Deepweb Babygirl 2 - Mexico

Deepweb Babygirl 15. Juni 2022

Der Flug nach Mexico City hat knapp 11 Stunden gedauert und ich bin heilfroh wieder Boden unter meinen Füssen spüren zu können.
„Nathaaaaaan…!“, flötet es laut aus der wartenden Menge und ich muss nicht lange suchen, da entdecke ich ihn, Dante. Er strahlt mich an, rückt seine sündhaft teure Gucci-Sonnenbrille zurecht und wedelt mit seinem „Dante-Investigations-Schild“ wild umher. Ich widerstehe dem Drang mich umzudrehen und in den nächsten Flieger Richtung Heimat zu steigen und steuere stattdessen mutig mit einem aufgesetzten Lächeln und ohne Gepäck auf Dante zu.
„Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Nathan!“, er angelt seinen übergrossen Sombrero vom Kopf und setzt ihn mir auf. „Sie sehen fabelhaft aus! Mexico steht Ihnen!“, säuselt er und erntet prompt von mir einen finsteren Blick. „Wo ist denn Ihr Koffer?“
Gespielt theatralisch blickt er hinter mich und sucht nach meinem Gepäck. „Sehr witzig, Arschloch.“ Schockiert schlägt er sich die Hände vor den Mund. „Nathan, Sie brauchen einen neuen Spitznamen für mich, jetzt wo wir doch… Geschäftspartner sind.“ Er dreht sich um und bahnt sich mit seinem Dante-Investigations-Schild einen Weg durch die Menschenmasse. Wortlos folge ich ihm und mustere die umherstehenden Leute. Dantes Hintermänner müssen sich hier irgendwo verstecken. Egal, für wie bescheuert ich ihn halte, unterschätzen würde ich ihn nicht mehr. Bin ich paranoid? Ja. Aber lieber paranoid als ausgeliefert.
Keiner scheint mich und Vampirscherzkeks grossartig zu beachten. Ein etwas dickerer Kerl mit Bierbauch und Schnauzer flucht lautstark, als Dante ihm, einfach so weil er im Weg steht, mit seinem Schild eine gegen den Ranzen gedonnert hat, aber ansonsten… nichts Auffälliges.
Als ich mich am Bierbauch vorbeiquetschen will, packt dieser mich am Shirt und zieht mich zu sich ran.
„Erziehen Sie Ihren Sohn, kein Anstand der Junge!“ Dante? Mein Sohn? Ich ringe um Beherrschung, um nicht auf der Stelle laut loszulachen, aber da taucht schon Dante neben mir auf, blickt zwischen Bierbauch und mir hin und her, holt aus und zimmert dem Bierbauch nochmal sein Schild gegen den Ranzen.
„Lassen Sie meinen Daddy in Ruhe!“
Perplex starre ich Dante und dann den aufgebrachten, sich vor Schmerzen krümmenden Bierbauch an, und kann nicht anders. Der Lachanfall überwältigt mich und zwingt mich in die Knie.
„Schön, dass Sie sich amüsieren, Nathan, können wir?“

Auf dem riesigen Parkplatz vor dem Flughafen steuert Dante geradewegs auf einen schwarzen Hammer zu und öffnet die Beifahrertür. „Steigen Sie ein. Sie fahren.“  Ich bleibe wie angewurzelt stehen und spüre wie meine Kinnlade in Zeitlupe herunterfällt.
„Das ist ein verdammter Hammer!“
„Tatsächlich, Sie sind ja ein richtiger Autokenner. Schön nicht?“
„Lass mich raten, den hast du nicht von meinem Geld gekauft.“
„Sie haben Recht!“
Er steigt ein und ich tue es ihm gleich. Der weiche Ledersitz von der Luxuskarre passt sich perfekt meinem Hinterteil an und ich fühle mich, als würde ich wie Son Goku auf einer flauschigen Wolke sitzen und gleich losfliegen. Während ich mit Tränen der Bewunderung das glänzende, dunkelgrüne Lenkrad des Wagens bewundere, holt Dante das Navi aus seinem kleinen Rucksack auf dem eine übergrosse Chili aufgedruckt ist. Dante im Mexicofieber.

„Lord der Hölle oder die hübsche Kleine aus dem Café?“ Verwirrt reisse ich meinen Blick vom Lenkrad weg und schaue in das grinsende Gesicht von Dante.
„Was?“
„Wollen Sie lieber dem Lord der Hölle folgen oder stellen Sie sich lieber vor, eine hübsche Kellnerin aus einem kleinen schnuckligen Café nach Hause zu fahren?“ Er zwinkert mir zu.
„Mir doch egal.“, erwidere ich, verdrehe die Augen und mache den Motor an. Das Baby fängt an zu schnurren und als ich aufs Gaspedal trete, geht mir beinahe einer ab. Was für eine geile Karre.
Dante kichert. „Das gefällt Ihnen, Nathan, nicht wahr?“
Als mir die hübsche Kleine aus dem Café signalisiert bei der nächsten Kreuzung nach rechts auf die Autobahn abzubiegen, schalte ich das Radio ein. Mexikanische Musik dröhnt durch die 6 Lautsprecherboxen vorne aus der Armatur und hinten aus dem Kofferraum. Diese Karre hat sogar Lautsprecher im Kofferraum. Abgefahren! Dante klatscht begeistert in die Hände und fängt an zu der nervtötenden Musik hin und her zu wippen.
„Ich liebe… Mexico!“ Seine Hände ballen sich zu Fäusten und er tut so, als ob er Rasseln in der Hand hat und diese im Rhythmus kräftig schüttelt.
„Wohin fahren wir eigentlich,…“, frage ich und werfe einen Blick in den Rückspiegel, „Arschloch?“ Dante schlägt mit seiner imaginären Rassel gegen meine Schulter und meine Mundwinkel zucken. „Nathan!“ flötet er und ich kontere erneut mit einem etwas genervteren „Arschloch?“  Abrupt beendet er seinen Tanz, kramt in seinem Rucksack rum und holt ein pistolenähnliches Ding heraus.
„Ey Mann! Ich fahre! Leg das Teil weg, oder ich kann für nichts garantieren!“, brülle ich ihn an. „Halten Sie still, es macht nur kurz Pieks!“ Er greift nach meinem Handgelenk und ehe ich das Lenkrad loslassen kann, um ihm das Ding aus der Hand zu schlagen, spüre ich einen stechenden Schmerz im Oberarm. „Fuck! Was soll das?“
„Stellen Sie sich nicht so an Nathan! Das ist nur für den Fall der Fälle.“
„Was für ein Fall der Fälle?“
„Ja, falls Sie versuchen abzuhauen, werde ich Sie mit dem Chip in Ihrem Arm wiederfinden. Mexico ist gross, ich will doch nicht, dass Sie sich verlaufen! Stellen Sie sich vor, was Ihnen alles zustossen könnte?!“
„Ist das dein Ernst?“ Wie ich diesen Kerl hasse.
Mit einem Schulterzucken lehnt sich Dante in seinen Sitz zurück, legt seine Beine auf das Armaturenbrett, richtet seine Sonnenbrille und gähnt. „Wecken Sie mich, wenn wir da sind, ja?“ „Und wohin fahren wir?“, frage ich erneut, etwas strenger als beim ersten Mal. Keine Antwort, der Mistkerl tut so, als würde er schon schlafen. Knurrend drücke ich das Gaspedal durch und gehe in meinem Kopf nochmals meinen Plan durch, während die Einöde links und rechts von der Strasse, beginnt mich allmählich zu beunruhigen.
Als die hübsche Kleine aus dem Café ankündigt, dass wir nur noch einen Kilometer vom Ziel entfernt sind, drehe ich das Volumen des Radios auf Maximum und beobachte wie Dante panisch von seinem Sitz aufschreckt und sich beinahe das eigene Knie in die Fresse gehauen hätte. Schade, eigentlich. Verwirrt starrt er aus dem Fenster ehe er sich zu mir dreht und mich ansieht, wie ein Welpe der gerade…. „Wo sind wir, Nathan?“
„Das fragst du mich? Ich dachte, du weisst wo wir hinfahren?“
„Aber selbstverständlich! Wissen Sie, Nathan,…“ Er lehnt sich vor und holt mit einem Seufzer das Navi aus seiner Vorrichtung, „im Internet sieht alles anders aus, als es in Wirklichkeit ist.“ Er zwinkert mir zu und meine Hand ballt sich automatisch zur Faust, jederzeit bereit, zu zuschlagen. Erstaunlich, was für eine Wirkung sein selbstgefälliges Zwinkern in dieser kurzen Zeit bereits schon auf mich hat. Dante zwinkert und meine Faust reagiert. Ein eingespieltes Team.
Seine Anspielung auf die Bibi-Sache und das daraus entstandene Erpressungsvideo fühlt sich an, wie wenn man Salz in eine offene Wunde streut.
„Du warst selbst noch nie dort?“
„Scheint wohl für uns beiden das erste Mal zu sein. Ist das nicht aufregend?“ Das war’s, mir reicht’s. Man tritt nicht gegen ein verwundetes Tier, wenn es noch nicht definitiv tot ist. Ohne Vorankündigung drücke ich das Pedal durch und lege eine Vollbremsung hin. Dante knallt mit seinem Kopf gegen die Armatur und das Navi fällt auf den Boden. „Überraschung,… Arschloch.“

