Kittykat671 - 15

Kittykat671 21. Jan. 2022

(Aussenposten / bekleidet)


„Glückwunsch, dann hast du ihr wohl gerade das Leben gerettet.“
Ich klemme das Handy zwischen Ohr und Schulter ein und hole zwei Handtücher heraus. Eins davon wickle ich mir um die Hüfte, das andere lege ich auf dem Waschbecken ab.
„Genau genommen hast du ihr sogar schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Wusste gar nicht, dass du die Seite gewechselt hast. Und was verdient man so als Superheld?“
Ein Lachen ist an der anderen Seite der Leitung zu hören.
„Machst du mir die Tür auf, damit ich dich übers Knie legen kann?“
„Machen Superhelden denn sowas?“
„Manchmal haben Bösewichte ein bisschen Haue verdient“, erwidert Darwin mit rauchiger Stimme. Ich linse rüber zu Susan, die sich nun doch dazu aufgerafft hat, sich sauber zu machen statt weiter Trübsal zu blasen.
„Gib mir fünf Minuten“, sage ich und beende den Anruf. In der untersten Schublade des Schranks befinden sich ein paar Wechselklamotten, die keinen Platz in den Umzugskartons gefunden haben und die ich meinem Nachfolger hinterlassen wollte. Wenn man das Etablissement verlässt, nimmt man nur das Notwendigste mit und da die meisten von uns unfreiwillig gehen, sei es lebendig oder tot, ist es die Aufgabe des Nachfolgers auszusortieren, was er weiterverwenden will oder was entsorgt werden kann.
Ich lege Susan eine Leggins, einen Pullover, einen Slip und ein paar Socken heraus, dann verlasse ich das Bad, weil mir mittlerweile wirklich absolut alles scheissegal ist.
Selbst die oberste Faustregel, die besagt: “Lasse dein Mädchen niemals alleine oder unbeaufsichtigt”, kann mich mal getrost ins Knie ficken. Die Regel ist eigentlich essentiell und teilweise überlebenswichtig. Unbeaufsichtigte Mädchen kommen auf schlechte Ideen, wie zum Beispiel sich mit dem Schlauch der Dusche zu erdrosseln oder irgendeinen spitzen oder scharfen Gegenstand als Waffe zu benutzen. Aber allein die Vorstellung wie die zierliche Susan mit einer Rasierklinge auf Darwin und mich losgehen und tatsächlich Erfolg haben sollte, ist absurd. So absurd, dass ich lachen muss. Lachend hole ich eine Jeans und einen Pullover aus einem der Umzugskartons und ziehe mich an. Als das erledigt ist, tue ich etwas, was ich schon längst hätte tun sollen. Ich reiße das beschissene Bild von Johanna von der Wand runter und gebe mir keine Mühe, es mit Sorgfalt zu behandeln. Im Gegenteil. Kaum halte ich das Bild in den Händen, packt mich der Wahnsinn komplett. Wutgeladen und immer noch lachend - ich kann einfach nicht damit aufhören - schleudere ich das bescheuerte Bild gegen den Boden und als wäre das nicht genug, trample ich auch noch wie ein Stier darauf herum. Es knackt unter meinen Füssen und die Befriedigung, die mir dieses Geräusch verschafft, ist überwältigend. Ich habe keine Ahnung, wie lange mein Stepptanz auf Johannas Visage andauert, aber irgendwann geht mir das Geklopfe an der Tür so gewaltig auf den Zeiger, dass ich gezwungenermassen eine Pause einlege und Darwin, nebenberuflich Superheld und Nervensäge, hereinlasse.

“Was zur Hölle”, beginnt er und sieht mich ungläubig an. Ich zucke lediglich mit den Achseln und setze mich auf einen der Stühle, die um den Tisch herumstehen. Darwin bleibt wie angewurzelt in der Türschwelle stehen und starrt auf das Massaker, dass ich hinterlassen habe.
“Geht es dir gut?”, erkundigt er sich vorsichtig und schließt die Tür hinter sich.
“Fantastisch”, erwidere ich und lehne mich mit der Anmut eines Kalbes bei seiner Geburt im Stuhl zurück. Den Fakt, dass meine Hände zittern, blende ich einfach aus. Nicht so wichtig. Wahrscheinlich bloß der Anfang einer Parkinson-Erkrankung. Das wird es sein. Nichts anderes. Mir geht es gut. Richtig fantastisch. Könnte nicht besser sein. Absolut nicht.
“Sieht aber nicht so aus”, spricht Darwin das Offensichtliche an und kräuselt die Lippen. Weil mir nichts anderes dazu einfällt, zucke ich einfach nochmal mit den Achseln. Hat sich ja schon beim ersten Mal bewährt. Vielleicht wird das mein neuer Tick. Ja. Warum nicht. Bei Susan ist es das Kopfschütteln und bei mir eben das Achselzucken. Ein dummes Grinsen schleicht sich auf meine Mundwinkel, dass so gleich verschwindet, als Darwin sich mir gegenüber hinsetzt und mich mit diesem Blick ansieht, an den ich mich noch aus meiner Kindheit erinnern kann. Dieser so-kann-es-nicht-weitergehen-Blick. Wie oft ich diesen schon ertragen musste. Abertausende Male. Gefühlt zumindest. Die Erzieher hatten es damals nicht leicht mit mir. Ich war ein sogenanntes ‘Problemkind’ und habe nur Ärger gemacht. Irgendetwas angezündet, mich geprügelt, geklaut und je älter ich wurde, desto schlimmer die Vergehen bis hin zu Vergewaltigung. Das war der Punkt, an dem es dann wirklich nicht mehr weiterging und ich abgeschoben wurde. Zwei Jahre Jugendhaftanstalt und geändert hat sich rein gar nichts. Ich bin im Etablissement gelandet und der einzige Unterschied zu damals ist, dass man mich nun für meine ‘Gräueltaten’ bezahlt statt bestraft.
“Die letzte Person, die mich so angesehen hat, habe ich halb totgefickt”, sage ich plump, mehr zu mir selbst, als zu irgendwem.

