, Susan?“ Sie nickt mal wieder und da mein Kopf auf ihrem liegt, nicken wir gemeinsam.
„Du bist das verrückteste Mädchen, das mir jemals begegnet ist und ich kenne deine Schwester, also hat das was zu bedeuten und irgendein Schönling da draußen, wird sich genau deshalb unsterblich in dich verlieben. Dann wirst du irgendwann fett, bringst drei Kinder zur Welt, gibst ihnen total bescheuerte Namen wie Franz, Agatha und Terry, arbeitest halbtags in irgendeinem Büro und verbringst den Rest deines Lebens damit, eine gute Mutter zu sein.“
„Das sind alles Vornamen von berühmten Schriftstellern“, merkt Susan an und ich bin froh, dass sie das Lächeln, was sie mit dieser Aussage auf mein Gesicht zaubert, nicht sehen kann.
„Schwachsinn, das sind einfach nur bescheuerte Namen“, lüge ich, festige meinen Griff um sie und hebe sie hoch. „Und jetzt trage ich dich zurück zum Wagen. Mir wird allmählich kalt.“ Was keine Lüge ist. Die Klamotten sind völlig durchnässt und die Temperatur definitiv keine angenehme 23 Grad, eher 10 Grad darunter.
„Ich kann selber gehen.“ Das Reh strampelt etwas in meinen Armen, hört aber damit auf, als ich sie auf meinen Armen auflade und sie wie ein Baby trage. Im ersten Moment bin ich verwundert, dass ich sie problemlos tragen kann, angesichts der Tatsache, dass mein Körper mehr Ruine als Schloss ist.
Zurück beim Auto besteht Susan darauf zu fahren, weil mein Zittern wieder Übermaße angenommen hat und sie meinen Fahrkünsten misstraut. Ich nehme also auf dem Beifahrersitz platz und als sich das Mädchen bei mir erkundigt, wohin sie fahren soll, stehe ich vor dem nächsten Rätsel das unlösbar erscheint.
„Gib mir eine Sekunde“, sage ich und krame mein Handy aus der pitschnassen Hose. Ein Wunder, dass das Ding überhaupt noch funktioniert. Als ich auf das Display schaue, bin ich verwundert eine Nachricht von Abigail vorzufinden, bis ich mich wieder daran erinnere, dass ich ihr eine ‚Abschieds-SMS‘ zukommen lassen habe. Stimmt, da war ja was. Wie dumm von mir.
Abigail: Leb Wohl? Das liest sich wie ein Abschiedsbrief, hast du irgendwelche Probleme?
Irgendwelche Probleme. Ich seufze und mustere Susan von der Seite. Sie bibbert. Ihre Unterlippe ist leicht bläulich. Die nassen, dunkelbraunen Haare kleben in ihrem hübschen, bleichen Gesicht. Kurzerhand drehe ich den Schlüssel in ihrer Hand zusammen mit ihr um, starte den Motor und drehe die Heizung auf volle Friteuse.
„Fahr einfach mal gerade aus“, sage ich, wohlwissend dass das Etablissement in der anderen Fahrtrichtung liegt. Susan nickt ihr übliches Nicken und befördert das Auto auf die Straße.
Meine Augen richten sich wieder auf das Display meines Handys. Vielleicht sollte ich wirklich Susan helfen, Johanna wiederzufinden. Nicht, dass ich Johanna jemals wiedersehen will. Viel lieber wäre ich von der beschissenen Brücke gesprungen. Also tippe ich eine Nachricht in mein Handy, die ich später, keine Ahnung wann, garantiert bereuen werde.
Fynn: Weißt du, was mit Johanna passiert ist?
Das flaue Gefühl in meinem Bauch schwillt an, wie ein Schwamm, der sich mit Wasser vollgesaugt hat. Man sollte sich bei einer Frau, mit der man einmal was hatte, nicht über eine andere Frau, mit der man mal was hatte, erkundigen. Das ist wie Öl ins brennende Feuer gießen. Aber Abby ist nicht wie andere Frauen und wem mache ich etwas vor? Das ganze Etablissement hat mitbekommen, was vor ungefähr acht Monaten passiert ist. Bleibt zu hoffen, dass ich diese „Wo-ist-Johanna“-Sache so verkaufen kann, dass ich nur wissen will, wo sie ist, um mich für ihre Abstecherei zu revanchieren. Rache ist etwas, dass nachvollziehbarer ist, als wie ein Hund wieder angekrochen zu kommen. Zumindest im Etablissement. Um mir die Zeit irgendwie zu vertreiben, während ich auf Abbys Antwort warte, zücke ich die Waffe hervor und spiele mit ihr herum. Sichern, entsichern, sichern. Damit mache ich Susan merklich nervös. Verstohlen blickt sie immer wieder über ihre Schulter zu mir herüber. Ich grinse einfach, noch nicht bereit dazu, ihr zu sagen, dass das Ding in meiner Hand so ungefährlich ist wie eine Scheibe Toast. Irgendwann trudelt Abbys Rückmeldung ein und weil ich vom Pech verfolgt werde, weiß natürlich auch sie nicht, wo sich Johanna befindet. Auch Abby erzählt irgendwas von Nero, der die Kontrolle verloren hat, warum auch immer und was danach passiert ist, liegt wohl irgendwo in den Sternen verborgen. Schon abstrus genug, dass der Kerl, der nie die Kontrolle verliert, die Kontrolle verliert, sobald Johanna bei ihm aufkreuzt. Als wäre die Frau genauso verflucht wie ein ominöser Gegenstand vom Flohmarkt in einem Horrorfilm. Sobald du damit in Berührung kommst, geht dein Leben den Bach runter. Ich schaue zu Susan, die behauptet hatte, ihr Leben wäre so scheisse. Wer weiß, vielleicht lastet auch auf ihr der Johanna-Fluch. Bei dem Gedanken muss ich innerlich lachen, weil er so behindert ist, wie Stephen Hawking in seinem Rollstuhl.
Während ich eine Antwort an Abby in das Textfeld tippe, springt mich das schlechte Gewissen von hinten an. So viel dazu, dass Darwin mich verarscht hat. Seine Aussage bezüglich Johannas Verbleib und Neros Abstieg deckt sich zumindest mit der von Abby und da ich weiß, dass die beiden nichts miteinander zu tun haben - Abby ist eine typische Einzelgängerin und Darwin kann mit Frauen nicht viel anfangen, die ihm die Stirn bieten können - werden sie sich wohl nicht abgesprochen haben, was soviel bedeutet wie, kein Schwanz weiß, wo Johanna ist. Und die Erkenntnis bringt mich dazu, mich bei der gnadenlosen Frau von Tür Drei auszuheulen wie ein kleines Baby. Ich erzähle ihr einfach alles, weil es raus muss und weil ich sowieso keinen Stolz, kein Ehrgefühl und keine Eier mehr besitze. Vorallem keine Eier.
Ich höre erst damit auf, als das Reh plötzlich eine Vollbremsung hinlegt. Das Handy fliegt mir aus der Hand und donnert gegen die Windschutzscheibe. Ich wäre hinterher geflogen, hätte mich der Sicherheitsgurt nicht davon abgehalten.