Ich schnalle mich los, werfe einen Blick über meine Schulter, öffne die Tür und steige aus. Lieber verrecke ich in dieser Einöde, als noch eine Sekunde länger mit dem Vampirverschnitt im gleichen Auto zu sitzen und seinen pseudowitzigen Sprüchen ausgesetzt zu sein. Kaum losgestampft höre ich, wie die Beifahrertür mit einem Stöhnen ebenfalls geöffnet wird. Eins muss man ihm lassen, sein Dickschädel hält einiges aus. „Warten Sie, Nathan!“, brüllt Dante und stolpert schwankend auf mich zu. Ich beschleunige meinen Schritt, obwohl ich keine Ahnung habe, wohin ich überhaupt laufen will. Links, rechts, vorne, hinten nichts ausser ein paar Büsche, Sand, Steine und haufenweise Müll. Weit und breit keine Zivilisation. Nicht mal ein verdammtes Strassenschild.
„Bleiben Sie sofort stehen!“
Droht mir der Mistkerl gerade? Ich lache laut auf, drehe um, packe ihn an seinem Hemd und ziehe ihn so nah an mich ran, dass er das Kratzen meiner Bartstoppeln auf seiner Stirn spüren kann. Der Satin schreit unter meinen Fingerkuppen auf und droht einzureissen. Gut so.
„Du denkst vielleicht, du hast mich an den Eiern, aber du hast falsch gedacht Junge.“, knurre ich. Er erwidert mit einem schiefen Grinsen meinen Blick. Automatisch wandern meine Hände weiter nach oben und umklammern seine Kehle. Während er nach Luft ringt, bricht sein Lächeln nach und nach weiter in sich zusammen, bis die Mundwinkel nur noch eine schmale Linie bilden. Seine Augen färben sich rot und Tränen sammeln sich in ihnen.
Verdammt, dieser Anblick.... Ein Bild von Dante als kleiner Junge schiebt sich aus der hintersten Ecke meiner Erinnerungen in den Vordergrund und ich lasse ihn automatisch los. Er sackt in sich zusammen und fällt vor mir auf die Knie. Prompt rufen meine Gedanken weitere hässliche Bilder in meinem Kopf hervor und ich weiche drei Schritte von ihm zurück. Abstand halten, Nathan.
Dante ringt nach Luft und reibt mit einer Hand über seinen geröteten Hals, während er sich mit der anderen versucht auf dem Boden abzustützen. Super, jetzt tut mir dieser Wichser auch noch leid. Mich selbst verfluchend, stampfe ich wieder auf das Auto zu, steige ein, mache den Motor an und lasse das Fenster herunter.
„Ey, Arschloch, worauf wartest du? Wir sind gleich da!“ Schwach vernehme ich ein Kichern von Dante und beobachte ihn, wie er sich auf seine Beine hievt, hinfällt, es nochmals versucht und dann halb torkelnd, halb kriechend und etwas schleifend sich auf das Auto zubewegt. Jeder Zombie wäre eifersüchtig auf seinen Gang. Vor der Fahrertür bleibt er stehen, lehnt sich ans Auto und flüstert mir leise durch das geöffnete Fenster zu: „Sie schulden mir ein neues Hemd…, Nathan.“, ehe er erneut zusammenbricht.
Auch das noch… beruhig dich Nathan, du hast einen Plan, denk dran, du musst dich beherrschen, mahne ich mich selbst zum gefühlt millionsten Mal seit ich beschlossen habe, in das Flugzeug Richtung Mexico zu steigen. Genervt steige ich aus dem Traumauto aus, versuche dabei die Fahrertür nicht gegen Dantes Kopf zu knallen und lade ihn auf meine Oberarm. Endlich machen sich die paar Monate, die ich im Fitnessstudio verbracht habe, bezahlt. Hallo muskulöse Oberarme.
Als ich Dante auf dem Rücksitz, ja, dort wo Kinder hingehören, angeschnallt und wieder hinter dem Lenkrad Platz genommen habe, starte ich den Motor und lasse mich von der hübschen Kleinen zum Zielort leiten.
Vor einem riesigen Gebäudekomplex mitten in der Pampa halte ich an und parke neben ein paar anderen Autos auf einem improvisierten Parkplatz der lediglich mit einem auf ein Stück Papier gekritzeltes P für Parking gekennzeichnet worden ist.
Ein kurzer Blick in den Rückspiegel verrät mir, dass Dante immer noch ohnmächtig die Rückbank vollsabbert, also beschliesse ich, erstmal den Hammer zu durchsuchen. Sicher ist sicher, oder nicht? Wer weiss, was dieser Dreckskerl hier mit mir vorhat und was für ominöse Waffen er in dieser Karre bunkert.
Bis auf ein paar Kaugummis mit Minzgeschmack, einer Tüte Bonbons, einer Kamera und ein paar Klamotten, habe ich nichts finden können. Es macht den Anschein, als hätte Dante lediglich einen normalen Urlaub in Mexico geplant. Wie unfassbar.. Dante-Untypisch.
Mit einem Piepen des Schlüssels schliesse ich das Auto ab und steuere geradewegs auf den völlig fehlplatziert wirkenden Getränke- und Zigarettenautomaten neben einer Mülltonne zu. Ausgerüstet mit einer Pepsi und einer Packung Marlboro Light lehne ich mich an die Wand gegenüber vom Auto sinke in die Knie und zünde mir eine Zigarette an.
Wo um Himmels Willen sind wir hier gelandet und was hat der Kerl vor?

Gefühlte Stunden später regt sich was im Auto. Dantes Kopf taucht hinter dem Fenster auf. Er hält sich die Hand an die Schläfe und als er realisiert, dass die Tür abgeschlossen ist, schaut er aus dem Fenster und winkt mir mit einem Lächeln im Gesicht, als hätte er ein Pony zum Geburtstag geschenkt bekommen, zu.
Ich verdrehe die Augen, krame den Schlüssel aus meiner Hosentasche und schliesse auf. Keine Sekunde später steigt Vampirscherzkeks aus, klopft sich den Staub vom demolierten Hemd und kommt auf mich zu.
„Guten Morgen Nathan! Das ist ja wunderbar, wir sind schon da!“, euphorisch streckt er die Hände aus und bestaunt das riesige Gebäude vor sich. „Die Arena ist noch grösser als ich sie mir vorgestellt habe.“, sagt er voller Euphorie eher zu sich selbst als zu mir.
Ich stehe ebenfalls auf und klopfe mir den Dreck von der Hose.
„Gut geschlafen, Arschloch?“
„Erstaunlich gut.“ Meine linke Augenbraue schiesst in die Höhe und ich verkneife mir einen weiteren giftigen Kommentar, als ich den blau roten Fleck auf seiner Stirn entdecke.
„Ich bin am Verdursten! Diese Hitze…“, er stöhnt auf und fächert sich mit seiner Hand Luft in sein Gesicht. Ich strecke ihm meine Pepsi entgegen, aber er lehnt ab.
„Wie wäre es mit einem etwas aufregenderen Getränk, Nathan?“
„Was immer du willst, Dante, was immer du willst. Habe ich eine Wahl?“
„Wo ist ihr Kampfgeist geblieben? Mir gefällt Ihr Sinneswandel. Los folgen Sie mir, ob Sie es mir glauben oder nicht, aber in diesem hässlichen grauen Klotz hinter Ihnen, werden die besten Drinks ganz Mexicos gemixt!“
„Bist du nicht zu jung für sowas?“
„Wie alt schätzen Sie mich, Nathan?“ Sein angriffslustiger Blick trifft auf meinen und ich lache laut auf.
„Willst du das wirklich wissen, Arschloch?“
„Aber selbstverständlich, verraten Sie es mir?“
„Vom Verhalten her? Gerade mal aus den Windeln, vom Aussehen her,...Lass mich überlegen… 15?“
„Sie Charmeur!“
„Und, habe ich Recht?“
Er angelt seine Brieftasche aus der engen Khakihose und streckt mir eine Karte entgegen. Mit grossen Augen nehme ich sie an mich und stelle fest, dass es sich bei dieser Karte um seinen Ausweis handelt. Dieses Arschloch ist tatsächlich schon 17 Jahre alt.
„Der ist doch gefälscht.“
„Erstaunlicherweise nicht. Es ist von Vorteil, jünger zu wirken, als man tatsächlich ist.“ Er grinst, nimmt mir die Karte aus der Hand und lässt sie wieder in seiner Brieftasche verwinden.
„Kommen Sie?“

Dante zaubert aus seiner Boxershorts eine zusammengerollte Gebäudeübersichtskarte heraus, öffnet sie, läuft los und ich dackele hinter ihm her. Was er wohl noch so in seiner Hose beziehungsweise Unterhose oder an und in seinem Körper versteckt hat? Er ist wirklich nicht dumm. Anscheinend ist er von Anfang an davon ausgegangen, dass ich früher oder später das Auto oder seinen Rucksack durchsuchen werde. Vorbereit auf alles. Typisch Dante und dummer Nathan.
Vor einer grossen Tür bleibt er stehen. „Sind Sie genauso aufgeregt, wie ich Nathan?“ Ohne meine Antwort abzuwarten gibt er einen Code in das elektronische Kästchen neben der Klinke ein. Die Tür geht mit einem Klick auf. Das ganze Szenario erinnert mich an einen schlechten Film aus den frühen 90ern. Ich komme mir vor als würden Superganove Vampirscherzkeks und ich als sein dummer, verkrüppelter Handlager Igor gerade in eine Bank oder in ein Gefängnis einbrechen.