Die Sorgenfältchen um Darwins Augenpartie spannen sich an, was angesichts der Tatsache, dass er sonst bei solchen Sprüchen voll in Fahrt kommt, ziemlich ungewöhnlich ist.
“Warum hast du das getan?”
“Was?”
“Warum du Johannas Bild von der Wand gerissen hast, kann ich mir denken.”
Darwin runzelt die Stirn und ändert seine Haltung.
“Ich will wissen, warum du die Person halb totgefickt hast.”
“Du willst jetzt nicht wirklich über meine Vergangenheit sprechen”, erwidere ich. Das Rauschen der Dusche hört abrupt auf, als wäre sie ebenfalls scharf darauf, zu erfahren, was der Grund für mein Vergehen war.
“Doch. Ich weiss so gut wie gar nichts über dich”, versucht es Darwin und mustert mich eindringlich. Diese Therapie-Nummer von ihm ist so gar nicht mein Fall und das Zittern in meinen Händen geht mir allmählich auch auf die Nerven.
“Und das ist gut so. Also, was ist mit Lenny?”
Darwin seufzt und stützt seine Ellenbogen auf dem Tisch ab.
“Antwort gegen Antwort.”
Mein Gegenüber funkelt mich an. Ist das jetzt wirklich sein Ernst? Sind wir nun auf diesem Level angelangt?
“Dann kann das mit Lenny ja nicht so wichtig sein“, knurre ich und kann meine Beine nicht davon abhalten, es meinen Händen gleichzutun. Das Zittern breitet sich wie eine verdammte Seuche in meinem Körper aus und die Tatsache, dass ich gesoffen habe, macht es nicht besser, sondern schlimmer.
“Es ist wichtig, aber wie du gesehen hast, läuft Lenny uns nicht mehr davon. Außerdem muss ich die Reaktion von deinem Prinzeschen sehen, wenn ich die Fakten auf den Tisch lege. Vielleicht wird sich das Miststück ganz von selbst verraten, ohne dass wir großartig nachhelfen müssen.”
“Ach ja?” Ich bugsiere skeptisch eine Augenbraue nach oben und habe keine Ahnung, von was zum Teufel Darwin eigentlich faselt, lasse es mir aber nicht anmerken.
“Wir helfen doch gerne nach oder irre ich mich? Seit wann spielen wir guter Bulle schlechter Bulle?”
“Wie du willst, Fynn. Entweder du erzählst mir jetzt, warum du damals diese Person gefickt hast oder wir beide sparen uns das Verhör und penetrieren die Pussy deines Mädchens solange, bis sie uns anfleht, endlich erzählen zu dürfen, was es mit Lenny auf sich hat. Deine Entscheidung.”
Darwin grinst mich frech an. Der siegessichere, selbstgefällige Ausdruck auf seinem Gesicht lechzt regelrecht danach, meine Fäuste kennenzulernen und ein Tuning der besonderen Art abzubekommen. Der Mistkerl will mich aus der Reserve locken. Was soll die Scheisse überhaupt?
“Gut, da du dich offensichtlich nicht entscheiden kannst…” Darwin interpretiert mein Zögern als Sieg, steht auf und richtet sich voller Tatendrang den Schwanz in der Hose.
“Ficke ich jetzt die Scheisse aus deinem Mädchen raus. Kannst ja nachkommen, wenn dir danach ist.”
Die Vorstellung wie Darwin über die angeblich jungfräuliche Susan herfällt, gefällt mir nicht. So gar nicht. Besonders nicht, nachdem ich gesehen habe, was der Mann mit Andriel angestellt hat. Ich bezweifle, dass Susan nach so einer Tortur überhaupt noch in der Lage wäre, uns irgendetwas zu erzählen. Eigentlich sollte es mir egal sein. Es sollte mich nicht kümmern, was mit dem Mädchen passiert. Soll Darwin doch mit ihr machen, was er will.
“Sie ist noch Jungfrau”, höre ich es aus mir herausrutschen und kann in diesem Moment der Schwäche meinen eigenen Worten keinen Glauben schenken. Habe ich das gerade wirklich gesagt? Die gleiche dumme Ausrede wie Susan verwendet und das ohne mit der Wimper zu zucken? Bin ich so tief gesunken?
“Außerdem,.. meintest du nicht, wir müssten sie umlegen, wenn ich sie gefickt hätte?”, füge ich hinzu, um nicht ganz wie ein Trottel dazustehen.
“Ja, müssen wir. Selbiges gilt natürlich auch, wenn ich sie jetzt durchnehme.”
Darwins Augen ruhen auf mir. Spiessen mich auf. Natürlich könnte ich aufstehen und mich wie ein barmherziger Samariter zwischen ihn und die Badezimmertür stellen. Mich auf einen Kampf mit ihm einlassen. Irgendetwas tun, meine Eier wiederfinden zum Beispiel. Stattdessen fällt mein Blick auf das ruinierte Bild von Johanna. Ein Stich durchfährt mein Herz und zwingt mich dazu, etwas ganz anderes zu tun. Etwas Dummes. Total dumm.