„Da war ein Reh.“ Susan atmet schwer und linst vorsichtig über das Armaturenbrett auf die Straße. Der Schock sitzt mir noch im Nacken. „Ein Reh“, wiederhole ich wie mechanisch, während mein Herz wie verrückt gegen meinen Brustkorb hämmert. Ein anderes Auto flitzt hupend an uns vorbei. Das schrille Geräusch verpasst mir einen weiteren Schrecken und wäre ich ein paar Jahre älter, wäre der Herzstillstand so garantiert, wie eine Geschlechtskrankheit nach einem Fick ohne Gummi mit einer Nutte von der Straße.
„Fuck“, fluche ich und steige schlussendlich aus, um nachzusehen, ob Susan wirklich einen ihrer Artgenossen platt gefahren hat. Eiskalter Regen begrüßt mich. Die Scheinwerfer des Autos beleuchten die Straße und ein Blick geradeaus verrät mir, dass wir bereits kurz davor sind, die nächste Stadt zu erreichen. So langsam wird es wirklich an der Zeit mir ein Ziel zu überlegen. Irgendeins.
Ich trete in den Strahl des Scheinwerfers und entdecke weit und breit kein Reh. Ich gebe Susan ein Handzeichen und steige wieder ein. Allein der kurze Ausflug nach Draußen hat mich so runtergekühlt, dass meine Knie schlottern, versuche aber mir nichts anmerken zu lassen und greife nach meinem Handy. Tja. Johannas Fluch hat wieder zugeschlagen. Das Display ist hin und das Scheissteil reagiert auch nicht mehr.
„Es tut mir leid“, entschuldigt sich Susan mit piepsiger Stimme. Ich winke ab. Vielleicht besser so. Das Handy gehört dem Etablissement. Es ist überwacht. Alles, was ich auf dem Ding mache, bekommt das Etablissement mit. Also auch meine Ausheulaktion bei Abigail. Big Brother is watching. Und wenn ich schon vor dem Etablissement weglaufe, dann richtig. Ich werfe das Handy aus dem Fenster und lasse mich in den Sitz sinken.
„Warum hast du das gemacht?“, erkundigt sich das Reh. Ich fahre mir mit einer Hand durch die nassen Haare.
„Verhindert, dass uns irgendjemand orten oder überwachen könnte.“
„Was hast du denn vor?“
Ja, was habe ich vor? Erstmal von der Bildfläche verschwinden. Das hört sich nach einem guten Plan an. Verschwinden und nachdenken. Gute Kombination.
„Erstmal Abtauchen. Wie sieht’s bei dir aus?“
„Ich komme mit“, schießt es aus dem Reh heraus wie aus einer Kanone. Ich lege die Stirn in Falten. Inspiziere das Mädchen. Suche nach dem Fehler in der Matrix.
„Warum zur Hölle?“
„Wo soll ich denn sonst hin?“ Susan sieht mich mit ihren grünen Augen an und als ihr Blick tiefer fällt und ihre Wangen aus einem ganz anderen Grund plötzlich rot werden, kenne ich die Antwort. Und sie gefällt mir nicht. Ich öffne den Mund, um das zu sagen, was ich sagen sollte, doch stattdessen lehne ich mich zu dem Mädchen vor und nehme ihr Kinn zwischen meine Finger. Der Regen trommelt lauter gegen die Scheibe. An uns rasen weitere Autos vorbei. Die Heizung läuft auf Hochtouren und die Technomusik sprudelt noch immer aus dem Radio. Ich genieße den Augenblick. Zum verlieben schön und ich muss es einfach tun. Noch einmal. Ich lege eine Hand auf Susan Oberschenkel und streichle hinauf zu ihrer Mitte.
„Du solltest nach Hause gehen, Susan“, raune ich an ihren Lippen. Die Berührung ist so zart und weich, dass ich selbst überrascht bin, wie zurückhaltend ich sein kann. Ich gleite mit meinen Fingern zwischen Susans Beine, spüre die Hitze ihres Geschlechts unter meinen Fingerkuppen.
„Nein“, flüstert das Reh.
„Nein zu was? Zu dem hier?“, frage ich sie leise und necke sie, in dem ich nicht aufhöre, sie an ihrer Lieblingsstelle zu streicheln. Das Stöhnen, das darauf folgt, ist so verräterisch und ich weiß, ich könnte das Reh jetzt haben. Sie würde es zulassen, freiwillig und ohne Gegenwehr. Aber bevor ich überhaupt richtig loslege, verkrampft sich das Reh bereits, ihre Beine spannen sich an und ihr Rücken biegt sich durch. Ihr hübsches Gesicht verzieht sich, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen und dann kommt sie ganz unerwartet und viel zu früh. Ich spüre ihren süßen Orgasmus unter meinen Fingern und scheisse verdammt, alleine diese sinnlichen Zuckungen zu spüren, sorgt dafür dass ich hart werde und mein Schwanz ungeduldig gegen die klatschnasse Hose drückt.
„Fuck“, stöhne ich und es kostet mich so viel Zurückhaltung das Mädchen nicht zu küssen. Das wäre zu viel. Das kann ich nicht bringen.
„Tut mir … tut mir leid“, stammelt das Reh verlegen. Sie zieht sich von mir zurück und versinkt schamerfüllt in ihrem Sitz. In meinem Kopf flackern Susans Worte auf. Auf den Richtigen warten. Sie hat sich aufgespart. Für irgendeinen Typen, der sie verdient. Und das bin nicht ich. Schlagartig hasse ich mich, dass ich allmählich anfange, das Mädchen irgendwie zu mögen. Sie jetzt einfach zu ficken und ihr zu stehlen, was sie so beschützt hat, wäre total beschissen von mir, Zweihunderttausend Euro hin oder her, besonders nachdem sie mir vorerst das Leben gerettet hat, in dem sie ihr eigenes so sinnlos wegwerfen wollte. Vielleicht liegt es genau an der Aktion, dass ich sie plötzlich mit anderen Augen sehe. Fuck. Genervt von Gefühlen, die keiner brauchen kann, ziehe ich meine Hand zurück und starre aus der Windschutzscheibe auf die Straße vor uns. Der Scheibenwischer zeigt mir den Vogel und er hat recht. Das alles ist total bekloppt.
„Warum willst du nicht nach Hause, Susan?“
Eine Weile lang herrscht Stille zwischen uns, dann durchbricht sie das Rattern des Motors. Das Auto setzt sich in Bewegung. Keine Antwort ist auch eine Antwort. Während wir uns der Stadt nähern, durchsuche ich das Handschuhfach nach Geld und finde 500 Euro, zwei Kondome, ein Taschenmesser und eine alte Rechnung mit Lippenstiftabdruck. Fieberhaft versuche ich mich daran zu erinnern, woher der Kussmund auf der Tankstellenrechnung stammen könnte, aber kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Muss eine Ewigkeit her sein und warum ich die Quittung aufgehoben habe, wissen auch nur die Geister. Prompt wandern meine Gedanken zu Olga, meinem Puma und daran, dass ihr Lippenstift meinen Schwanz immer eingefärbt hatte. Die Frau ging niemals ohne ordentlich Violett auf den Lippen aus dem Haus und das Schlimmste war, wenn man in der Gemeinschaftsdusche beim Duschen die beschissene Farbe auf anderen Schwänzen kleben sah. Um 18 Uhr war im Heim immer Duschen angesagt. Natürlich nicht alle miteinander, sondern in Grüppchen und mindestens zwei bis drei von uns hatten violette Schwänze, als hätte die Bitch ihre Auserwählten kennzeichnen und von den anderen separieren oder gar ausgrenzen wollen. Als Kind war dir das noch peinlich und später dann, fingen die beschissenen Machtkämpfe an.
