Kittykat671 - 11
(ekelhaft / harter Sex)
Andriel schlendert auf uns zu und als er vor uns zum Stillstand kommt, lässt Darwin mich widerwillig los und macht einen Schritt nach hinten, um Abstand zwischen uns zu bringen. Freundschaften im Etablissement sind verpönt und Liebschaften untereinander verboten. Gefühle, egal welcher Art, bringen Probleme und Probleme sind nie gut für das Geschäft. Darwin und ich sind nur per Zufall in die Freundschaftsschiene gerutscht. ’Kennen’ tun wir uns zwar schon länger, aber die Schuld daran, dass es irgendwann über das ‘sich kennen’ hinausging, trägt Johanna.
“Dass Tür 32 gerne Männer fickt, ist mir bekannt. Aber du? Das ist mir neu.” Andriel befördert eine Augenbraue in die Höhe und mustert mich ungläubig. Der Ekel ist ihm ins Gesichts geschrieben.
“Ich bin besoffen”, sage ich, spreche das Offensichtliche aus und gebe mir keine Mühe es zu verbergen. Das Kind ist sowieso schon in den Brunnen gefallen..
“Das ist auch neu”, erwidert er und kräuselt die Lippen.
Andriel und ich haben uns einmal eine Tür geteilt, nicht lange, aber lange genug, um behaupten zu können, über die Eigenheiten des anderen einigermaßen Bescheid zu wissen. Unsere Wege haben sich damals nur getrennt, als er angefangen hat, gegen meinen Willen mit der Ware herum zu experimentieren. Ich mag es zwar, wenn Mädchen leiden, aber Verstümmelungen konnte ich nie etwas abgewinnen. Also bin ich gegangen. Mich jetzt in diesem Zustand vorzufinden und dann auch noch zusammen mit Darwin, mit dem er schon immer Differenzen hatte, muss für meinen alten Geschäftspartner mehr als überraschend sein.
“Irgendwie empfange ich negative Schwingungen von dir und eine leichte Prise Vanille liegt in der Luft und der Geruch kommt mir seltsam vertraut vor.”
Andriel schnuppert missbilligend an Darwin und begibt sich damit in gefährliche Gefilde.
“Verpisst du dich von alleine oder soll ich nachhelfen?”, knurrt Darwin angespannt. Die Zornesfalte auf seiner Stirn spricht Bände.
“Wie lange treibt ihr es schon miteinander? Hm? Weiss der Boss, was zwischen euch läuft oder muss er es von mir erfahren?” Andriel's Finger verirren sich blitzschnell in Darwins Kapuzenpullover und ziehen die Packung Kondome heraus. Ein Blick in die Schachtel und das Grinsen in seiner Visage verdreifacht sich.
“Was machst du eigentlich hier?”, entgegne ich, um von der Packung Kondome abzulenken, merke aber im selben Augenblick, dass ich auf verlorenem Posten kämpfe und die Sache bereits gelaufen ist.
“Geht dich überhaupt nichts an”, erwidert Andriel plump und begeht einen fatalen Fehler. Er zieht den bodenlangen Mantel, den er trägt, enger um seinen Körper und da es nicht kalt ist, hat der Mann offenbar irgendetwas zu verbergen. Darwin und ich teilen denselben Gedanken. Ehe ich mich versehe, prescht Darwin los und befördert Andriel in einem Sekundenbruchteil zu Boden. Die beiden rangeln miteinander, aber da Andriel mit seiner schmächtigen Statur bei seinem wesentlich kräftigeren Kontrahenten nicht viel bewirken kann, ist der Sieger schnell ausgemacht. Gefangen zwischen zwei muskulösen Oberarmen, Darwins Körper und dem Asphalt, ergibt sich Andriel und lässt sich widerwillig filzen.
“Tür 17 ist unter die Dealer gegangen. Ekelhaft.” Darwin zaubert wie ein Magier eine Tüte Koks aus dem Mantel hervor und hält es triumphierend in die Höhe. Keine Ahnung, was er damit bezwecken will. Erwartet er, dass ich Beifall klatsche? Ui, toll. Koks. Und wie soll uns das weiterhelfen?