“Die Person, die ich damals gefickt habe...”, starte ich und reibe mir über die schmerzende Stelle.
“...war die Leiterin des Heims, in dem ich untergebracht war. Ich war ein schwieriger Fall und dementsprechend musste ich oft bei ihr antanzen und mir anhören, was für ein schlechter Junge ich doch bin und jedes Mal hat sie mich mit diesem mitleidigen Blick angesehen. Immer wieder hiess es, dass es so nicht weitergehen könnte und sie doch alles tut, um mir irgendwie zu helfen.”
“Lass mich raten, diese Schlampe hat nichts unternommen, um dir zu helfen?”, unterbricht mich Darwin und kommt einen Schritt auf mich zu und weg vom Badezimmer.
“Doch doch, sie hat wirklich alles getan, um mir zu helfen. Aber sie ließ mir keine Wahl. Scheissegal was ich angestellt hatte, sie hat mir alles durchgehen lassen. Also musste ich härtere Geschütze auffahren, um endlich da rauszukommen.”
Darwin zieht scharf die Luft ein und fährt sich mit einer Hand durch die Haare.
“Du hast diese Frau vergewaltigt, um aus dem Heim zu kommen? Wie alt warst du da? Warum wolltest du weg?”
Ehe ich die Fragen beantworten kann, schwingt die Tür zum Badezimmer auf und Susan betritt sauber und angezogen den Raum. Ich rette sie und sie rettet mich. Und so wie es aussieht, hat sie, wie nicht anders zu erwarten, das Badezimmer durchsucht und bei Ihrer Suche statt einer Rasierklinge ein Haargummi gefunden. Die nassen Haare sind zu einem Knoten zusammengebunden und da der Pullover, den ich ihr rausgelegt habe, mindestens zwei Nummern zu groß ist, rutscht der Stoff über ihre Schultern und legt ihren Nacken frei. Wieder einmal mehr muss ich feststellen, wie schön das Reh ist.
Wie Darwin zuvor fällt auch ihr das Chaos auf, dass ich hinterlassen habe, aber statt wie sonst endlos lange auf Johannas Bild zu starren, kommt sie hoch erhobenen Hauptes auf uns zu und setzt sich wie selbstverständlich auf den freien Stuhl neben mir.
Darwin wirkt sichtlich verwundert. Mir ergeht es ähnlich. Ich hätte damit gerechnet, dass wir das Mädchen zwingen müssen, sich zu uns an den Tisch zu gesellen. Aber offensichtlich hat das Reh so einige Überraschungen auf Lager.
Als wir alle am Tisch sitzen, startet nun doch das Verhör. Darwin drückt auf seinem Handy rum und schiebt es dann zu mir rüber. Wieder springt mir Rot ins Auge. Das gleiche Bild wie zuvor. Lenny zu Hackfleisch verarbeitet. Lecker.
“Hast du es ihr schon gezeigt?”, erkundigt sich Darwin. Ich spare mir die Antwort und reiche Susan das Handy.
Diese guckt für eine Millisekunde drauf und wendet dann schockiert den Blick ab.

“Schau dir die Scheisse an, Mädchen”, herrscht Darwin sie an und schlägt mit seiner flachen Hand auf den Tisch. Das Reh zuckt vor Schreck zusammen und verliert ihr frisch erlangtes Selbstbewusstsein so schnell, wie es gekommen ist. Sie wird neben mir ganz klein. Beim zweiten Mal Hingucken weicht Susan jegliche Farbe aus dem Gesicht. Ich hätte gerne sowas Geschmackloses gesagt wie ‘Hab dir doch gesagt, dein Schatz ist weg vom Fenster’, spare mir aber den Kommentar. Zu kindisch und schließlich muss einer der gute Bulle sein, wenn Darwin sich schon den Platz als böser Bulle gesichert hat.
“Kannst du mir verdammt nochmal erklären, warum dein Kerl kurz nachdem er dich abgegeben hat, zu Püree verarbeitet worden ist?”
Susan schüttelt energisch mit dem Kopf und beginnt, wie so oft, zu weinen. Tränen bringen bei Darwin genauso wenig wie bei mir. Nämlich gar nichts.
“Das ist nicht Lenny”, winselt das Mädchen und wiederholt den Quatsch dreimal, als könnte sie damit ungeschehen machen, was geschehen ist.
“Doch, das ist eindeutig Lenny”, sage ich, nehme das Handy in die Hand, zoome auf das lächerliche Joint-Wal-Tattoo direkt über dem Schwanz und halte es der tropfenden Susan unter die Schniefnase.
„Erkennst du ihn wieder?“
Erneut schüttelt das Mädchen mit dem Kopf und drückt das Handy mit beiden Händen von sich weg.
“Das ist nicht Lenny”, wiederholt sie, als hätte sie einen Sprung in der Schallplatte und bringt mich damit sowas von auf die Palme.
“Oh sorry, stimmt. Du bist ja Jungfrau und hast seinen Schwanz wahrscheinlich nie gesehen. Wobei, ein paar Mal geblasen hast du ja schon. Hattest du beim Blasen etwa die Augen zu? War es so schlimm für dich, Susan?”, erwidere ich trocken und ernte dafür von Darwin einen was-soll-die-Scheisse-Blick. Ich zucke unberührt mit den Achseln und hätte ihm am liebsten das beschissene Handy diagonal in den Mund gestopft.
„Warum bist du dir eigentlich so sicher, dass es nicht die Typen aus dem Pills waren?“, frage ich Darwin, weil von Susan sowieso nichts Brauchbares kommt. Die fährt gerade ihren ganz eigenen Film. Irgendein tief trauriges Drama ohne Happy End und Sex mit dem Typen von Twilight in der Hauptrolle. Glitzer Glitzer, Funkel funkel. Nicht dass ich den Film je gesehen hätte.
„Schau mal auf den Absender.“