Als wir die Stadt erreichen, halte ich Ausschau nach einem Hotel und werde fündig. Direkt neben einem Park und einem Einkaufszentrum ragt ein graues Gebäude in die Höhe, das genauso einladend aussieht, wie der Außenposten, nämlich so gar nicht. An der grauen Aussenfassade ist lieblos die Kennzeichnung Hotel mit gelben Leuchtbuchstaben angebracht, von einem individuellen Namen fehlt jede Spur. Bei den meisten Fenstern sind die Rollläden bereits unten und sehen aus, als hätten sie bereits bessere Tage hinter sich und allgemein strotzt der Schuppen nicht vor hey-hier-will-ich-unbedingt-eine-Nacht-verbringen, sondern wirkt eher wie ein Fall für die Abrissbirne. Perfekt also. Susan steuert die Tiefgarage an, die sich Einkaufszentrum und Hotel zu teilen scheinen. Wir parken auf einem der zehn Hotelparkplätze, steigen aus und fahren mit dem Lift in die 2. Etage. An der Rezeption steht eine junge Frau mit runder Brille auf der Nase und hochgesteckten Haaren. Sie trägt einen typischen 0815-Hotelangestellte Fummel, weiße Bluse, blauer Blazer und Bleistiftrock und auf dem Namensschildchen steht in Blockbuchstaben der Name Wicktoria. Tja, viel falscher hätte man den Namen auch nicht schreiben können. Entweder sind ihre Eltern totale Schwachköpfe oder dachten, es wäre total kreativ und individuell den Namen auf diese Art und Weise so zu verhunzen. Wicktoria hebt den Kopf und blickt in unsere Richtung, als wir schon beinahe vor ihr stehen. Ich voraus, das Reh hinter mir her dackelnd, als hätte ich sie an einer imaginären Leine. Die Frau an der Rezeption will schon bereits ihr typischen Herzlich-Willkommen-Lächeln aufsetzen, doch als sie Susan genauer unter die Lupe nimmt, schleicht sich unvermittelt Besorgnis auf ihre weichen Gesichtszüge. Das junge Ding hinter dem Tresen scheint kaum älter zu sein als Susan und es ist offensichtlich, dass sie in mir genau das sieht, was ich bin. Ein Mann, der gefährlich werden könnte. Zumindest hätte das früher zugetroffen, aktuell bin ich eher ein Schatten meiner selbst.
„Wie kann ich helfen?“, erkundigt sich die Frau vorsichtig und mustert unruhig Susan hinter mir, während sie gleichzeitig versucht, sich vor mir nichts anmerken zu lassen und auf heile Welt zu machen. Gelingt ihr nur minder. Ich nehme es ihr nicht übel. Im Gegenteil, es amüsiert mich.
„Doppel- oder Einzelzimmer?“ frage ich und drehe mich zu Susan um. Das Reh glotzt mich mit großen, kugelrunden, grünen Rehaugen an. Ja, es gibt keine Rehe mit grünen Augen, dieses Reh ist halt einzigartig.
„Doppel?“, sagt Susan unsicher und läuft zum gefühlt tausendsten Mal rot an.
„Hast du ein Doppelzimmer frei?“, erkundige ich mich höflich und sogar in einem netten Tonfall bei Wicktoria, die anders als Betty vom Loveland gleich in ihrem Computer nachsehen geht, ob noch was frei ist. Ihr Blick springt zwischen dem Bildschirm und Susan und mir hin und her. Zugegeben, Susan sieht ziemlich verwahrlost aus in der immer noch feuchten Leggins und dem halb herunterhängenden ebenfalls nassen Pullover. Die zerzausten Haare und die müden Augen erledigen den Rest und ich selbst sehe auch nicht besser aus, außer das ich mir die Mühe gemacht habe, meine Haare zusammenzubinden.
„Wir haben noch was frei“, sagt Wicktoria und holt eine Schlüsselkarte unter dem Tresen hervor. „Ich bräuchte ein paar Angaben von ihnen und ihre Kreditkarte.“ In der Stimme der jungen Frau ist deutlich heraus zu hören, dass ihr ganz unwohl ist bei der Sache, mir ein Zimmer zu geben. Ich bin mir sogar sicher, dass sie liebend gerne die Polizei oder die Security gerufen hätte, nur leider liefere ich ihr dazu keinen Anlass.
„Kann ich Cash bezahlen?“, frage ich und hole die 500 Euro heraus. Wicktoria's Augen werden groß, als sie die Scheine in meiner tätowierten Hand erblickt und mit ihrem Blick an dem FUCK!-Tattoo hängen bleibt. Sie braucht einen Moment, um sich zu fassen, ehe sie ein „eh ja, selbstverständlich“ von sich gibt. Ich zwinge mich zu einem Lächeln und überreiche Wicktoria das Geld.
„Wie viele Nächte haben Sie vor zu bleiben?“
„Hm, erstmal eine. Denke ich.“
„Mit Frühstück?“
„Ja, warum nicht.“
„Frühstück ist von 7:30 bis 10:30 Uhr in unserem Restaurant gleich hier um die Ecke.“ Wicktoria deutet mit ihrer Hand die Richtung an und Susan und ich nicken synchron. Wackeldackelpower.
„Checkout wäre um 11:30 Uhr. Aber sie können gerne jederzeit anrufen, falls Sie länger bleiben möchten. Die Rezeption ist rund um die Uhr geöffnet. Ihr Zimmer befindet sich im fünften Stockwerk das dritte Zimmer auf der rechten Seite. Sie können einfach den Lift oder die Treppe daneben nehmen.“
Wicktoria nimmt sich einen 100 Euro Schein und gibt mir 23 Euro aus ihrer Kasse.
„Könnten Sie bitte noch das Formular ausfüllen?“
„Klar, Susan? Kannst du bitte? Sorry, muss meine Schwester übernehmen, bin Analphabet“, lüge ich und grinse die beiden Frauen an. Das Reh runzelt die Stirn, quetscht sich aber an mir vorbei und nimmt den Kugelschreiber in die Hand, um das Formular auszufüllen.
„Danke“, sagt Wicktoria, als Susan das Formular brav ausgefüllt hat. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, zu lesen, was Susan aufs Papier gekritzelt hat. Aber statt was neues über das Reh zu erfahren, hat sich etwas ganz anderes herauskristallisiert. Das Reh scheint eine notorische Lügnerin zu sein, denn keine der Angaben, die sie gemacht hat, stimmt mit denen überein, die sie mir gegenüber gemacht hat. Ich teile mir nun das Zimmer mit einer Pia Langsteg, 18 Jahre alt mit Wohnsitz in Hamburg. Wer zur Hölle ist dieses Mädchen?