“Das geht dich überhaupt nichts an, du Schwuchtel”, keift Andriel zurück und fletscht die Zähne.
„Wie hast du mich gerade genannt?“
„Schwuchtel”, wiederholt Andriel angriffslustig und kassiert prompt die Quittung. Darwins Faust trifft ihn mit voller Härte. Einmal, zweimal, dreimal. Blut quillt aus dem Mund des Mannes und der Anblick von ihm auf dem Boden, unfähig sich zu wehren, erinnert mich an unsere gemeinsame Zeit, als er unseren Mädchen dasselbe angetan hat, was er nun am eigenen Leib zu spüren bekommt. Ein winziger Teil von mir ist amüsiert und würde diesen Moment nur allzu gerne auf einem Foto festhalten. Aber die Vernunft zwingt mich dazu, Darwin eine Hand auf die Schulter zu legen und ihn zu bitten aufzuhören.
“Lass es gut s…”
“Schhwwuuuukteln”, fällt mir Andriel keuchend ins Wort, als wolle er gar nicht gerettet werden und zu allem Überfluss, wagt er es auch noch, total lebensmüde, Darwin anzuspucken. Dieser schmiert sich die blutige Rotze unbeeindruckt von der Wange, positioniert sich neu und öffnet den Reißverschluss seiner Hose.
“Tu es nicht”, warne ich Darwin, als er sich die Packung Kondome zurück erobert und sogleich eins herausholt.
“Mir reichts”, kündigt er an und obwohl ich bemerke, dass seine Hände zittern, als er sich den Gummi über den Schwanz rollt, weiss ich, dass Reden zwecklos ist. Wenn ich Andriel wirklich helfen will, muss ich mich auf Darwin stürzen und ihn zwingen aufzuhören. Scheisse, ist heute Vollmond oder warum zum Teufel drehen alle durch?
“Wideerliichee Schwuk..”, ein Hustenanfall überkommt den Mann auf dem Boden. Keine Sekunde später wird das Loch gestopft. Erstickende Gurgelgeräusche erfüllen den leer gefegten Hinterausgang des Pills und werden begleitet von dumpfen Schlägen gegen den schwarzen Asphalt. Darwins Abgebrühtheit macht selbst mich sprachlos. Ich wusste ja, dass er auf harten Sex steht, aber sowas hätte ich ihm nicht zugetraut. Bis anhin habe ich mich immer für den Gefühlskalten von uns beiden gehalten. Doch der heutige Abend beweist, dass Darwin eine tickende Zeitbombe ist und sich weniger im Griff hat, als ich bisher vermutet habe. Was wäre wohl passiert, wenn Andriel nicht dazwischengefunkt hätte, als Darwin sich von mir einfordern wollte, was ihm wegen der gewonnenen Wette zusteht? Würde ich auf dem Boden liegen und gegen meinen Willen schlucken müssen? Hätte Darwin bei mir genauso wenig Hemmungen, sich einfach zu holen, was er will? Fragen über Fragen und keine Antwort in Sicht.
Statt mich nochmals einzumischen, ergreife ich kommentarlos die Flucht und überlasse Andriel seinem Schicksal.
Beim Kastenwagen angekommen, zünde ich mir eine Zigarette an, um erstmal zu verdauen, was sich vor meinen Augen abgespielt hat. Es dauert eine Weile, bis Darwin auftaucht und das Auto entriegelt. Wie zuvor nehme ich auf dem Beifahrersitz platz und Darwin setzt sich hinter das Steuer.
“Lebt er noch?”, frage ich unverblümt und erhalte als Antwort lediglich ein Achselzucken. Für den Rest der Fahrt schweigen wir uns an und als wir zurück im Etablissement sind, machen wir damit weiter. Darwin begibt sich zu seiner Tür und ich zu meiner.