Ich überprüfe den Absender und lasse das Handy wie heisse Kohle auf den Tisch fallen. Oh. Toll, der Mistkerl hat seine Finger im Spiel. Großartig.
„Du hast richtig gelesen. Extravaganza“, spricht Darwin es laut aus und fährt sich abermals angespannt durch die kurzen Haare.
„Und was hat der Wichser mit Lenny am Hut?“
„Hatte“, korrigiert mich Darwin klugscheisserisch, als wäre meine Laune nicht ohnehin schon am absoluten Tiefpunkt angelangt.
„Keine Ahnung. Ich war vorhin online, um mich ein bisschen abzureagieren, weil der Abend nicht so gut gelaufen ist, wie du ja weißt.“- Vorwurfsvoller Blick Seitens Darwins - „Jedenfalls hat mich Extravaganza gebucht und meinte, er hätte ein Geschenk für mich wegen der Sache mit Zeus und so.“
„Und weiter? Was habe ich damit zu tun?“, blaffe ich mein Gegenüber giftig an und trommle ungeduldig mit meinen Füssen auf dem Boden rum.
„Was ist eigentlich dein scheiss beschissenes Problem? Beruhi…“
„Was mein scheiss beschissenes Problem ist?“, falle ich Darwin ins Wort und stehe abrupt von meinem Platz auf. Ich ziehe meinen Pullover hoch und zeige mit meiner bescheuerten Zitterhand auf die bescheuerte Narbe auf meiner Brust.
„Das ist mein scheiss beschissenes Problem!“
„Beruhig dich, heilige Scheisse. Du bist doch sonst nicht so drauf. Hör zu. Er meinte, das Geschenk hätte etwas mit deinem neuen Mädchen zu tun. Das Mädchen gehört ihm und er will es zurückhaben. Er hat mir eine Adresse geschickt und...“
„Sag mir nur eins, bezahlt er dich dafür, dass du mir auf die Nerven gehst, oder was?“
„Ich mache es nicht wegen dem Geld“, kläfft Darwin und steht ebenfalls auf. Susan giesst weiterhin den Tisch mit Tränen. Wenn sie so weitermacht, sprießen irgendwann Blumen aus der verdammten Holzplatte.
„Wie viel?“
„200..“
„Du gehst mir wegen 200 Kröten auf den Sack? Ich fasse es nicht“, unterbreche ich Darwin schroff und bekomme wieder einen meiner verhassten Lachanfälle, obwohl absolut nichts daran lustig ist.
„Zweihunderttausend, wenn wir sie unberührt und unbeschadet bei ihm abliefern.“
„Was?“ Ich verschlucke mich beinahe an meiner eigenen Spucke.
„Was hast du gesagt? Zweihunderttausend?“
„Zweihunderttausend, wenn du sie weder angefasst noch sonst was hast.“
Ich schüttle ungläubig mit dem Kopf. Kein Mensch bezahlt so viel für ein normales Mädchen wie Susan.
„Also ich würde sagen, wir haben folgende Optionen...“ Darwin stützt sich mit beiden Händen an der Stuhllehne ab und beugt sich vor.
„...Option eins, du versicherst mir, dass du Extravaganzas Schätzchen kein Härchen gekrümmt hast, wir bringen sie ihm wohlbehalten zurück und kassieren die Kohle. Friede Freude Eierkuchen. Oder Option zwei, die mir persönlich wesentlich besser gefällt. Wir amüsieren uns köstlich mit seinem Schätzchen, quetschen sie ein bisschen über ihn aus, bringen sie zu den Schweinen und tun so, als wäre sie nie hier gewesen. Ein kleines bisschen Rache für Zeus und das, was er dir mit Johanna angetan hat.“

„Das ergibt alles keinen Sinn“, murmle ich und schaue Susan an, die mehr mit einem Springbrunnen als einem Menschen gemein hat.
„Ich glaube es ist folgendermaßen abgelaufen. Unserem Extravaganza liegt offensichtlich sehr viel an deinem Mädchen. Vielleicht ist er ihr Vater oder keine Ahnung irgendein anderer Verwandter, Lover, verrückter Stalker, was weiss ich. Nehmen wir einfach mal an, es ist der Vater. Sein Töchterchen brennt mit unserem Lenny durch. Das passt dem Wichser so gar nicht in den Kram. Also fährt er ins Pills, um sein Schätzchen zurückzuholen. Sieht dann Lenny mit dem anderen Betthäschen. Die beiden geraten aneinander. Es fliegen die Fetzen. Irgendwann muss Lenny Extravaganza gesteckt haben, dass er das Mädchen bei dir abgegeben hat und der Typ kennt das Etablissement wie das Innere seiner Brieftasche und weiss natürlich ganz genau, was mit einem Mädchen wie seinem hier passiert. Also sind bei ihm alle Sicherungen durchgebrannt und er hat Lenny zu Brei verarbeitet. Ich nehme mal an, er hat uns zwei ebenfalls im Pills gesehen, aber ohne das Mädchen. Und weil der Wichser nicht die Eier hat, persönlich vorbeizukommen und nur im Internet auf dicke Hose machen kann, hat er die Gelegenheit beim Schopf gepackt, als ich vorhin online gegangen bin, um so irgendwie wieder an sein Mädchen zu kommen. Und der Typ weiss, dass wir beinahe alles für ein bisschen Kohle machen. Hatte sie eigentlich irgendetwas bei sich? Ausweis oder sowas in der Art?“
„Nur ein Handy“, antworte ich. Ich lasse mich auf den Stuhl neben Susan fallen und versuche krampfhaft aus der ganzen Scheisse schlau zu werden. Im Kopf gehe ich den Abend im Schnelltempo nochmals durch. Lenny dreht mir Susan an. Sie tischt mir irgendeine Story auf. Ich verschwinde mit Darwin, sie bleibt da. Ich komme wieder. Sie will zurück zu Lenny. Tischt mir wieder irgendeine Geschichte auf. Lenny beisst ins Gras. Extravaganza kommt mit Spendierhosen aus seinem Loch gekrochen. Zweihunderttausend Euro für mein Mädchen. Keine Ahnung, was ich davon halten soll.
„Also“, starte ich und wende mich an Susan. „Ich denke, es ist an der Zeit, den Mund aufzumachen, sonst kann ich dir nicht helfen“, fordere ich sie in einem sachlichen Ton auf und tue so, als wäre ich auf ihrer Seite. Vielleicht schlägt es an und das Mädchen fängt endlich an zu reden und wenn nicht, bleibt immer noch Option zwei.
Susan hebt ihren Kopf und heftet ihren Blick auf Darwin.
„Sie lügen! Sie haben Lenny getötet!“
Nun ist Darwin der mit dem Lachanfall.
„Ah ja und warum sollte ich das tun?“
„Weil sie ein Mistkerl sind!“, keift Susan ihn an und bringt den Kerl damit nur noch mehr zum lachen. Mir ist irgendwie nicht nach Lachen zu Mute. Schließlich hätte Darwin tatsächlich die Gelegenheit gehabt, Schaschlik aus Lenny zu machen, während ich nach der Aktion mit Andriel beim Auto auf ihn gewartet habe. Aber warum sollte er das tun und hätte die Zeit dafür ausgereicht? Wohl eher weniger.
„Oho! Die Kleine hat ja doch Pfeffer!“, johlt Darwin und erinnert mich dabei ein bisschen an einen Hooligan in einem Fussballstadion.
„Wie bist du mit Extravaganza verblieben?“, schalte ich mich dazwischen. Alle Augenpaare richten sich auf mich, als wäre ich der, mit dem Zepter in der Hand. Aber im Etablissement herrschen andere Regeln. Nur weil ich Susan gekauft habe, heisst das nicht automatisch, dass sie ausschliesslich mir gehört. Darwin könnte sie einfach mitnehmen, wenn er wollte. Ich könnte mich dagegen wehren, aber was würde das für einen Eindruck machen? Mir die Wahl zu überlassen, ist ein reiner Freundschaftsdienst und Gift für mein ohnehin schon angekratztes Ego.