Werden hier etwa diese Deepweb Pornostreifen gedreht und ich begebe mich gerade in die Höhle des Löwens?
Der Innenbereich des grauen Klotz, wie es Dante betitelt hat, besteht aus einem langen weissen gefliessten Flur mit ein paar postapokalyptischen flackernden Neonröhren, die an der Decke hängen und spärlich Licht spenden. Unbehagen steigt in mir auf als wir an mehreren verschlossenen Türen vorbeilaufen, die ebenfalls mit einem elektronischen Kästchen gesichert sind. Es fühlt sich an, als würden Vampirverschnitt und ich durch ein endloses Labyrinth aus weissen Fluren mit Neonröhren irren und nur darauf warten, dass ein Minotaurus auftaucht, uns auf seine Hörner aufspiesst und qualvoll zerfleischt. Aber im Gegenteil zu mir, scheint Dante ganz angetan von diesem Komplex zu sein, seine Augen leuchten regelrecht beim Anblick der vielen verschlossenen Türen.
Ich bin wohl einfach zu alt für so einen Scheiss. Zu alt, zu misstrauisch und zusätzlich noch mit dem Arschloch hier, dass mich verarscht und mein Leben zerstört hat.

Vor  der Tür 690 bleiben wir stehen und Dante tippt einen Code in das Kästchen. Mit einem Klick geht die Tür auf und… was zur Hölle… Vor uns taucht eine Strandbar im mexikanischen Stil auf mit Pool, Palmen, Sonnenschirm und Liegestühlen. Die knalligen Farben brennen in meinen Augen und ich spüre, wie meine Kinnlade den Boden küsst. Dante neben mir klatscht begeistert in die Hände und setzt sich seine Gucci-Sonnenbrille wieder auf die Nase.
„Das ist… Fantastisch!“, strahlt er mich an und ich nicke geistesabwesend. Fantastisch, ja. Das letzte Mal, als ich von knallbunten Farben und unmöglichen Kulissen überrascht worden bin, bin ich auf LSD gewesen und das ist Jahre her.

Ich nehme neben Dante auf dem Barhocker Platz und tauche meine Füsse in den Sand unter mir. Später werde ich mich dafür verfluchen. Den Sand wieder aus meinen Schuhen zu kriegen wird ein Kampf, den ich zu kämpfen unter anderen Umständen viel zu faul wäre. Aber man trifft schliesslich nicht alle Tage auf eine Oase mitten im Nirgendwo.
Keine Sekunde später steht ein grimmiger Barkeeper mit Schnauzer und Monobraue vor uns und wartet auf unsere Bestellung.
„Ich nehme eine,…hmm… eine Limonade und mein Freund hier hätte gerne zwei Sex on the Beach. Mit Sonnenschirmchen, bitte.“ Dante zwinkert mir zu und ehe ich Einwände bringen kann, holt der schlecht gelaunteste Barkeeper der Welt den Mischbecher aus der Schublade unter der Theke und fängt an meine Drinks zuzubereiten.
„Einer hätte es auch getan.“, murmele ich als die Drinks vor mir abgestellt werden.
Dante schiebt seine Limonade auf die Seite, schnappt sich einen von meinen beiden Drinks und zieht am bunten Strohhalm.
„Der ist auch nicht für Sie, Sie Dummerchen.“ Ich verdrehe die Augen, fische den Firlefanz aus meinem Getränk und kippe es in einem Zug herunter. Die Flüssigkeit brennt in meinem leeren Magen. Ordentlich Pepp im Glas. Dante hat nicht gelogen, die Cocktails sind wirklich bombastisch.
„Kommen wir zum Geschäft, Arschloch.“, sage ich schroff und drehe mich zu Dante um.
„Warten Sie, ist das nicht mein Part?“ Er nimmt einen weiteren Schluck von dem geklauten Sex on the Beach und dreht sich zu mir.
Als sich unsere Augen treffen, fahre ich fort. Jetzt oder nie, Nathan.
„Jetzt wird der Spiess umgedreht.“
„Ich mag Spiesschen vom Grill, besonders mit…“
„Ich meine es todernst, jetzt ist Schluss mit lustig.“, unterbreche ich mit etwas mehr Druck in der Stimme.
„Na gut Nathan, was wollen Sie?“
Ich hole den USB-Stick aus meiner Hosentasche und lege ihn auf Bar.
„Oh nein, ein Stick! Bitte tun Sie mir damit nicht weh!“ Dante hält sich die Hände vors das grinsende Gesicht und tut so würde er sich vor mir fürchten. Dir wird das Grinsen gleich vergehen, Arschloch.
„Sehr witzig. Auf diesem Stick ist ein Video. Ein Video von dir, wie du… von deinem Daddy gefickt wirst.“ Ich beobachte Dantes Gesicht in der Erwartung Überraschung, Entsetzen,  oder vielleicht sogar ein bisschen Angst darin zu finden. Aber er erwidert bloss für ein paar Sekunden emotionslos meinen Blick ehe er anfängt, laut loszulachen. Als er sich wieder gefasst hat, wischt er sich die Tränen aus den Augen. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Reaktion.
„Ein toller Streifen, nicht wahr?“ Verarscht mich dieser Bastard gerade?
„Ich meine das ernst.“
„Oh, haben Sie sich davon erhofft, dass ich weinend zusammenbreche und Ihnen alles gebe, was Sie wollen, damit Sie mir mit diesem Stick nicht das Leben ruinieren, so wie ich Ihres ruiniert habe?“
„So ungefähr…“ Aus seinem Mund klingt mein Plan wirklich lächerlich…
„Nathan, Sie …sind so unfassbar niedlich!“ Er legt seine Hand auf meine Schulter und kichert erneut.
Perplex starre ich zwischen dem Stick auf der Bar und ihm hin und her. So habe ich mir mein Plan ganz und gar nicht vorgestellt.
„Wo auch immer Sie dieses Video her haben, es ist bereits überall im Netz und wissen Sie was? Es macht mir nichts aus. Es ist mir…“, er lehnt sich näher zu mir herüber, bis seine Lippen mein Ohr berühren und flüstert leise: „…egal“ Meine Nackenhaare stellen sich auf und reflexartig packe ich ihn an der Schulter und schiebe ihn von mir weg. Wut garniert mit etwas Verzweiflung lodert in mir auf.
„Dir ist egal, dass jeder zuschauen kann, wie du von deinem Daddy gefickt wirst, während deine Mutter tot im Hintergrund rumbaumelt?“
Er blinzelt ein paar Mal bevor er wieder anfängt zu lachen.
„Ja.“
„Du bist nicht normal…“
„Ist das alles, oder haben Sie noch einen Plan B, Nathan?“
„Weisst du, vorhin hätte ich dich umbringen können, Bastard, das einzige was mich davon abgehalten hat, ist  die Tatsache, dass du Dreckskerls mir leid getan hast. Du bist doch komplett wahnsinnig. Wirst vom eigenen Daddy gefickt und willst, dass ein Kerl aus dem Internet genau das gleiche deiner Schwester antut. Was für ein kranker Bastard tut das seiner eigenen Schwester an.“
„Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Oder nicht?“