Das Zimmer sieht genauso unspektakulär aus wie erwartet. Hellblaue Tapete an den Wänden, weiße Teppichboden auf dem Boden. Die Einrichtung auf das wesentliche beschränkt. Ein großes Doppelbett mit weißen Laken in der Mitte des Raumes. Ein kleiner Fernseher direkt gegenüber an der Wand. Die Rollläden sind unten und vor dem Fenster steht ein kleines Tischchen mit Blumendekoration und zwei Stühlen. Über den Nachttischen links und rechts vom Bett sind zwei kleine Deckenlampen angebracht und auf dem rechten Nachttischen steht ein Telefon. Meine erste Amtshandlung sobald die Türe hinter uns ins Schloss fällt, besteht daraus mich auszuziehen. Endlich raus aus den nassen Klamotten. Susan oder Pia oder wie auch immer sie heißt, tut so als ob sie neben der Tür Schmiere steht und gibt sich dabei sichtlich Mühe, die Faserung der Tapete eingängiger zu studieren. Von mir aus, Hobbyinnengestalterin Reh, tue, was du nicht lassen kannst. Ich kicke meine Klamotten in eine Ecke und reiße die Tür vom Bad auf. Der Anblick ist ernüchternd. Ein Albtraum aus weißen Fließen. Ein Klo, daneben ein Waschbecken, über dem Waschbecken ein Spiegel und statt der erwarteten Dusche, finde ich eine Badewanne vor. Zwar keine Minibadewanne, in die kein normaler Mensch hinein passt, aber halt eben eine Badewanne. Fehlt nur noch eine Rasierklinge und mein zweiter Selbstmordversuch kann starten.
Ich inspiziere das Waschbecken und finde diverse klassische Hotel-Duschgel-Müsterchen vor, eine Duschhaube und ein kleines Erste-Hilfe-Set, was aus ein bisschen Faden und Nadel besteht sowie vier Pflaster. Ja, damit rettet man bestimmt Leben. Der Blick an mir herab ist so frustrierend wieder Roman Sturmhöhe von Emily Brontë. Die frisch genähte Wunde, die mir Naomi zugefügt und Darwin versorgt hatte, sieht dezent entzündet aus. Der kleine Trip in den Whirpool war wohl nicht eine meiner besten Ideen, vor allem wenn man bedenkt, dass mein Schwanz bisher immer noch nicht seinen Weg in Susans hübschen Mund gefunden hat und die Freundschaft, oder was auch immer es war, zwischen Darwin und mir in die Brüche gegangen ist.
Eigentlich sollte ich es besser wissen und mich einfach kurz heiss abduschen, stattdessen spüle ich die Wanne aus, drehe den Stöpsel rein und lasse heißes Wasser hineinlaufen. Plus Duschgel. Wenn schon eskalieren, dann richtig. Notfalls sterbe ich halt an einer Blutvergiftung oder Susan ruft den Notarzt. Spätestens dann kann ich die Seife mit den anderen Häftlingen wieder auf den Boden fallen lassen und das Wer-fickt-jetzt-wen-in-den-Arsch-Roulette spielen. Tolle Aussichten. Nicht.
Während ich dem Wasser beim Hineinsprudeln zusehe, streckt irgendwann Susan ihr Köpfchen zur Türspalte hinein und kaum erblickt sie mich nackt auf dem Toilettendeckel sitzend, glühen ihre Wangen wieder in einem Ampelrot.
„Kann ich die Toilette benutzen?“, erkundigt sie sich schüchtern. Prompt muss ich grinsen und fühle mich an unsere Anfangszeit zurückerinnert, die eigentlich noch gar nicht so lange zurückliegt. Ich könnte jetzt fies sein, aber irgendwie steht mir nicht der Sinn danach, also stehe ich kommentarlos auf und überlasse dem Mädchen das Bad.
Das Doppelbett ist im Gegensatz zu der Matratze, auf der ich üblicherweise schlafe, weich und kuschelig. So kuschelig und weich, dass mein Hinterteil regelrecht darin versinkt, als ich mich ans Fußende des Bettes setze und auf der Fernbedienung herumdrücke. Es ist eine Ewigkeit her, seit ich das letzte Mal vor der Glotze saß. Meistens langweilt mich das Programm sowieso zu Tode und auch jetzt finde ich beim Durchzappen nichts, was ich mir wirklich ansehen wollen würde. Nachrichten, irgendeine Doku über einen Bauernhof, eine Telenovela, ein Film mit zu viel Special Effects, irgendein anderer Film mit trauriger Musik und einer heulenden Frau. Keine Ahnung, irgendwie verstehe ich Filme nicht. Im echten Leben spielt auch kein Orchester im Hintergrund, wenn irgendjemand irgendjemanden einen Laufpass erteilt und diese dramatische Musik, wenn jemand kurz davor ist abzunippeln und noch ein paar tiefgründige letzte Worte von sich gibt, spiegelt die Realität absolut nicht wider. Im Etablissement habe ich so viele Menschen abkratzen sehen und kurz vor dem Tod, sagen die wenigsten noch irgendetwas vernünftiges. Die meisten scheissen sich ein oder hecheln qualvoll herum. Ist nicht schön anzusehen, da kann ich verstehen, dass man es in der Filmindustrie hübsch verpacken will, aber ansehen will ich mir sowas nicht. Gelangweilt bleibe ich bei dem Film mit den zu vielen Special Effects stecken und schaue einem Typen zu, wie er einem anderen Kerl das Licht auspustet und danach der überschminkten Tussi zu seiner Rechten die Zunge in den Hals steckt, während eine unsichtbare Blaskapelle ihre Flöten und Trompeten auspacken, um den Moment musikalisch zu untermauern. Wie aus heiterem Himmel kommt mir plötzlich eine Idee. Grinsend greife ich zum Telefonhörer und drücke die Taste, um mit der Rezeption verbunden zu werden. Es dauert nicht lange und ich höre das hohe Stimmchen von Wicktoria an der anderen Leitung.
„Rezeption. Wicktoria am Apparat. Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ja hi, Wicktoria. Gibt‘s hier auch Pay-TV? Also Pornos oder sowas?“
Stille. Tja, wenn die Kleine vorher schon einen schlechten Eindruck von mir hatte, dann jetzt erst recht. Ich spiele am Kabel des Telefons rum und schiele zum Fernseher, wo gerade der Kerl mit der überschminkten Tussi im Bett gelandet ist. Alles schön zensiert, gedimmtes Licht, Weichfilter, muss schließlich ansehnlich sein, was die da fabrizieren. Gähn.
„Ehh… ja, ja, sowas bieten wir an“, stammelt Wicktoria, die ihre Sprache wiedergefunden hat. „Soll ich ihnen erklären, wie sie Pay-TV aktivieren können, Herr Langsteg?“
Herr Langsteg, wiederhole ich ihm Kopf. Witzig, als hätten Susan respektive Pia und ich geheiratet. Allein die Vorstellung löst in mir einen Lachanfall aus, den ich mit aller Kraft zurückhalte. Wäre dumm von mir, wie ein Teenager mit Hormonüberschuss loszulachen, wenn ich dabei bin mir einen Porno aufs Zimmer zu bestellen. Ich will Wicktoria gerade antworten, dass sie mir das liebend gerne erklären darf, als mir wieder einfällt, warum sie mich überhaupt mit Herr Langsteg angesprochen hat. Ich habe Susan vor ihr als meine Schwester geoutet, was natürlich nicht der Realität entspricht. Okay. Jetzt kann ich es nicht mehr halten. Der Lachanfall quetscht sich aus meiner Kehle heraus und ergießt sich wie ein Samenerguss nach einem Monat Zölibat in den Telefonhörer. Ich will nicht wissen, was die süsse, besorgte Wicktoria davon hält, wenn Bruder und Schwester sich zusammen einen Porno ansehen.
„Scheisse, sorry“, keuche ich, als ich mich einigermaßen beruhigt habe. In selben Moment geht die Tür zum Badezimmer auf und das Reh taucht in der Türspalte auf. Sie glotzt mich an, als hätte schon wieder einmal den Verstand verloren. Ich grinse bloß und widme mich Wicktoria, die - man möge es ihr hoch anrechnen - noch immer am Apparat ist und auf meine Antwort zu warten scheint. Ganz schön professionell und ambitioniert die Kleine, obwohl das Hotel alles andere als einen guten Eindruck macht. Mehr so Absteige, als Ferienparadies. Und Business Meetings würde ich hier auch keine abhalten wollen.