„Ich habe gesagt, dass ich erstmal prüfen muss, ob du überhaupt ein neues Mädchen bei dir hast und ich mich melden würde. Außerdem konnte ich ja nicht wissen, dass die Göre hier geblieben ist, als wir…”- Darwin legt eine kurze Pause ein - “anderweitig beschäftigt waren.”
Ich hebe leicht irritiert eine Augenbraue. Was will Darwin mit der Bemerkung am Ende bezwecken? Falls irgendein kluger Schachzug dahinter steckt, bin ich zu müde, um dahinterzukommen. Allgemein zehrt die Müdigkeit so langsam an meinen Kräften und an meiner Geduld. Es ist, als hätte jemand den Stecker gezogen, als wären sämtliche Batterien komplett leer. Wie auf Kommando muss ich gähnen und bringe Darwin dazu, erneut loszulachen.
„Sag mal, langweile ich dich irgendwie oder muss da jemand ganz dringend Heia machen?“
Als Antwort darauf fahre ich den Mittelfinger aus und unterdrücke krampfhaft den zweiten Gähner, der sich bereits in meiner Kehle ankündigt. Ich tippe auf Darwins Handy, um die Uhrzeit zu überprüfen. 04.34 Uhr morgens. In dreieinhalb Stunden öffnet der Außenposten.
„Meinst du, du kannst Extravaganza noch ein paar Stunden vertrösten?“
„Was hast du vor?“, erkundigt sich Darwin neugierig. Wahrscheinlich malt er sich im Kopf bereits aus, wie wir beide über das Reh herfallen und das tun, was wir am besten können – das Mädchen so richtig kaputt zu machen. Unsere Methoden sind unterschiedlich und da wir noch nie zusammengearbeitet haben, kann ich durchaus nachvollziehen, dass es ihn reizen würde, diesen Zustand zu ändern.
„Ich bringe unsere kleine Freundin zum Außenposten und dann sehen wir ja, wie ‚unberührt‘ sie ist.“
„Glaubst du Lenny hat sich an ihr vergriffen?“
„Ich weiss gar nicht mehr, was ich glauben soll“, sage ich wahrheitsgemäß und strecke mich. Es knackt ein paar Mal.
„Und wie vertreiben wir uns die Zeit bis dahin? Allzulange sollten wir übrigens nicht warten. Wenn der Kerl das Mädchen wirklich unbedingt zurück haben will und ihm der Arsch auf Grundeis geht, wäre es durchaus möglich, dass ich nicht der Einzige bin, dem viel Geld dafür geboten wird, sie wohlbehalten bei ihm abzuliefern.“
Darwin hat recht. Schließlich wissen wir alle, wie weit Extravaganza geht, wenn ihm langweilig ist und ich will nicht herausfinden, welche Ausmaße das annimmt, wenn ihm etwas wirklich wichtig ist. Ich schiele zu Susan, die von einem Schnäppchen zu einem Problem geworden ist. Zweihundertfünfzig Euro habe ich Lenny für sie gegeben. Das Doppelte hätte er haben können für eine Jungfrau und das Dreifache wäre Susan noch minderjährig. Wer hätte damit gerechnet, dass sie plötzlich Zweihunderttausend wert ist.
„Ich würde sagen, ich komme zu dir, sobald ich weiss, ob unsere Susan hier wirklich Zweihunderttausend Euro wert ist.“
„Das heisst, du schmeißt mich jetzt raus. Richtig?“
„Richtig“, erwidere ich. Darwins Mundwinkel rutschen enttäuscht nach unten. „Ich muss den Kopf freikriegen“, ergänze ich, was soviel bedeutet wie, ich muss meine Batterie auffüllen. Entweder mit Schlaf oder Kokain. Und da ich meine Kokainreserven erst wieder auffüllen müsste, wird es auf Ersteres hinauslaufen.
„Soll ich sie dann nicht lieber mit zu mir nehmen, während du dein Stübchen da oben auslüftest?“
„Nein!“, beantwortet Susan die Frage für mich und überrascht damit nicht nur Darwin. Wenn man bedenkt, dass ich mich schon mehrfach beinahe an ihr vergangen hätte, ist das keine kluge Entscheidung von meinem Reh. Trotzdem sieht mich Susan mit flehenden Augen an, als wäre ich der rettende Hafen, statt das sinkende Schiff.
„Ich will nicht zu ihm“, beharrt sie mit Nachdruck in der Stimme. „Er hat Lenny getötet! Er wird dasselbe mit mir tun.“
„Ich glaube, sie mag dich nicht“, sage ich an Darwin gewandt, dem die Kinnlade sichtlich offen steht.
„Jetzt hör mal Prinzessin,“ Darwin bäumt sich vor Susan auf. „Ich habe Lenny nicht angerührt und mit dir werde ich es genauso handhaben, solange bis wir uns nicht entschieden haben, was wir mit dir anstellen.“