Das Klickgeräusch der Tür unterbricht unseren Streit. Dante und ich drehen beide den Kopf. In der Türspalte taucht eine Frau auf komplett eingehüllt in rotem Lack und Leder, ungefähr in meinem Alter, mit weissen langen Haaren. Uh.. la la. Bei diesem Anblick vergesse ich sogar das, was ich Dante gerade an den Kopf werfen wollte und halte Ausschau nach einem Eimer, mit dem ich im Notfall meinen Sabber auffangen könnte. Diese Frau sieht aus, … wie ein Erdbeertörtchen mit Puderzucker. Und ich liebe… Erdbeertörtchen mit Puderzucker.
Als die Frau direkt auf uns zukommt, steht Dante auf und streckt die Arme aus. Die beiden umarmen sich und ich fühle mich, als wäre ich im falschen Film. Dante und die Frau in Leder kennen sich?
„Darf ich Ihnen Nathan vorstellen?“ flötet Dante und nickt mir zu.
„Aber… selbstverständlich. Sie sind also der Mann mit dem überaus scharfen Fickstil.“ Beim Klang ihrer Stimme spüre ich, wie mein Schwanz anfängt vor Freude zu wedeln. Paar Sekunden später  erst  wird mir bewusst, was sie gerade gesagt. Schmerzhaft erinnere ich mich an die Kommentare unter dem Video, mit dem Dante mich erpresst hat. Sie muss wohl diejenige sein, die meinen Fickstil liebt.
„Ja… ich schätze, genau der bin ich.“ Zögerlich reiche ich ihr die Hand und als sie den Händedruck erwidert, frösteln mich ihre kalten Finger.
„Mein Name ist  Nathalia, aber sie dürfen mich nennen, wie sie wollen.“
Dante zeigt auf den Hocker, auf dem er vorher noch gethront hat und signalisiert ihr Platz zu nehmen. Sie bedankt sich und bestellt sich prompt einen Vodka Orange. Was für eine Frau.
„Habe ich erwähnt, dass die Lady hier Russin ist?“ Mit einem Kichern setzt sich Dante neben sie und zieht ebenfalls am Strohhalm seines Drinks.
„Du hast gar nichts erwähnt.“, murre ich und starre auf das leere Glas vor mir. Super, knallhart wird mir meine jetzige Situation klar. Ich sitze mitten in der Pampa mit Vampirscherzkeks und der Fickstil-Tussi. Egal, wie scharf die Braut neben mir ist, sie feiert es, wie ich ein Kind gefickt habe und das widert mich an. In meinem Kopf stelle ich mir vor, wie das Erdbeertörtchen mit Puderzucker gerade  it Anlauf in eine Toilette springt und runtergespült wird. Adieu, wunderschöne Illusion einer in ledergehüllten Partnerin.
„Habe ich nicht? Komisch, muss wohl an den fürchterlichen Kopfschmerzen liegen, die ich wegen ihres nicht ganz so schicken Fahrstils habe.“, er wirft mir einen giftigen Blick zu. Ich bin gewillt ihm meinen Mittelfinger zu demonstrieren, unterlasse es aber und zucke lediglich mit den Schultern.
„Nathalia, wunderschöne Nathalia. Ich bin hocherfreut, dass Sie kommen konnten. Nathan hat leider noch einen kleinen Jetlag.“
Sie dreht sich zu mir um und mustert mich, als wäre ich ein Turmspringer kurz vor dem Sprung.
„Er ist… perfekt, Dante! Diese Muskeln, diese braunen Locken und…dieser Schwanz. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass ausgerechnet ich mitmachen darf.“
„Mitmachen wobei?“
„Er weiss noch gar nichts davon?“
„Wovon weiss ich noch nichts?“
„Ich bin noch nicht dazu gekommen, Ihm davon zu erzählen, er war gerade dabei, mich mit seinem USB-Stick zu bedrohen.“
Ihr überraschter Gesichtsausdruck weicht einem verwirrten. „Einem USB-Stick?“
„Nathaaaan….“, säuselt Dante und wird von einem lauten Gong unterbrochen. „Oh, die Vorstellung fängt gleich an, die will ich nicht verpassen. Los gehen wir!“
Er springt von seinem Hocker und Nathalia tut es ihm gleich. Nur ich bleibe leicht angesäuert sitzen. Da spüre ich die eiskalten Finger von Nathalia an meinem Oberarm. „Kommen Sie Nathan, so etwas haben sie bestimmt noch nie gesehen.“

Widerwillig folge ich den beiden mit etwas Abstand und bewundere dabei Nathalias aussergewöhnlich lasziven Hüftschwung. Das so eine Frau sich auf so widerlichen Websites rumtreibt und zu sieht, wie wehrlose Kinder gefickt werden, zerstört mein Weltbild komplett.
Vor der Tür 666 bleiben wir stehen. Ein Kerl, bulliger als ein Stier, steht vorne Schmiere und blüht in seiner Funktion als harter, unbarmherziger Türsteher komplett auf. Dante streckt ihm ein Blatt Papier entgegen und hält ihm sein Dante-Investigations-Visitenkärtchen unter die Nase. Der Kerl mustert uns abschätzend,  lässt uns aber, ganz egal für wie seltsam er uns zu halten scheint, durch.
Was sich hinter dieser Tür befindet, haut mich noch mehr aus den Socken als die Strandbar. Eine riesige Arena, ähnlich wie das Colosseum im Rom, präsentiert sich vor uns.
„Ist das nicht aufregend?“ Dante dreht sich im Gehen zu uns um und schenkt uns sein schönstes und jungenhaftestes  Lächeln, das er bisher je gelächelt hat. Nathalia strahlt mich an und auch ich zwinge mich zu einem gequälten aber fröhlichen Gesichtsausdruck. Es ist wirklich beeindruckend. Anscheinend hat Dante hier Plätze gebucht, denn er steuert geradewegs auf ein paar Stühle in der Mitte der Tribüne zu und setzt sich.
„Was zum Henker tun wir hier?“, frage ich ihn.
„Die Show geniessen und Geld verdienen, Nathan.“
„Er hat wirklich keine Ahnung, wo wir hier sind oder Dante?“
„Noch nicht, er regt sich immer so schnell auf, ich will ihm doch nicht die Überraschung kaputt machen. Das wäre sehr unhöflich von mir.“
„Ich sitze direkt neben euch, ich kann euch hören.“, fluche ich genervt.
Nathalia holt ein Fernglas aus ihrer Handtasche und reicht es Dante, der sich überschwänglich dafür  bedankt.
Als die beiden anfangen, sich auf Russisch weiter zu unterhalten, überfliegen meine Augen die Arena. An jedem Eingang stehen mindestens zwei mexikanische Polizisten und ein bulliger Türsteher. In der Mitte der Arena befindet sich eine riesige Bühne und hinter dieser ist ein grosser Bildschirm angebracht, der wie eine riesige Kinoleinwand wirkt. Links und rechts an der Bühne stehen abgeschirmt von der dem Publikum farbige Blechcontainer mit Türen und Fenstern.
Die ganze Show scheint entweder aufgenommen oder live übertragen zu werden, denn die Decke ist übersäht mit Kameras. Genauso wie es Dante mag. Kameras überall. Vom Kamerahimmel hängen ein paar Mikrophone und direkt auf der riesigen Bühne steht mittendrin nochmal eins. Automatisch muss ich an ein Konzert meiner Lieblings Metalband denken. Hier aufzutreten wäre richtig geil.