„Ja, Wicktoria, erklär mir doch mal, wie ich hier Pay-TV aktivieren kann. Wir hätten gerne etwas mit…“, ich überlege und betrachte Susan, die mit offenen Mund da steht und blinzelt. „Anal wäre geil“, beende ich meinen Satz. Wieder Stille. Susans Augen tun es ihrem Mund gleich. Fassungslosigkeit schleicht sich auf ihre Mimik und ich kann mir bildlich vorstellen, dass es Wicktoria unten an der Rezeption wohl genauso ergehen muss. Zwei Fliegen mit einer Klappe, sagt man so schön.
„Ja… ehm..“, stottert Wicktoria los und erklärt mir doch tatsächlich, welche Knöpfchen ich auf der Fernbedienung drücken muss, um einen tollen Analporno kaufen und ansehen zu können. Ich folge brav ihren Anweisungen, wähle einen Porno mit einer Blondine und einem Kerl mit Muckis härter als Stahl aus und bedanke mich bei Wicktoria. Die Kleine hat den Hörer schneller aufgelegt, als Susan den Kopf schütteln kann.
„Ja gut, dann viel Spaß mit meiner Auswahl, vielleicht lernst du ja noch was dabei. Ich nehme ein Bad“, sage ich und mache große Augen, als just in dem Moment in der Glotze eine Nahaufnahme von der Rosette der Blondine gezeigt wird. Die Rosette ist so blitzblank und gebleacht, dass ich anerkennend den Hut gezogen hätte, hätte ich einen aufgehabt. Ich widme dem hübschen Arsch noch drei weitere Sekunden meine Aufmerksamkeit, ehe ich mich an der gequälten Susan vorbei schlängle und in die Wanne hüpfe.
Ich höre einen ganzen Gospelchor schwarzer Frauen Halleluja singen, als das heisse Wasser meinen durch gefrorenen Körper umarmt und innerhalb weniger Sekunden aufwärmt. Scheisse, ist das gut. Falls ich mir wirklich eine Blutvergiftung wegen dem Vollbad holen sollte, kann ich wenigstens sagen, dass es sich verdammt nochmal gelohnt hat. Ich binde mir die Haare zu einem Knoten auf dem Hinterkopf hoch und lasse mich tiefer in das heisse Nass sinken, bis mein Kinn unter Wasser ist. Was zur Folge hat, dass meinen Knien diesen Luxus nicht vergönnt wird, da ich einfach zu groß bin. Susan könnte mit ihrer Größe hier drin garantiert ein paar Schwimmzüge machen, wenn sie sich anstrengt, aber ich muss mich entscheiden, welcher Teil von mir an Land bleibt. Mit meiner Statur vor dem Unfall wäre die Badewanne bestimmt auch etwas eng gewesen, aber in meinen jetzigen Zustand stellt die Breite der Wanne kein Problem dar. Immerhin etwas Positives, nicht mehr ganz so Arnold Schwarzenegger zu sein. Ich lehne den Kopf zurück und schließe Augen, während Stöhngeräusche aus dem anderen Zimmer an meine Ohren dringen und mir ein wohliges Lächeln auf die Lippen zaubern. Das Stöhnen ist so falsch, wie beinahe alles, was mir das Reh über sich erzählt hat. Keine Ahnung warum, weshalb und wieso. Vielleicht denkt sich das Reh, dass es am besten ist, wenn ich möglichst wenig über sie weiß, weil sie sich davon erhofft, so wieder aus den Fängen des Etablissements zu kommen. Ansich ein kluger Schachzug, aber im Etablissement interessiert es niemanden, wie du heißt, wie alt du bist und woher du kommst und schon gar nicht mit wem du gefickt hast. Die Seele ist zweitrangig. Alleine der Körper zählt. Das Fleisch und was wir damit anstellen, ist unser Kapitel. Wer weiß, vielleicht ist Susan nicht einmal Johannas Schwester und das ist nur wieder eine ihrer vielen Lügen. Obwohl die Parallelen zwischen ihren Gesichtern erschreckend sind. Oder ich bilde mir das nur ein. Es ist lange her, seit ich Johanna das letzte Mal gesehen habe und das Bild von ihr in meinem Kopf ist zwar nach wie vor präsent wie am ersten Tag. Könnte trotzdem sein, dass Susan es geschafft hat, es durch ihre Aussage irgendwie zu verzerren und so zu formen, dass es in ihre Lüge hinein passt. Klingt beinahe so, als wäre Susan ein Mastermind. Allein bei dem Gedanken muss ich schmunzeln. Wer weiß, vielleicht unterschätze ich das Mädchen wirklich oder der Schwachsinn, der mich befallen hat, breitet sich wie Schimmel unter meiner Kopfrinde aus. Vielleicht passiert das alles auch nicht wirklich und ich bin immer noch im Koma, irgendwo zwischen Leben und Tod.
Ein schüchternes „Fynn?“ lenkt meinen Fokus zur Tür. Dort steht das Reh. Splitterfasernackt. Die feuchten Haare zu einem Knoten zusammengebunden. Ich blinzle überrascht. Bin ich in der Wanne eingeschlafen und ist das gerade irgendein abgefuckter Sextraum, in dem sich das Zweihunderttausend-Euro-Reh auf meinen Schwanz setzt und Hoppe-Hoppe-Reiter spielen will? Falls ja, wehe einer kneift mich.
Ich gebe ein fragendes „Hm?“ von mir und beobachte das Reh, wie sie zögerlich näher kommt. Ihre Lippen sind immer noch leicht bläulich und allgemein wirkt sie, als hätte sie zu lange mit den anderen Kindern im Schnee gespielt. Was die Frage aufwirft, ob das Reh nun tatsächlich 20 oder 18 Jahre alt sein soll. Ja. Autofahren kann sie, was aber nicht bedeuten muss, dass sie bereits 18 ist. Vielleicht hat Susan gar keinen Führerschein und einfach heimlich und total illegal Autofahren geübt. Mein Blick wandert von ihrem Gesicht hinunter zu ihren festen, kleinen Brüsten. Die zart rosigen Knospen sind vor Kälte aufgerichtet und sehen so süß und verlockend aus, wie die Kirsche auf einem Törtchen und fuck, ich hätte gerade absolut nichts dagegen, sie in den Mund zu saugen und zu vernaschen. Selbst mein Teilzeit impotenter Schwanz hebt interessiert das Köpfchen, was Susan nicht sehen kann, da das Hotelduschgel für ordentlich Schaum gesorgt hat.
„Mir ist kalt“, bibbert das Reh und schlingt ihre Arme fester um ihren zierlichen Körper. Das Mädchen ist schlank, aber hat dennoch Taille. Weibliche schöne Rundungen, eine Sanduhr-Figur, wie man so schön dazu sagt und ja, egal wie alt das Reh schlussendlich ist, ich kann nicht leugnen, dass das, was total eingeschüchtert und frierend zwischen Badezimmer und Schlafzimmer steht, mich anspricht. Ich lecke mir einmal über die Unterlippe, einfach weil ich ein beschissenes Arschloch bin, und setze mich in der Wanne auf, um dem Reh platz zu machen.