Susan fixiert Darwin. Ihre Augen formen sich zu Schlitzen. Die Hände ballen sich zu Fäusten und als sie ausholt mit der Absicht Darwin tatsächlich in den Bauch zu boxen, verabschiedet sich auch meine Kinnlade zu Boden. Darwin fängt die winzige Faust im Flug auf. Schallendes Gelächter verlässt seine Kehle, während er Susans Hand festhält und nicht mehr loslässt. Susan wehrt sich und gibt ein paar schmerzerfüllte Laute von sich und so etwas, dass sich wie „Arschloch“ anhört.
„Dein Ernst, Kleine? Soll ich dir den verdammten Arm brechen?“, schnaubt Darwin. Er zieht das Mädchen unsanft auf ihre Füße. Als sie steht, kann ich mir die weiteren Szenen ausmalen. Vielleicht irre ich mich und Darwins Methoden unterscheiden sich doch nicht so sehr von meinen, wie ich geglaubt habe. Fast schon langweilig. Sollte ich mich entgegen aller Vernunft wirklich dazu entscheiden, im Etablissement zu bleiben, muss ich definitiv an meiner Vorgehensweise etwas ändern. Diese wirkt ziemlich plump so aus der Zuschauerperspektive betrachtet. Plump aber auch effektiv.
„Sie ist nur unbeschadet Zweihunderttausend wert“, erinnere ich Darwin, ehe er dazu kommt, Susan zu demonstrieren wie überlegen und äußerst potent er ist. Widerwillig lässt er das Mädchen los.
„Ich weiss auch nicht, was mit mir los ist“, flucht er und kratzt sich angespannt mit der einen Hand über den Handballen der anderen.
„Vielleicht ist es doch besser, wenn sie vorerst bei dir bleibt.“
„Ich kann dir sagen, was mit dir los ist. Die Scheisse mit Zeus und Carlos war zu viel für dich. Jetzt auch noch Lenny. Gönn dir eine Pause. Komm erstmal runter.“
Darwin sieht mich mit ruhelosen Augen an und als er nickt, erkenne ich, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfällt.
„Ja, du hast recht. Das war wirklich zu viel Nervenkitzel für eine Nacht. Ein paar Stündchen Ruhe könnten nicht schaden. Du meldest dich bei mir, sobald du weisst, wie wir mit dem Schätzchen verfahren?“, erkundigt er sich.
Mein Blick wandert von Darwin zu Susan, die auf dem Boden kauert und gedankenverloren in eine Richtung schaut. Es kribbelt unangenehm in meinem Nacken. Ich kann mir bereits denken, an was ihre Augen schon wieder kleben. Johanna.
„Ja, ich melde mich. Machst du mir einen Gefallen und nimmst den Müll mit nach draussen?“
Es ist nicht notwendig, genauer auszuführen, was ich mit Müll meine. Darwin versteht, sammelt kommentarlos Johannas Überreste auf und verabschiedet sich mit einer Umarmung. Ich habe aufgehört zu zählen, die wievielte es heute ist.


Als er durch die Tür verschwunden ist, mache ich mich an einem der Kartons zu schaffen. Ich hole zwei unbenutzte Zahnbürsten und eine Zahncreme heraus. Eine der Zahnbürsten drücke ich der immer noch auf den Boden kauernden Susan in die Hand. Diese guckt mich etwas verdattert an, braucht aber keine extra Einladung, um mir ins Bad zu folgen. Nebeneinander putzen wir die Zähne. Das letzte Mal, dass ich in Gesellschaft Zähne geputzt habe, ist Jahre her. Im Heim für schwererziehbare Kinder war es üblich, dass sich mehrere Kinder ein Badezimmer geteilt haben und da die Schlafenszeiten, so wie so vieles andere, festgelegt waren, standen wir des Öfteren in Reih und Glied vor dem Waschbecken. Privatsphäre war sowieso ein Fremdwort, was nicht unbedingt dazu beigetragen hat, unsere Gewaltbereitschaft zu senken. Der Mund war auch nicht die einzige Öffnung in die die Zahnbürsten regelmäßig gesteckt wurden und wer geheult hat, kam öfters in den ‚Genuss‘. Auch Susan ist misstrauisch, als wäre sie diejenige, die ihre gesamte Kindheit in einem Heim verbracht hat. Ich schenke ihr keine Beachtung und ziehe meine Abendroutine durch, die aus Zähneputzen, Gesicht waschen und Haare kämmen besteht. Sobald ich damit fertig bin, lasse ich sie alleine im Bad zurück. Normalerweise bin ich organisiert und halte mich an einen festen Plan, aber seit Susan hier ist, ist nichts so, wie es sein sollte. Nicht einmal ich. Sogar Darwin ist neben der Spur. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es wirklich an Susan liegt oder an der Tatsache, dass ich bereits Stunden zuvor abgeschlossen habe. Mit dem Etablissement. Mit dem Geschäft. Mit mir. Man kann den Job einfach nicht durchziehen, wenn man Angst hat. Und ich habe Angst, auch wenn ich mich dagegen sträube, es zu akzeptieren. Ich habe verflucht beschissen viel Angst, dass das, was mit Johanna passiert ist, wieder passiert. Und vielleicht will ein winziger Teil von mir genau das. Dass es wieder passiert. Dass Susan zu Ende bringt, was Johanna nicht geschafft hat. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass das Bullshit ist. Von mir aus könnte sie lauter sein.