Langsam wird die Tribüne voll und der überaus grosse Männerteil unter dem Publikum fängt an mich zu beunruhigen. Normalerweise bin ich mir so ein Männeransturm nur von Actionfilmen wie The Expendables gewohnt. Ein lauter Gong reisst mich aus meinen Gedanken und der Bildschirm hinter der Bühne leuchtet auf. Eine knallrote 10 auf schwarzem Hintergrund erscheint und als ein zweiter Gong die Arena erschaudert, weicht die 10 einer 9. Das ist ein Countdown. Neugierig stütze ich meine Ellenbogen auf meinen Knien ab und lehne mich vor.
8…GONG…. 7….GONG….6…GONG….5…..GONG….4…..GONG….3….GONG….2….GONG….1….GONG… die Menge fängt an zu toben. 0.  Ein ohrenbetäubender Schrei durchdringt durch den Raum und das Publikum steht auf und klatscht in die Hände. Dante und Nathalia neben mir erheben sich ebenfalls begeistert von ihren Plätzen und machen mit. Nur ich bleibe sitzen und beobachte skeptisch das Szenario, dass sich mir bietet. Die Leute sind komplett aus dem Häuschen.
Ein Mann mit schwarzem Mantel und Stiefel steuert elegant und winkend auf das Mikrophon in der Mitte der Bühne zu. „Hallo meine Freunde der Dunkelheit, Hallo meine Liebhaber des Schmerzes und des Abartigkeit.“ Der Mann bestaunt mit offenen Armen das Publikum und… Moment mal, diese Stimme,… ich stehe ebenfalls auf und mustere Dante neben mir. Seine Unterlippe fängt an zu zittern und ich spüre, wie sich sein ganzer Körper anspannt. Als er bemerkt, dass ich ihn anstarre, ziehen sich seine Mundwinkel in die Höhe und er lächelt mich gekünstelt an, ehe er sich wieder dem Mann auf der Bühne widmet.  „Es ist mir eine Ehre, euch alle zu den alljährlichen Painolympics begrüssen zu dürfen! Seid ihr bereit? Freut ihr euch auf Schmerz,… Blut,… Wahnsinn…. und Sex???!“  Die Menge tobt und brüllt vor Enthusiasmus. Nur ich und Dante, ganz egal, wie sehr er es versucht zu verbergen, stehen da wissend und mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch. Der Mann auf der Bühne ist ganz offensichtlich Dantes Vater.
Auf dem Bildschirm taucht in grossen blutigen Buchstaben PAINOLYMPICS auf. Links und rechts flackern Ausschnitte aus Videos auf von,… abgetrennten Körperteilen, Vergewaltigungen, zerfledderten Tieren und weitere Abscheulichkeiten. Ich spüre, wie mein Sex on the Beach wieder meine Speiseröhre hinauf kriecht und fange an zu würgen.
„Das nenne ich Begeisterung! Sehr schön! Viele Teilnehmer haben sich beworben und nur wenige haben die Chance live in dieser Arena aufzutreten und uns eine unvergessliche Show zu bieten, die wir niemals vergessen werden! Natürlich gibt es, wie jedes Jahr ein Preisgeld.“ Eine fünfstellige Zahl erscheint  auf dem Bildschirm.
„Desto besser und härter die Show, desto mehr Kohle im Pott! Die Zuschauer hier in der Arena und zu Hause vor dem Bildschirm haben interaktiv die Chance das Geschehen auf der Bühne zu beeinflussen und zu voten, wer weiterkommt und wer am Ende die Kohle hier absahnt. Also Teilnehmer, werft während eurer Show immer wieder einen Blick auf die Leinwand über mir. Dort werden ohne Zeitverzögerung alle Kommentare und Wünsche unserer Zuschauer eingeblendet. Zuschauer können Wünsche platzieren, bezahlen einen gewissen Betrag und wird dieser vom Teilnehmer erfüllt, erhält er Punkte und steigt in der Rangliste auf. Der Teilnehmer mit den meisten Punkten, bekommt am Schluss alles. Bis auf den letzten Cent! Ist das nicht geil????!“ Und wieder tobt die Menge und ein paar Geldscheine fliegen durch die Luft.
„Wie jedes Jahr gibt es keine Grenzen und Regeln!“ Ein weiterer Kerl marschiert auf die Bühne  und zieht eine Frau an einer Leine hinter sich her. Dantes Vater nimmt die Leine an sich, zieht die Schlinge um ihren Hals noch enger und während die Frau um Atem ringt, kickt er in die Kniekehle.  Sie geht zu Boden. Er zückt ein Messer aus seiner Manteltasche, geht in die Hocke und schlitzt ihr genüsslich die Kehle auf. Sie röchelt ins Mikrophon. Blut spritzt aus der Wunde in das Gesicht von Dantes Vater. Als er das Blut von Lippen und Messer geleckt hat und die Frau sich in seinen Armen nicht mehr zuckt, steht er auf und brüllt: „LET THE SHOW… BEGIN!“
Das ganze Publikum schreit und ich übergebe mich. Was zur Hölle… ich reibe mir über die Augen. Das muss ein verdammter Albtraum sein, das kann nicht echt sein. Meine ganze Welt fängt an sich zu drehen. Ich übergebe mich erneut und keine Sekunde später wieder. Wie durch ein Vakuum spüre ich wie Dantes Hand über meinen Rücken streichelt und als ich sie versuche wegzuschlagen, verliere ich das Gleichgewicht, kippe vom Stuhl und knalle mit meinem Kopf gegen die Rücklehne von dem Kerl vor mir.
Die Matratze unter mir fühlt sich weich an und ein kühler Luftzug weht über meine nackten Beine. Reflexartig versuche ich nach der Decke zu greifen, um mich zu zudecken. Aber es geht nicht. Meine Arme lassen sich nicht bewegen. Ich spüre etwas Enges um meine Handgelenke. Panisch öffne ich die Augen und schaue direkt in das grinsende Gesicht von Dante.
„Haben Sie gut geschlafen, Nathan?“
Ich spucke ihm ins Gesicht und starre an mir herunter und stelle fest, dass ich an ein Bett gefesselt bin. Vampirscherzkeks wischt sich meine Spucke von der Wange und klettert von mir runter. „Das ist sehr unhöflich von Ihnen. Versprechen Sie mir, dass Sie nicht abhauen, wenn ich sie losmache?“
„Dir verspreche ich gar nichts, Arschloch. Mach mich sofort los, ich will hier raus! Ihr seid alle irre!“ Ich strample wild um mich und mein Brustkorb hebt und senkt sich vor Wut.
„Beruhigen Sie sich Nathan. Sie können noch nicht gehen. Ich brauche Sie. Sie und ich, wir machen mit an den… Painolympics.“
„Bist du wahnsinnig? Ich werde garantiert nicht mitmachen, such dir einen anderen Fickbullen!“
Beim Wort Fickbulle lacht er laut los und zieht hinter seinem Rücken eine Spritze hervor. „Es gibt keinen besseren, wie nannten Sie es, Fickbullen als sie es sind. Vorsicht, das tut kurz weh.“
„Warte! Was ist das??? Tu das nicht!“ „Keine Sorge, es wird Sie nur ruhig stellen, Sie sind aktuell viel zu aufgebraucht, um klar denken zu können, Nathan.“
Ich zappele noch stärker und als Dante die Spritze ansetzt und ich einen stechenden Schmerz in meinem Ellbogen spüre, werde ich automatisch ruhig. Wärme strömt durch meinen Körper und kribbelt unter meiner Haut. Meine Muskeln lockern sich und meine Glieder fühlen sich unglaublich entspannt und zugleich schwer an.
„Was ist das für ein Zeug?“
„Das mein Freund ist H19. Das gleiche, was ich Emily verabreicht habe, als Sie sie ….gefickt haben, um es mit Ihrem Wortschatz auszudrücken.“
„H19? Noch nie etwas davon gehört.“
„Es ist neu auf dem Markt. Alles, was ich Ihnen nun antun werde, wird sich für Sie unglaublich schön anfühlen. Glauben Sie mir, Nathan.“
Er geht aus dem Raum und kommt mit einer Rasierklinge zurück. Dann klettert er auf meinen erschlafften Körper und grinst mich an.
„Bereit?“
„Was hast du vor, Arschloch?“
„Lassen Sie sich überraschen.“
Ich hätte genickt, aber mein Körper funktioniert plötzlich ganz anders und reagiert viel langsamer auf die Impulse, die mein Hirn ihm sendet.
Als Dante die Klinge über meine Brust gleiten lässt, mache ich mich auf einen brennenden Schmerz gefasst, der nicht kommt, stattdessen spüre ich, wie sich die Hitze in meiner Brust anstaut und das Kribbeln an dieser Stelle noch intensiver wird. Automatisch stöhne ich auf und hätte mich im selben Moment dafür Ohrfeigen können.
„Schön, nicht?“, säuselt Dante und schneidet mit der Klinge noch tiefer, bis eine klaffende Wunde entsteht. Blut strömt aus der Wunde und tropft auf das Laken. Aber anstelle von Schmerz, spüre ich nur dieses angenehme…, heftige… Kribbeln.
„Nathan, Sie bluten das ganze Laken voll! Warten Sie.“ Dante springt von mir herunter und verschwindet im Bad.
Meine Augen kleben an der Wunde und beobachten, wie immer mehr Blut aus der Wunde tritt. Als meine Sicht allmählich verschwimmt, taucht Dante wieder auf ausgerüstet mit Faden und Nadel und beginnt, die Wunde zu zunähen. Bei jedem Stich muss ich mich zusammenreissen, nicht gleich wieder los zu stöhnen. So gut fühlte es sich an. Dieses H19 ist soeben zu meiner absoluten Lieblingsdroge aufgestiegen.
„Das heisst, Emily hat überhaupt nichts gespürt?“
„Nicht nichts, Sie hat das gleiche gespürt, wie Sie jetzt spüren.“
„Ich verstehe…“
„Geht es Ihnen jetzt besser, Nathan?“
„Nein, es ist immer noch falsch, Kinder zu ficken.“
„Ich brauche Sie Nathan, haben Sie die Zahl auf dem Monitor gesehen?“
„Ja.“
„Diese Zahl wird steigen, Sie und ich, wir werden als reiche Männer hier rausgehen. Sie können ein neues Leben anfangen. Häuser, Frauen, teure Autos, eine eigene Insel… alles was Sie wollen! Das klingt doch fantastisch, nicht?“
„Ich werde keine Kinder ficken und niemanden umbringen, Arschloch. Für kein Geld der Welt. Lieber verrecke ich hier.“
„Sie machen es mir wirklich schwer, Nathan…“
Dante verschwindet aus dem Raum und kommt nach wenigen Minuten wieder mit einer weiteren Spritze in der Hand.
Mit etwas Anlauf schwingt er sich auf mich und positioniert sein Hinterteil auf meinen Oberschenkel. Als er in mein entsetztes Gesicht blickt, legt er den Kopf schief, drückt etwas Flüssigkeit aus der Spritze und sieht mich an, wie das Kind auf der Kinderriegelverpackung.
„Leg das Ding sofort weg!“, brülle ich ihn an und versuche ihn mit aller Kraft von mir zu schütteln. Vergebens. Mein Körper weigert sich vehement. Meine Bewegungen sind träge und egal, wie sehr ich versuche meine Muskeln anzuspannen, ich rühre mich kaum.
„Sie lassen mir keine andere Wahl.“ Mit der einen Hand fingert er an meiner Gürtelschnalle rum und als er die Hose offen hat, zwinkert er mir zu.
„Ist es für Sie genauso aufregend, wie für mich?“
„Mach keinen Blödsinn!“
„Dann werden Sie mein… Fickbulle.“
„Niemals.“
„Tja, dann versuchen Sie es zu geniessen, Nathan.“
Ich protestiere lautstark, aber Dante lässt sich nicht aufhalten, hebt sein Hinterteil an, zieht meine Hose mitsamt Boxershorts runter und sticht mit der Nadel direkt und ohne zu Zögern in meine Lende. Meine Sicht fängt an sich zu verziehen und das Kribbeln verwandelt sich in ein angenehmes Kratzen und Jucken, das sich anfühlt als ob angenehme Elektrostösse, über und unter meine Haut fliessen. Weit entfernt höre ich Dante lachen und sein Gesicht verformt sich zu einer abstrakten Visage. Mein Zeh fängt an taub zu werden und die Taubheit wandert weiter hinauf in meine Beine, überspringt meinen Lendenbereich und als sie bei der Brust ankommt und sich plötzlich auflöst, flutet eine Hitzwelle über meinen Körper. Druck baut sich in mir auf und verschwommen nehme ich wahr, wie Dante sich über mir aufbäumt und sein Hemd auszieht.  Seine linke Hand holt aus und als er mir die Nadel der Spritze erneut in den Unterleib rammt, ergebe ich mich und lasse mich von dem Kribbeln überwältigen.