„Deine Entscheidung“, necke ich sie. Sie schluckt, als würde sie heimlich nochmal einen Schluck vom Mut-Töpfchen nehmen und kommt zu mir. Anders als andere Frauen, die einen Mann auf die gute Art und Weise um den Verstand bringen wollen, schwingt Susan nicht selbstbewusst ihr Becken von links nach rechts. Nein, sie geht stocksteif und bleibt genauso steif am Wannenrand stehen, als würden Piranhas auf sie im Wasser lauern. Nur ein einziger Piranha und der hat keine Zähne, versprochen, Susan.
„Kannst du kurz die Augen… zumachen, bitte?“, bittet sie mich verlegen und richtet ihre Augen auf den Boden.
„Wozu?“, frage ich und schnalle im gleichen Augenblick, was ihr Problem ist. Um in die Wanne zu kommen, muss sie ihr Bein heben und ihre Schenkel spreizen. Mein Schwanz jubelt und ich grinse, während ich brav wie Augen schließe. Ich spüre Susans Bein an meinem, als sie in die Wanne steigt und höre, wie sich das Wasser teilt. Ich tue ihr den Gefallen und spreize ebenfalls die Beine, um ihr mehr Platz zu bieten. Als ich ihren Körper zwischen meinen Waden spüre, öffne ich die Augen und komme nicht darauf klar, wie süß das Mädchen auf der anderen Seite der Wanne aussieht. Die Knie dicht an ihren Körper gezogen, damit ich ihr auch ja nichts wegsehen kann und das Gesicht purpurrot.
„Wie heißt du jetzt eigentlich, Susan oder Pia?“ Ich hebe eine Augenbraue in die Höhe, während ich dem Reh dabei zusehe, wie sie im Schaum verschwindet.
„Susan“, erwidert sie leise. „Und ich bin 20“, fügt sie hinzu, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich lache und reibe mir dabei über die linke Gesichtshälfte. Das Wasser ist so warm, dass ich allmählich ins Schwitzen komme und das Reh schraubt die Temperatur noch höher, so dass mir nun auf viele Arten heiß ist. Vielleicht liegt es auch am Porno, der noch immer im Hintergrund läuft und dem Klang nach, kommen die beiden Fickenden so langsam ziemlich in Fahrt. Vielleicht doch nicht eine meiner besten Ideen.
„Warum sind wir eigentlich hier und nicht im Etablissement?“, erkundigt sich das Reh, als wollte sie einfach über irgendetwas reden, um die Stöhngeräusche zu übertönen.
„Nun, Darwin wird nicht der Einzige bleiben, der Zweihunderttausend Euro geboten bekommt, um dich wohlbehütet und unberührt bei Extravaganza abzuliefern und warum ich es nicht tue, wird Fragen aufwerfen. Nur ein Vollidiot würde sich Zweihunderttausend Euro durch die Lappen gehen lassen.“
„Also bist du ein Vollidiot“, schlussfolgert das Reh klugscheisserisch. Ich schenke ihr lediglich einen müden Augenaufschlag.
„Sag mir lieber, warum ein Kerl so scharf auf dein unberührtes Döschen ist. Hast du Gold da drin versteckt oder was?“
„Nicht so direkt“, entgegnet das Reh. Sie legt ihren Kopf auf ihren Knien ab und blickt betrübt auf das Schaummeer vor ihr.
„Aha?“
„Extravaganza hat mir versprochen, dass er auf mich aufpassen wird, wenn ich Johanna holen gehe.“
Nun werde ich hellhörig.
„Wie versprochen?“
„Der Mann meinte, dass es gefährlich werden könnte, er aber alles dafür tut, dass mir keiner etwas antun wird. Deswegen wahrscheinlich die Zweihunderttausend Euro.“
Meine Kinnlade geht auf Tauchgang und mein Schwanz, tja, der zieht sich schmollend zurück in sein Schneckenhaus.
„Kennst du ihn?“, frage ich schroff und erschrecke das Reh mit meinem Tonfall. Ist mir gerade aber egal. So ziemlich egal.
„Nein, er hat mich über Facebook angeschrieben und mir gesagt, er weiß, wo meine Schwester ist und hat mir als Beweis halt dieses Video gezeigt“, druckst sie herum und wird auf ihrer Seite der Wanne noch kleiner, als sie ohnehin schon ist.
„Was für ein Video?“
Susan hebt zögerlich ihren Blick. Ich kann die Antwort in ihrem Gesicht ablesen. Das Video. Das beschissene Aufnahme der Liveshow, die zeigt, wie Johanna mich absticht. Was so viel heißt, dass sie vermutlich auch gesehen hat, wie ich Spass mit ihrer Schwester hatte und zu was ich sie gemacht habe. Zu einem Kätzchen. Zu meinem Haustier. Fuck.
„Und wie zum Teufel hältst du es dann in meiner Nähe aus?“, zische ich. Susan zuckt lediglich mit ihren Achseln. Sie wirkt traurig und etwas verletzt. Also eigentlich wie immer. Mir wird schlecht.
„Das ist mein Job“, verteidige ich mich blöderweise, als würde ich nicht hinter dem stehen, was ich mit Johanna gemacht habe. Als wäre ich ein Schlappschwanz, der eine Tat begeht und sie danach abstreitet. Fehlt nur noch, dass ich alles auf meine Kindheit schiebe und anfange zu heulen wie ein Baby, weil mein Puma mich zu dem, was ich bin, werden hat lassen. Werde ich nicht. Das waren alles MEINE Entscheidungen. Ich bin ein Arschloch. Ein Wichser. Ich mache Bullshit mit Frauen und ich bereue es in der Regel nicht. In der Regel, wiederholt mein neues schlappschwänziges Ich und es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte in die Wanne gekotzt.
„Wenn ich nicht mehr unberührt bin, können wir dann zurück ins Etablissement und Johanna suchen?“
„Was?“ Völlig überrumpelt glotze ich das Reh an und bin mir sicher, dass ich mich gerade verhört habe und das angestaute Testosteron in mir, mich allmählich fantasieren lässt.
„Dann bin ich nicht mehr Zweihunderttausend Euro wert und somit uninteressant“, piepst Susan leise. Doch nicht verhört.
„Bittest du mich gerade dich zu ficken, damit wir ins Etablissement zurückkehren können?“, hake ich ungläubig nach. Von Susan kommt keine Antwort. Schweigen. Nur die Pumpgeräusche und das affige Gestöhne von der Blonden mit dem gebleachten Arsch ist aus dem Nebenzimmer zu hören. Ich hätte springen sollen. Ja. Definitiv. Das hier, ist alles total bescheuert.
„Du gehst nach Hause, ich gehe zurück ins Etablissement, suche Johanna, bringe sie zu dir und unsere Wege trennen sich. Deal?“, sprudelt es aus meinem Mund, bevor ich überhaupt richtig darüber nachdenken konnte. Aber ich kann das nicht mehr. Ich kann keine der beiden Frauen in meiner Nähe ertragen, ohne komplett durchzudrehen. Es geht einfach nicht. Die machen mich kaputt. Völlig kaputt.
„Ich kann nicht mehr nach Hause“, sagt das Reh und bricht in Tränen aus. Sie schüttelt mit dem Kopf. Nicht ihr typisches Wackeldackel-Kopfschütteln, sondern so, als würde sie irgendeine verdammt schlechte Erinnerung aus ihren Gedanken schütteln wollen.
„Warum zum Teufel solltest du das nicht können?“
Abertausende Tränen plätschern über das Gesicht des Rehs in die Wanne. Ihre Unterlippe zittert und ihre Nase tropft.