Die Toilettenspülung reisst mich aus meinen Gedanken. Ich muss unweigerlich grinsen. Da hat Susan die Gelegenheit wohl beim Schopf gepackt. Wenig später taucht sie in der Türspalte auf.
„Was ist so lustig?“, fragt sie und blickt unsicher an sich herab. Als ihre Augen wieder auf meine treffen, zuckt sie zusammen. „Sind Sie wütend, weil ich die Toilette benutzt habe ohne zu fragen?“
„Willst du mir jetzt die Wahrheit erzählen?“ Die Gegenfrage verunsichert sie noch mehr. Sie verlagert ihr Gewicht von einem Fuss auf den anderen und wieder zurück.
„Also“, beginnt sie. „Ich habe nicht mit Lenny geschlafen.“
Ihre Wangen werden rot.
„Also mit gar niemanden“, stammelt sie verlegen, beisst sich auf die Lippe und zupft an einer Haarsträhne herum, die sich aus dem Gummiband um ihre Haare gelöst hat. Ich kenne viele Typen, die genau auf sowas abfahren würden. Und wieder einmal meldet sich mein Geschäftssinn zu Wort. Das Reh wäre auch ohne Extravaganzas großzügiges Angebot eine gute Investition. Eine Goldgrube. Ich könnte ihre Vorzüge verdammt gut zu Geld machen. Aber der Zug ist abgefahren und bereits in weiter Ferne.
„Du und Lenny, ihr wart aber zusammen?“
„Nicht so wirklich.“
„Wie nicht so wirklich?“
„Ich will nicht darüber reden.“
Ist mir scheissegal, was du willst.
„Und bei deinem Alter hast du auch geflunkert, stimmts?“
Als sie den Mund öffnet, um zu antworten, bete ich innerlich, dass sie bei ihrer Ursprungsaussage bleibt. Wäre sie unter 18, müssen Darwin und ich uns eine weitere Option überlegen. Eine die nicht damit endet, dass wir sie Extravaganza abgeben oder sie umbringen.
“Ich bin 20”, behauptet Susan weiterhin. Keine Ahnung, ob ich ihr das glauben soll. Ein Ausweis wäre deutlich glaubwürdiger.
“Und warum ist man mit 20 noch Jungfrau?”
“Ich warte auf den Richtigen”, erwidert sie leicht säuerlich, verschränkt die Arme vor der Brust und reckt das Kinn. Der Schmollmund in ihrem Gesicht tötet mich. Ich kann nicht anders und muss lachen.
“Wäre ja beinahe schief gegangen, was?”
“Vielleicht sind Sie ja der Richtige!”, kontert sie schroff. Ich platze erneut. Ich lache bis mir die Tränen kommen. Heilige Scheisse. Dieses Mädchen ist komplett irre. Es dauert, bis ich mich einigermaßen wieder gefangen habe. Sowas absolut Bescheuertes hat noch nie und wirklich absolut nie ein Mädchen zu mir gesagt.
“Ich bin vieles aber garantiert nicht der Richtige.”
Ich streiche mir mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und hole eine Wolldecke aus einem der Kartons. Susan tapst in der Zwischenzeit zu der Stelle an der das Bild von Johanna gehangen hat. Sie inspiziert zuerst die Wand, dann den Boden.
„Warum haben Sie das Bild heruntergerissen?“, fragt sie und dreht sich zu mir herum. „Hat die Frau Ihnen das Herz gebrochen?“
Nicht ganz.
„Warum interessiert dich das Bild so sehr?“
„Sie ist die einzige Frau, der sie erlaubt haben, ihr Gesicht zu verbergen und ich frage mich wieso.“
„Was?“
Ich schaffe es nicht, mir meine Überraschung nicht anmerken zu lassen, als ich die übrigen Bilder überprüfe und feststellen muss, dass Susan tatsächlich recht hat. Johanna ist/war die Einzige, die zum Zeitpunkt der Aufnahme ihr Gesicht hinter ihren Händen versteckt hatte - alle anderen Frauen blicken brav in die Kamera.
„Das hat nichts zu bedeuten“, sage ich und höre die Unsicherheit in meiner eigenen Stimme mitschwingen.
„Willst du nicht endlich mit der Wahrheit rausrücken? Warum bist du hier, Susan? Warum ist ein Mann bereit, sehr viel Geld für dich zu bezahlen? Und warum diese ganzen Lügen?“, frage ich das Mädchen, um von den Bildern abzulenken und breite die Wolldecke auf der Matratze aus.
„Zuerst dachte ich, Sie verstecken vielleicht einen Safe hinter dem Bild. Aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass sie diese Frau geliebt haben. Sie hat Ihnen etwas bedeutet. Was ist mit ihr passiert?“
Meine Finger verkrampfen sich um die Decke. Ein riesiger Teil von mir will Susan für ihre neunmalkluge Feststellungen und Fragerei zurechtweisen. Aber wenn ich jetzt aus meiner Haut fahre und tue, was ich sonst so mit Mädchen anstelle, die ihre Fresse zu weit aufreissen und nicht wissen, wo sie in der Rangordnung stehen, bestätige ich das vorlaute Reh lediglich in ihrer Annahme, dass Johanna etwas Besonderes für mich war. Geschweige denn will ich mir die Option mit den Zweihunderttausend Euro offenhalten. Und eigentlich ist es auch in meinem Sinn, mehr über das Arschloch, das sie zurückhaben will, herauszufinden. Das Reh ist meine einzige Quelle, ich muss nur herausfinden, wie ich sie ausschöpfen kann. Auch wenn es meinem Ego widerstrebt, schlucke ich das Bedürfnis, die Sache mit Gewalt zu regeln, herunter und ringe mich zu einem Lächeln durch.
„Gute Nacht, Susan.“
Ich schalte das Licht aus, lege mich auf die Matratze und lasse sie unerledigter Dinge einfach im dunklen Raum stehen, auf die Gefahr hin, dass sie mich angreifen oder abhauen könnte. Es ist riskant, aber Susan ist nicht Johanna und ich muss darauf vertrauen, dass die beiden so unterschiedlich wie Himmel und Hölle sind.