Ich erwache mit einem ordentlichen Kater und das, obwohl ich bis auf den Sex on the Beach nichts getrunken habe.  Was auch immer dieses H19 ist, was mir Dante verabreicht hat, es haut rein. Meine Handgelenke sind immer noch am Bettbalken festgemacht und als ich mich im Raum umsehe, entdecke ich Dante in einer Ecke auf einem Stuhl sitzend mit einer Kamera in der Hand.
„Hey Arschloch, mach mich los.“
„Guten Morgen, Nathan. War es für Sie genauso schön wie für mich?“ Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Knurrend reisse ich an dem Lederband der Fessel, schlage mit meinen Beinen aus und spüre, wie der Lattenrost unter mir nachgibt. Das Bett bricht in der Mitte durch und mit einem Rums lande ich mitsamt zentimeter-dicken Matratze auf dem gefühlt härtesten Boden der Welt.
Leise vernehme ich ein Kichern aus der Ecke.
„Mach mich los, du Wichser.“
„Ich ein Wichser? Sehr unverschämt, mich so zu nennen, nach diesem.. spektakulären Abend, den wir zusammen verbracht haben.“
Lückenhaft kommt ein Teil der Erinnerung zurück, gefolgt von diabolischen Kopfschmerzen. Was hat der Kerl mit mir angestellt, als ich nach dem zweiten Stich in die Lende ohnmächtig geworden bin?
„Dante, ich meine es ernst, mach mich los.“
Es klopf an der Tür. Dante springt von seinem Stuhl auf und öffnet sie. Zum Vorschein kommt ein Hüne von Mann. Der Kerl ist garantiert zwei Meter lang und mindestens die Hälfte breit. Ich schlucke und in meinem Kopf tanzen Bilder von diesem Mann auf, wie er sich über mich beugt und anfängt für Dante ein kleines Schwulenfilmchen mit mir zudrehen. Ich winde panisch  mich von links nach rechts, ziehe noch stärker an der Fessel, doch bis auf das Knarren und Flehen des zusammengestürzten Bettgestells unter mir erreiche ich damit gar nichts.
„Was ist denn mit dem los?“ Beim lauten Tonfall des Kerls zucke ich zusammen und fange an zu beten. Bitte, lieber Gott im Himmel, falls es dich gibt, mach dass der Kerl… nur kurz eine Pizza vorbei bringt. Genau, der Kerl ist nur ein Pizzabote. Bitte,… und falls nicht, lass ihn einen kleinen Schwanz haben, so einen kleinen Minipimmel, einer kaum dicker als mein Finger ist…
„Kastor! Was für eine unheimlich Freude, Sie zu sehen!“ Küsschen rechts, Küsschen links. „Das ist Nathan. Er… ignorieren Sie ihn einfach. Wie geht es Jester? Wo ist Emily? Ist sie wohl auf?“
Emily? Seine Schwester ist hier?
„Jester geht es ausgezeichnet. Emily ist noch im Auto, haben noch einen Abstecher in den MC-Donalds gemacht. Sie wollte ein Happy Meal.“
„Wie zum Henker merkt man, dass Emily ein Happy Meal will, wenn sie stumm ist?“, sage ich eher zu mir selbst als zu den anderen, die mir gerade synchron böse Blicke zu werfen.
„Was ist das denn für ein Arschloch?“, brüllt der Hüne.
„Das ist mein Geschäftspartner. Ist er nicht ein Goldstück?“
Als hätte man einen Schalter betätigt, lache ich laut und hysterisch auf.
„Wir… Geschäftspartner.. Glauben Sie ihm kein Wort, das Arschloch hält mich hier gegen meinen Willen fest!“
„Nathan, ich wusste gar nicht, dass Sie so ein guter Schauspieler sind!“
„Soll ich ihm eine reinhauen, Donnie?“
„Lassen Sie es gut sein, Kastor. Er hatte eine… harte Nacht.“ Dante zwinkert dem Hünen von Mann zu, legt seine Hand auf die kräftige Schulter und führt ihn, ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer raus.