„Ich habe… ich habe….“, schluchzt sie. Kein typisches Schluchzen, dass ich sonst von Mädchen kenne, die hinter meiner Tür landen.
„Du hast was?“
Statt endlich mit der Sprache raus zu rücken, drückt das Reh weiterhin auf die Tränendrüse. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was zum Teufel das Mädchen getan haben soll, dass sie nicht mehr nach Hause kann. Mit roten Flecken auf der weißen Hose rumgerannt und alle haben es mitbekommen? Typ XY die ewige Liebe gestanden und einen Korb kassiert? Bei einer Mathe Klausur abgeschrieben? Etwas vom Kiosk geklaut?
Immerhin hat die Tussi mit dem gebleachten Arsch Spaß, die dem Klang nach zu urteilen, den hundertsten Fake-Orgasmus aus ihrer Kehle hinaus kreischt. Eine Anal nehmen mache ich tatsächlich eher selten, weil ich, so ungern ich es zugebe, keine Ahnung habe, wie ich so die Frauen zum Höhepunkt bringe. Alles andere ist ein Kinderspiel, aber Anal,... vielleicht bekomme ich da den richtigen Winkel nicht hin, falls es sowas wie einen richtigen Winkel dafür gibt. Und irgendwie finde ich keine Befriedigung darin, wenn ich eine durchnehme und sie nicht kommt. Ich will, dass sie kommen. Immer. Scheissegal, wie lange es geht und wie sehr sie sich wehren. Und genau das ist das, was meine Tür eine andere Art der Grausamkeit beschert hat. Naja das, und das ich meine Mädchen zu Haustieren mache. Zu meinen Kätzchen. Sie essen wie Kätzchen, gehen aufs Klo wie Kätzchen, spielen wie Kätzchen, schlafen wie Kätzchen und sie antworten und benehmen sich wie Kätzchen. Tun sie es nicht, höre ich auf sie wie Kätzchen zu behandeln, bis sie freiwillig wieder Kätzchen sind. Ja. Ich mag Katzen. Raubkatzen. Nicht umsonst habe ich mir welche auf den Körper tätowieren lassen. Sie sind mein Markenzeichen im Etablissement. Nero hat seine Hunde, Darwin seinen Käfig, Abigail ihre Maske, Andriel seinen Mantel, Oscar hatte seinen Prunk und Charon seine Harpune. 36 Türen und jede Tür hat irgendetwas, was sie von den anderen unterscheidet. Und bis jetzt weiß ich nicht, warum ich zurückkehren durfte, nachdem ich auf ganzer Linie versagt habe. So etwas wie Heimweh macht sich in Brust breit. Heimweh mit einer Prise Melancholie. Ich hatte nie ein richtiges Zuhause, war immer irgendwie fehl am Platz, aber im Etablissement war ich wenigstens unter meinesgleichen. Überall anders bin ich ein Sonderling. Ein Verbrecher. Jemand, der den Tod verdient, für das, was er tut und getan hat.
„Falls es dich tröstet, was auch immer du getan hast, mein Karmakonto sieht schlimmer aus. Weitaus schlimmer“, sage ich und schenke Susan ein Lächeln. Eines meiner fiesen. Dieses Ich-bin-ein-böser-Junge-Lächeln, das zwei Effekte hat. Entweder die Frauen spreizen die Beine, weil sie einen bösen Jungen haben wollen oder sie suchen das Weite, weil sie es mit der Angst zu tun bekommen. Neugierig beobachte ich die Reaktion des Rehs. Ziemlich schwierig hinter dem Tränenschleier etwas anderes als Traurigkeit zu erkennen. Das ist doch ätzend. Genau genommen bin ich der, der hier heulen sollte. Einen Freund verloren, eventuell Baby verloren, die Frau verloren, die mich abgestochen hat, Eier verloren, Respekt verloren, beinahe Leben verloren, Platz im Etablissement verloren und so weiter und so fort. Ich bin sozusagen auf ganzer Linie ein Verlierer. Kein Titel, auf den man stolz sein könnte.
„Komm, steh auf, ich mach, dass du dich wieder gut fühlst“, schlage ich Susan unverblümt vor. Ja, unpassender Zeitpunkt, aber ich halte es keine weiteren fünf Minuten aus, ihr beim Gießkanne spielen zu zusehen.
„Was?“ Auf Susans trauriges Gesicht schleicht sich Verwunderung. Wenn man es genau nimmt, schaut das Reh ziemlich häufig dumm aus der Wäsche. Ob es an mir liegt? Vermutlich. Ich war schon immer wankelmütig. Das macht mich gefährlich, teilweise unberechenbar. Zumindest früher, heute treibt es mich nur dazu, verdammt viel Blödsinn anzustellen. Wie die Aktion im Loveland. Mit Darwin. Oder die Rasenmäher-Heul-Aktion vor Nessy, als sie mir die Scheisse mit dem Baby erzählt hat.
„Ich beiß dich schon nicht“, scherze ich und funkle das völlig verdatterte Reh an. Wobei… wohl doch eher eine völlig verdatterte knallrote Cherrytomate. Unsicher kommt Susan meinem Vorschlag nach und steht auf. Sie steht natürlich nicht einfach so auf, nein. Sie steht auf und verdeckt ihre hübschen Brüste hinter ihren vor dem Brustkorb verschränkten Arme. Du gönnst mir auch gar nichts, Reh. Absolut rein gar nichts. Ich seufze und ziehe meine Beine an mich ran, nur um mich gleich um zu positionieren. Ich knie mich in der Wanne vor dem Reh hin und blicke zu ihr hinauf. Ganz ungewohnter Anblick und obwohl wir nun die Rollen getauscht haben, fühle ich mich ihr dennoch überlegen. Erst recht, als ich meine Hände auf ihren runden, festen Apfelpopo lege und sie näher zu mir ran ziehe. Ein Blick nach oben und ich sehe ihr die Verunsicherung an. Sie scheint in ihrem süßen Köpfchen abzuwägen, ob das ein Fehler von ihr war aufzustehen und mein Angebot anzunehmen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ahnt, auf welche Art und Weise ich sie wieder gut fühlen lassen will. Sie schnieft noch immer, aber es gefällt mir, dass sie mich ansieht. Kein Kopf wegdrehen oder Augen verschließen. Sie sieht mich an und egal, wie beschissen alles ist und wie kaputt mich Susans Gegenwart macht, ich genieße ich den Moment. Ich gleite mit meinen Händen von Susans Po hinunter zu ihren Oberschenkel und drücke sie sanft etwas auseinander. Das Reh hilft unverhofft nach und plötzlich liegt ein anderes Glitzern in ihren grünen Augen. Eines, das nicht von Tränen herrührt. Ich lehne mich etwas vor und überspringe das Vorspiel. Ich will sie jetzt gleich schmecken. Also küsse ich sie. Direkt zwischen die Beine. Erst lege ich meine Lippen ganz vorsichtig an ihre Scham und bin dabei so sanft, dass es nicht mehr als ein Kitzeln ist. Das Mädchen ist an der Stelle so weich, dass mein Verstand kurz aussetzt. Ungefähr so stelle ich mir den Eingang zum Garten Eden vor. Weich, warm und zwischen den Schenkeln einer Frau. Oder eines Rehs. Ich grinse und linse zu Susan hoch, die mir noch immer die Sicht auf ihre schönen Brüste versperrt. Dafür kann ich ihren flachen Bauch bewundern und komme zu dem Entschluss, dass ich das kleine Muttermal über ihrem Bauchnabel mag, als würde es die Stelle für ein zukünftiges Piercing markieren.