Ich schlafe unerwartet schnell ein und als ich aufwache, bin ich nicht mehr allein. Das Reh liegt neben mir. Sie hat den Rücken mir zugewandt und schläft. Besser gesagt, das Reh träumt. Es ist nicht schwierig zu erraten, welche Sorte Traum dafür sorgt, dass sie ihren Po gegen meinen Oberschenkel drückt und ihn an mir reibt. Mein Körper reagiert prompt. Innerhalb Millisekunden ist mein Schwanz steinhart und mehr als bereit dazu, dem Reh auf alle erdenklichen Arten und Weisen Abhilfe zu verschaffen. Das ist einer dieser Momente, in denen man realisiert, wie schnell Zweihunderttausend Euro an Wert verlieren. Ich bin so geladen, dass sich mein logisches Denkvermögen in die hinterste Ecke meines Verstands verabschieden und die Steuerung komplett meinen Trieben überlassen will. Ich will dieses Mädchen ficken. Ja. Ich will die verdammten Antworten aus ihr heraus ficken und zwar jetzt. Meinen ganzen Frust an ihr loswerden. Sie für ihre Lügen büßen lassen. Wut mischt sich unter das Verlangen sie von hinten zu nehmen und treibt mich noch mehr an, es einfach zu tun. Sie packen. Ihr die Klamotten vom Leib reißen und mich in ihr versenken. Hart und ohne Rücksicht. Jungfrau hin oder her. Mir egal. Scheissegal. Wie verrückt ist dieses Mädchen eigentlich, dass sie sich in ihrer momentanen Lage überhaupt in meine Nähe traut und sich erlaubt von solchen Dingen wie Sex zu träumen? Sie spielt mit dem Feuer. Sie spielt mit mir. Wenn das hier eine Prüfung ist, bin ich kurz davor durchzufallen. Aber eben nur kurz. Dieses Spiel können zwei Leute spielen. Ganz nach dem Motto, wie du mir so ich dir.

Ich beiße die Zähne zusammen und richte meinen Schwanz in der Hose, dann drehe ich mich auf die Seite. Nun liegen Reh und ich Löffelchen und ich hätte niemals nie gedacht, dass ich jemals mit einer Frau Löffelchen liegen werde. Es ist so lächerlich, dass ich beinahe wieder anfange zu lachen. Der Geruch von Shampoo steigt mir in die Nase. Es ist mein eigenes Shampoo, aber es sind Susans Haare, die danach riechen. Der Duft ist viel zu herb für so ein zierliches Mädchen wie sie es ist und trotzdem hat es was. Bisher habe ich auch nie einem meiner Mädchen erlaubt, meine Sachen zu benutzen ohne dass ich es ausdrücklich verlangt habe. Man könnte fast meinen das Reh hätte wie eine gewisse andere Frau einen besonderen Stellenwert in meinem Leben, aber diesen Status verdient sie nicht. Absolut nicht. Gerade als Susan ihren Po wieder an mich kuscheln will, schiebe ich meine Hand von hinten zwischen ihre Beine und presse sie gegen ihr Geschlecht. Vorsichtig. Ich will sie schliesslich nicht wecken. Noch nicht. Der Stoff unter meiner Hand ist feucht, was meinen Schwanz in der Jeans mehr als erfreut, aber ich muss ihn enttäuschen. Er wird nicht zum Einsatz kommen, stattdessen nutze ich meine Finger. Zärtlich streichle ich über die durchnässte Leggins und erkunde mit sanftem Druck das, was sich darunter verbirgt. Alles an dem Mädchen ist so unfassbar schön und weich, dass es alles abverlangt, mich zurückzuhalten und bei der sanften Nummer zu bleiben. Das Mädchen soll noch ein bisschen träumen und geniessen, was ich ihr anbiete, denn schon bald wird das alles vorbei sein. Das, was ich hier zwischen ihren Schenkeln tue, ist Strategie. Reine Strategie und Manipulation. Wenn sie mir im wachen Zustand nicht gehorchen will, muss ich sie erwischen, wenn sie schwach und willig ist. Und sie ist gerade schwach und verdammt willig. Susan drückt sich meiner Hand entgegen und ich spüre die Hitze und ihre Lust unter meinen Fingerkuppen, als ich ihre empfindlichste Stelle gefunden habe. Ja. Genau hier mag sie es am liebsten. Ich reibe mit Absicht um die Stelle darum, um das Mädchen in den Wahnsinn zu treiben und erziele den gewünschten Effekt. Ihr Po folgt instinktiv meinen Bewegungen um meine Finger dorthin zu zwingen, wo sie sie haben will, aber ich lasse es nicht zu und necke sie weiter. Dass ihr Hintern bei unserer wilden Katz- und Mausjagd immer wieder meinen Schwanz streift, macht es auch für mich schwer. So schwer, dass ich es tatsächlich nicht schaffe, mir ein leises Stöhnen zu verkneifen, als sie abermals unkontrolliert mit ihrem Po gegen meine Erektion stößt. Wenn ich Pech habe, schafft es das Mädchen mich so zum kommen zu bringen, was einer Niederlage gleichkäme. Also muss ich handeln. Ich bringe meine zweite Hand ins Spiel und umfasse Susans schlanke Kehle. Im Kopf zähle ich bis drei und drücke zu. Es dauert keine weitere Sekunde und Susan ist wach. Sie röchelt nach Luft und strampelt mit ihren Beinen. Kein schönes Erwachen, aber ich sorge dafür, dass es schön wird. Ich lege meine Finger auf Susans erhitzte und bis ins unermessliche gereizte Klitoris und obwohl das Mädchen sich zu Beginn mit Händen und Füssen wehrt, merke ich, dass sie ihre Bemühungen schnell einstellt und sich mir völlig ausliefert, als der Höhepunkt sich nicht mehr aufhalten lässt.

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