Na toll? Und was ist mit mir? Ich darf hier rumliegen und Schäfchen zählen, oder was? Frustriert kicke ich mit meinen nicht gefesselten Beinen in die Luft und fühle mich wie ein strampelndes Balg, das sich im Supermarkt auf den Boden wirft und flennt, weil es Süssigkeit XY nicht bekommt. Über diese Kinder hat sich Letizia immer aufgeregt und gemeint, das wäre der Grund, warum sie kein Kind von mir haben wolle und dann tauscht sie mich ausgerechnet gegen Ralf aus, der eins dieser Sorte zuhause bei sich wohnen hat. Ironie, nicht?
Ehe ich mich weiter über meine Verflossene und die Grausamkeiten des Lebens aufregen kann, wird die Tür erneut geöffnet und Dante und eine Schar ältere Männer inklusive zwei Frauen treten ein. Hinter ihnen herdackelnd Kastor, der irgendwelche Koffer schleppt und keine Pizza.
„Nathan, Sie liegen ja immer noch auf dem Boden rum!“ Dante dreht sich zu seinen Anhängern um und vollführt mit seinen Händen eine einladende Geste.
„Herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Zimmer, die Herrschaften und die Damen. Wie sie sehen, ist er in Topform! Ein weiteres Bett ist seinen Stosskünsten unterlegen!“ Er gluckst und sein Volk stimmt mit ein. Sie starren mich alle an, als wäre ich ein Stück Wild serviert mit Preiselbeeren und Spätzle, fertig für den Verzehr. Einer von Ihnen, ein älterer Herr mit einer hässlichen blauen Wölkchen-Krawatte leckt sich genüsslich über die Lippen und der andere, der direkt neben der hässlichsten Krawatte der Welt steht, glotzt mich mit grossen Kuhaugen an und fasst sich anerkennend in den Schritt. Was zur Hölle…
Ich beschliesse einfach die Augen zu schliessen und Mozarts Fünfte vor mich hinzusummen. Irgendwie muss man sich seiner Umgebung anpassen und wenn man umzingelt ist von Irren, wird man einfach auch ein bisschen wahnsinnig. Nicht? Ist ja schliesslich Gruppenzwang hier.
Ich höre, wie Dante sich mir nähert und in die Hocke geht und als ich seine warmen Lippen mal wieder an meinem Ohrläppchen spüre, zucke ich ungewollt zusammen.
„Ich wusste gar nicht, dass Sie Klassik mögen…“, flüstert er leise in mein Ohr und richtet sich wieder auf.
„Keine Sorge, ihm geht es gut. Er bereitet sich nur auf seinen grossen Auftritt vor. Kastor, würdest du Nathan vom Bett losmachen? Ich werde mir ein paar Cocktails mit unserem hochrangingen Besuch genehmigen.“
Im Hintergrund nehme ich Kastor genervtes Stöhnen wahr und spüre, wie meine Mundwinkel zucken.  Kann ich diesen Hünen von Mann überwältigen und abhauen? Ein Versuch ist es wert.
Als ich die Augen wieder öffne, beugt sich die hässliche Krawatte direkt über mich und begafft mich mit seinen wässrigen Augen.
„Dante! Warte. Ich habe aufgehört zu trinken. Ich würde viel lieber unseren Fickbullen ein bisschen näher kennenlernen. Ist das in Ordnung?“
Fickbullen? Wirklich? Dieser Spitznamen ist wohl dank Dante schon in Aller Munde. Meine Augenbraue schiesst in die Höhe und mein Blick wandert zwischen Dante und der Krawatte hin und her. Dante zuckt wenig überrascht mit der Schulter und dreht sich um: „Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Jim.“, dann setzt er sein triumphierendes Lächeln auf und verschwindet mit den anderen aus dem Zimmer.
Ich bin gewillt ihm hinterherzuschreien, dass er mich nicht mit dem Vollidioten und dem Kastenschrank alleine lassen soll, aber die Fassungslosigkeit hält mich ab. Hat der Kerl mich gerade Fickbulle genannt und angedeutet, er möchte mich besser kennenlernen? Mein Mageninhalt kündigt an, meinem Gaumen einen Besuch abzustatten. Ist das einer von Dantes Hintermänner? Ist er nicht zu alt, um mit so einem Knirps wie Vampirscherzkeks zusammenzuarbeiten? Fragen über Fragen. Kastor zu überwältigen wäre schon eine Herausforderung, aber dazu noch die wuchtige Krawatte? Ich bin geliefert.
Genervt stampft Kastor zu mir und stemmt den Rest Bett an dem ich noch hänge, inklusive mir hoch. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding, als ich den Boden mit meinen Füssen berühre. Okay. Der Kerl ist wirklich ein Tier. Sobald ich selbstständig auf meinen Füssen stehe, bricht er den Holzbalken in der Mitte durch und ich befreie mich aus dem Teil der Lederfessel, der daran angebracht worden ist. Die Handgelenke sind zwar immer noch aneinander fest geschnürt, aber mein Befinden-Status hat sich enorm verbessert. Bildlich stelle ich mir vor, wie meine Füsse gerade den Boden küssen und mit ihm eine innige Beziehung anfangen möchten.
„Was ist mit der Handfessel?“, frage ich den Hünen, dieser hebt nur abwehrend die Hände und kratzt sich über den Oberarm. „ Er hat nur gesagt  ich solle dich vom Bett losmachen, der Rest ist deine Sache. Schwächling.“
„Schwächling? Wie bitte? Aber Kastor, schauen sie sich diese Muskeln an! Das ist die muskulösere und testosterongeladenere Version von David Garret! Diese langen Haare… einfach nur.. faszinierend.“, meldet sich die Kravatte zu Wort und läuft im Kreis um mich rum als stände ich zur Aktion fest.
Kastor lacht laut auf und setzt sich auf den Stuhl in der Ecke, wo vorhin Dante gegessen hat. Wahrscheinlich bewacht dieser Kerl jetzt die Tür und Krawatte kann hier drin anstellen mit mir was er will. Wie viel er wohl dafür bezahlt hat? So langsam komme ich mir wirklich vor, als wäre ich unfreiwillig zur Prostitution genötigt worden. Nathan, die Nutte. Korrigiere,… ich meine natürlich Nathan, der Fickbulle. Mooh-fuckin-woh.
Da mir im Moment keine andere Wahl bleibt, beschliesse ich mitzuspielen und die Krawatte zu meinem Verbündeten zu machen.
„Tja, Kastor, der Mann hier findet mich faszinierend.“, spitzzüngle ich und spanne meinen Oberarm an.
Krawatte stöhnt beim Anblick meiner Muskeln auf und seine Augen glänzen vor Begeisterung.
„Darf ich… anfassen?“, fragt er flüsternd und ich nicke. Als seine ekligen Finger meinen Oberarm berühren, fällt mir auf, dass er am Ringfinger doch tatsächlich einen Ehering trägt. Was will ein verheirateter Bastard an so einem Ort wie diesem?
„Wirklich bemerkenswert. Ich wünschte, ich hätte ihren Körper. Was man damit alles anstellen könnte! Ich muss sagen, unser Dante hat eine perfekte Wahl mit ihnen getroffen! Sie sind perfekt für diesen Job! Ich habe ihr Video verschlungen,… wie sie zustossen und diese ganze Kätzchen-Einbrecher-Fassade. Wow. Sie müssen wissen, ich kenne Dante schon seit er klein ist. Sein Vater und ich sind Sandkastenfreunde, wenn sie verstehen, was ich meine! Haben Sie Marie gekannt?“
Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke. Dantes Vater und Krawatte sind Freunde? Krawatte kennt Dante seit er klein ist?
„Marie?“
„Ja, Dantes Mutter. Wirklich eine Schande, dass sie nicht mehr unter uns weilt. Sie hat immer so tolle Himbeer- und Pfefferminzbonbons gemacht. Die waren ein Orgasmus für den Gaumen!“
„…ich habe sie nicht gekannt…“, murmle ich und spüre, wie meine Hände nach der Kehle dieses Mistkerls greifen wollen.
„Wissen sie nicht, dass Dantes Vater sie ermordet hat?“
„Doch selbstverständlich! Er hatte keine Wahl. Sie verstand nicht, was wir hier tun. Sie fand es… widerlich, abstossend, wollte zur Polizei und Viktor verlassen. Das ging natürlich nicht, also hat er sie entsorgt. Ich hab ihm sogar geholfen. Wir alle. Das hat uns  alle näher zusammengebracht. Ich  bin wie ein Onkel für Dante. Schade,… dass er so schnell erwachsen geworden ist. Viktor muss stolz auf seinen Sohn sein, dass er an den Painolympics dieses Jahr mit ihnen teilnimmt. Schöner wäre natürlich gewesen, wenn er selbst teilgenommen hätte, aber der Kleine möchte nicht selbst auftreten. Schade eigentlich…“
Unendlicher Hass steigt in mir auf und ich muss mich zusammenreissen, nicht auf der Stelle diesen Dreckskerl auseinander zunehmen. Ich bin umzingelt von verdammten Kinderfickern und Mördern. Einer kompletten Kinderfickfamilie.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Sie schwitzen am ganzen Körper.“ Im Augenwinkel nehme ich wahr, wie Kastor die Faust ballt und in Versuchung ist, aufzustehen und mir eine über den Schädel zu ziehen.
„Alles gut.“, lüge ich gequält und ringe um Selbstbeherrschung. Nur nicht ausrasten. Beruhigen. Einen Ausweg heil hier rausfinden.

In diesem Moment streckt Dante den Kopf zur Tür rein. „Die Show fängt bald an Jim, die anderen erwarten Sie bereits.“
„Oh, natürlich. Ich mache mich gleich an den Weg. Wirklich Dante, ein tollen Mann hast du dir an Bord geholt!“
„Vielen Dank Jim, Sie haben Recht. Er ist ein echtes… Sahneschnittchen.“
„Das ist er.“, erwidert Krawatte, klopft mir auf die Schulter und stolziert arschwackelnd aus der Tür. Dante schliesst hinter sich ab und greift in seine Hosentasche und holt zwei glänzende Handschellen raus.
„Nur zu ihrer Sicherheit Nathan, ich will nicht, dass sie hier noch jemanden anfallen und verletzt werden könnten.“
Ehe ich Einwände einbringen kann, packt mich Kastor von hinten und hält meine Lederfesseln steckenden Handgelenke in fest. Mit einem Klack schnappen die Handschellen zu und Dante hopst einen Schritt weiter von mir weg. „Egal, was sie tragen, es steht Ihnen immer ausgezeichnet! Sie fragen sich bestimmt, wer die netten Leute von vorhin sind. Das ist unser kleiner Fanclub! Sie werden Sie anfeuern und unterstützen. Das ist natürlich alles Teil von meinem diabolischen Plan. Wer liebt Kinderfickerei nicht mehr als ein abscheulicher Ring aus Kinderficker von Deutschland und Österreich. Sie nennen sich übrigens die Gummibärenbande. Niedlich, finden Sie nicht auch?“
„Ich hasse dich.“, erwidere ich knurrend und spucke ihm auf die Ledersandaletten, die wirken als kämen sie direkt aus den 90ern. Dantes Blick folgt meiner Spucke und seine Mundwinkel wandern nach unten.
„Wissen Sie, wie teuer die waren, Nathan? Das kommt gleich auf die Liste, der Dinge, die Sie mir schulden. Passen Sie auf, bald gehört mir ihr Anteil auch noch, wenn Sie so weitermachen und noch mehr Schulden anhäufen.“
„Du unterstützt Wichser, die deine Mutter um die Ecke gebracht haben, Arschloch!“
„Kommen Sie, wir verpassen sonst die Show!“