„Fühlst du dich schon besser, Susan?“, raune ich zwischen ihren Beinen. Das Mädchen schüttelt mit dem Kopf. Wackeldackel-Susan.
„Hmmm“, ich küsse das Reh noch einmal, diesmal ist es mehr als ein Kitzeln und dieses mehr entlockt dem Reh ein leises Stöhnen, was meinen Schwanz aus dem Schneckenhaus herausholt. Blut schießt in meine Lende und in Sekundenschnelle bin ich hart. Verdammt hart. Fuck. Jetzt wird es mit der Zurückhaltung und dem Schonprogramm echt schwierig. So schwierig, dass ich nicht anders kann, als mit meiner Zunge einmal über das unberührte Döschen zu lecken und mit einem weiteren Stöhnen angestachelt zu werden, es so richtig zu übertreiben. Ich küsse das Reh abermals und lasse meine Lippen so sanft wie möglich über ihre Lieblingsstelle gleiten. Necke und liebkose sie und foltere mich dabei selbst. Mein Schwanz ist so geladen, dass die Spitze regelrecht schmerzt vor Verlangen endlich berührt zu werden. Wasser ist echt tückisch und verdammt mies, ganz besonders mies, wenn ich auf meiner Zunge schmecken kann, wie feucht und bereit das Reh ist. Und ich liebe den Geschmack. So süß wie das Mädchen selbst. An dem Mädchen ist alles niedlich, selbst ihre Pussy. Es wird an der Zeit, sie richtig zu lecken. Ich lasse meine Zunge über ihre enge Öffnung gleiten, dringe nur ganz zart mit der Spitze ein und liebe es, den Widerstand und die Hitze zu spüren. Das wiederhole ich ein paar Mal, bis ich mich Susans Lieblingsstelle widme, sie verwöhne, während das Mädchen mich auf ihre eigene Art verwöhnt und belohnt, für das, was ich ihr gebe. Sie stöhnt und atmet schwer, ihre Oberschenkel und ihr hübscher Po sind angespannt, das Becken bewegt sich leicht, presst sich fordernd gegen meinen Mund, kann nicht mehr stillhalten vor Ekstase und dann passiert es. Kaum sauge ich einmal an ihr, erschaudert das Mädchen und wird von so einem starken Höhepunkt überwältigt, dass ihre Knie nachgeben und ich sie stützen muss, während sie ihre Lust hinaus schreit und in meinen Mund kommt. Fuck. Fuck, scheisse, ist das gut und das lustvolle Quietschen, was Susan von sich gibt, ist das niedlichste Geräusch, dass ich jemals zu hören bekommen habe. Als das Reh aufhört zu zucken, lasse ich es mir nicht nehmen, sie sauber zu lecken und ein letztes Mal zu küssen, ehe ich ihr zurück ins Wasser helfe.
Ich gebe ihr einen Moment, um zurück zu Planet Erde zu kommen und sich zu erholen, ehe ich die Frage, mir auf der Zunge brennt, endlich stellen kann.
„Fühlst du dich jetzt besser?“ Ich grinse selbstgefällig und zumindest ich fühle mich, als hätte ich etwas großartiges geleistet, auch wenn meine Eier schmerzen und mein Schwanz mich dafür hasst.
Das Mädchen lächelt, aber das Lächeln ist nur von kurzer Dauer.
„Fynn?“ fiept sie und schlingt die Arme fester um ihre Knie. Ich hebe eine Augenbraue und verstehe die Welt nicht mehr. „Hm?“
„Ich habe dich schon wieder angelogen“, gesteht sie und weicht meinem Blick aus.
„Ach.“ Allmählich geht mir dieses Spiel auf den Sack. Wortwörtlich. Ich warte gar nicht ab, um mir die Pointe, von was auch immer Susan mir jetzt auftischen will, anzuhören und stehe auf. Tja. Mein Schwanz steht immer noch wie eine eins und hat wohl noch nicht mitbekommen, dass ich keinen Bock mehr habe. Egal. Ich greife nach dem Handtuch und wickle es mir um die Hüften. Der Stoff scheuert an meiner Eichel, die bis zum geht nicht mehr eh schon gereizt ist. Ich beiße mir angepisst auf die Unterlippe und stampfe aus dem Bad, ohne Susan noch einmal anzusehen. Mir reichts. Jetzt aber wirklich.
Die Tussi mit dem gebleachten Arsch wird immer noch in den Arsch gevögelt, was mir in dem Moment gerade recht kommt. Ich schmeiße mich aufs Bett, hole meinen protestierenden Schwanz aus seiner Handtuchverpackung und fange ihn an zu pumpen, während der Kerl im Porno sich gerade abrackert, den Arsch der Tussi völlig zu zerstören. Es ist bestimmt eine Ewigkeit her, dass ich es mir zu einem Porno besorgt habe. So etwas ist im Etablissement nicht nötig. Wenn du ficken willst, gibt es immer irgendetwas zu ficken und wenn ich nichts ficken will, dann besorge ich es mir unter der Dusche und schmeiße das eigene Kopfkino an.
Obwohl ich geladen bin und meine Eier nichts lieber wollen, als geleert zu werden, hat der Handbetrieb so viel Effekt, wie als würde ich es mir von einem Strassenpenner besorgen lassen. Es befriedigt mich so gar nicht. So überhaupt gar nicht. Susans beschissene Lügen sind wie eine Kastration. Und als sie dann auch noch die Dreistigkeit besitzt, mich beim Wichsen zu stören, hätte ich am liebsten das kleine Tischchen und die Stühle dem Erdboden gleich gemacht, einfach nur um meinen Frust ein anderes Ventil als meine Faust in Susans Gesicht zu geben. Ich werde das Mädchen nicht schlagen. Aber ich würde gerne. Verdammt gerne. Und als wäre alles ohnehin nicht schon beschissen genug, schmecke ich sie noch immer in meinem Mund.
„Es tut mir leid“, sagt sie leise, während sie sich zur Hälfte hinter der Badezimmertür versteckt und sich nicht traut, mich anzusehen.
„Fick dich“, knurre ich und beschleunige das Tempo meiner Hand. Mir egal, wenn sie mir dabei zusieht. So etwas wie Schamgefühl, was sowas angeht, besitze ich nicht mehr.
„Darf ich es dir erklären?“
„Schieb dir doch deine Lügen in den Arsch. Guck, ungefähr so“, ich zeige mit meiner freien Hand auf den Fernseher. Just in dem Moment kommt der Typ zum Schuss und spritzt den Arsch voll. Wie passend. Manchmal meint es das Schicksal doch gut mit mir. Susan hingegen tritt aus der Tür heraus und statt zu mir zu kommen und mich mit ihrem Müll voll zu labbern, steuert sie auf das Nachttischen mit dem Telefon zu und stibitzt sich den Schreibblock und Kugelschreiber, ehe sie blitzschnell wie ein Mäuschen in ihrem Loch verschwindet, respektive hinter der Badezimmertür. Was zur Hölle? Zeichnet sie jetzt da drinnen ein Mandala oder spielt Tic Tac Toe mit sich selbst, bis ich hier fertig bin?
Beim Porno bekomme ich gerade noch den Abspann mit. Toll. Perfekt. Ich wäre ohnehin nicht zum Abschluss gekommen.