Wir machen uns im Beatles-Stil auf dem Weg zur Arena. Dante voraus, ich direkt hinter ihm und Kastor bildet das bedrohliche Schlusslicht, das mich notfalls davon abhält aus der Reihe zu tanzen. Raum 666. Die Pforte zur Hölle.
Die Arena ist noch voller als beim letzten Mal und auf jedem Platz sitzt ein Arsch. Wortwörtlich. Dante lässt sich direkt auf den Stuhl neben Nathalia plumpsen, die bereits auf uns gewartet hat, und ich setze mich neben Dante und Kastor neben mich. Die Gummibärenbande scheint Gott sei Dank wo anders zu sitzen. Ich lege meine in Handschellen gefesselten Hände auf meine Oberschenkel und schaue in Richtung der Tribüne. Die scheint sauber gemacht worden zu sein. Kein Spritzer Blut mehr weit und breit, als wäre nie eine Frau darauf brutal abgeschlachtet worden.
„Wissen Sie Nathan“, Dante stupst mich an, „hier werden die besten Tortillas der Welt angeboten. Möchten Sie auch einen?“ Er kramt in seiner Tasche nach einem Tortilla und hält ihn mir unter die Nase. Ich werfe ihm lediglich einen genervten Blick zu und drehe den Kopf weg. „Nicht? Ich hätte Sie auch gefüttert!“
Ein Gong dröhnt durch den Raum und hätte mir beinahe das Gehör aus dem Kopf geknallt. Die Lichter gehen aus und alle Scheinwerfer werden auf die Mitte der Tribüne gerichtet. Laute Musik strömt aus den Lautsprecher Boxen und ein Ding, das aussieht wie ein übergrosser Fleischwolf wird von zwei Muskelpaketen aus einem der Container gerollt und auf die Bühne verfrachtet. Die Musik wird leiser und Viktor, Dantes Vater taucht aus einem der anderen Container auf und  mit Schwung springt auf das Ding drauf. Ein echter Athlet.
„Einige von euch werden sich an die Maschine unter mir erinnern. Für die anderen unter euch, darf ich vorstellen? Der Flesh-Crasher-9000! Warum ich euch den zeige? Gute Frage. Richtet eure Augen auf die Leinwand hinter mir. FILM AB!“
Ein Countdown von 10 bis 1 wird heruntergespielt. Als der Countdown die 1 erreicht, hallt ein weiterer Gong durch die Arena. Der Schriftzug Romeo und Julia wird in roten Buchstaben eingeblendet. Dann sieht man auf der Leinwand ein Mann der mitten auf der Bühne steht direkt neben dem Flesh-Crasher-9000. Eine nackte Frau in einem Käfig wird hereingerollt. Sie schreit und kauert in der einen Ecke ihres Metallgefängnisses. Der Mann umkreist den Käfig einmal wie ein Tier und bedankt sich beim Publikum. „Ich danke euch für dieses Geschenk!“ Er öffnet den Käfig, packt die junge Frau an den Haaren und zieht sie raus. Dann schleift er sie über den Boden und präsentiert sie der tobenden Menge. Er zieht sie weiter hoch bis ihr Gesicht direkt vor dem seinem ist und presst seine Lippen auf ihre. Sie schreit und windet sich, schlägt mit ihren Beinen aus und versucht den Mann zu treten. Dieser lacht nur laut auf, zerrt sie erneut über den Boden, hebt sie an und schiebt sie Kopf voran in die Öffnung der Maschine. Man hört einen dumpfen Aufschlag, wimmern und Schläge gegen den Blechbauch der Maschine. Dann läuft der Mann nochmals um die Maschine und bleibt direkt vor dem Drehrad stehen, brüllt und fängt an, das Rad schwerfällig zu drehen. Der ohrenbetäubende Schrei der Frau dröhnt durch die Maschine und aus Öffnung spritzt Blut und Fleisch und… ich spüre wie ich anfange zu hyperventilieren und mein Puls rast in die Höhe.  Angewidert und fasslungslos drehe den Kopf weg. Diese Bastarde… diese verdammten…Bastarde.
Dante neben mir kaut weiter fröhlich auf seinem Tortilla rum, während Kastor ebenfalls mit dem Brechreiz zu kämpfen scheint und nervös mit seinen Füssen gegen den Boden trommelt.

Als der Film vorbei ist, werden die Scheinwerfer wieder auf Viktor gerichtet. „Der Flesh-Crasher 9000 meine Freunde! Warum zeige ich euch das? Der Mann in dem Video ist der Sieger des letzten Jahres. Zusätzlich zu der ganzen Kohle haben wir ihm einen kleinen Zusatzgewinn gesponsert. Eine unberührte Jungfrau! Seht euch an, was er schönes mit seinem Gewinn angestellt hat! Dieses Jahr gibt es natürlich auch wieder einen verlockenden Zusatzgewinn und wir hoffen, der Sieger wird genauso kreativ sein, wie Tom letztes Jahr und mit seinem Zusatzgewinn uns ebenfalls eine Show liefern, die wir niemals vergessen werden. Das ist natürlich kein MUSS.!“ Ein lautes „Ohhhh“ und Widerstandsgebrüll rumort durch die Arena. „Ohhh, aber aber meine Freunde. Lasst eure Köpfe nicht hängen, bisher hat uns kein Gewinner in Stich gelassen und der Flesh-Crasher-9000 ist jederzeit einsatzbereit!“ Viktor streichelt über die Maschine und die Menge fängt wieder an zu jubeln. „Bevor die Show beginnt und der erste Teilnehmer die Bühne rocken wird, möchten wir euch gerne den Zusatzgewinn dieses Jahres schmackhafter machen. Augen und Lauscher auf die Leinwand gerichtet! Film ab!“
Der Scheinwerfer geht aus und ein weiterer Countdown wird auf der Leinwand abgespielt. Man sieht wie der Kameramann dieses Filmes durch ein Haus läuft, die Kamera auf den weissen Parkettboden gerichtet. Dann öffnet er eine Türe und die Kamera wird auf ein pinkfarbenes Bett,…
Ich spüre wie etwas Weiches auf meinen Fuss fällt und schaue zwischen meine Beine auf den Boden. Als ich einen angefressenen Tortilla neben meinen Schuhen entdecke, richte ich meinen Blick auf Dante neben mir. Dieser starrt mit offenen Mund die Leinwand an. Was zum Henker… als ich ebenfalls wieder zur Leinwand sehe, wird gerade ein junges Mädchen in einem hübschen Blumenkleid gezeigt, dass neben dem pinkfarbenen Bett mit ihren Puppen spielt. Der Kameramann positioniert die Linse aufs Bett. Dann läuft er ins Bild und ich erkenne Dantes Vater. Das…. kommt mir unheimlich… bekannt vor. Viktor nimmt das Mädchen an der Hand und zieht es zu sich hoch. Als er ihr das Kleid über den Kopf zieht, fängt sie an zu weinen. Er befiehlt ihr, sich aufs Bett zu legen und sobald sie liegt, macht er ihre Handgelenke mit einem Seil am Balken vom Bett fest. Mit einem Ruck reisst er ihr das Höschen herunter.
Dante neben mir fängt an nervös in seiner Tasche rumzukramen. Ganz offensichtlich kennt er dieses Mädchen. Hatte Dante etwa zwei Schwestern?
„Dante, komm her.“ Mein Blick wandert automatisch wieder zur Leinwand. „Nimm sie dir mein Sohn!“ Dante taucht im Bild auf, nackt mit einem Seil um die Kehle. Erstaunt stelle ich fest, dass das Video gar nicht so alt sein kann, er sieht fast genauso aus wie jetzt und warum ist ein Seil um seinen Hals angebracht? Was zum Henker…
Viktor stosst seinen Sohn direkt auf das Mädchen. Dieses schreit und wimmert unter Dantes Gewicht auf. Er hingegen gibt keinen Laut von sich, liegt nur bewegungslos auf ihr.
„Fick sie mein Sohn, oder ich knalle euch beide ab!“ Der Lauf eines Revolvers taucht vor der Linse auf und dann fängt Dante an, seine Hüfte zu…
Ich kann nicht hinsehen. Dante vergewaltigt ein wehrloses Mädchen unter der Regie seines Vaters. Ich starre Dante an, der noch immer neben mir in seiner Tasche verzweifelt nach etwas zu suchen scheint.
Als der Film kurz nachher fertig ist, schreit die Menge nach Mehr. Die Scheinwerfer werden wieder auf Viktor gerichtet. Dieser hält die Hände hoch und lässt sich von der Masse feiern. In dem Moment holt Dante  eine Tüte aus der Tasche, schiebt sich ein Bonbon in den Mund und lehnt sich zurück in seinen Stuhl. Als wäre nichts gewesen.
„Vielen Dank, vielen Dank meine Freunde. Ihr fragt euch bestimmt, warum ich euch das gezeigt habe. Carmen, bring den Zusatzgewinn!“ brüllt er und auf sein Kommando wird von einer vollbusigen Carmen in Lederkluft ein Kinderwagen hereingerollt. Ein Kinderwagen?
Carmen überreicht Viktor den Kinderwagen und verschwindet wieder von der Bühne. „Hier drin liegt meine Enkeltochter! Sie ist der Zusatzgewinn der diesjährigen Painolympics!“ Viktor beugt sich zum Kinderwagen herunter, holt ein Neugeborenes heraus und präsentiert es wie bei König der Löwen der  ausrastenden Menge. Meine Kinnlade fällt hinunter und mit ihr Dantes Bonbontütchen. Ich starre zwischen dem Baby und Dante hin und her. Dantes Mund steht genauso offen wie meiner und eine einzelne Träne kullert über seine Wange. Seine Tochter… ist der Zusatzgewinn… Als ich mich aus der Schockstarre lösen kann, remple ich Dante mit meiner Schulter an und flüstere ihm leise zu: „Ich bin dabei.“

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